Es war schon zu ahnen, dass sich die Stadtverwaltung schwertun würde mit der von der Grünen-Fraktion vorgebrachten Idee, auch auf dem Bernhardiplatz in Reudnitz eine Erinnerungsstätte für jugendlichen Widerstand im Nationalsozialismus zu schaffen. Auch das Ringen um das Memorial auf dem Lindenauer Markt hat ja einige Jahre gedauert. Das Memorial soll eigentlich für alle widerständigen Jugendgruppen stehen, betont die Verwaltung. „Ein weiterer Gedenkort zur Erinnerung an den jugendlichen Widerstand im NS ist nicht vorgesehen.“
Die Erinnerung an den Widerstand der Leipziger Jugend im Nationalsozialismus werde mit dem kürzlich eingeweihten „Meuten Memorial“ auf dem Lindenauer Markt bereits berücksichtigt, erklärt das Referat für strategische Kulturpolitik in seiner Stellungnahme zum Grünen-Antrag.
Die Grünen hatten beantragt, einen Erinnerungsort für den Widerstand der Leipziger Jugend gegen die NS-Diktatur im Leipziger Osten zu schaffen, genauer am Bernhardiplatz, wo sich in der NS-Zeit die Jugendgruppe „Lille“ traf. Dafür soll von der Stadtverwaltung ein Beteiligungsprozess organisiert werden. Die Realisierung soll bis Oktober 2028 erfolgen.
Ein Memorial für alle
Doch die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass mit dem kürzlich eingeweihten „Meuten Memorial“ auf dem Lindenauer Markt bereits ein ortsübergreifender Gedenkort zur Erinnerung an den jugendlichen Widerstand im NS existiert, und schildert sehr ausführlich, warum das „Memorial“ für alle widerständigen Jugendgruppen in der NS-Zeit stehen soll: „Im April 2025 wurde das ursprünglich vom Jugendparlament initiierte ‘Meuten Memorial’ auf dem Lindenauer Markt eingeweiht.
Es steht stellvertretend für den Widerstand verschiedener Leipziger Meuten im Nationalsozialismus und beinhaltet auch das Gedenken an Meuten in anderen Stadtteilen, wie im Leipziger Osten. Ein weiterer Gedenkort zur Erinnerung an den jugendlichen Widerstand im NS ist nicht vorgesehen.
Das Theater der Jungen Welt (TdJW) hat in Kooperation mit dem Kollektiv Plus X für den Lindenauer Markt einen Gedenkort entwickelt, bestehend aus 3 Steinen (1,4 m x 0,5 m x 0,5 m), die zum Verweilen einladen. Die Steine tragen eine eingearbeitete LED-Laufschrift.“
Der Stadtverwaltung sei auch bewusst, dass es im Stadtgebiet verschiedene Gruppen der Leipziger Meuten gab. Diesem „dezentralen Wirken“ trage das „Meuten Memorial“ Rechnung, indem die eingearbeiteten LED-Schriften auf andere Orte der Meuten im Leipziger Stadtgebiet – unter anderem in Reudnitz, Kleinzschocher und Connewitz – hinweisen. Das „Meuten Memorial“ bleibe durch die LED-Schrift flexibel wandelbar und es sei vorgesehen, dass im Rahmen partizipativer Projekte der Inhalt der Aufschriften neu ausgerichtet werden kann.
Und was wird mit der „Lille“?
„Ein alternativer Ansatzpunkt für das Erinnern an die Meute ‘Lille’ im Leipziger Osten könnte sein, im Austausch mit dem Theater der Jungen Welt (TdJW) Ideen für die Bespielung der LED-Laufschriften des ‚Meuten Memorials‘ zu entwickeln, die temporär eine bestimmte Meute herausgreifen. Der Gedenkort ist zudem mit einem QR-Code versehen, sodass eine Verlinkung zu weiterführenden Informationen im Internet möglich wird“, versucht die Stellungnahme aus dem Kulturdezernat einen Kompromissvorschlag zu machen.
„Darüber hinaus ist vorstellbar, dass weitere Theaterformate oder Vermittlungsprojekte im Leipziger Osten initiiert werden – ähnlich wie dies mit Johannes Herwigs ‚Bis die Sterne zittern‘ 2023 im Werk 2 erfolgte oder mit Formaten rund um die Einweihung des ‘Meuten Memorials’ gemeinsam mit Sascha Lange.“
Ein knapper Sachstand zu alternativen Erinnerungsformen könne dem Fachausschuss Kultur vorgestellt werden. Allerdings blieben, so betont die Stellungnahme, zivilgesellschaftliche Impulse für die Ideenentwicklung entscheidend.
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