Ursprünglich geplant war die Lesung „Abenteuer am Fluss“, dem Buch, in dem Prof. Dr. Bernd Gerken von seinen Reisen entlang den Flüssen in aller Welt berichtet, im Café Oink am Karl-Heine-Kanal, leicht erreichbar auch für Fußgänger. Doch nun findet sie am Samstag, 11. Mai, um 15 Uhr im Domhaus an der Domholzschänke (Domholz 1, 04435 Schkeuditz) statt. Da ist man mit dem Fahrrad gut beraten hinzufahren.

Prof. Dr. Bernd Gerken, Ökologe, bereist und erforscht seit mehreren Jahrzehnten Wälder, Flüsse und Auen. Auch im Leipziger Auwald als einem der größten noch existierenden Auenwälder in Mitteleuropa ist er gern zu Gast. Und er zeigt, dass Flussauen in aller Welt ganz ähnlich funktionieren – und die Leipziger Elsteraue daher eigentlich keine Ausnahme ist. Ihr Problem ist: Sie ist seit 100 Jahren vom Wasser, von ihrem ureigensten Fluss abgeschnitten. Und wer sie wieder zu einem artenreichen, lebendigen Biotop machen will, der plant ihre Wiedereröffnung.

Deshalb nimmt Gerken auch zu folgenden Fragen Stellung: Was ist das Besondere an einer Aue? Was gibt es dort für Geheimnisse? Warum sind Tiere in einer Aue so wichtig? Und warum sind Auen für uns wichtig? Im Anschluss sind Interessierte eingeladen, bei gutem Wetter auf einen kleinen Spaziergang im Wald an der Domholzschänke auf der Suche nach den dort heimischen Tieren und Pflanzen mitzukommen.

Neues Unterstützervideo

Parallel meldet der einladende Verein NuKLA e.V. weitere Unterstützung durch den deutschlandweit bekannten Förster Peter Wohlleben, der offensiv wie kaum ein anderer für einen nachhaltigen Umgang mit geschützten Wäldern umgeht.

Anlass für seine Videobotschaft ist das Scheitern des NuKLA e. V. erstinstanzlich vor dem Leipziger Verwaltungsgericht. Eine genaue Begründung für die Abweisung der Klage liegt zwar noch nicht vor, aber der Konflikt entbrannte ja 2018 bekanntlich um die Frage: Hat Leipzigs Forstabteilung das Recht, mit dem nach europäischem Recht streng geschützten FFH-Gebiet Leipziger Auwald so umzugehen, wie es in den Forstwirtschaftsplänen niedergelegt ist, und jedes Jahr tausende Kubikmeter gesunder Biotopbäume zu fällen unter der Behauptung, damit würde man die Artenvielfalt im Auenwald retten?

Oder ist die Begründung falsch und Leipzigs Stadtforsten verstoßen mit diesen forstwirtschaftlichen Eingriffen in den streng geschützten Auenwald gegen die Auflagen des europäischen Naturschutzrechts? Wovon NuKLA ausgeht.

Dass NuKLA diesen Kampf recht allein führt in Leipzig, hat auch mit der Art der sächsischen Verwaltung der Schutzgebiete zu tun. Nirgendwo sind tatsächlich fachlich kompetente Schutzgebietsverwaltungen eingesetzt. Im Gegenteil: Die größten und wertvollsten Landschaftsschutzgebiete hat der Freistaat Sachsen in die Verwaltung des Staatsbetriebes Sachsenforst gelegt. Eine Zuordnung, die auf jeden Fall die Grünen im Landtag massiv infrage stellen, denn es sieht nicht danach aus, als würde die Artenvielfalt in diesen Schutzgebieten auf diese Weise erhalten, geschweige denn verbessert. Im Gegenteil: Teile der Schutzgebiete werden forstwirtschaftlich genutzt, wertvolle Baumbestände gefällt.

Und nicht nur dort.

Dasselbe geschah ja im Winter auch in den Teilen des Schutzgebietes Leipziger Auensystem, die vom Staatsbetrieb Sachsenforst betreut werden, obwohl diese Waldgebiete Leipzig bzw. dem Landkreis Nordsachsen gehören. Das zuständige Amt im Landkreis war regelrecht überrascht, als NuKLA dort die Fällung hunderter gesunder Eichen und Eschen anzeigte. Aber auch dort hat man das Problem: Nicht die Umweltschutzbehörde bestimmt, was in den Schutzgebieten getan wird oder unterlassen wird, sondern der Staatsbetrieb erstellt Forstwirtschaftspläne, in denen eindeutig die forstwirtschaftliche Nutzung dieser Waldstücke dominiert. Es ist genauso wie in Leipzig, wo die Abteilung Stadtforsten nun 2018 erstmals ihren Forstwirtschaftsplan zur Abstimmung in den Stadtrat geben musste. Zuvor konnte das gewählte Stadtparlament nicht einmal Ja oder Nein zu den forstwirtschaftlichen Eingriffen in das Landschaftsschutzgebiet sagen.

Peter Wohlleben hält die Klage für wichtig, weil dieser ungeklärte Zustand augenscheinlich in ganz Deutschland gilt. Die wertvollen Schutzwälder werden weiter forstwirtschaftlich genutzt, obwohl auch er aus den geltenden Naturschutzgesetzen herausliest, dass eine solche forstliche Nutzung und gar das Fällen wertvoller Biotopbäume nach Naturschutzrecht nicht zulässig sind. Sie beschädigen eindeutig den Schutzstatus der eigentlich streng geschützten Arten und Lebensräume. Sollten die Gerichte endlich klären, dass es so ist, müssten die Bundesländer endlich die Zuständigkeiten für die Naturschutzgebiete neu ordnen.

Das Problem ist natürlich – wie so oft: Städte wie Leipzig rechnen damit, dass die unteren Gerichtsinstanzen, die immer wieder gern im Sinne der Kommunen entscheiden, die Klage abweisen, weil die in Sachsen herrschende Grauzone im Umgang mit den Schutzgebieten scheinbar eine Entscheidung „sowohl als auch“ möglich macht. Was dazu führt, dass NuKLA wieder höhere Gerichtsinstanzen anrufen muss mit der möglichen Folge, dass es am Ende bis zum Europäischen Gerichtshof geht. Ein Weg, den sich staatliche Instanzen mit Steuergeldern leicht leisten können. Sie sitzen finanziell am längeren Hebel.

NuKLA muss jetzt eine Menge Geld sammeln, um die weiteren Instanzen überhaupt anrufen zu können. Auch dazu ruft Wohlleben auf.

Die Lesung mit Bernd Gerken aber kann man sich schon mal im Kalender vormerken:

„Abenteuer am Fluss“, Prof. Dr. Bernd Gerken berichtet von seinen Reisen entlang der Flüsse in aller Welt, am Samstag, 11. Mai, 15 Uhr im Domhaus an der Domholzschänke. Anmeldung per Mail an info@nukla.de. Und über eine freiwillige Spende würde sich NuKLA als anerkannter Naturschutzverein auch freuen.

Das Video mit Peter Wohlleben
https://www.nukla.de/2019/04/helft-dem-leipziger-auwald-video/

Sachsens Schutzgebiete sollen wieder direkt einer verantwortlichen Naturschutzbehörde unterstellt werden

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