Wie wichtig es ist, auch bei Gebäudesanierungen darauf zu achten, welche Tiere die Gebäude zu ihrem Unterschlupf gemacht haben, zeigen jetzt zwei Fledermausnachweise in Sachsen. Beide Fledermausarten waren im Freistaat bislang nicht nachweisbar. Nun aber scheinen sich Alpen- und Weißrandfledermaus in Sachsen zunehmend heimisch zu fühlen. Die eine wurde in Dresden gefunden, die andere in Leipzig.

Bislang waren in Sachsen nur die Vorkommen von 20 Fledermausarten bekannt – bei Nachweisen von insgesamt 25 Arten in ganz Deutschland. Schon seit einigen Jahren besteht jedoch der Verdacht, dass auch im Freistaat weitere Arten vorkommen könnten, weil sich immer mal wieder unbekannte Fledermausrufe bei Untersuchungen mit Ultraschall-Detektoren eingeschlichen haben. Nun ist es gelungen, mittels Netzfang gleich zwei neue Fledermausarten in Sachsen nachzuweisen: die Alpen- und die Weißrandfledermaus.

Erster Reproduktionsnachweis in Deutschland

„Bei einer artenschutzfachlichen Untersuchung im Rahmen einer Gebäudesanierung im Sommer sind Fledermauskennern neuartige Bewohner in der Fuge eines Plattenbaus in Leipzig aufgefallen“, berichtet Bianka Schubert, Fledermausexpertin beim NABU Sachsen. Daraufhin haben Aktive des Fledermaus-Stammtisches Leipzig mit Unterstützung von Fledermausfreunden aus Sachsen-Anhalt dort gezielt Fledermausnetzfänge durchgeführt und ein weibliches Exemplar der Alpenfledermaus gefangen. Sogar ein Vorkommen eines Wochenstubenquartiers in Leipzig konnte bestätigt werden.

„Für die sonst in Deutschland nur mit Einzeltieren nachgewiesene Fledermausart stellt dies nicht nur für Sachsen, sondern deutschlandweit den allerersten Reproduktionsnachweis dar. Das ist eine kleine Sensation“, freut sich Schubert.

Die Entdeckung der Weißrandfledermaus glückte bereits im vergangenen Jahr. „Bei einer Fangaktion, die durch den NABU-Landesfachausschuss Fledermausschutz Sachsen koordiniert wurde, konnten wir in Dresden mehrere Netzfänge durchführen. Dabei ging uns an der Elbe ein männliches Individuum ins Netz“, schildert die NABU-Fledermausexpertin. Ebenso wie Alpenfledermäuse leben Weißrandfledermäuse üblicherweise eher im mediterranen Raum, bislang lag deren nördliche Verbreitungsgrenze in Baden-Württemberg und Bayern. Einzeltiere der Alpenfledermaus wurden zuvor bereits über ganz Deutschland verteilt gesichtet.

Artenschutz an und in Gebäuden

In den nächsten Jahren bleibt es spannend, wie sich diese ursprünglich südlichen Arten weiter nach Norden ausbreiten.

„Da viele Fledermausarten Wärme lieben und an den urbanen Raum gebunden sind, wird es vor allem in unseren Großstädten interessant“, erklärt Bianka Schubert. „Auch deshalb ist es besonders wichtig, bei Sanierungen, neuen und bestehenden Gebäuden den Artenschutz stets ausreichend zu berücksichtigen.“

Fledermausquartiere befinden sich oft in Kirchen, Dachstühlen, hinter Fensterläden an Fassaden, in alten Felsenkellern und Platten- oder Fassadenfugen – und fallen in den vergangenen Jahres viel zu oft Baumaßnahmen zum Opfer.

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