Chris Daiser ist 27 Jahre jung und wohnt in Eilenburg im Landkreis Nordsachsen. Seit einigen Jahren engagiert er sich für die Frühjahrsaktionen, mit denen der Müll, den andere Leute einfach in die Landschaft geschmissen haben, wieder eingesammelt wird. Doch nun in der Zeit der notwendigen Kontaktsperren aufgrund der Corona-Epidemie lassen sich solche gemeinsamen Sammelaktionen kaum organisieren. Was tun?

Dabei war die Sache auch in Eilenburg gerade so richtig ins Laufen gekommen, erzählt Chris Daiser: „Im Jahr 2018 und 2019 habe ich eine Aufräumaktion bei uns in Eilenburg durchgeführt. Im ersten Jahr mit nur drei Teilnehmern, aber letztes Jahr waren wir bereits 54 freiwillige Helfer. Zusammen haben wir allerlei gesammelt und am Ende ungefähr drei Container zusammenbekommen. Darunter befand sich vor allem Unrat, welcher in den Flussauen (Mulde) angeschwemmt wurde: vor allem Plastik, Glasflaschen, Styropor. Aber auch Autoreifen, eine Autokarosserie, Fernseher und andere Haushaltsgegenstände haben wir gefunden. Dieses Jahr wollten wir solch eine Aufräumaktion wiederholen, aber zuerst hat uns das Hochwasser einen Strich durch die Rechnung gemacht und zusätzlich kam leider das Coronavirus, wodurch kein Folgetermin bisher möglich war.“

Um den Müll dennoch aus der Natur zu bekommen, hat sich der Eilenburger entschlossen, so weit wie möglich allein bzw. zu zweit loszuziehen. Und wer offenen Auges loszieht, findet natürlich wieder jede Menge Unrat.

Das Muldeufer vor und nach einer Sammelaktion. Foto: Chris Daiser
Das Muldeufer vor und nach einer Sammelaktion. Foto: Chris Daiser

„Die letzten Tage haben wir auch reichlich Müll zusammengesammelt. Wieder in den Flussauen und an einem Industriegebiet (ECW) in Eilenburg, welches anscheinend gerne zur illegalen Müllentsorgung genutzt wurde“, erzählt Chris Daiser.

„Wir haben u. a. Kabelverkleidungen, Bauschutt und kiloweise Dachpappe gefunden und diese zusammengetragen. In den Flussauen mehrheitlich Glas, sowie Plastikflaschen, Spraydosen, Kanister, Straßenpinguine, Eimer, Feuerlöscher und vieles mehr. Vor allem sind dort Dinge zu finden, welche angeschwemmt werden und teilweise seit Jahrzehnten in der Natur liegen. Bewusst wird einem so was, wenn man Mückenspray aus der DDR findet.“

Aber weil es ja nicht nur ihm so geht sondern allen anderen Sachsen, die sich darüber ärgern, dass unsere Umwelt immer wieder zur Müllkippe gemacht wird, ruft er jetzt alle, denen ihr Land am Herzen liegt, auf zum Mitmachen: „Ich möchte alle Sachsen dazu aufrufen, wenn Ihnen die Natur wichtig ist, nehmen Sie bei Spaziergängen einen Beutel mit und sammeln Sie an Waldwegen oder Gehwegen, beim Laufen oder Gassi gehen immer etwas auf. Das Meiste kann im Glascontainer oder im Gelben Sack entsorgt werden. Bei großen Müllablagerungen informieren Sie bitte ihr örtliches Landratsamt, welches sich dann um die Abholung kümmert. Wenn Sie jemanden erwischen, der illegal Müll entsorgt, melden Sie dies den Behörden.“

Auch soetwas taucht auf: eine alte Spraydose aus der DDR-Zeit. Foto: Chris Daiser
Auch so etwas taucht auf: eine alte Spraydose aus der DDR-Zeit. Foto: Chris Daiser

Es ist ein ganz wichtiger Punkt, den Daiser anspricht, der sehr viel damit zu tun hat, ob Leute nur darüber reden, dass sie ihre Heimat lieben, oder ob sie sich auch wirklich dafür einsetzen, dass sie schön bleibt.

„Es sind die kleinen Dinge welche einen Unterschied bewirken und so können wir ohne direkte Kosten unsere Heimat verschönern. Schmeißen Sie Zigaretten nicht einfach auf den Weg, sondern entsorgen Sie diese bitte in der Aschentonne“, sagt Daiser.

„Wenn Sie es nicht für sich machen, dann für Ihre Kinder, Enkel, Neffen oder Nichten. Jeder von uns hat eine Verantwortung und dieser sollten wir nachkommen. Ich möchte niemandem das Autofahren verbieten, da ich selbst in einer ländlichen Gegend lebe und wir können nicht komplett auf den ÖPNV umsteigen, aber Müll ordentlich entsorgen kann jeder!“

Und er betont auch: „Zusätzlich hat es auch auf die Gesundheit positive Auswirkungen. Man ist an der frischen Luft und bewegt sich 🙂 Zusätzlich tut man für die Gemeinschaft etwas Gutes und wie lautet ein bekanntes Sprichwort: ,Tue Gutes, so widerfährt Dir Gutes‘.“

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Die neue Leipziger Zeitung Nr. 78: Wie Corona auch das Leben der Leipziger verändert hat

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