Und wo wir schon einmal bei Radwegen sind, ist auch eine Frage spannend, die die Stadt mal zu den „Grünachsen“ in Leipzig gestellt hat. Das sind die Wälder, Parks und Auen, durch die man mit dem Rad, dem Boot oder zu Fuß das Stadtgebiet durchqueren kann, ohne dabei (allzu oft) mit dem motorisierten Verkehr in Konflikt zu kommen. Immerhin verlaufen hier auch die überregionalen Radrouten.

Man denke nur an die Parthe-Mulde-Radroute, die durch die schöne Parthenaue führt, oder den Elsterradweg, der sowohl durch den nördlichen wie auch den südlichen Auewald führt.

Ob freilich die zuständigen Ämter klüger werden, wenn sie die Leipziger fragen, wie oft sie hier alltags und feiertags unterwegs sind, darf bezweifelt werden. Dann bekommt man für die sechs abgefragten „Grünachsen“ eher niedrige Prozentwerte. Für den südlichen Auewald bei Connewitz dabei noch die höchsten: 20 Prozent der Befragten, „die die jeweilige Grünachse kennen“, sind hier mindestens mehrmals monatlich unterwegs. Da wird es schon kompliziert, denn eine Auswertung, wie viele Leipziger die „Grünachsen“ kennen, fehlt.

Im südlichen Auewald liegt zum Beispiel die Schleuse Connewitz, findet man den Wildpark und es laufen hier die wichtigsten Wegeverbindungen Richtung Cospudener See und Markkleeberg. Und die Connewitzer sind hier praktisch jeden Tag mit ihren Hunden und Kinderwagen unterwegs. Hier ist ähnlich viel Betrieb wie im Clara-Zetkin-Park – auch wenn der als „Grünachse“ nicht extra abgefragt wurde, obwohl er ein regelrechtes Grünachsen-Kreuz ist. Über das man direkt an der Weißen Elster auch in den Nördlichen Auenwald kommt, wo „nur“ 10 Prozent der Leute, denen zu dem Namen was einfällt, mehrmals im Monat unterwegs sind.

Das kann man nur so stehen lassen, denn möglicherweise hätte man ein anderes Bild bekommen, wenn man Stichworte wie Auensee, Burgaue oder Heuweg gegeben hätte. Stattdessen stand als Erklärung da: „Verbindung zwischen Zentrum, Schkeuditz, Merseburg und Halle“. Was natürlich seine Berechtigung hat. Hier soll ja auch mal irgendwie der Radschnellweg nach Halle entlangführen. Irgendwann sollen Radwege ja mal so gut ausgebaut sein, dass man darauf problemlos in die Nachbarorte fahren kann. In der ganzen Frage steckt also eine Menge Zukunftsmusik.

Und auch noch manche heftige Diskussion in Verwaltung und Stadtrat. Denn allein die Tour auf der Partheroute hat ja gezeigt, dass es oft an Beschilderung fehlt, viele Teilstücke unübersichtlich und gefährlich sind.

Dass man andererseits den sehr kurzen Lene-Voigt-Park extra abgefragt hat, führt ganz bestimmt nicht in die Zukunft, auch wenn sich hier 14 Prozent derer, die ihn kennen, öfter aufhalten. Aber dass man von hier zum Stünzer Park und nach Wurzen kommt, interessiert selbst die meisten Radfahrer nicht. Stichworte wie Anger-Crottendorfer Bahnschneise oder Sellerhäuser Bahnbogen fehlen völlig. Man merkt schon, dass die Leipziger Verwalter selten bis nie mit dem Fahrrad unterwegs sind und die Stadt nur aus Verwaltungssicht kennen. Logisch, dass es dann selten logische und selbstverständliche Lösungen gibt und vieles einfach verkrampft und aufgezwungen wirkt.

Grünachse Nr. 2 liegt den Planern ja bekanntlich sehr am Herzen: Das ist der Karl-Heine-Kanal in Fortsetzung über Lindenauer Hafen bis zum Elster-Saale-Kanal – obwohl jeder Leipziger weiß, dass es am Lindenauer Hafen noch lange keinen befahrbaren Übergang zum Elster-Saale-Kanal gibt und auch ein Radweg dort nicht in Planung ist. Das wäre wirklich ein zukunftsweisender Weg, sinnvoller als die 100 Millionen Euro teuren Kanalträume.

Fast hätten wir „Grünachse“ Nr. 5 vergessen – die Verbindung durch die nördliche Rietzschke-Aue Richtung Schladitzer See, wo die Leipziger augenscheinlich genauso selten unterwegs sind wie in der Partheaue: Selbst zur Erholung machen das nur 6 bis 7 Prozent derer, die die Ecke überhaupt kennen, regelmäßig. Was wohl auch hier daran liegt, dass die Routen nicht allzu attraktiv sind.

Tatsächlich zeigt die Befragung eher, was die Stadt eigentlich noch alles tun muss, um diese Über-Land-Routen wirklich attraktiv zu machen. Den Elster-Saale-Radweg hat man sogar ganz weggelassen. Im Grunde spiegelt sich hier – wie im innerstädtischen Radwegenetz – die fehlende Konsequenz bei Entwicklung und Ausbau der wichtigen Routen, die eben nicht nur bessere Wegebeziehungen ins Umland darstellen, sondern auch im Alltag oft und gern genutzt werden (auch als Ausweichroute für die überlasteten Straßen) und für die Leipziger ein wichtiger Teil der Erholung sind. Oder sein könnten, wenn sie denn hinfänden.

Die Existenz der Wasseradern haben wir ja erwähnt.

Da geht es ja bekanntlich noch viel mehr drüber und drunter.

Also kümmern wir uns darum im nächsten Teil.

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