Am 21. Juli legte die sächsische Arbeitsagentur schon eine Statistik zur Entwicklung der Arbeitsentgelte von Vollzeitbeschäftigten in Sachsen vor. Nun hat auch die Leipziger Arbeitsagentur eine solche Statistik veröffentlicht – diesmal für die Vollzeitbeschäftigten in der Messestadt. Und auch hier zeigt sich, dass sich die Stadt in den letzten Jahren wirtschaftlich stabilisiert hat. Das hat auch für deutliche Lohnzuwächse gesorgt.

Zumindest in einer Gruppe der Beschäftigten – der sozialversicherungspflichtig und in Vollzeit Beschäftigten. Ausgeklammert werden in dieser Statistik alle Beschäftigten in Teilzeit und alle, die in nicht sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten arbeiten.

Das Medianentgelt aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lag im vergangenen Jahr bei bundesweit bei 3.646 Euro. Gegenüber dem Jahr 2021 sind die Löhne und Gehälter somit um 130 Euro bzw. 3,7 Prozent gestiegen, geht die Arbeitsagentur noch einmal auf die bundesweite Entwicklung im Vorjahr ein. Neben Tariferhöhungen ist der Anstieg auch mit der hohen Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld während der beiden Pandemiejahre zu begründen. Während dieser Zeit bezogen viele Beschäftigte durch die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld ein geringeres Entgelt.

Die Entwicklung in der Stadt Leipzig

In der Stadt Leipzig lag das Medianentgelt für Vollzeitbeschäftigte in 2022 bei 3.383 Euro. Gegenüber dem Jahr 2021 sind die Löhne und Gehälter in Leipzig damit um 180 Euro bzw. 5,6 Prozent gestiegen. Im Landesvergleich liegen die Entgelte in Leipzig damit 371 Euro über sächsischem Median. Leipzig liegt damit zwar noch hinter der sächsischen Landeshauptstadt Dresden mit 3.515 Euro, aber vor Chemnitz mit 3.133 Euro und noch viel deutlicher vor sämtlichen Landkreisen.

Was auch statistisch sichtbar macht, wie sehr sich die neuen und gut bezahlten Anstellungsverhältnisse immer mehr in den Großstädten konzentrieren. Und das erklärt den weiterhin sichtbaren Zuzug in die Großstädte und den anhaltenden Bevölkerungsverlust in den Landkreisen.

Die Entwicklung des Medians der Bruttoarbeitsentgelte in Leipzig seit 2018. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung des Medians der Bruttoarbeitsentgelte in Leipzig seit 2018. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Betrachtet nach Wirtschaftszweigen sind die Entgelte in Leipzig in allen Branchen angestiegen, betont die Arbeitsagentur. Das höchste Plus in Höhe von 379 Euro bzw. 9,1 Prozent auf 4.180 Euro gab es in der Metall-, Elektro-, Stahlindustrie. Die höchste prozentuale Steigerung fand im Gastgewerbe statt. Hier stieg der Medianverdienst um 14,9 Prozent bzw. 288 Euro auf 1.931 Euro.

Eine Folge der Lohnentwicklung war aber auch ein eher negativer Effekt: Der unbereinigte Gender-Pay-Gap in Leipzig hat sich vergrößert. Während das Medianentgelt in der Stadt Leipzig der Männer bei 3.446 Euro liegt, erzielen Frauen 3.301 Euro. Die Differenz des unbereinigten Gender-Pay-Gap liegt demnach bei 145 Euro und hat sich im Vergleich zum Jahr 2021 um 49 Euro erhöht.

Berufliche Qualifikation entscheidet über Entgelt

Die berufliche Qualifikation spielt nach wie vor eine entscheidende Rolle bei der Höhe der Entgelte, betont die Arbeitsagentur. Für Beschäftigte in der Stadt Leipzig mit akademischem Abschluss liegt der Median bei 4.690 Euro und mit einem anerkannten Berufsabschluss bei 3.113 Euro. Beschäftigte ohne Berufsabschluss erzielten 2.337 Euro.

Zu den höchsten Entgelten gehören in Leipzig weiterhin die Mediziner (6.554 Euro), Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen (5.464 Euro) und Lehr- und Forschungstätigkeiten an Hochschulen (5.091 Euro). Die geringsten Entgelte wurden im Bereich der Körperpflege (1.887 Euro), der Gastronomie (2.130 Euro) und in Reinigungsberufen (2.209 Euro) erzielt.

Zusammenfassend konnte eine positive Entwicklung in allen Entgeltklassen beobachtet werden, zieht die Arbeitsagentur Leipzig ihr Fazit. Im Vergleich zu 2021 haben sich Verschiebungen in Richtung höherer Entgeltklassen ergeben. Diese Entwicklung wurde von verschiedenen Faktoren begünstigt, darunter Tarifverhandlungen, Erhöhungen des Mindestlohns, eine recht niedrige Arbeitslosenquote, eine hohe Inflation und die Knappheit an Fachkräften.

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