Auch im ersten Quartalsbericht für 2025 nahmen Leipzigs Statistiker/-innen das Thema Arbeitsverkehr noch einmal unter die Lupe. Diesmal mit Daten aus der Bürgerumfrage 2024. Diesmal ging es nicht nur um Entfernungen, sondern auch um einen Vergleich. Denn wenn man das Leipziger Mobilitätsverhalten mit dem Bundeswert vergleicht, sind die Leipziger recht umweltfreundlich unterwegs. „Kürzere und umweltfreundlichere Arbeitswege in Leipzig im Vergleich zum Bund. In Leipzig nutzen deutlich mehr Menschen umweltfreundliche Verkehrsmittel für den Arbeitsweg als im Bundesdurchschnitt.“
Dabei stellt sich natürlich schnell heraus, dass Großstädte wie Leipzig einen großen Vorteil haben: Hier konzentrieren sich die Arbeitsplätze. Und meist sind die Entfernungen so kurz, dass die Erwerbstätigen problemlos zu Fuß, mit Fahrrad oder ÖPNV zur Arbeit kommen. Weshalb die Autofahrer selbst auf dem Weg zur Arbeit in der Minderheit sind – auch wenn das größtenteils gar nicht so aussieht.
„Nur 36 Prozent der Erwerbstätigen fahren mit dem Auto zur Arbeit, während 31 Prozent öffentliche Verkehrsmittel nutzen und 33 Prozent mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen. Bundesweit liegt der Anteil der Autofahrer/ -innen bei 65 Prozent, während lediglich 17 Prozent das Fahrrad oder den Fußweg wählen“, stellt Dr. Andrea Schultz in ihrer Kurzauswertung fest.
„Ein möglicher Grund für dieses umweltfreundlichere Mobilitätsverhalten ist die geringere Entfernung zum Arbeitsplatz. In Leipzig haben 36 Prozent der Pendler/-innen einen Arbeitsweg von unter 5 km, weitere 27 Prozent legen zwischen 5 und 10 km zurück. Damit pendeln 64 Prozent weniger als 10 km – deutschlandweit trifft das nur auf 49 Prozent der Beschäftigten zu.“
Die starke Rolle des ÖPNV
Was ja nur logisch ist: Wer außerhalb der Metropolen wohnt, hat längere Wege zur Arbeit. Und hat in der Regel auch ein wesentlich geringeres ÖPNV-Angebot. Was ja viele Menschen dazu bringt, sich eine Wohnung in der Großstadt zu suchen, was dann dort wieder den Wohnungsmarkt befeuert. Eigentlich alles ganz simple Zusammenhänge, die aber in den politischen Spitzengremien augenscheinlich nicht begriffen werden, sonst wären Verkehrs- und Wohnungsmarktpolitik deutlich anders strukturiert und finanziert.
Für die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) und das S-Bahn-System bedeutet das nun einmal, dass die Fahrzeuge gerade im Berufsverkehr rappelvoll sind. Oder mit den Worten von Andrea Schultz: „Auch der öffentliche Nahverkehr wird in Leipzig deutlich stärker genutzt: 31 Prozent der Erwerbstätigen greifen auf Bus und Bahn zurück, im Bundesdurchschnitt sind es lediglich 16 Prozent. Dies unterstreicht die Vorteile eines großstädtischen Nahverkehrsnetzes.
Hier können einerseits Stadt-Land-Effekte eine Rolle spielen, weil Städte eine dichtere Infrastruktur bieten, die auch die Nähe zu Arbeitsplätzen betreffen. Anderseits gibt es in Leipzig verglichen mit anderen deutschen Großstädten sehr wenige Auspendler. Nur 28,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Leipziger/-innen pendeln zur Arbeit in einen anderen Kreis.“
Die Stadt Leipzig tut also gut daran, den ÖPNV zu stärken. Mit neuen Streckenverbindungen und größeren Wageneinheiten. Was übrigens auch auf das S-Bahn-Netz zutrifft, das nach dem Interimsjahr 2025 /2026 tatsächlich wieder wächst und mit neuen, größeren Wageneinheiten befahren wird. Nur an einem Punkt kann auch der Zweckverband für den Nahverkehr Leipzig (ZVNL), der für das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz zuständig ist, nichts ändern: an der Taktdichte. Die wird durch den City-Tunnel ein für allemal begrenzt. Darauf kommen wir gleich etwas ausführlicher.
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