Die Stimmung ist aufgeräumt und locker, es wird gelacht – nicht nur vor, sondern auch während des Gespräches. Amira Mohamed Ali (MdB), ein Name, den der LZ-Autor noch lernen wird in Vor- und Zunamen zu trennen, ist die neue Fraktionsführerin der Linkspartei im Bundestag, Juristin und blitzschnell im Umschalten zwischen Spaß und Ernst. Am 12. August trafen sie und Bundestagskandidat Sören Pellmann (MdB) auf die LZ und unsere Fragen zur Zukunft der Linken, Koalitionsideen und den laufenden Wahlkampf.

Es ist wenige Stunden nach den letzten Umfrageergebnissen rund sechs Wochen vor der Bundestagswahl am 26. September 2021, als wir uns an diesem Morgen bei der Leipziger Linken im Karl-Liebknecht-Haus treffen. Und die Umfragesituation bringt auf eine merkwürdige Art Licht und Schatten für die Linkspartei. Hauchdünne 46 Prozent könnten nach neuesten Trends auf die Grünen, SPD und Linke insgesamt entfallen, für ein kaum vorstellbares Rechtskonservatives Bündnis aus CDU, AfD und FDP blieben so nur 45 Prozent und eine nahezu unvorstellbare Regierungskoalition übrig.

Doch: Nur noch ganze sieben Prozent würde die Linke aktuell in diesen wirklichen Richtungswechsel weg von der CDU einbringen, wäre aber gleichzeitig das Zünglein an der Waage für Grüne und SPD.

Die wiederum haben neben ihren Bedenken zur sogenannten „Regierungsfähigkeit“ und müssten sich letztlich auch deutlicher zu einer Politik für die Ärmsten im Land und – auch angesichts des Debakels in Afghanistan – zu einer anderen Art Friedenspolitik bekennen.

Und, mindestens was die Grünen betrifft, gibt es durchaus noch andere, eher schwarz-grüne Überlegungen bei den eventuellen Koalitionspartnern. Überraschend offen sagt Amira Mohamed Ali ja zu diesen Überlegungen – im Gespräch mit ihr wird deutlich, die ehemalige Vertragsmanagerin eines Automobilzulieferers kann und will mitregieren – Kompromisse inklusive.

Amira Mohamed Ali, Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag. Foto: LZ
Amira Mohamed Ali, Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag. Foto: LZ

Inhalte, Inhalte, Inhalte?

Alles Makulatur, wenn am 26. September um 18 Uhr die Wahllokale zu und die ersten Ergebnisse da sind. Bis dahin sollte es eigentlich um Inhalte gehen, doch die letzten Wochen zeigen, dass Medien und Teile der Gesellschaft wie fixiert auf drei Personen und deren Fehler scheinen.

Zumindest, wenn es um Memes im Netz und schnelle Kampagnen für oder gegen ungeliebte Kandidat/-innen geht.

Eine schwierige Situation für die Linke, die keine offizielle Kanzler/-innenkandidatur ausgerufen hat, stattzufinden und so zum Beispiel ihre Steuerpläne vorzustellen, eine neue Nato und Friedenspolitik zu erläutern oder den sozialen Part bei der Vermeidung der Klimakatastrophe ins Verhältnis zu einer funktionierenden Wirtschaft zu stellen.

Apropos Klimakrise. Angesichts der großen Fragen, die dabei anstehen, eigentlich eine Hochzeit für linke Themen. Wie also sieht eine fundamental andere Wirtschaftsform nach linkem Vorbild aus, die Wachstum, BIP und Kapitalinteressen weitgehend zähmt und eine klare Gemeinwohlorientierung bekommt.

Wie ist der linke Weg dahin? Und wie soll der Umbau unserer Gesellschaft ohne neue Spielregeln durch einen starken Staat oder besser, durch ein starkes Europa überhaupt gelingen können? Dies und noch viel mehr im 45-minütigen Gespräch der LZ mit Amira Mohammed Ali und Sören Pellmann im Karl-Liebknecht-Haus.

Video-Interview vom 12. August 2021 mit Mohamed Ali und Sören Pellmann

Video: LZ

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