Die kommende Bundestagswahl dürfte spannend werden – auch in den beiden Leipziger Wahlkreisen. Etwas mehr als zwei Monate vor der Wahl hat sich die Leipziger Zeitung mit Kandidat/-innen aus dem nördlichen Wahlkreis 152 zum Gespräch getroffen. Im ersten Teil des Interviews mit Jens Lehmann spricht der CDU-Kandidat über seinen Wunsch, dass Deutschland bis 2035 klimaneutral wird, über Koalitionsverhandlungen und über Politik als Leidenschaft.

Sie haben vor wenigen Tagen als erster CDU-Bundestagsabgeordneter das „Klimaversprechen“ der Organisation „GermanZero“ unterzeichnet. Deren Ziel ist die Klimaneutralität in Deutschland bis 2035. Warum ist das für Sie wichtig?Klimaneutralität ist grundsätzlich eine große Aufgabe, der wir uns in Deutschland stellen müssen. Ich habe selbst schon eigene Vorschläge unterbreitet, auch in der eigenen Fraktion. Ich bin jemand, der so etwas selbst vorleben möchte. Deshalb bin ich viel zu Fuß unterwegs, esse wenig Fleisch und fahre viel mit dem Fahrrad und mit der Bahn. Ich versuche seit vielen Jahren, danach zu leben, es aber auch nach außen zu propagieren. Ich komme ja aus dem Harz – dort sieht man den Klimawandel deutlich.

Das, was Sie und „GermanZero“ fordern, ist ja in der Union nicht gerade mehrheitsfähig. Dort hat man sich auf 2045 für die Klimaneutralität festgelegt. Was muss passieren, damit sich diese Mehrheitsmeinung innerhalb der Union ändert?

Wir sind eine Volkspartei, in der 5.000 bis 6.000 Menschen am Wahlprogramm mitgearbeitet haben. Es ist in der Demokratie so, dass ich den Termin für den Kohleausstieg nicht allein festlegen kann. Selbst wenn ich mich auf den Kopf stelle, wird die Union kein neues Wahlprogramm schreiben. Das Beispiel Lippendorf zeigt aber auch, dass der Markt viele Dinge regelt – so platt das klingen mag.

Leipzig steigt nächstes Jahr aus der Fernwärme aus und wenn der Landkreis das auch macht, wird Lippendorf nicht nach China exportieren können. In der Lausitz wird es ähnlich laufen. Dort werden die Kraftwerke nicht bis 2038 betrieben. Es hängt davon ab, wann die erneuerbaren Energien marktreif sind. Wie auch immer die Koalitionsverhandlungen aussehen werden – das wird eine wichtige Rolle spielen.

Was die Klimapolitik betrifft, wünschen Sie sich dafür vermutlich die Grünen?

Erstmal kämpft jeder für sich allein. Es wäre auch schön, wenn meine Partei mal 50 Prozent hätte und allein entscheiden könnte. Bei Koalitionsverhandlungen bleibt viel auf der Strecke. Ich persönlich wünsche mir, dass dann auch die FDP als möglicher Koalitionspartner eine Rolle spielt.

Ich wehre mich aber gegen die Behauptung, dass die Grünen fürs Klima und die Union für die Wirtschaft sei. Als ich aus dem Harz nach Leipzig gezogen bin, war das für mich ein Kulturschock. Da sah man überall Dreck. Da war für mich schon klar, dass ich irgendwas ändern muss.

Ich glaube, dass die Union viel für die Umwelt macht. Es ist auch immer schwieriger, in der Regierung etwas zu machen, weil man da Verantwortung trägt. Der FDP nehme ich heute noch übel, dass sie vor vier Jahren Angst vor der Verantwortung hatte.

Vor vier Jahren sind auch Sie selbst in den Bundestag eingezogen. Dort wollen Sie auch in den kommenden vier Jahren sein. Kann ich daraus schlussfolgern, dass es bislang eine schöne Zeit für Sie war?

Ja, das können Sie. Alles, was ich mache, mache ich mit Leidenschaft. Ich bin leidenschaftlich gerne Sportler gewesen und ich war auch leidenschaftlich gerne im Hort. Dort bin ich immer noch ein, zweimal im Monat, um auszuhelfen, wenn jemand krank wird.

Was mich nur ein bisschen gestört hat: Der Einstieg und der Abschied waren etwas unspektakulär. Wenn man im Bundestag anfängt, gibt dir der Pförtner einen Ausweis und das war es erstmal. Da empfängt dich niemand auf Knien.

Der zweite Teil des Interviews erscheint am Donnerstag, dem 22. Juli.

Auf dieser Seite sammeln wir alle Interviews mit den Kandidat/-innen.

In der kommenden Print-Ausgabe der Leipziger Zeitung (LZ) (erhältlich ab Freitag, dem 30. Juli) finden Sie einen Schwerpunkt zur Bundestagswahl.

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