Der Standort Matthäikirchhof ist raus. Der Standort Wilhelm-Leuschner-Platz ebenfalls. Dort wird es nach dem am Mittwoch, 10. November, vorgelegten Konzept des Dezernats Allgemeine Verwaltung kein neues Technisches Rathaus geben. Die Stadt wird am jetzigen Technischen Rathaus in der Prager Straße festhalten und dort in der Nähe auch noch weitere Verwaltungsbauten schaffen. 2023 sollen die Planungen für diese neuen Einrichtungen beginnen.

Die Verwaltung folgt damit einem Auftrag des Stadtrates, der den OBM beauftragt hatte, ein Konzept für die Verwaltungsunterbringung erarbeiten zu lassen, nachdem im Raum gestanden hatte, dass sowohl der Mietvertrag im jetzigen Technischen Rathaus als auch der für Einrichtungen des Sozialdezernats in Plagwitz auslaufen. Da schien Eile geboten. Aber diese Eilbedürftigkeit scheint behoben.

Sodass die Stadt nach dieser Vorlage nun fast zehn Jahre Zeit hat, den Auftrag umzusetzen und für tausende Mitarbeiter/-innen zentralere Unterbringungen zu schaffen. Grundlage für die jetzt vorgelegte strategische Planung ist neben dem Auslaufen von Mietverträgen und der prognostizierten Personalentwicklung auch ein sich wandelndes Dienstleistungsverständnis im Zuge der Digitalisierung, betont die Verwaltung.

Oberbürgermeister Burkhard Jung ist jetzt den Vorschlägen von Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning gefolgt. Eine erste Untersuchung schlägt neben dem Neuen Rathaus eine Ansiedlung von Verwaltungsliegenschaften vor allem im Süden und Südosten des Zentrums vor.

„Das vorliegende Konzept berücksichtigt die Anträge des Stadtrats, welche er uns für die Standortsuche mitgegeben hat“, sagt Hörning. „Neben der Konzentration von Liegenschaften und einer stärkeren Schwerpunktsetzung auf Eigentum spielte die Erreichbarkeit und Sichtbarkeit der Stadtverwaltung im Stadtraum eine wichtige Rolle. Daher haben wir uns beispielsweise vorgenommen, auch die sogenannten Vorortrathäuser weiterzuentwickeln.“ Der Stadtrat entscheidet in Kürze abschließend über den Vorschlag.

Wichtig: Gute Erreichbarkeit mit Rad und ÖPNV

Im Abwägungsprozess wurden verschiedene Varianten verglichen: Kriterien waren etwa die gute Erreichbarkeit der Verwaltungszentren untereinander, insbesondere mit ÖPNV und Fahrrad, eine möglichst geringe Anzahl von Standorten sowie die Größe der Liegenschaften. Die Beschlusslage für den Stadtrat sieht vor, künftig rund 65 Prozent der Arbeitsplätze in städtischem Eigentum unterzubringen – derzeit sind es etwa 35 Prozent.

Die favorisierten Standorte für die Verwaltungsunterbringung. Grafik: Stadt Leipzig
Die favorisierten Standorte für die Verwaltungsunterbringung. Grafik: Stadt Leipzig

Vorübergehend wird die Verwaltung jedoch weiterhin im Stadtraum verteilt präsent sein und bei Bedarf werden auch künftig kurzfristig Liegenschaften angemietet. In dem Konzeptpapier geht es vielmehr um eine mittel- bis langfristige strategische Ausrichtung für eine moderne Verwaltung in Leipzig.

So sollen an bestehenden und neuen Standorten zukunftsfähige, moderne Arbeitswelten entwickelt und das prognostizierte Stellenaufkommen effektiv aufgefangen werden. Um dieser Aufgabe in besonderem Maße gerecht zu werden, wurde im April 2021 das Referat Verwaltungsunterbringung gegründet. Es ist organisatorisch im Dezernat Allgemeine Verwaltung verankert und wird aus dieser Position die mittel- und langfristige Verwaltungsunterbringung der Stadtverwaltung organisieren.

„Dabei ist aber auch klar, dass perspektivisch ein weiter deutlich wachsender Flächenverbrauch für Verwaltung nicht zu leisten ist – weder in finanzieller und ökologischer Hinsicht, noch mit Blick auf vorhandene Flächen“, so Referatsleiter Bernd Ziegenbalg.

Bis Mitte 2023 sollen nun weitere Untersuchungen zu den Standorten folgen, Flächenpotenziale evaluiert und mögliche Planungsbeschlüsse vorbereitet werden. Ein Finanzierungsmodell will OBM Burkhard Jung aber schon im Herbst 2022 vorlegen, 2023 sollen schon die Baubeschlüsse vom Stadtrat gefasst werden. Denn ab 2026 soll gebaut werden, sodass die betroffenen Ämter ab 2029 in ihre neuen Räume einziehen können.

Der Zeitplan für die Verwaltungsunterbringung bis 2030. Grafik: Stadt Leipzig
Der Zeitplan für die Verwaltungsunterbringung bis 2030. Grafik: Stadt Leipzig

Das Neue Rathaus und das Stadthaus waren natürlich genauso gesetzt wie das Stadthaus Otto-Schill-Straße. Erhalten bleiben soll das jetzt schon genutzte Technische Rasthaus in der Prager Straße. In dessen Umfeld sollen jetzt zwei weitere Standorte geprüft werden: einmal der LWB Parkplatz Prager Straße (116) sowie das Baufeld Nord an der Prager Spitze. Und weiter genutzt wird auch die Messehalle 12, wo ja nach dem Stadtarchiv auch schon erste Verwaltungseinheiten untergebracht wurden.

Und falls die ausgewählten Standorte nicht reichen, schlägt die Vorlage auch noch „weitere Alternativen“ vor, „welche als besonders geeignet und flexibel identifiziert wurden“. Das ist zum einen die Semmelweisstraße (gegenüber der Deutschen Nationalbibliothek), die Ecke Witzgallstraße/Prager Str. 69, der Deutsche Platz und das Umfeld des Kohlrabizirkus.

Der Vorschlag geht jetzt erst einmal zur Anhörung in die entscheidenden Ausschüsse, bevor er zur Beschlussfassung in die Ratsversammlung kommt.

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