Schon drei Mal hat Leipzig Lärmaktionspläne aufgestellt. Aber wirklich leiser scheint die Stadt nicht geworden zu sein. Insbesondere die Hauptstraßen sind eine dauerhaft laute Lärmquelle. Hier werden Spitzenwerte von über 75 dB (A) erreicht, die auch weit in die Seitenräume ausstrahlen. Im Lärmaktionsplan sammelt die Stadt jene Maßnahmen, mit denen sie versucht, den Lärm an bestimmten Stellen gezielt zu senken. Mit viel Aufwand.
Der Lärmaktionsplan für die Stadt Leipzig soll zum dritten Mal gemäß Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) fortgeschrieben werden. Dies geht aus der Sitzung der Verwaltungsspitze hervor. Inhalte und Maßnahmen basieren auf den Ergebnissen der Lärmkartierung 2022 und der Öffentlichkeitsbeteiligung, die in zwei Phasen jeweils zu Beginn der Jahre 2024 und 2025 durchgeführt wurde.
Der nun anstehende Beschluss der 3. Fortschreibung des Lärmaktionsplans in der Ratsversammlung soll den Weg für die Umsetzung weiterer Lärmminderungsmaßnahmen in der Stadt Leipzig ebnen. Über 80 Prozent aller Maßnahmen aus der 2. Fortschreibung des Lärmaktionsplans sind bereits umgesetzt oder befinden sich in der Umsetzung, betont das Amt für Umweltschutz. Dazu gehören beispielsweise Tempo 30 in der Antonienstraße, Eisenbahnstraße und Marschnerstraße, der Einsatz von Elektrobussen im Linienverkehr, die Verlängerung der Buslinie 67 und die kontinuierliche Umsetzung geplanter Radverkehrsanlagen.
Aktualisierung alle fünf Jahre
„Lärmaktionspläne leisten einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor hohen Verkehrslärmbelastungen und sind alle fünf Jahre zu aktualisieren“, erläutert Peter Wasem, Leiter des Amtes für Umweltschutz. „Der aktuelle Plan enthält insbesondere Maßnahmen zur Minderung des Kfz- und Straßenbahnverkehrslärms. Für Maßnahmen gegen den Eisenbahnverkehrslärm hat das Eisenbahn-Bundesamt einen eigenen Lärmaktionsplan erarbeitet.“
An der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung vom 15. Januar bis 11. Februar 2024 hatten insgesamt 526 Personen teilgenommen. Davon brachten sich 328 aktiv im Online-Portal mit eigenen Vorschlägen und Ideen ein. Im Anschluss an diese 1. Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung erfolgte die Erarbeitung des Planentwurfs, der im Zeitraum vom 13. Januar bis 13. Februar 2025 öffentlich zur Stellungnahme zur Verfügung stand. In diesem Rahmen gingen 72 Beiträge ein. Alle Hinweise, Ideen und Vorschläge aus beiden Beteiligungsphasen wurden geprüft und entsprechend im Plan berücksichtigt.
Insgesamt wurden 19 Maßnahmensteckbriefe mit zahlreichen Einzelmaßnahmen erarbeitet. Allein 21 Lärmminderungsmaßnahmen betreffen den Kfz- und Wirtschaftsverkehr, 19 weitere Maßnahmen die Förderung und Gestaltung eines lärmarmen ÖPNV. Als sogenannte ruhige Gebiete wurden 25 Flächen ausgewiesen, zu deren Schutz fünf Maßnahmen im Plan enthalten sind.
Peter Wasem: „Der integrative Ansatz der Lärmaktionsplanung berücksichtigt gesamtstädtische Ziele, insbesondere strategische Pläne der Stadtentwicklung und der Bauleitplanung sowie Verkehrs- und Mobilitätskonzepte. Damit werden auch der Gesundheitsschutz und das Gemeinwohl sowie die Sicherstellung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse unterstützt.“
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Es gibt 4 Kommentare
Der Artikel war echt gut. Einerseits gut, dass an technische Mittel zur Lärmbekämpfung gedacht wird. Und auch gut, dass wenigstens mal ausgesprochen wird, dass beim Vorbeifahren der Straßenbahn am Leipziger “Freisitz” das Gespräch oft unterbrochen werden muss.
Aber was sind die Argumente?
Als Allererstes:
– eine Bahn kann nicht geräuschfrei fahren, das ist ganz normal.
Heißt: Naja, viel können wir nicht machen. Denn es ist ja physikalisch nicht möglich, ohne Geräusche zu fahren. Allerdings: Das hat auch niemand gefordert.
– Dann: Beim Beschleunigen und Bremsen entstehen “Riffel” auf der Schiene, die das Laufgeräusch “stören”. Deswegen werden die Schienen ab und zu geschliffen.
Heißt: wir tun ja schon genug. Allerdings: Das Rad-Schiene-System ist in jedem Straßenbahnbetrieb die Grundlage. “Riffel” entstehen nach der Theorie also überall. Es ist aber nicht überall so laut wie hier.
– Die Umgebung verstärkt den Lärm, zum Beispiel an Hauswänden. Wir setzen deswegen Rasengleis ein.
Heißt: Wir können da kaum was ändern, außer ab und zu das Gleisbett zu vergrünern. Aber: Genau das wird ja kaum gemacht in Leipzig. Ganz oft gibt es Schotter oder andere harte Untergründe.
– Dann kommt als nächstes in dem Artikel: allgemeiner Materialverschleiß und das Wetter, sowie historisch bedingt der Einsatz älterer Fahrzeuge.
Heißt: wir können das auch nicht ändern. Allerdings: Wetter, Verschleiß und ein inhomogener Wagenpark ist auch anderswo. Und: Ausgerechnet der Tatra ist nicht gerade der lauteste Wagen, aber der Älteste im Einsatz.
–
Dann kommt der erfreuliche Einsatz der Kurvenschmieranlagen und zum Schluss noch ein schönes Bonmot des Bratwurstjournalismus´: In anderen Städten sind die Fahrzeuge (sie werden im Artikel seltsamerweise durchgehend “Trams” genannt) eben leiser.
Zum Beispiel in Hannover. Denn dort hat man Hochflurfahrzeuge. 😀
Der Text endet, wie er anfing: “Ganz ohne Geräusche geht es nicht.”
Ach nee. Genau sowas ist seit Jahren mein Hinderungsgrund für ein LVZ-Abo. Der Leser weiß jetzt, dass die LVB die Kurven schmieren und sich damit nach Kräften bemühen. Mehr geht ja quasi nicht. Schlimm.
Mit Interesse las ich heute in der LVZ, daß die LVB 41 automatische Kurvenschmieranlagen betreiben, so etwa in der Stockstraße.
Es gibt die Möglichkeit an Schienenkreuzungen die Räder auf ihren schmalen Spurkränzen fahren zu lassen. Dann rattern sie nicht über Rillen zwischen Schienenoberflächen. Ob Prag, Stuttgart oder Dresden, gibt’s oft, in Leipzig eher selten.
Dann gibt’s Personale, die nehmen die Geschwindigkeit kaum zurück an Kreuzungen, was den Verschleiß erhöht.
Sie haben die Pflege der Fahrzeuge genannt… Wird in Leipzig viel zu wenig gemacht. Die Leolärmer rumpeln weiter im Netz herum, wenn es mal wieder ne Bremsflachstelle am Rad gab. Genau wie die Anhänger. So poltert das Fahrzeug aber auf der ganzen Linie über den Oberbau, den ganzen Tag und länger.
A propos Oberbau. Auch da gibt es Unterschiede in der Qualität. Wie lange sowas hält, bevor das Gleis im Asphalt versinkt.
–
Auch am Fahrzeug selbst kann man nachträglich kapseln oder mit Bitumen Flächen entdröhnen, was beim XXL Classic mal ganz schön wäre…
Es ist einfach der Wille nicht da in Leipzig. Wird auch nicht kommen, solange es bei Herrn Dienberg und Co. nur den Fokus aufs Auto gibt.
Was kann man, neben ordentlichen und turnusgemäßen Achs- und Radwartungen, eigentlich noch alles gegen Straßenbahnlärm unternehmen, liebe Redaktion? Unweit meines Büros befindet sich eine Straßenbahnverzweigung, und dort rumpelt es immerfort und unweigerlich – wie bestimmt schon seit Jahrzehnten. Während die historischen Starrachs-Wagen heute nur noch als museale Ausnahmen durch die Kurven quietschen (mein Vater hatte zeitlebens den Satz drauf: “Vor dem Krieg standen in den Kurven Schienenschmierer.”), geht das Poltern an Schienenkreuzungen und Weichen nicht wegzuzaubern.
Aber eine Großstadt ist eine Großstadt und kein Kurort. Überall 30km/h zu verordnen könn(t)en sich nur sehr schlichte Gemüter einfallen lassen.