Am Morgen warb die Leipziger AfD auf ihrer Facebook-Seite noch mit dem Konterfei von Alexander Gauland für eine Veranstaltung in der Großen Eiche in Böhlitz-Ehrenberg. Doch der Fraktionsvorsitzende der Rechtsaußen-Partei und sein Leipziger Parteifreund Christoph Neumann, der OBM-Kandidat der AfD, müssen sich woanders ein Plätzchen suchen, um über die „Wende für Leipzig“ zu philosophieren. Denn die „Große Eiche“ ist ein städtisches Gebäude.

Und für städtische Gebäude gilt (bis auf wenige Ausnahmen) das Neutralitätsgebot. Das heißt: Sie dürfen nicht für Parteiinteressen und Wahlkampfzwecke genutzt werden.

Das muss auch dem von der Stadt bislang beauftragten Vermieter der Einrichtung in Böhlitz-Ehrenberg bekannt gewesen sein. Als die Tatsache bekannt wurde, dass die AfD sich für eine Wahlkampfveranstaltung mit Gauland eingemietet hatte, reagierte das Liegenschaftsamt der Stadt ziemlich schnell, kündigte den bislang von der Stadt beauftragten Vermieter, der hier wohl klar gegen die Vermietungsauflagen verstoßen hatte.

Und sorgte damit kurzerhand dafür, dass die Wahlkampfveranstaltung mit Alexander Gauland hier nicht stattfinden wird.

Gleichzeitig habe man auch einen extra Sicherheitsdienst beauftragt. Denn dass Christoph Neumann hier seine Wahlveranstaltung mit dem für seine „Vogelschiss“-Rhetorik bekannten Alexander Gauland abhalten wollte, hat inzwischen auch Wellen im Internet geschlagen. Der zivile Protest sammelt sich bereits um die Initiative „Leipzig nimmt Platz“, doch auch auf Indymedia wurde schon zum Gegenprotest aufgerufen. Motto: „17.01. Gauland verjagen!“

Der Abend drohte also ziemlich turbulent zu werden, auf Twitter rotieren seit Tagen die Aufrufe zum Gegenprotest.

Nicht verwunderlich, dass im Liegenschaftsamt schlimme Erinnerungen aufkamen. Im April vergangenen Jahres erst gab es aufgrund einer solchen AfD-Veranstaltung auch einen Anschlag auf die „Große Eiche“. Die AfD hat das städtische Objekt in der Vergangenheit schon öfter für Veranstaltungen genutzt. Und es war zuletzt nur noch seltsam, wie leichtfertig der beauftragte Vermieter den Saal an die AfD vermietete. Ganz so, als sei die Provokation so gewollt.

Christoph Neumann verkauft seinen OBM-Wahlkampf übrigens als „Wende für Leipzig“, auch wenn die Vorschläge, die von ihm in Wahlpodien zu hören sind, eher ein Zurück zu alten und untauglichen Rezepten ist, gern auch aus der Mottenkiste der DDR-Zeit geholt.

Nun werden sich die blauen Wahlkämpfer einen neuen Ort suchen müssen, wo sie sich in Wahlkampflaune bringen können.

Update 13:57 Uhr: Nach ersten Informationen hat die Stadtverwaltung, hier das Dezernat Wirtschaft unter Bürgermeister Uwe Albrecht, einen Rückzug bei der Kündigung des Vermieters des soziokulturellen Zentrums “Große Eiche” unternommen. Bislang liegt dazu trotz Nachfrage der L-IZ.de noch keine offizielle Bestätigung aus dem Dezernat vor.

Update 15 Uhr: Die Stadt hat die Kündigung zurückgenommen, die Veranstaltung kann in der “Großen Eiche” stattfinden. Eine Entscheidung mit weiter reichender Wirkung. Wie es zur Umentscheidung kam, hier auf L-IZ.de.

Absage der Absage: OB-Wahlveranstaltung der AfD darf in städtischer Immobilie stattfinden

Absage der Absage: OB-Wahlveranstaltung der AfD darf in städtischer Immobilie stattfinden

Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 1. November 2019): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen und ein Freikäufer-Abonnement abschließen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 400 Abonnenten.

Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion Freikäufer“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar