Über 2.000 Widersprüche gegen die Planfeststellungsunterlagen zum Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle sind inzwischen bei der Landesdirektion Sachsen eingegangen. Darunter auch viele Einsprüche betroffener Bürger. Auch der 16-jährige David Dzialas aus Schkeuditz hat sich hingesetzt und genauer angeschaut, was in den online bereitgestellten Unterlagen steht und was nicht. Und dann hat er auf neun Seiten vorgerechnet, was die Flughafen-Planer einfach weggelassen haben.

Dass gerade sämtliche belastbaren Daten zur Umweltbelastung des Flughafenausbaus und des absehbaren Fracht- und Nachtflugbetriebes fehlen, hat ja auch schon die Stadtverwaltung Leipzig bemerkt und ebenso akribisch aufgeschrieben, was die Flughafen-Leitung zwingend noch nachzuliefern hat.Insgesamt scheint der Versuch des Flughafens, den Ausbau des Frachtflugbetriebes durchzudrücken, mittlerweile genauso bewusst lückenhaft zu sein wie die Planfeststellung zum Bau der Startbahn Süd vor 15 Jahren. Sämtliche Kritik, die damals die gegründeten Bürgerinitiativen vorgebracht haben, hat sich seither bestätigt. Die vollmundigen Versprechen wurden sämtlich gebrochen. Und bis heute liefert der Flughafen keine wirklich belastbaren Messergebnisse zur Umweltbelastung.

Wer aber so agiert, schürt das Misstrauen. Denn dann stimmen alle Argumente nicht mehr, dass der Flughafen der Entwicklung der Region dient. Was sowieso fraglich ist, denn die Schaffung von lauter niedrigqualifizierten Arbeitsplätzen in der Logistik ist bestenfalls ein Feigenblatt dafür, dass die Gewinne für die unbeschränkte Nutzung des Flughafens nicht in der Region bleiben. Auch der Löwenanteil der hier erflogenen Steuern landet weder in Schkeuditz noch im Landkreis Nordsachsen, sondern am Hauptsitz der Fluggesellschaften, die in Leipzig/Halle die billigen Startentgelte als Gewinn mitnehmen.

Was David Dzialas gemacht hat, schildert sein Vater Knut Dzialas so: „Nach Durchsicht einiger Unterlagen, welche vom Flughafen online zur Verfügung gestellt wurden, gibt es Sachen, die fehlerhaft und außerdem von zu geringer Bedeutung eingestuft worden sind. Wir finden es schon recht bemerkenswert, dass sich unser Sohn da solche Gedanken macht. Schließlich geht es ja hier auch um die Gesundheit aller Bürger.“

David Dzialas ist Mitglied im Kinder- und Jugendrat (KIJURA) und „macht sich reichlich Gedanken über die jetzt schon bestehenden Belastungen, die durch den Flugbetrieb am Schkeuditzer Flughafen im größeren Umkreis vorherrschen. Die Widersprüche unserer Familie wurden komplett an die Landesdirektion abgesendet“, erzählt Knut Dzialas.

Und weil alle die Zahlen, die man bei jedem Bauprojekt ganz selbstverständlich erwarten sollte zur absehbaren Lärm- und Schadstoffbelastung, in den Planungsunterlagen fehlten, hat David sich hingesetzt und einfach sein Wissen aus dem Unterricht (Physik und Chemie zuallererst) angewendet, um zu einigermaßen plausiblen Schätzergebnissen zu den Folgen für den Ausbau des Frachtflugbetriebs zu kommen. Sie stehen mit in seiner neunseitigen Stellungnahme zum Planvorhaben und zeigen, dass man eigentlich nur das verfügbare Wissen braucht, um all die Schönwetterverheißungen der Flughafenbetreiber zu hinterfragen.

Und auch um zu zeigen, wie gesundheitsschädlich der Flugbetrieb heute schon ist. Und wie sich diese Umwelt- und Gesundheitsgefährdung nach dem Ausbau des Flughagen für 500 Millionen Euro noch deutlich erhöhen wird. Und David stellt auch die entscheidende Frage: Wie es sein kann, dass der Freistaat Sachsen mitten in einer das ganze Leben auf der Erde gefährdenden Klimakrise den „höchst klimaschädlichen Flugverkehr“ fördern und den Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle vorantreiben kann.

Aber lesen Sie selbst.

Hier ist David Dzialas Ausarbeitung.

Sie benennt all das, was die Flughafenbetreiber so gern ungesagt sein lassen.

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Keine Kommentare bisher

Soll doch OB Jung nach Schkeuditz oder Hohenhaida ….. ziehen, mal sehen, ob er dann noch für den Ausbau des Flughafens ist! Die Flieger sind schon über Leipzig laut!

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