Holger Szymanski gibt auf. Der Dresdner Rechtsextremist legte alle Ämter in der NPD nieder. Damit muss die gebeutelte Partei nach dem Rauswurf aus dem sächsischen Landtag den nächsten Rückschlag verkraften. Der ehemalige Landtagsabgeordnete war zuletzt Bundesgeschäftsführer und leitete den sächsischen Landesverband. Ein Zeichen. Für zerfallende Strukturen und eine mögliche Radikalisierung der sächsischen Rechtsextremen gleichermaßen.

Die NPD gab Szymanskis Rückzug am Donnerstag in einer kurz gehaltenen Pressemitteilung bekannt, die Pressesprecher Klaus Baier auf der Internetseite der Bundespartei veröffentlichte. Demnach sei der Neonazi “aus persönlichen Gründen” und “mit sofortiger Wirkung” von seinen Ämtern zurückgetreten.

Die allgemein gehaltenen Formulierungen dürften in den kommenden Tagen für vielfältige Spekulationen sorgen. Szymanski selbst äußerte sich bisher nicht zu seinem Rückzug. Innerhalb der Partei war er nie wirklich unumstritten. Der gebürtige Görlitzer bekleidete ab Oktober 2004 das Amt des Pressesprechers der sächsischen NPD-Fraktion. Ab Juni 2008 leitete er deren Parlamentarischen Beratungsdienst. Nach dem überraschenden Rücktritt des damaligen Parteivorsitzenden Holger Apfel inklusive anschließender Abreise Richtung Mallorca rückte Szymanski im Januar 2014 ins Parlament nach.

Seit März 2013 wurde der NPD-Funktionär wiederholt mit Spitzelvorwürfen konfrontiert. Dem sächsischen Landesamt für Verfassungsschutz soll der 42-Jährige zwischen 1998 und 2002 über rechte Strukturen berichtet haben. Erst zwei Monate zuvor hatte er mit dem Segen Holger Apfels Mario Löffler als sächsischen NPD-Vorsitzenden abgelöst. Bei der Landtagswahl war Szymanski Spitzenkandidat der Rechtsextremen, verpasste mit 4,95 Prozent der Stimmen den Wiedereinzug jedoch denkbar knapp.

Szymanskis Rückzug reiht sich ein in eine Reihe prominenter Parteiaustritte von sächsischen Spitzenkadern

Im Dezember 2013 trat der Holger Apfel nicht nur von allen Ämtern zurück, sondern legte zugleich sein Landtagsmandat nieder und gab das Parteibuch ab. Der damalige Bundesvorsitzende fiel offenbar einer parteiinternen Intrige zum Opfer.

Zu den Drahtziehern zählten Beobachter Landesvize Maik Scheffler. Der Delitzscher, der den Reihen der Hammerskins entstammt, schmiss nach Zerwürfnissen im vergangenen November seinerseits das Handtuch. Wenige Wochen später trat der Görlitzer NPD-Kreisvorstand geschlossen zurück. In Bautzen ging der Partei neben einigen Aktivisten die Kreistagsfraktion verloren.

Im Leipziger Land konnte die NPD nach ersten Auflösungserscheinungen im März 2012, die auf Apfels gemäßigten Kurs der “radikalen Seriösität” zurückzuführen waren, nicht mehr richtig Fuß fassen. Der Kreisverband fusionierte im Mai mit der Leipziger NPD – wohl um die ausgedünnten personellen Ressourcen zu bündeln. In der Messestadt verlor die Partei mit Alexander K. und seiner Clique einige besonders umtriebige Aktivisten. Der Neonazi-Kader, den Szymanski im Sommer 2014 aus der NPD verstieß, treibt mittlerweile den Aufbau des Landesverbands der Konkurrenzpartei “Die Rechte” voran.

Laut bekannt gewordener Handy-Leaks von seinem Mobiltelefon in enger Verbindung mit Maik Scheffler.

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