Wollen CDU und SPD auch nach der kommenden Landtagswahl in Sachsen regieren, benötigen sie womöglich einen weiteren Koalitionspartner. Dies legt eine aktuelle Wahlumfrage nahe, der zufolge die sächsische Regierung ihre Mehrheit verlieren könnte. Vor allem die CDU treffen die neuen Zahlen hart: Sie fällt in ein Rekordtief.

Wenn am nächsten Sonntag in Sachsen eine Landtagswahl wäre, könnte die Regierungskoalition ihre Mehrheit verlieren. Das geht aus einer Wahlumfrage hervor, die das Marktforschungsinstitut IM Field im Auftrag der „Sächsischen Zeitung“ in der vergangenen Woche durchgeführt hat.

Demnach würden sich 31 Prozent für die CDU und 14 Prozent für die SPD entscheiden. Beide kämen zusammen auf 45 Prozent, genau wie die übrigen Parteien: Die AfD liegt bei 21 Prozent, die Linkspartei bei 17 Prozent und die FDP bei sieben Prozent. Die Grünen würden mit vier Prozent nicht erneut in den Landtag einziehen. Sofern die Christdemokraten ein Bündnis mit der AfD ausschließen, wäre lediglich eine Koalition aus CDU, SPD und FDP möglich.

Vor allem die CDU müsste im Vergleich zur vergangenen Landtagswahl im August 2014 deutliche Verluste hinnehmen. Damals erhielt sie noch 39,4 Prozent. Die nun ermittelten 31 Prozent bedeuten einen Tiefstwert seit der Wiedervereinigung. AfD und FDP würden sich hingegen deutlich verbessern; sie erzielten vor drei Jahren 9,7 beziehungsweise 3,8 Prozent.

Lediglich mit Blick auf die Zweitstimmenergebnisse bei der jüngsten Bundestagswahl ist die aktuelle Umfrage für die CDU als Erfolg und für die AfD als Misserfolg zu werten. In Sachsen hatte die AfD mit 27,0 Prozent das stärkste Ergebnis aller Parteien erzielt; die CDU erreichte lediglich 26,9 Prozent.

Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hatte als Konsequenz aus dem schwachen Abschneiden seiner Partei zunächst einen Rechtsruck gefordert und kündigte einige Wochen später seinen Rücktritt für Dezember dieses Jahres an. Sein Nachfolger als Ministerpräsident und Landesvorsitzender soll der bisherige Generalsekretär Michael Kretschmer werden.

Die nächste Landtagswahl wird voraussichtlich im Sommer 2019 stattfinden. Für die aktuelle Umfrage wurden 1.005 Personen befragt.

Die neue LZ Nr. 48 ist da: Zwischen Weiterso, Mut zum Wolf und der Frage nach der Zukunft der Demokratie

Zwischen Weiterso, Mut zum Wolf und der Frage nach der Zukunft der Demokratie

 

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

René Loch über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 2 Kommentare

Mehrheit bedeutet: mehr als die Hälfte. Patt bedeutet: genau die Hälfte. Beides gleichzeitig: geht nicht. Es ist ein Patt; die Mehrheit ist also weg.

Der Verweis auf die übrigen zehn Prozent, die es laut Umfrage nicht in den Landtag schaffen würden, erschließt sich mir nicht. Nimmt man diese zehn Prozent noch dazu, ist die Mehrheit ja erst recht weg. Dann ist es sogar nicht mal ein Patt, sondern eine CDU/SPD-Minderheit.

Dass Umfragen selten etwas mit der Realität zu tun haben, erscheint mir als haltlose Behauptung. Was käme den aktuellen Zustimmungswerten für die Parteien denn näher als eine repräsentative Umfrage? Bauchgefühl? Würfeln?

Sachsen ist zwar anders, aber noch gilt hier wie in Deutschland die 5%-Hürde. d.h. alle Parteien, die weniger als 5% bekommen, sind nicht im Parlament.
Deswegen braucht man in Deutschland – und eben auch Sachsen – oft keine 50% der Stimmen, um im Parlament mehr als 50% der Mandate zu ergattern.
Wenn nun nach Umfrage CDU-SPD 45% und die weiteren Parteien, die die 5% Hürde überspringen zusammen ebenfalls 45% erhalten, kann man nicht seriös behaupten, dass die Mehrheit weg ist. Lediglich ein Patt in den Umfragen ist gegeben. Und da Umfragen selten was mit der Realität – insbesondere wenn die Wahl erst in mehr als 20 Monaten stattfindet – zu tun haben, bitte einfach mal gar nicht darüber berichten. Das ist seriöser!

Schreiben Sie einen Kommentar