Die „Hans-Bremse“ funktioniert. Nicht nur in den Bundesministerien, auch in den Behörden des Freistaats Sachsen. Etwas, was jetzt die Grünen-Fraktion im Landtag thematisiert. Denn Katja Meier hat nachgefragt. Und die Zahlen dazu bekam sie von Gleichstellungsministerin Petra Köpping. Auch in Dresden sorgen die Hänse dafür, dass Hänse bei Beförderungen bevorzugt werden.

„13 Jahre eine Frau als Bundeskanzlerin und ein allgemeiner Frauenanteil im sächsischen öffentlichen Dienst von über 60 Prozent können nicht über die katastrophal wenigen Frauen in den Führungspositionen der sächsischen Behörden hinwegtäuschen.“ Zu diesem Ergebnis kommt die gleichstellungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag, Katja Meier, nach Auswertung der Antworten der Staatsministerin für Gleichstellung Petra Köpping (SPD) auf ihre Kleine Anfrage.

„Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Auch im sächsischen Öffentlichen Dienst sind die machtvollen Posten auf Minister- und Staatssekretär-Ebene sowie in den Behörden-, Abteilungs- und Referatsleitungen für qualifizierte Frauen besonders schwer zu erreichen.

Starre Männernetzwerke sorgen dafür, dass es die aus der Bundespresse bekannte sogenannte ‚Hans-Bremse‘ innerhalb der Bundesministerien und den in DAX-Unternehmen festgestellten ‚Thomas-Kreislauf‘ auch in Sachsen gibt. Hier heißen Hans und Thomas allerdings Kurt, Georg, Stanislaw und Michael“, stellt Katja Meier fest.

„Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat es mit seinem Amtsantritt und der Kabinettsumbildung geschafft, den Frauenanteil unter den Ministerinnen und Ministern von 30 auf 20 Prozent zu senken.“

Wobei der Verlust der Kultusministerin nicht wirklich ein Verlust war. Dazu hat Brunhild Kurth viel zu lange versucht, die desolate Schulpolitik der Hänse und Georgs im Freistaat zu kaschieren und mitzutragen – mit heute für alle sichtbaren Folgen.

Oder mal so formuliert: Wenn Frauen sich nur dazu hergeben, die verkorkste Politik ihrer männlichen Ministerkollegen zu tarnen, machen sie etwas falsch. Dann müssen sie diesen Job nicht machen. Dazu sollten sie sich eigentlich zu schade sein, egal, welcher Partei sie angehören.

Aber meist kommen ja Frauen nur deshalb in solche Ämter, weil man von ihnen genau diese Willfährigkeit erwartet.

„Es ist bekannt, dass Männer vor allem Männer fördern und befördern. Deswegen verwundert es nicht, dass auf der nächsten Ebene, bei den Staatssekretärinnen und Staatssekretären, der Frauenanteil auch nur 22 Prozent beträgt. Insgesamt sind die Führungskräfte im sächsischen öffentlichen Dienst nur zu 25 Prozent weiblich.

Schlusslicht ist das Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr von Martin Dulig (SPD), wo für Frauen schon bei der Abteilungsleitung Schluss ist und der Frauenanteil in den Leitungspositionen gerade mal 21,4 Prozent beträgt“, zählt Katja Meier auf.

Da hilft sichtlich kein Appell an die verantwortlichen Männer. Da hilft aus Sicht der Grünen nur noch ein Gesetz.

„Dem seit 2015 leider auch festzustellenden Trend einer sinkenden Frauenquote in den Führungspositionen könnte politisch und gesetzgeberisch mit einem modernen Gleichstellungsgesetz wirkungsvoll entgegengewirkt werden. Das ist in Sachsen aber offensichtlich nicht gewollt. Sonst wäre – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – das sächsische Frauenförderungsgesetz von 1994 schon längst durch ein modernes Gleichstellungsgesetz abgelöst worden.

Hierzu hat die Große Koalition aber in der nächsten Landtagssitzung im November eine Chance. Dann wird der Grüne-Gesetzentwurf für ein Sächsisches Gleichstellungsgesetz zur Abstimmung stehen. Mit einer Zustimmung könnte die Koalition ihren vielen Worten endlich Taten folgen lassen.“

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar