Nach dem überraschenden Sieg gegen Borussia Dortmund bekommt es Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig am 3. Spieltag mit dem Hamburger SV zu tun. Der seit fast 100 Jahren ununterbrochen höchstklassig spielende „Dino“ der Liga steht nach nur einem Punkt aus den ersten beiden Spielen bereits unter Druck. Seine Spielweise könnte die Leipziger jedoch vor Probleme stellen.

Besser hätte man das Drehbuch kaum schreiben können: RB Leipzig empfängt zum ersten Bundesliga-Heimspiel seiner Geschichte vor ausverkauften Rängen eine europäische Top-Mannschaft und schlägt diese durch ein Tor in der 89. Minute – und das auch noch verdient. Genau das ereignete sich am vergangenen Samstagabend im heimischen Stadion, als Vizemeister Borussia Dortmund zu Gast war. Mit gewohnt starkem Pressing und einer äußerst konzentrierten Defensivleistung ließen die Leipziger kaum Chancen zu und übernahmen in der letzten halben Stunde dann selbst das Kommando. Der BVB schien davon überrascht und kassierte durch Einwechselspieler Naby Keita das späte Gegentor.

Der Saisonauftakt der Leipziger kann somit als gelungen bezeichnet werden. Nach dem Pokalaus in Dresden und einem auf dem Papier schweren Auftaktprogramm war dies nicht unbedingt zu erwarten. Doch bereits im Auftaktspiel bei Hoffenheim deuteten die Rasenballer an, dass der Abstiegskampf in dieser Saison wohl nichts sein dürfte, worüber man sich Gedanken machen muss.

Nun steht die nächste Herausforderung vor der Tür: das Auswärtsspiel am Samstagnachmittag beim Bundesliga-Urgestein Hamburger SV. (15:30 Uhr, Sky) Die „Rothosen“ sind mit einem 1:1 daheim gegen den FC Ingolstadt und einem 1:3 bei Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen in die Saison gestartet. In beiden Spielen war der HSV in Führung gegangen. Gegen Ingolstadt stand eine misslungene Rettungsaktion des Innenverteidigers Cléber einem Dreier im Wege; zwei Wochen später drehte Bayer-Joker Pohjanpalo mit einem Hattrick binnen elf Minuten das Spiel im Alleingang.

Trotz des eher misslungenen Auftakts hat sich bereits angedeutet, dass der HSV in dieser Saison auch für positive Überraschungen sorgen kann. Der von Zweitligist Union Berlin gewechselte Mittelstürmer Bobby Wood erzielte beide Treffer und zeigte dabei eindrucksvoll seine Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Auch die Zugänge Filip Kostic (23, vorher VfB Stuttgart) und Alen Halilovic (20, FC Barcelona), die dem HSV insgesamt 19 Millionen Euro wert waren, dürften für das Offensivspiel der Hanseaten eine deutliche Bereicherung darstellen. Die Abwehr der Rasenballer wird sich auf schnelle, direkte Pässe in die Spitze gefasst machen müssen.

Eine deutliche Schwächung für die Leipziger stellt der lange Ausfall des Rechtsverteidigers Lukas Klostermann dar. Der aufstrebende Nachwuchskicker verletzte sich unter der Woche ohne Fremdeinwirkung im Training. Später diagnostizierten die Ärzte einen Kreuzbandriss – für den 20-Jährigen bedeutet das womöglich schon das Saisonaus. Als Ersatz kommt Zugang Benno Schmitz infrage, der bei seinen bisherigen Auftritten vor allem Licht im Offensiv- und Schatten im Defensivspiel zeigte. Aus taktischen Erwägungen heraus sind weitere Umstellungen im Vergleich zum Sieg gegen Dortmund vorstellbar. Anders als die Borussen ist der HSV nicht auf Ballbesitz aus – gegen Leverkusen erreichte man in dieser Statistik beispielsweise nur 38 Prozent. RB Leipzig wird somit dazu gezwungen sein, selbst das Heft in die Hand zu nehmen – eigentlich nicht die Spezialität der Rasenballer, die sich vor allem aggressives Pressing auf die Fahnen geschrieben haben.

Wenngleich das Geschehen auf dem Rasen unter diesen Bedingungen einiges an Spannung verspricht, läuft das Drumherum wohl im erwartbaren Rahmen. Ungeachtet der Tatsache, dass der Milliardär Klaus-Michael Kühne in den vergangenen Jahren mehrere Dutzend Millionen Euro in den HSV investiert hat, ruft ein Teil der Anhänger zu einem Protestmarsch gegen RB Leipzig auf. „Was Red Bull in Leipzig macht, ist schon eine harte Form der Kommerzialisierung“, stellte dazu der Initiator der Veranstaltung fest. Bei RBL bleibt man unterdessen seiner Linie treu und kommentiert in Person von Cheftrainer Ralph Hasenhüttl süffisant: „Unsere Fans planen keinen Protestmarsch gegen Investor Kühne.“

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