Der 1. FC Lok Leipzig erledigt auswärts weiterhin zuverlässig seine Hausaufgaben. Der 2:1 (2:0)-Sieg bei der zweiten Mannschaft von Hertha BSC war schon der fünfte Sieg auf fremdem Rasen. Doch keiner war bisher so umkämpft. Lok musste die zweite Halbzeit mächtig paddeln, hatte Glück und Latendresse. In der ersten Halbzeit sorgten Surma per Kopf und Ziane nach einem 9,6-Sekunden-Konter für die Führung.

Es war der perfekte Konter, den Hiromu Watahiki, Paul Schinke und Djamal Ziane nach 42 Minuten im Hertha-Amateurstadion spielten. Der Japaner erkämpfte den Ball am eigenen Strafraum, spielte auf Paul Schinke, der den Ball sofort in den Lauf mitnahm und mit dem zweiten Kontakt Djamal Ziane schickte. Der Deutsch-Algerier hatte sich erst auf außen fallen lassen, um dann im Sprinttempo die Lücke zwischen den hinten verbliebenen Hertha-Innenverteidigern Beyer und Torunarigha zu belaufen.

Alleine Schinkes Zuspiel in den Lauf wäre jedes Eintrittsgeld wert gewesen, aber auch Ziane machte es vor Leon Schaffran geschickt und traf zur 2:0-Führung für den 1. FC Lok. Genau 9,6 Sekunden lagen zwischen Watahikis Balleroberung und Zianes Tor. Der perfekte Konter mit einer kalten Hundeschnauze als Endglied. Ziane traf erstmals seit dem 23. September – damals gegen Viktoria Berlin. Und genau so einer wie der 24-Jährige fehlte den Hertha-Bubis in ihrer Mannschaft an diesem verregneten Sonntagnachmittag im Amateurstadion zu Berlin.

Noch vor der Pause erhöhte Djamal Ziane auf 2:0 für Leipzig. Foto: Bernd Scharfe
Noch vor der Pause erhöhte Djamal Ziane auf 2:0 für Leipzig. Foto: Bernd Scharfe

Sowohl im ersten als auch im zweiten Abschnitt waren die Gastgeber technisch das bessere Team und versuchten ein hohes Spieltempo anzuschlagen. Am Ende sprang allerdings nur ein einziges Tor heraus. Der wieder mal blasse Georgi wollte einen Einwurf rausholen, ließ sich aber von U20-Nationalspieler Mittelstädt überrumpeln, dessen Flanke köpfte Fabian Eisele ins Tor. Der Anschluss für die Hertha nach 51 Minuten und das Fanal zu einer kuriosen zweiten Halbzeit.

„Eigentlich hat ja jeder nur noch auf den Ausgleich gewartet“, gestand Lok-Verteidiger Ronny Surma nach dem Spiel und hat wohl selten soviel Recht. Hertha belagerte über 40 Minuten lang den Lok-Strafraum, flankte von links durch Mittelstädt, von rechts durch Nachwuchs-Stürmerhoffnung Sinan Kurt, probierte es mit dem überragenden Bryan Henning durch die Mitte, aber nichts half. Die Kopfbälle flogen auch nach Standards stets knapp vorbei, Latendresse-Levesque riskierte mehrmals viel, ja, selbst bei freien Schüssen aus kurzer Distanz flog immer noch ein Lok-Bein an den Ball.

Es schien, als ob Lok nach 18 Monaten endlich das Happyend bekam, was der Club im Mai 2015 an gleicher Stelle herbeigesehnt hatte. Damals brauchte Lok drei Punkte, um den Klassenerhalt in der Regionalliga zu sichern, schaffte nur ein Remis und stieg ab. Nun erkämpfte sich Leipzig den ersten Sieg der Lok-Geschichte in direkter Nachbarschaft zum Olympiastadion, obgleich das Team im zweiten Durchgang offensiv fast alles schuldig blieb.

Auswärtssieg für den 1. FC Lok in Berlin. Foto: Bernd Scharfe
Auswärtssieg für den 1. FC Lok in Berlin. Foto: Bernd Scharfe

Hinten dagegen überragten Zickert, Surma und Ibold, die zunächst als Dreierkette gestartet, nach einer Stunde von Steffen Fritzsch ergänzt wurden, der die Partie als Sechser begann und noch in der 88. Minute genügend im Tank hatte, um verloren geglaubte Sprintduelle doch noch für sich zu entscheiden.

Lok-Trainer Heiko Scholz schwärmte nach dem Spiel von Hertha („geile Fußballer“), freute sich aber auch über die erarbeiteten drei Punkte, die Leipzig nun auf Platz 8 hieven, in der Auswärtstabelle ist das Team nunmehr schon Zweiter. Das Jahr wird der 1. FC Lok am vierten Advent bei Energie Cottbus beschließen.

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