Der 1. FC Lok Leipzig hat das erste Regionalliga-Pflichtspiel in der Hans-Zoschke-Arena in Lichtenberg mit 2:3 (0:1) verloren. Vor 966 Zuschauern liefen die Blau-Gelben gegen Lichtenberg 47 ab der 2. Minute einem Rückstand hinterher, nach 28 Minuten auch nur noch zu zehnt. Auf den Ausgleich antwortete Lichtenberg postwendend mit einem Doppelschlag. Abderrahmanes Anschlusstreffer 23 Minuten vor Schluss sollte trotz hochkarätiger Chancen auf beiden Seiten der letzte Treffer in einem unterhaltsamen Spiel bleiben.

Dass überhaupt fast 1.000 Zuschauer in Berlin einem Fußballspiel beiwohnen durften, davon über 100 aus Leipzig, ist heutzutage fast sensationell – oder leichtsinnig? „Maske auf!“ Immer mal ermahnte der Lichtenberger Stadionsprecher die Zuschauer in der Hans-Zoschke-Arena in Berlin-Lichtenberg. Im Fanblock des 1. FC Lok hielten sich nicht alle daran, die Vereins-Ultras sangen sogar minutenlang, was nicht erlaubt war. Aber was tun? Ein Fan wird aus dem Block gezogen, mehr Konsequenzen gibt es augenscheinlich nicht. Dass überhaupt über 100 Lok-Fans in Lichtenberg im Fanblock stehen dürfen, ist – ob eines Inzidenzwertes von 435 in Berlin-Lichtenberg – ohnehin merkwürdig. Dass für das Spiel 1.100 Zuschauer in ein 9.900 Zuschauer fassendes Stadion kommen dürfen, ohnehin.

Ja, es gab verschiedene Schleusen und blockierte Sitzplätze, aber gerade im Heimbereich war Abstand nicht immer das oberste Gebot, und für Jedermann gab es zudem auch noch gehaltvolles Pils zum Sport dazu. Energie Cottbus durfte am Sonnabend bei einem Inzidenzwert von 97 nicht vor Zuschauern spielen. Bei der aktuellen Dynamik des Infektionsgeschehens stellt sich ohnehin die Frage, wie lange noch in der Regionalliga gekickt wird. Am kommenden Mittwoch wird wohl auf jeden Fall noch gespielt werden. Im Heimspiel gegen den ZFC Meuselwitz wird der 1. FC Lok dann versuchen, die in Lichtenberg verlorenen Punkte einzuheimsen und vor allem defensiv wacher zu sein.

Das Titelblatt der LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 84, Ausgabe Oktober 2020. Foto: Screen LZ
Das Titelblatt der LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 84, Ausgabe Oktober 2020. Foto: Screen LZ

Schon nach 40 Sekunden blockte Hannes Graf einen langen Ball von Tasche. Lok schafft es in den folgenden 25 Sekunden nicht, den Ball, der zwischenzeitlich an beiden Eckfahnen war, ausreichend zu klären. Grünebergs Flanke in den Rückraum verwertete Marcel Rausch schließlich volley zum frühen 1:0. Lok schüttelte sich kurz und spielte fortan planvoll nach vorn. Unzählige Diagonalbälle brachten die flotten Außen Jäpel und Boakye ins Spiel, deren Aktionen letztlich allerdings kaum für absolute Gefahr sorgten. Nach 20 Minuten konnte Jäpel nach schönem Solo gegen drei den Ball flach zentral aufs Tor bringen, der starke Nick Wollert parierte.

Der einzige Stürmer, Djamal Ziane, konnte zweimal abschließen und musste nach nicht mal einer halben Stunde duschen gehen. Nach einem Tackling gegen Nils Fiegen von der Seite wollte Schiedsrichter Chris Rauschenberg mit Gelb verwarnen, Schiedsrichter-Assistent Florian Butterich wollte Rot sehen. Rauschenberg zeigte folglich Rot. In Unterzahl kam das Lok-Angriffsspiel wieder ins Stocken, Lichtenberg konnte sich zwei weitere klare Gelegenheiten herausspielen. Die dickste Chance vor der Pause hatte allerdings wieder Jäpel, der sogar traf.

Erwähnter Butterich hatte die Fahne allerdings voreilig nach oben genommen. Jäpel stand nicht im Abseits. Sein Kollege Luca Sirch machte es kurz nach der Pause besser. Im Anschluss an eine Ecke handelte Sirch schnell und traf ins lange Eck. Weil aber danach Lichtenberg schneller, wacher, agiler war und dies auch in Tore ummünzte, musste Lok sechs Minuten später sogar zwei Toren hinterherrennen. Tarik Gözüsirin traf nach erneuter Flanke in den Rückraum, Grüneberg nach Umschaltaktion. Abderrahmane hatte im Spielaufbau den Ball verloren.

Der gebürtige Oranienburger war es allerdings auch, der nur elf Minuten später den Anschluss herstellte. Zwischendurch hatte Leipzig Glück, dass die Hausherren nicht eine ihrer zahlreichen Chancen nutzten. Bei besserer Chancenverwertung hätte es da auch schon 6:1 für die Roten stehen können. Aber so hätte Jäpel in der 93. Minuten sogar noch den Ausgleich für Lok erzielen können – oder müssen? Einen feinen langen Ball von Stendera brachte er volley aufs Tor, Wollert hielt und Jäpel setzte den Abpraller per Kopf ans Außennetz des Tores.

Trainer Civa und Kapitän Schinke bemängelten nach dem Spiel die fehlende Cleverness und die Schläfrigkeit der eigenen Mannschaft, die nach dem furiosen 4:0 gegen Tennis Borussia Berlin am vorvergangenen Freitag nicht nachlegen konnte. So ging das erste Duell beider Teams in der Arena an Lichtenberg. Übrigens spielte der VfB Leipzig schon in Lichtenberg und gewann. Das 5:0 bei Blau-Gelb Berlin sicherte den Einzug in die nächste Runde des DFB-Pokals 1991/1992. Der VfB schied dort gegen die Stuttgarter Kickers nach Verlängerung aus.

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