Schon zum Pressegespräch war klar, Lemgo wird ohne einige verletzte Stammspieler anreisen. Zur langen Liste der Invaliden gesellten sich kurzfristig zwei weitere Spieler. Schon zu Beginn der ersten Halbzeit sah es aus, als könnten die Leipziger daraus Kapital schlagen. Eine 10:5-Führung stand auf der LED-Anzeige. Doch mit Kampfeswillen und leidenschaftlichem Einsatz gestalteten die Gäste das Spiel spannend, führten gar zur Pause wieder.

Und zwar wegen einiger Unzulänglichkeiten in der Leipziger Deckung. Denn immerhin erzielten auch die Messestädter 16 Treffer in Hälfte eins. Da sollte es eigentlich für eine Führung vor heimischem Publikum reichen, doch besonders Jonathan Carlsbogard und Bjarki Mar Elisson bekamen die Hausherren nicht in den Griff. „Ich wusste gar nicht, dass wir fünf Tore vorne lagen, es hat sich nicht so angefühlt,“ sagte Bastian Roscheck, „wir haben es auf jeden Fall zu einfach gemacht und vor der Pause zu viele leichte Gegentore bekommen.“

Allerdings war auch die Einstellung der Gäste stark, wie auch André Haber nach dem Spiel betonte: „Es gibt Mannschaften, die geben sich in dieser Situation schon auf. Lemgo hat dagegen gehalten, am Ende hatten wir etwas mehr Kraft.“ Was natürlich an den wenigen Wechseln lag, die sich sein Gegenüber Florian Kehrmann bei einem geschrumpften Kader erlauben konnte. Denn die Westfalen ließen sich diesen Umstand lange nicht anmerken und fanden oft eine Lösung gegen die Deckung der Leipziger.

Marko Mamic mit der Wurfgelegenheit. Foto: Jan Kaefer
Marko Mamic mit der Wurfgelegenheit. Foto: Jan Kaefer

So konnten sie ihren Vorsprung von einem Treffer recht lange halten. Erst in der 47. Minute gelang dem Rückkehrer Alen Milosevic der 25:25-Ausgleich. Überhaupt funktionierten die Angriffe über die Kreisläufer auf Leipziger Seite sehr gut. Maciej Gebala erzielte fünf seiner sieben Tore von seiner Stammposition – bei 100 Prozent Trefferquote. Auch mit dem Tempospiel war André Haber am Donnerstagabend zufrieden. „Es kommen nun nach der Länderspielpause ganz harte Gegner auf uns zu, da haben wir schon noch an uns zu arbeiten“, zeigte er sich allerdings noch nicht ganz zufrieden.

Zumal Lemgo in der Schlussphase immer noch Chancen hatte. Nach einem Ballverlust des ansonsten starken Luca Witzke hielt Joel Birlehm in der Schlussminute. Es wäre sonst vielleicht noch Zeit für einen Ausgleich geblieben. Witzke sah ein, dass er als 20-Jähriger das Verhalten in einer solchen Situation noch lernen müsse. Auch Teamkollege Alen Milosevic hatte noch einen Rat: „Unsere jüngeren Spieler müssen sich in einer Phase, in der der Gegner dringend den Ball braucht, auch einmal foulen lassen, das nimmt auch Zeit von der Uhr.“

Maciej Gebala war mit sieben Treffern der beste Leipziger Torschütze. Foto: Jan Kaefer
Maciej Gebala war mit sieben Treffern der beste Leipziger Torschütze. Foto: Jan Kaefer

Tragisch war der Vorfall aus Leipziger Sicht nicht, und Franz Semper konnte mit dem nächsten Angriff den Endstand herstellen. Luca Witzke kann also beruhigt zu seinem ersten Länderspiel mit der A-Mannschaft fahren und war hoch erfreut, als er telefonisch die Einladung bekam. „Danach will ich mich aber wieder mit aller Leidenschaft für den Verein ins Zeug legen.“

Im Ost-Derby gegen Magdeburg am 3. November wird dies sicher auch erforderlich sein. Die Elbestädter werden bestrebt sein, einige schwächere Partien zu Saisonbeginn vergessen zu machen. Unterstützung werden die Leipziger von einer ausverkauften Arena bekommen, wobei mit Sicherheit auch das Magdeburger Ticketkontingent ausgeschöpft wurde.

Luca Witzke in Aktion. Foto: Jan Kaefer
Luca Witzke in Aktion. Foto: Jan Kaefer

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