Für FreikäuferLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausg. 63Sie ist das Lieblingskind vieler Leichtathleten, denn sie ist etwas ganz Besonderes. Die blaue Leichtathletik-Anlage in der Arena Leipzig hat etwas, was andere nicht haben: Sie besitzt deutschlandweit die einzige 200-Meter-Rundlaufbahn mit sechs Spuren. Kein Wunder also, dass hier am 16. und 17. Februar bereits zum achten Mal eine Deutsche Hallenmeisterschaft ausgetragen wird.

Erstmals fanden diese wichtigsten nationalen Leichtathletik-Wettkämpfe der Hallensaison im Jahr 2003 in der Arena statt. Diese war da gerade mal ein halbes Jahr lang in Betrieb gewesen.

Einer, der die Vorzüge der Anlage zu schätzen weiß, ist Sprinter Roy Schmidt vom SC DHfK Leipzig. „Es ist eine schnelle und harte Bahn“, so der 27-Jährige, „mit sehr weitem Kurvenradius und sechs Rundfahrten. Dazu noch mit Mondobelag, einer Tartan-Art wie Polytan.“ Und außerdem herrscht „eine schöne Atmosphäre in der Halle“. Schmidt, der Teil der deutschen Nationalmannschaft ist, lief vor zehn Jahren zum ersten Mal über den blauen Belag in der Arena. Damals startete der gebürtige Leipziger in der 4 x 200-Meter-Staffel noch für den TuS Jena. „Wir sind damals mit einer sehr jungen Staffel – zwei U20-Läufern und zwei U23-Läufern – bei den Männern hinter Wattenscheid deutscher Vizemeister geworden“, erinnert sich der Polizeibeamte gern.

Im Jahr 2011 wechselte Schmidt nach Leipzig und fand im Laufe der Zeit immer mehr Gefallen an der noch kürzeren Sprintstrecke. Bei den Hallenmeisterschaften 2016 und 2017 schaffte er es vor eigenem Publikum jeweils ins Finale über 60 Meter. Dort will er nach Möglichkeit auch diesmal wieder hin. „Ich möchte mich in der deutschen Spitze gut verkaufen und für kommende Aufgaben empfehlen. Aber die Hallensaison ist nur eine Durchgangsstation“, so Schmidt. Nach der Hallen-Europameisterschaft vom 1. – 3. März im schottischen Glasgow lockt vom 28. September bis 6. Oktober die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Doha, Katar.

DHfK-Sprinter Roy Schmidt während der Hallen-DM 2016 in Leipzig. Foto: Jan Kaefer
DHfK-Sprinter Roy Schmidt während der Hallen-DM 2016 in Leipzig. Foto: Jan Kaefer

Doch da 16 Jahre hochleistungssportliche Nutzung selbst an der schönsten Anlage nicht spurlos vorübergehen, kündigte Leipzigs Sportbürgermeister Heiko Rosenthal eine Renovierung des Schmuckstücks an. „Für diese Maßnahme nutzen wir die Veranstaltungspausen im Sommer. Die Leichtathletik-Bahn soll 2021 fertiggestellt werden. Wir brauchen die Zeit“, wird er auf leichtathletik.de, der Homepage des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), zitiert. Die LEIPZIGER ZEITUNG (LZ) fragte beim Amt für Sport der Stadt Leipzig nach, um Näheres zu den Sanierungsplänen zu erfahren.

„Eine konkrete Terminierung zu den baulich-technisch notwendigen Sanierungsarbeiten an der Leichtathletikanlage in der großen Arena-Halle ist noch nicht möglich“, antwortete die Amtsleiterin Kerstin Kirmes. „Geplant ist – vorbehaltlich des jeweils bestätigten Stadthaushaltes und der Fördermittel – in 2020 den Sportbelag der Rundlaufbahn zu erneuern (verschlissen) und in 2021 dann das Infield (ebenfalls starke Mängel durch Gebrauch). Das Infield ist Trainings- und Wettkampffläche für weitere Leichtathletik-Disziplinen wie Hochsprung, Weitsprung, Kugelstoßen, Sprint ….). Nach 16 Jahren Gebrauch – wenn auch nicht jahresdurchgängig – und bei den starken dynamischen Beanspruchungen solcher Sportausstattung durch Training/Wettkampf ist das ganz normal und einfach notwendig.“

Auch Sprinter Roy Schmidt bestätigt, dass vor allem an der Rundlaufbahn schadhafte Stellen zu erkennen sind. „Man sieht in den Kurven durch das Hoch- und Runterfahren auf den äußeren Bahnen, dass sich der Tartan wellt. Es wäre wichtig, die gewellten und beschädigten Stellen auszubessern.“ Glück für ihn: „Für mich persönlich hatte das keine großen Auswirkungen, da ich die letzten Jahre nur 60 Meter gelaufen bin.“ Und diese Bahn befindet sich im Infield der Arena und ist schnurgerade.

Leipzig hat die bisher einzige sechsspurige 200-Meter-Rundlaufbahn im Lande. Foto: Jan Kaefer
Leipzig hat die bisher einzige sechsspurige 200-Meter-Rundlaufbahn im Lande. Foto: Jan Kaefer

Die lädierte Rundbahn wird daher im Sommer 2020 zuerst saniert, ein Jahr später geht es mit dem Infield weiter. Nach Einschätzung der Sportamtsleiterin steht den Arbeitern eine ziemliche Friemelei bevor: „Die bislang geplanten Baufenster – jeweils im Sommer – sind anhand des baulich-technischen Aufwandes ermittelt. Die Sporttechnologie wirkt im Komplex mit konstruktiven und technischen Gegebenheiten. Außerdem muss der Belag – bedenken Sie die Fläche! – vom konstruktiven Untergrund abgefräst werden. Sehr aufwendig.“

Damit erklärt sich auch die Notwendigkeit der zweistufigen Sanierung. Denn durch die Bauarbeiten soll die sportliche Nutzung der Anlage nicht beeinträchtigt werden. „Das sogenannte ‚Leichtathletikfenster‘ für Bundesstützpunkt-Training, Deutsche Meisterschaften und das MoGoNo-Schülersportfest sind zeitlich nicht berührt“, beruhigt Kerstin Kirmes. Auch im kommenden Jahr wird die Arena wieder Austragungsort der Deutschen Hallenmeisterschaft der Leichtathleten sein. Die finden dann – ebenso wie das angesprochene Schülersportfest der SG Motor Gohlis-Nord, an dem im Laufe des Tages um die 1.000 kleine und große Sportler über den blauen Tartan flitzen – noch auf dem „alten“ Untergrund statt. Doch dann wird ab Sommer gewerkelt …

Wie viel diese leichtathletische Frischzellenkur genau kosten wird, konnte/wollte Kirmes noch nicht mitteilen. „Die Kosten sind derzeit geschätzt, es bedarf einer konkretisierenden Planung (Mittel erst ab Bestätigung des Haushalts 2019/20 verfügbar). Da es sich vor allem um eine Trainingsstätte für Hochleistungssport handelt – hier insbesondere Bundesstützpunkt Leichtathletik, es ist aber auch der Bundesstützpunkt Fechten in der Kampfsporthalle des Komplexes zu Hause – wird auf die deutschlandweit hier übliche Finanzierungskulisse Stadt-Land-Bund orientiert.

Abstimmungen mit den potentiellen Zuwendungsebenen sind absolviert, Förderzusagen können natürlich noch nicht getroffen werden. Für den baulich-technischen Unterhalt laufen dauernd Mittel in die Arena (kommunales Eigentum) – zur Beseitigung kleinerer oder größerer Schäden durch Gebrauch, Überalterung oder auch ‚Sonderereignisse‘ wie Hochwasser. Angesichts des Verwaltungsaufwands bitte ich um Verzicht auf eine kleinteilige Übersicht“, lautet ihre Antwort.

Der Februar ist wieder Leichtathletik-Zeit in der Arena Leipzig. Foto: Jan Kaefer
Der Februar ist wieder Leichtathletik-Zeit in der Arena Leipzig. Foto: Jan Kaefer

Doch neben der altersbedingten Abnutzung der Leichtathletik-Anlage hat die Arena noch ein weiteres Problem: Sie ist nicht ganz dicht. „Kritisch ist das häufige Hineinregnen an unterschiedlichsten Dachstellen und auch nicht nur an starken Regentagen. Wasser kriecht durch die Dachkonstruktion.“, weiß Amtsleiterin Kirmes. Die Bundesliga-Handballer des SC DHfK Leipzig können davon ein Lied singen. Es ist fast schon ein bisschen peinlich, wenn während einer Erstliga-Begegnung der „stärksten Liga der Welt“ an einem Regentag alle paar Sekunden ein Aufwischer zum Einsatz kommen muss und mitten im Spiel Scheuerlappen auf der Platte liegen.

„Hier sind wir mit einer Fachfirma zugange, die sofort bei Schadensauftritt agiert, repariert sowie Schadensort und -art dokumentiert. Aus dieser ‚Schadenslandkarte‘ erhoffen wir, die Schwachstellen endlich besser erkennen zu können. Das Dach ist eine besondere Konstruktion (Ergebnis des damaligen Architekturwettbewerbs) und nicht mit einer landläufig konfektionierten Ausführung vergleichbar“, erklärt Kirmes.

Bleibt also erst mal nur die Hoffnung auf zwei möglichst trockene Februar-Wochenenden voller Leichtathletik. Den Auftakt macht die SG MoGoNo am 9. Februar mit der 17. Auflage ihres beliebten Schülersportfestes. Das startet bereits um 9 Uhr mit den hoffnungsvollen Nachwuchstalenten. Am Nachmittag, ab 15:20 Uhr, greifen dann die U20-Athleten und kurz darauf auch die Frauen und Männer ins Geschehen ein. Gut möglich, dass die eine oder andere prominente Sportskanone die Möglichkeit nutzt, sich eine Woche vor der Deutschen Meisterschaft schon mal auf die blaue Bahn einzustimmen.

Ein Highlight dieser Veranstaltung wird auf alle Fälle die Autogrammstunde von Cindy Roleder (SV Halle) sein. Die Europameisterin (2016), Vize-Weltmeisterin (2015) und mehrfache Deutsche Meisterin im Hürdensprint, die viele Jahre im Leipziger Trikot an den Start ging, schwingt ab 13 Uhr den Stift. Und am Wochenende darauf folgt mit der Deutschen Meisterschaft das nationale Saison-Highlight. Mit Kugelstoßer David Storl (Mitteldeutsches Kugelstoßteam im SC DHfK) steht für Leipzig ein Gold-Garant im Ring. Wie viele Medaillen bleiben darüber hinaus in der Messestadt? Kann Roy Schmidt im Sprint ordentlich einen raushauen? Hält das Wetter und das Arena-Dach? Wir werden es erfahren…

Mehr Informationen:
www.leichtathletik.de (mit News, Infos und Ergebnissen zur Hallen-DM am 16./17.02.)
https://mogono-leichtathletik.de/arena/2019 (mit Zeitplan und allen Infos zum Schülersportfest am 09.02.)

Die neue „Leipziger Zeitung“ liegt an allen bekannten Verkaufsstellen aus. Besonders in den Szeneläden, die an den Verkäufen direkt beteiligt werden. Oder einfach abonnieren und direkt im Briefkasten vorfinden.

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 63: Protest, Vertrauen und eine gute Frage

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 63: Protest, Vertrauen und eine gute Frage

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Jan Kaefer über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar