Es sah aus Leipziger Sicht tatsächlich schon üppiger aus. Zur Deutschen Hallenmeisterschaft der Leichtathletik am 18./19. Februar 2023 reisten die Sportlerinnen und Sportler der Messestadt (und Umgebung) nur in sehr überschaubarer Zahl nach Dortmund.

Nur dreimal SC DHfK Leipzig sowie einmal SG Motor Gohlis-Nord und zweimal TSG Markkleeberg 1903 stand in den offiziellen Startlisten. Und klar war auch, dass die sechs teilnehmenden Athletinnen und Athleten realistischerweise nicht in die Medaillenvergabe würden eingreifen können. Als Wettkampfziele standen daher vor allem Finalteilnahmen und persönliche Bestzeiten im Fokus.

SC DHfK Leipzig

Dass für das Leichtathletik-Team des SC DHfK, bildlich gesprochen, ein einziger PKW für die Anreise zu einer Deutschen Meisterschaft ausreicht, hat es sicher auch noch nicht so oft gegeben. Keine Sprinter, keine Kugelstoßer und keine großen Namen. Drei junge Läufer aus dem Leipziger Distance Team gingen daher für den Verein über die mittleren und längeren Strecken an den Start.

Hannah Stegenwallner hatte dabei mit den 3.000 Metern die längste Distanz zu bewältigen. Hauptsächlich läuft die 20-Jährige diese Entfernung ja als Hindernis-Variante, diesmal musste es ohne Hürden und Wassergraben gehen. Dafür durfte sie Teil eines unglaublich stark besetzten 15-köpfigen Teilnehmerinnenfeldes sein – angeführt von einer völlig entfesselt laufenden Konstanze Klosterhalfen (Leverkusen) und deren Verfolgerin Hanna Klein (Tübingen).

Am Ende hatten fünf Läuferinnen eine neue persönliche Bestzeit auf der Uhr stehen. Hannah Stegenwallner ist eine von ihnen. Mit 9:33,27 Minuten verbesserte sie ihre alte Bestmarke um knapp fünf Sekunden und landete auf dem 12. Platz. „Der erste Kilometer war wahnsinnig schnell. Hintenraus hatte ich deswegen zu kämpfen. Aber das hat sich mehr als gelohnt. Ich bin sehr zufrieden“, lautet ihr Fazit auf der Vereinshomepage.

Neue Bestzeit auch für Artur Beimler (SC DHfK Leipzig/ hier bei der DM 2022 in Berlin) über 1.500 Meter. Foto: Jan Kaefer (Archiv)
Neue Bestzeit auch für Artur Beimler (SC DHfK Leipzig/ hier bei der DM 2022 in Berlin) über 1.500 Meter. Foto: Jan Kaefer (Archiv)

Ebenfalls über eine Finalteilnahme und persönliche Bestzeit freuen konnte sich Artur Beimler. Als Fünftplatzierter seines Vorlaufs über 1.500 Meter hatte sich der 22-Jährige über die Zeit für den Endlauf qualifiziert. In 3:48,54 Minuten hat er die Strecke dabei so schnell bewältigt wie vorher noch nie. Lohn der Mühe war das Finale der besten Zwölf.

Hier ging es dann insgesamt etwas gemächlicher, taktischer zu. Erst auf den letzten drei Runden wurden ein, zwei Schippen draufgelegt. „650 Meter vor dem Ziel hat die Führungsgruppe das Tempo angezogen. Da musste ich schauen, wie gut ich mitkomme. Ich hatte dann eine schnelle letzte Runde. Platz neun geht vollkommen in Ordnung“, liest man auf der DHfK-Seite.

Dank eines insgesamt schnellen Vorlaufs schaffte auch Conrad Kieselberger über die 800 Meter den Sprung in den Endlauf. Zwar kam er in seinem Vorlauf nur als Fünfter und damit Vorletzter ins Ziel, doch waren die Zeiten des anderen Halbfinals so gemächlich, dass der Leipziger immer noch schneller im Ziel gewesen war als dessen Sieger.

Im ebenfalls stark taktisch ausgerichteten Finale versuchte der 23-Jährige anfangs, sich aus dem größten Geschiebe und Gedränge herauszuhalten. „Vielleicht hätte ich hundert Meter früher ein paar Positionen gut machen können, um im Schlussspurt die eine oder andere Platzierung weiter vorne zu landen“, gestand er hinterher selbstkritisch, war mit seinem 6. Platz aber insgesamt zufrieden.

TSG Markkleeberg von 1903

Es gehörte zu den positiven Überraschungen dieser Meisterschaft, dass die TSG Markkleeberg mit Florian Tschernikl und Eric Windler gleich zwei Athleten entsenden konnte. Beide qualifizierten sich für den Wettkampf über die 60 Meter Hürden.

Für Tschernikl war es nach 2019 und 2020 sogar bereits die dritte Hallenmeisterschaft, zuzüglich der Freiluft-DM 2019 im Berliner Olympiastadion. Windler hingegen feierte DM-Premiere, hatte im Januar in Chemnitz mit neuer Bestzeit von 8,49 Sekunden die viel umjubelte B-Norm geknackt.

Mit Florian Tschernikl (links) und Eric Windler (hier beim MoGoNo-Hallensportfest 2023) brachte die TSG Markkleeberg gleich zwei Hürdensprinter an den Start. Foto: Jan Kaefer (Archiv)
Mit Florian Tschernikl (links) und Eric Windler (hier beim MoGoNo-Hallensportfest 2023) brachte die TSG Markkleeberg gleich zwei Hürdensprinter an den Start. Foto: Jan Kaefer (Archiv)

In Dortmund blieb für beide in ihren jeweiligen Vorläufen nur der undankbare letzte Platz. Im Ranking der insgesamt 19 Teilnehmer ordnete sich Florian Tschernikl in der Endabrechnung auf dem 15. und Eric Windler auf dem 19. Platz ein. Zufrieden waren die Beiden dennoch.

„Geil, nochmal bei einer DM dabei gewesen zu sein! Ich bin stolz und zufrieden, mit Platz 15 wieder nach Hause fahren zu können“, postete Tschernikl auf Instagram, während die TSG-Homepage Windler mit den Worten zitiert: „Es waren einfach viele tolle Eindrücke und ein schönes Erlebnis. Ich will das unbedingt nochmal erleben“.

SG Motor Gohlis-Nord

Die SG MoGoNo hatte in diesem Jahr mit Nadine Stricker nur eine Athletin bei der DHM am Start. Rocco Martin, im Sommer überraschender Vizemeister über 800 Meter, hatte wegen eines Infektes passen müssen.

Zu allem Überfluss zog sich kurz vor den Meisterschaften auch Sprinterin Michelle Rädler eine bisher noch nicht abschließend diagnostizierte Verletzung im Rückenbereich zu, die alleine die Anreise nach Dortmund zu einem schmerzhaften Unterfangen gemacht hätte. Die erst 19-jährige Rädler ist mit ihrer Anfang Februar aufgestellten neuen Bestzeit von 7,49 Sekunden zum jetzigen Zeitpunkt die schnellste Leipzigerin des Jahres.

Nadine Stricker (hier beim MoGoNo-Hallensportfest 2023) vertrat als Einzige die Farben der SG Motor Gohlis-Nord. Foto: Jan Kaefer (Archiv)
Nadine Stricker (hier beim MoGoNo-Hallensportfest 2023) vertrat als Einzige die Farben der SG Motor Gohlis-Nord. Foto: Jan Kaefer (Archiv)

Für die 28-jährige Nadine Stricker war gegen starke 800-Meter-Konkurrenz alleine die DHM-Teilnahme ein schöner Erfolg. Sie belegte Platz 13. Wie Trainer Tasso Hanke im LZ-Gespräch verriet, wurden in der Vorbereitung ein paar neue Wege ausprobiert, zum Beispiel Höhentrainingslager in Südafrika. „Noch ist nicht alles aufgegangen“, weiß Hanke. In der Sommer-Saison kann das aber schon ganz anders aussehen.

Alle Ergebnisse der Hallen-DM: www.leichtathletik.de

„Leichtathletik-DHM 2023: Dreimal Finale, zwei Bestleistungen für Leipziger Leichtathleten“ erschien erstmals am 24. Februar 2023 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 110 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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