So richtig überrascht hat es wohl niemanden, was aber letztlich nur zeigt, in welch herausragender Form sich Robert Farken (SC DHfK) aktuell befindet. Der Leipziger Mittelstreckler, der in der Halle schon drei Deutsche Meistertitel über 800 Meter gesammelt hatte, schlug nun auch über die 1.500 Meter zu. Wie schon im letzten Sommer bei der Freiluft-Meisterschaft, war der 24-Jährige auch unterm Hallendach als Erster im Ziel.

Dass die im Finale gelaufene Zeit von 3:50,70 Minuten um einiges langsamer war als Farkens erst eine Woche alte persönliche Bestleistung von 3:35,44 Minuten, spielt dabei keine Rolle. „Ganz klar: Mir ging es heute nur um Gold. Alles andere als der Titel wäre für mich eine Enttäuschung gewesen“, kommentierte der Leipziger gegenüber leichtathletik.de.

Und er ergänzt: „Es war tatsächlich ziemlich lange die Überlegung im Raum, heute richtig schnell laufen zu wollen. Aber ich habe aus dem letzten Jahr die Erkenntnis mitgenommen, dass man nichts erzwingen kann. Heute war vor dem Start die Atmosphäre nicht so, dass jetzt richtig schnell gelaufen wird. Irgendwie haben wir uns alle auf ein Bummelrennen eingestellt. Dann habe ich das auch so angenommen.“

Erst in den letzten beiden Runden hatte Robert Farken das Tempo angezogen und war dabei seinen Verfolgern Mohamed Mohumed (Dortmund) und Lukas Abele (Hanau-Rodenbach) enteilt, die mit deutlichem Abstand die Plätze zwei und drei belegten. Doch auch, wenn es diesmal auf der Strecke etwas langsamer zuging, den sieben Jahre alten Deutschen Hallenrekord von Homiyu Tesfaye (Eintracht Frankfurt), der bei 3:34,13 Minuten steht, will der SC DHfK-Athlet auch noch knacken.

Eine positive Überraschung: Hannes Braunstein (SC DHfK) erkämpfte sich einen Startplatz im 800 Meter-Finale. Foto: Jan Kaefer
Eine positive Überraschung: Hannes Braunstein (SC DHfK) erkämpfte sich einen Startplatz im 800 Meter-Finale. Foto: Jan Kaefer

Mit nur vier Teilnehmern war Leipzig beim zehnten Hallen-DM-Heimspiel am 26. und 27. Februar sehr überschaubar vertreten. Die Sprinter Roy Schmidt und Marvin Schulte hatten coronabedingt passen müssen, Kugelstoß-Dauersieger David Storl war gar nicht erst in die Hallensaison gestartet, und Max Patrick Spitzner (alle SC DHfK) verblieb auf der 200 Meter-Nachrückerliste unter dem dicken Strich.

SC DHfK-Neuzugang Hannes Braunstein hatte diesbezüglich mehr Glück. Der vom badischen LFV Schutterwald nach Leipzig gewechselte Mittelstrecken-Läufer schaffte über 800 Meter doch noch den Sprung auf die blaue Rundlaufbahn der Arena. Diese Chance nutzte der 23-Jährige und rannte im Halbfinale mit 1:55,33 Minuten die fünftbeste Zeit des insgesamt 11-köpfigen Starterfeldes. Damit war er – doch eher unerwartet – im Finale am Sonntag dabei!

„Prinzipiell war es schon eine kleine Überraschung, dass ich überhaupt bei den Deutschen Meisterschaften starten durfte“, so Braunstein gegenüber der LZ. „Ich bin über das Nachrückeverfahren an den Start gekommen, wusste aber, dass ich recht fit bin. Mein Trainer wusste, was ich kann, und dass mit der richtigen Taktik und dem richtigen Lauf ein Finaleinzug möglich ist. Das hat auch geklappt und riesigen Spaß gemacht!“

Das Finale beendete er schließlich als Achter mit einer leicht verbesserten Zeit von 1:54,97 Minuten. „Das Finale war dann aber ein bisschen anders“, teilte Braunstein seine Erfahrung. „Ich kam durch ein paar Strauchler nicht so richtig in meinen Schritt rein, und so fehlte mir am Ende die Kraft. Aber das passiert bei einem Rennen nun mal, da ist nicht jedes perfekt. Doch ich kann mit meinem Resultat trotzdem zufrieden sein und bin zuversichtlich, dass der Sommer noch besser wird.“

Rocco Martin (SG MoGoNo) war für zwei Strecken qualifiziert und entschied sich für einen Start über die 400 Meter. Foto: Jan Kaefer
Rocco Martin (SG MoGoNo) war für zwei Strecken qualifiziert und entschied sich für einen Start über die 400 Meter. Foto: Jan Kaefer

Ob er über 400 Meter oder 800 Meter an den Start gehen würde, ließen Rocco Martin (SC Motor Gohlis-Nord) und sein Trainer Tasso Hanke lange offen. Qualifiziert war Martin für beide Strecken – letztlich fiel die Wahl auf die kürzere. „Wir hatten uns ganz bewusst für die 400 Meter entschieden, und mit Blick auf die Leistungen, war es am Ende ja auch eine der stärksten Disziplinen gewesen. Die Zeit war knapp über seiner Hallen-Bestzeit, und vor zwei Jahren hätte das noch fürs Finale gereicht. Klar wäre der Endlauf schön gewesen, aber das wird dann 2024 an gleicher Stelle“, lautet das Fazit von Coach Hanke. Der 20-jährige Rocco Martin hatte in der Gesamtabrechnung das Halbfinale mit 48,15 Sekunden als Elfter beendet, womit er das Finale klar verpasste.

„Im Nachgang könnte man zwar sagen: Wären wir mal lieber die 800 Meter gelaufen, das wäre einfacher gewesen – aber auch das hatten wir im Vorfeld besprochen. Auf Grund seiner im Herbst in der Sportfördergruppe begonnenen Ausbildung, mussten wir bis Mitte Januar das Training reduzieren. Daher waren wir uns nicht ganz sicher, ob es da schon für zwei gute 800 Meter-Läufe gereicht hätte. Jetzt wird sein Fokus aber wieder voll auf dem Sport liegen“, erläutert Tasso Hanke gegenüber der Leipziger Zeitung (LZ).

War einfach nur happy über ihren ersten Start bei der "Erwachsenen"-DM: Mariam Soumah (SC DHfK). Foto: Jan Kaefer
War einfach nur happy über ihren ersten Start bei der “Erwachsenen”-DM: Mariam Soumah (SC DHfK). Foto: Jan Kaefer

Mit einem Lächeln im Gesicht hatte die vierte Leipzigerin im Bunde die blaue Laufbahn betreten. Die gerade erst 18 Jahre junge Mariam Soumah (SC DHfK) hatte es ebenfalls kurzfristig über die Nachrückeliste in den Wettkampf geschafft. Auf der 200 Meter-Strecke war die Konkurrenz allerdings gewaltig, die zudem mit insgesamt sieben persönlichen Bestleistungen aufwartete.

Mit ihrer Zeit von 24,87 Sekunden blieb das Nachwuchstalent immerhin unter der 25er-Marke und belegte damit Rang 14. „Ich hatte auf jeden Fall Spaß!“, bekräftigte sie der LZ. „Es war so cool, vor den ganzen Leuten zu laufen, da habe ich mich richtig wohl gefühlt. Ich bin auch total zufrieden mit der Zeit – für Bahn 2 ist das mega!“

Alle Ergebnisse der Hallen-DM:
https://ergebnisse.leichtathletik.de/Competitions/Details/6334

Zum zehnten Mal seit 2003 fanden die Deutschen Hallen-Meisterschaften in der Arena Leipzig statt.
Zum zehnten Mal seit 2003 fanden die Deutschen Hallen-Meisterschaften in der Arena Leipzig statt.

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