Es ist Samstag, der 18. Februar 2023. Deutsche Leichtathletik-Meisterschaft. Punkt 18:07 Uhr schallt der Startschuss zum Finale über 60 Meter Hürden der Frauen durch die Dortmunder Helmut-Körnig-Halle. Für Cindy Roleder, die im Trikot des SV Halle auf Bahn 6 aus dem Startblock schnellt, ist dieses Rennen ein ganz besonderes.

Nach vielen Jahren im Leistungssport ist es für die Europameisterin von 2016 und Vize-Weltmeisterin von 2015 der Abschluss einer sehr erfolgreichen Karriere. Die Hallensaison 2023 hatte sie kurz vor deren Beginn öffentlich zu ihrer sportlichen Abschiedstournee erklärt.

Nachdem die gebürtige Karl-Marx-Städterin 2007 als 17-jähriges Talent den Titel der Deutschen Jugendmeisterin gewonnen hatte, sprintete sie in den 2010er Jahren quasi von Erfolg zu Erfolg. Zu den beiden oben genannten Karrierehöhepunkten gesellte sich außerdem Gold bei der Hallen-EM 2017 und die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio. Insgesamt sieben Medaillen pflückte sie im Hürdenwald insgesamt bei Welt- und Europameisterschaften.

Bei Deutschen Meisterschaften landete Roleder, bis auf wenige Ausnahmen, eigentlich immer auf dem Treppchen. Fünfmal triumphierte sie in der Halle über 60 Meter Hürden und viermal über 100 Meter Hürden im Freien. Hinzu kommen insgesamt neun Silber- und zwei Bronzemedaillen. Eine davon sogar über 200 Meter Sprint – ganz ohne Hürden.

Auf ihrer Abschiedstournee legte die 33-Jährige Anfang Februar auch einen Zwischenstopp in der Arena Leipzig ein. Im Rahmen des traditionellen Schülersportfestes der SG Motor Gohlis-Nord stand sie den Teilnehmer/-innen und Leichtathletik-Fans für eine Autogrammstunde und Fotos zur Verfügung. Neun Jahre lang war Leipzig die sportliche Heimat der Hürdensprinterin. Von Anfang 2008 bis Ende 2017 trug sie das Trikot des LAZ/SC DHfK Leipzig. Danach wechselte sie zum SV Halle.

„Ich habe von 2007 bis 2011 hier in der Arena trainiert, bin täglich ein und aus gegangen – im Kraftraum, im Laufschlauch, wenn die Halle stand, haben wir hier oben trainiert“, schaut Roleder im Interview mit der Leipziger Zeitung (LZ) zurück. Sechsmal war sie bei den nationalen Titelkämpfen in ihrem „Wohnzimmer“ auf der blauen Laufbahn ins Edelmetall gesprintet.

Cindy Roleder und andere Teilnehmerinnen bei einem Hürdenrennen in Erfurt.
Das Erfurt Indoor war eines der letzten Hürdenrennen von Cindy Roleder. Foto: Jan Kaefer

„Deutsche Meisterschaften in Leipzig waren für mich immer etwas Besonderes. Ich bin hier supergerne gelaufen, hatte das Publikum auf meiner Seite und bin auch Deutsche Meisterin geworden. Natürlich hätte ich dieses Jahr die Deutschen Meisterschaften gern in Leipzig gehabt.“ Dieser Wunsch bleibt unerfüllt, zum Abschluss ging es bekanntlich nach Dortmund.

Das Final-Rennen in der Körnig-Halle strebt einem engen Finish entgegen. Kraftvoll wirft sich Cindy Roleder über die Ziellinie, erkämpft zum Abschluss die Bronzemedaille. Zusammen mit der neuen Deutschen Meisterin Monika Zapalska (Wattenscheid) geht sie anschließend auf die Ehrenrunde und genießt noch einmal den Applaus der 4.000 Leichtathletik-Fans, die sich ihr zu Ehren von den Plätzen erhoben haben.

„My journey is over yet!!“, schreibt Cindy Roleder wenig später auf ihrem Insta-Kanal, versehen mit den Hashtags #finish und #thankful. „Ich bin absolut fein damit und freue mich auf das Leben danach“, so die Bundespolizistin und Mutter einer zweijährigen Tochter. Bevor das Leben ohne Leistungssport so richtig startet, stehen aber erstmal sechs Wochen Urlaub auf dem Programm. Zeit genug also, um die zahlreichen Erfolge der vergangenen Jahre Revue passieren zu lassen.

„Hürdenstar Cindy Roleder hat ihre erfolgreiche Karriere beendet: Ich freue mich auf das Leben danach“ erschien erstmals am 24. Februar 2023 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 110 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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