Damit hatten die Behinderten- und Reha-Sportler nicht gerechnet: Die Stadt Leipzig hat ihren LBRS zum „Sportverein des Jahres 2024“ gekürt. Aus den Händen von Sportbürgermeister Heiko Rosenthal (Die Linke) und dem stellvertretenden Sportamtsleiter Boris Wilde nahmen sie am Montag den Siegerpokal sowie einen Scheck über 1.000 Euro entgegen.
„Wir ehren seit 1994 den Verein des Jahres. Dafür haben wir im Amt für Sport eine eigene Bewertungsmatrix und schauen dabei, wie sich der Verein in den jeweiligen Schwerpunkten sportlich entwickelt hat“, erklärte Bürgermeister Rosenthal nach der Preisübergabe in der Paralympischen Sporthalle der Johanna-Moosdorf-Schule am Alten Messegelände.
„In diesem Jahr haben wir uns für den Behinderten- und Reha-Sportverein entschieden. Wir ehren hier vor allem auch die Bemühungen im inklusiven, integrativen Ansatz und natürlich auch die erfolgreiche Teilnahme der paralympischen Athleten des Vereins bei den Paralympischen Spielen in Paris.“

Zu diesen Spielen hatte der LBRS im vergangenen Jahr zwei Athleten entsenden können. Paratriathlet Max Gelhaar kehrte gar mit einer Silbermedaille heim, Josco Wilke kam mit dem Rollstuhlrugby-Nationalteam auf Platz 8 ein. Letzterer gehörte auch zu der kleinen Delegation seines Vereins, die am 7. Juli die Leipziger Auszeichnung entgegennehmen durfte.
„Ich bin schon sehr stolz darauf“, gestand er im Gespräch mit der LZ. „In diesem Verein habe ich angefangen, Behindertensport zu machen, habe hier meine Karriere gestartet. Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal an den Paralympischen Spielen teilgenommen und damit einen Kindheitstraum erfüllt. Und dann in dem Jahr den Preis für den Verein abzuholen, ist natürlich eine sehr große Ehre.“

So empfand es auch Simone Zimmermann, die 2. Vorsitzende des LBRS: „Wir waren überrascht und haben uns natürlich sehr gefreut, als Verein durch die Stadt wahrgenommen und ausgezeichnet zu werden. Das ist für uns ein Antrieb, mehr zu machen und uns noch stärker für das einzusetzen, was wir tagtäglich tun.“
Dieses Tun ihres Vereins fasst sie folgendermaßen zusammen: „Unser Verein setzt sich für die Belange für Sport von Menschen mit und ohne Behinderung ein. Wir haben Gruppen vom Kinder- bis in den Seniorenbereich, und wir haben viel Reha-Sport. Wofür wir jetzt die Ehrung und Auszeichnung bekommen haben, ist auch unser Engagement im Behindertensport. Es ist noch immer schwer, im Behindertensport Dinge voranzutreiben. Wir setzen uns dafür ein. Neben Rollstuhlrugby haben wir auch Rollstuhlbasketball, Sitzvolleyball, die Schwimmer und Paraleichtathleten. In dem Sinne sind wir ein Multisportverein für Menschen mit Behinderung.“

Paralympics-Athlet Josco Wilke ist jedenfalls sehr froh darüber, dass es Vereine wie den LBRS gibt. Denn dadurch war es dem früheren Hockeyspieler möglich, auch im Rollstuhl sportlich aktiv und erfolgreich werden zu können. „Mir hat der Behindertensport damals in meiner Verletzungsphase sehr geholfen, nicht nur im Alltag, sondern auch mental für den Kopf“, so der 23-Jährige. „Deswegen kann ich jedem nur empfehlen, Behindertensport zu machen, weil es einen aufbaut und sehr viel wiedergibt. Sei es durch den Austausch mit den anderen behinderten Athleten oder einfach, um die Muskeln mal richtig auszupowern, die man noch hat.“
Damit aber inklusive Sportangebote wie diese noch stärker in der Öffentlichkeit wahrgenommen und von Interessenten besser gefunden werden können, müssen diese noch breiter nach außen getragen werden, darin sind sich Wilke und Zimmermann einig. „Wir hören immer wieder, dass man solche Sportangebote schwer findet. Da muss noch ein bisschen mehr gemacht werden, damit jemandem, der Lust darauf hat, auch die Möglichkeit gegeben wird, daran teilzunehmen“, so die 2. Vorsitzende.
Sie verweist auf das Projekt „Mehr Inklusion im Sport in Sachsen“, das im Internet eine Übersichtskarte mit allen entsprechenden Angeboten im Freistaat bereithält. „Die Karte ist gut, sie wird aber noch zu wenig gefunden. Daher müssen wir noch mehr in den Sozialen Medien präsent sein, da müssen wir allesamt mehr tun“, appelliert Simone Zimmermann.
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