Tatsächlich erhebt die „Gohliser Laufnacht“ gar nicht den Anspruch, mit den großen Namen der Leichtathletik-Szene zu glänzen. Das kleine, feine Meeting, welches die SG Motor Gohlis-Nord am Mittwoch zum inzwischen fünften Mal in ihrem Stadion des Friedens austrug, versteht sich grundsätzlich eher als ein Angebot für die regionalen Athletinnen und Athleten. Doch diesmal glitzerte plötzlich ein handfester olympischer Promi-Faktor durchs Stadionrund.
„Waaaas, die hat Bronze bei Olympia geholt!?“, war der kleine Gohliser Leichtathletik-Junge völlig von den Socken. Nur wenige Sekunden später preschte die schnelle Frau in ihrem knallroten Outfit mit großem Abstand über die Ziellinie. Die Uhr stoppte nach diesen 100 Metern bei 11,18 Sekunden. Eine Spitzenzeit.
Das verblüffte sogar Rebekka Haase selbst: „Für heute hatten wir gesagt: Alles unter 11,50-11,40 wäre top. Jetzt gehe ich hier mit 11,19 und 11,18 raus. Das ist viel besser, als wir erwartet haben. Von daher sind wir echt glücklich“. Die gebürtige Erzgebirglerin, die aktuell für das Sprintteam Wetzlar startet, stand schon bei drei Olympischen Spielen im Team Deutschland. Zuletzt in Paris rannte sie als Schlussläuferin der 4×100 Meter-Staffel sensationell zur erwähnten Bronze-Medaille.

Und auch wenn die mit zahlreichen nationalen Meistertiteln dekorierte Athletin bei den regelmäßig in Leipzig ausgetragenen Deutschen Hallenmeisterschaften seit vielen Jahren zur Stammklientel zählt, war ihr Auftritt in Gohlis dennoch eine absolute Premiere. Denn unter freiem Himmel ist Rebekka Haase in der Messestadt noch nie einen Wettkampf gelaufen. Doch wenn man sie so schwärmen hört, wächst die Hoffnung, dass es vielleicht nicht bei diesem einen Mal bleibt:
„Ich bin super happy, dass es hier so ein wunderschönes kleines Meeting gibt. Die Anlage ist wirklich super, und es ist eine total angenehme Atmosphäre, um einfach mal hier zu rennen. Daher bin ich sehr dankbar, dass es uns auch mal hierhin verschlagen hat“, so Haase im Gespräch mit der Leipziger Zeitung (LZ).
Aber sie war nicht alleine gekommen. Die gesamte Chemnitzer Trainingsgruppe von Coach Jörg Möckel – wo auch Rebekka Haase trotz Wetzlaer Trikots weiterhin trainiert – nutze den sommerlichen Ausflug, um die erforderliche Wettkampfpraxis zu generieren. Daher erlebte die Gohliser Tartanbahn mit Corinna Schwab zudem eine weitere Olympiateilnehmerin (2020). Die 26-Jährige vom LAC Erdgas Chemnitz ging über 200 und 400 Meter an den Start.
Und schließlich hatte auch der gastgebende Verein selbst noch einen ganz besonderen Moment mit einem zweimaligen Olympia-Teilnehmer aus den eigenen Reihen. Denn Mittelstreckler Robert Farken, der seit 2025 wieder für die SG MoGoNo läuft, meist aber in den USA lebt und trainiert, war auf Heimatbesuch bei seinem Kindheits-Verein.
Leichtathletik-Abteilungsleiter Tasso Hanke, der Farken von klein auf sportlich begleitet hatte, nutzte die Gelegenheit, um den Sportler für eine ganz besondere Leistung zu würdigen. Denn erst wenige Tage zuvor hatte Robert Farken über 1.500 Meter mit 3:30,80 Minuten einen neuen Deutschen Rekord über diese Distanz aufgestellt. Damit war es ihm gelungen eine Bestmarke zu brechen, die immerhin bereits 45 Jahre lang Bestand gehabt hatte. Wenig später legte er sogar noch mit neuem Rekord über 1 Meile nach.
Dazu gratulierten ihm die Gohliser im Rahmen der Laufnacht noch einmal ganz offiziell – mit Blumen, Kaffeetasse und Vereinsschal. Bei der Zeremonie ebenfalls vor Ort war Mareen Lyß (geb. Thiel). Sie hatte als die erste Trainerin von Robert Farken bei MoGoNo die Grundlagen für dessen beachtliche Entwicklung geschaffen.

„Wenn ich hierhin zurückkomme, erinnere ich mich total an die Anfänge, dass ich wirklich als der Kleinste hier angefangen habe und mich in der Gruppe hinten angestellt habe. Dieses Gefühl macht mich doch auch demütig und holt einen ein bisschen auf den Boden zurück“, beschreibt Farken das dennoch besondere Gefühl, als Rekordhalter an die alte Wirkungsstätte zurückzukehren.
„Ich glaube, mit der Leistung bin ich von der Zeit her noch nicht am Ende der Fahnenstange“, sieht der 27-Jährige noch weiteres Potenzial schlummern. „Aber natürlich muss ich mich in den Rennen Mann gegen Mann noch behaupten. Das habe ich bei einer Meisterschaft bisher noch nicht bewiesen. Aber genau das ist es, was am Ende zählt. Das ist jetzt das Ziel, das übergeordnet über allem steht. Denn es bringt nichts, eine tolle Saison zu laufen und dann wieder im Vorlauf oder Halbfinale auszuscheiden.“
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