Seit drei Generationen verkauft die Familie Werner Korbwaren auf der Karl-Liebknecht-Straße in der Südvorstadt. Doch damit ist bald Schluss: „Mit zwei weinenden Augen nehmen wir Abschied. Leicht ist uns dieser Schritt nicht gefallen“, schreiben Manuela und Frank Werner auf einem Aushang an ihrer Ladentür.

Die Corona-Pandemie ist ein wesentlicher Grund für die Geschäftsaufgabe am angestammten Platz. Der finanzielle Druck sei zu groß geworden, heißt es im Text an der Tür der Karl-Liebknechtstraße mit der Nummer 76. „Ohne staatliche Fördermittel, ohne ein Entgegenkommen des Vermieters, mussten wir leider diese Entscheidung treffen“, schreibt das Ehepaar.

Keine Corona-Hilfen

Im Telefongespräch mit der LZ erklärt Manuela Werner, dass der Betrieb keine Corona-Hilfsgelder habe erhalten können: „Wenn wir nur den Laden gehabt hätten, wäre das möglich gewesen. Aber dadurch, dass die Arbeit in der Werkstatt weitergehen konnte, haben wir nach Auskunft unseres Steuerberaters keinen Anspruch auf Fördermittel.“

Dabei habe das Ladengeschäft in den vergangenen Monaten kaum Umsatz abgeworfen. „Wenn wir mal zwei Körbe im Monat verkauft haben, war das viel“, berichtet Werner. Einnahmen kamen vor allem aus direkten Aufträgen für die Werkstatt in Markkleeberg, vor allem durch Reparaturen von Korbwaren.

Allerdings sind die Auswirkungen der Pandemie nur ein Grund für das Aus auf der Karli. Ohnehin habe es Pläne gegeben, bald kürzer zu treten, erzählt Manuela Werner. „Wir sind ja jetzt auch nicht mehr ganz jung. Und so ein Laden macht ja auch viel Arbeit“, sagt die 56-Jährige. Handwerksmeister Frank Werner ist 66 Jahre alt. „Wenn die Situation jetzt anders gewesen wäre, hätten wir vielleicht noch drei, vier Jahre so weiter gemacht. Jetzt ist es eben etwas früher so weit.“

Werkstatt bleibt geöffnet

Komplett schließen will der Traditionsbetrieb, der 1913 in der heutigen Alfred-Kästner-Straße gegründet wurde, ohnehin nicht. Die Werkstatt in Markkleeberg bleibt erhalten. Kundschaft will das Ehepaar dort künftig auch empfangen.

An die Kund- und Anwohnerschaft in Leipzig schreiben die Geschäftsleute in ihrem Aushang: „Wir bedanken und bei unserer Kundschaft, die uns die vielen, vielen Jahre die Treue gehalten hat. Bei unseren Mitstreitern, den kleinen Firmeninhabern in der Nachbarschaft, die tagtäglich ihren Mann stehen und somit zum bunten Leben in der Straße beitragen“.

Bis längstens September bleibt der Laden noch geöffnet. Danach ist die Karli erstmal etwas weniger bunt. So werden es viele empfinden.

Über die lange und wechselvolle Geschichte können Interessierte übrigens auf der Internetseite von Korb-Werner mehr erfahren.

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Es gibt 2 Kommentare

So falsch es wäre zu behaupten, dass diese Krise dem Einzelhandel gut getan hätte, so falsch ist diese Behauptung es “wären fast alle zu”. Entscheidend ist die Frage, ob man in ein Fördergeldraster passte oder nicht. Und wie lange der Ausnahmezustand jetzt noch geht. Dafür steht für mich gerade dieser Beitrag hier von Alexander fast schon exemplarisch …

Wenn morgen, absolut unwahrscheinlich, alle wieder aufmachen könnten, dann wären fast alle zu, nur die die Rücklagen hatten und die Grossen Ketten(Mediamarkt usw.) machen vielleicht noch die Türen auf. Passiert aber nicht vor der Wahl.

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