Am Montag, dem 24. November, findet in Leipzig der 25. Sächsische Windenergietag statt. Die Jubiläumsveranstaltung steht ganz im Zeichen der „Dunkelflaute“, ein Begriff, der in jüngster Zeit die öffentliche Diskussion prägt und mit dem immer wieder der Ausbau der erneuerbaren Energien ausgebremst wird. Auch in Sachsen.

Der Landesverband Sachsen des Bundesverbands Windenergie (BWE) erklärt schon im Vorfeld mit einer deutlichen Wortmeldung, was er von der Fossil-Politik des sächsischen Ministerpräsidenten hält. Denn mit seiner Forderung russischer Gas- und Ölimporte verrate er auch die Energiewende.

Der Landesverband Sachsen des Bundesverbandes WindEnergie (BWE) verurteilt die Forderung des Sächsischen Ministerpräsidenten nach einer Wiederaufnahme russischer Gas- und Ölimporte mit größter Deutlichkeit. „Unser Interesse muss sein, nach einem Waffenstillstand wieder in Energielieferungen aus Russland einzutreten“, sagte der CDU-Politiker der Funke Mediengruppe. Europa brauche Energie zu günstigen Preisen, so Kretschmer. „Russland muss perspektivisch wieder Handelspartner sein – ohne dass wir in eine neue Abhängigkeit kommen.“

Also zurück in die alten Abhängigkeiten? Als wäre nicht auch in Sachsen die Energiewende angesagt?

Das Märchen vom billigen russischen Gas

Eine solche Position führe Deutschland und Sachsen zurück in eine geopolitisch hochgefährliche Abhängigkeit, die unter enormen politischen, finanziellen und gesellschaftlichen Belastungen gerade erst überwunden wurde, kritisiert der BWE Sachsen die Position des Ministerpräsidenten.

Die Vorstellung, fossile Energieimporte aus Russland könnten heute dauerhaft zu niedrigeren Energiepreisen führen, gehe an der Realität der europäischen Märkte vorbei. „Die früheren russischen Gaspreise waren politisch motiviert und dienten gezielt dem Aufbau strategischer Abhängigkeiten“, so der BWE.

„Aus diesen Fehlern müssen wir als Land lernen. Der einzige ökonomisch tragfähige Weg für Deutschland zu dauerhaft niedrigen Energiepreisen führt über den beschleunigten Ausbau von heimischen Kapazitäten in Windenergie, Photovoltaik, Speichern und Power-to-X-Technologien.“

Auch aus technologischer Sicht sei die Forderung nach fossilen Importen rückwärtsgewandt. Die Energiezukunft erfordere eine flexible, dezentral steuerbare Einspeisung, die regionale Wertschöpfung ermöglicht.

„Fossile Großkraftwerkslogik und erneute Pipelineabhängigkeiten von Russland behindern diese Entwicklung und führen zu höheren Redispatch-Kosten, vermehrten Netzeingriffen und einer Verschärfung bestehender Engpässe. Ein Festhalten an fossilen Importen würde somit unmittelbar zulasten der Systemstabilität und der sächsischen Verbraucher gehen“, stellt der BWE fest. Das Festhalten an den alten, fossilen Technologien würde Energie in Deutschland weiter teuer machen. Den Preis zahlen die Verbraucher.

Sicherheitspolitisch völlig sinnlos

Aber es kommt noch etwas hinzu, was Michael Kretschmer mit seinen vielen eigentümlichen Aussagen zu Russland einfach ignoriert.

„Besonders gravierend ist die sicherheitspolitische Dimension“, so der BWE: „Russland hat in den Jahren 2021 und 2022 Energie nachweislich als politisches Druckmittel eingesetzt, über reduzierte Gasflüsse Märkte destabilisiert und massive Preisverwerfungen verursacht. Eine erneute Öffnung der Tür für fossile Lieferungen wäre ein sicherheitspolitischer Fehltritt, der die strategische Erpressbarkeit Deutschlands wiederherstellen und ein fatales Signal an die europäische Wertegemeinschaft senden würde.

Angesichts der Tatsache, dass die Ukraine weiterhin unter schwersten Opfern ihre Freiheit und damit auch die europäische Friedensordnung verteidigt, wäre ein solcher energiepolitischer Kurs innerhalb der EU nicht zu rechtfertigen.“

Für Sachsen, dessen industrielle Zukunft auf preisstabiler Energie basiert – insbesondere in den Branchen Mikroelektronik, Maschinenbau, Chemie, Logistik und IT – seien erneuerbare Energien die einzig verantwortliche Grundlage, so der BWE.

„Windkraft, Photovoltaik, moderne Speichertechnologien und Power-to-X-Anwendungen bieten heute niedrigste Gestehungskosten, lokale Wertschöpfung, technologische Unabhängigkeit und weitgehende Immunität gegen geopolitische Verwerfungen. Investitionen in erneuerbare Energien sind damit zugleich Investitionen in die wirtschaftliche Zukunftskraft unseres Freistaates. In diesem Zusammenhang sollte die Landesregierung die sächsische Wirtschaft und Industrie endlich ernstnehmen, die ihren Bedarf nach erneuerbarer Energie mit dem Unternehmensappell klar formuliert hat.“

Die Forderung nach einer Rückkehr zu russischen Energieimporten sei daher energieökonomisch unbegründet, technisch irreführend und sicherheitspolitisch brandgefährlich.

Die Innovation geschieht mit den Erneuerbaren

Der BWE Landesverband Sachsen fordert daher eine klare Rückbesinnung auf eine moderne Energiepolitik, die auf Unabhängigkeit, Innovation und wirtschaftlicher Vernunft beruht. Die Zukunft Sachsens liegt in erneuerbaren Energien – nicht in der Wiederbelebung geopolitisch toxischer Abhängigkeiten. Mit mehr Gaslieferungen steigt die Erpressbarkeit für Sachsen und ganz Deutschland – dabei liege die Lösung auf der Hand: heimische Erneuerbare.

Der 25. Sächsische Windenergietag findet am Montag, dem 24. November, von 8.45 Uhr bis 17.00 Uhr im Hyperion Hotel Leipzig statt. Informationen zum Windenergietag findet man hier.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 4 Kommentare

Zum Kommentar von Christof: Windstrom ist in seiner Erzeugung preiswert, dazu kommen noch die Investitionskosten von den Steuerungsmöglichkeiten. Sehr gut an dem Beispiel Solar zu sehen, wo die Solaranlage genauso viel kostet wie der Speicher dazu. Am besten beschrieben bei Wikipedia:
“Langfristig wird davon ausgegangen, dass die Windenergie entweder in der Zukunft die günstigste Form der Stromproduktion sein[46] oder hinter Photovoltaik-Großkraftwerken auf dem zweiten Rang liegen wird.[40] Wichtig bei solchen Vergleichen ist es, die tatsächlichen vollen Stromgestehungskosten der einzelnen Technologien über ihren gesamten Betriebszeitraum anzusetzen. Der in diesem Kontext bisweilen angeführte Strombörsen­preis ist hingegen ungeeignet, da er für konventionelle Kraftwerke Werte ergibt, die aufgrund verschiedener struktureller Faktoren weit unterhalb ihrer Stromgestehungskosten liegen. Dadurch erscheint der Unterschied zwischen Windenergie und konventionellen Kraftwerken größer, als er in der Realität ist.[47] Für die Vollkosten der Versorgung sind auch Verteilung und Speicherung zu berücksichtigen, da Stromgestehungskosten nur einen Teil der Versorgungskosten widerspiegeln. Die Höhe der Netz- und Speicherkosten ist dabei von der Zusammensetzung der Erzeugung nicht unabhängig.[48]

In Deutschland lagen die Stromgestehungskosten von Onshore-Windkraftanlagen 2021 zwischen 3,94 und 8,29 Cent/kWh und lagen damit ebenfalls niedriger als bei fossilen Kraftwerken. Offshore-Windkraftanlagen hatten Stromgestehungskosten zwischen 7,23 €Cent/kWh und 12,13 €Cent/kWh, womit diese vergleichbar mit GuD-Kraftwerken und deutlich günstiger als bei Braun- und Steinkohlekraftwerken waren.[41]”

Zum Kommentar von Gerd: Das Windstrom teuer sei kann man nicht so stehen lassen Das ganze Gegenteil ist der Fall – Windstrom ist der preiswerteste Strom mit Erzeugerkosten von unter 5 Ct/kwh. Dazu kommen dann die Netzentgelte, Steuern usw. die den Windstrom ebenso wie Solarenergie verteuern. Wind- und Solarenergie sind nur schwer planbar, weil eben vom Wetter abhängig. Zum Ausgleich der Erneuerbaren Energien gibt es aber inzwischen Steuerungsmöglichkeiten. Die Politik muss dafür nur die Regelungen zulassen.

Sie sagen es, gerd stefan: WAR.
Und natürlich ist die Kritik nicht neutral, ihre ja auch nicht. Logisch, man hat halt seinen eigenen Standpunkt.

Russisches bzw. sowjetisches Erdgas war immer zuverlässig planbar und billig, selbst im Kalten Krieg Die Abhängigkeit nannte man früher friedliche Koexistenz zum gegenseitigen wirtschaftlichen Vorteil. Wer wirtschaftlich zusammen arbeitet, voneinander abhängig ist, greift sich nicht an. Windstrom ist teuer und unzuverlässig ohne Grundlast. Die Kritik der Windenergiebetreiber ist nicht neutral, ist an Gewinninteressen ausgerichtet, hier in diesem Medium kritiklos übernommen.

Schreiben Sie einen Kommentar