Um die Klimakatastrophe zu verhindern und das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, müssen auch die Städte einen Beitrag leisten. Eines der wichtigsten Handlungsfelder ist dabei die Mobilität: Ausbau der Radwege, Investitionen in den ÖPNV und sichere Fußwege. Wie eine Stadt beziehungsweise zumindest eine Innenstadt ohne motorisierten Verkehr aussehen könnte, wird sich am Sonntag, dem 19. September, zeigen. Dann möchte Leipzig im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche mit einem autofreien Ring ein „Zeichen für die Verkehrswende“ setzen.

Ausgangspunkt für diesen besonderen Tag war ein Antrag der Linksfraktion, den die rot-grüne Mehrheit im Stadtrat bereits im Januar 2020 beschlossen hat. Am Montag, dem 13. September 2021, präsentierte die Verwaltung im Rathaus die Details, mit denen sie mehr als anderthalb Jahre lang beschäftigt war.

Ausnahmen für Pflegedienste und Linie 89

Grundsätzlich dürfen sich am Sonntag keine Autos auf dem Ring bewegen. Allerdings wird es einige Ausnahmen geben. In der Gerberstraße, in der Universitätsstraße und in der Gottschedstraße soll es „Schleusen“ geben, etwa für Pflegedienste und die Buslinie 89. Die Straßenbahnen werden weiter fahren und sollen intensiv genutzt werden – Einzelfahrscheine gelten deshalb für den kompletten Tag. Bei den Planungen konnte die Stadt auf das Konzept für das Lichtfest zurückgreifen.Wenngleich es ein „Zeichen für die Verkehrswende“ sein soll, ist aus Sicht des Oberbürgermeisters Burkhard Jung (SPD) nicht absehbar, dass dies ein Modell für die Zukunft sein wird: „Wir glauben nicht, dass wir dauerhaft motorisierten Verkehr aus der Stadt verbannen können. Wir sind nicht naiv.“

Gleichzeitig warb Jung dafür, zumindest Schritte in diese Richtung zu gehen. Der öffentliche Raum solle lieber ein Ort zum Verweilen für Menschen als ein Parkplatz für Autos sein. Und er adressierte auch Bedenken aus der Wirtschaft: „Wer den ÖPNV nutzt, entlastet den Wirtschaftsverkehr.“

Mehr als ein autofreier Ring

Thomas Dienberg (Grüne), Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau, wies darauf hin, dass die europäische Mobilitätswoche nicht nur den autofreien Ring am Sonntag bietet, sondern auch Spaziergänge, den „Parking Day“ am Freitag und weitere Veranstaltungen. Daran beteiligten sich nicht nur „die üblichen Verdächtigen“, sondern beispielsweise auch der Kinderschutzbund oder BMW mit einer Führung zum Thema „grüner Wasserstoff“.

Allein beim autofreien Ring sind mindestens 22 Aktionen geplant, darunter eine zu „Flächengerechtigkeit“, für die etwa 300 Statist/-innen gesucht werden. Bei der Aktion vor dem Hauptbahnhof soll gezeigt werden, wie viel Fläche die verschiedenen Fortbewegungsmittel jeweils in Anspruch nehmen.

Die europäische Mobilitätswoche findet vom 16. bis 22. September statt. Das komplette Programm gibt es auf: www.leipzig.de/emw.

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