1310 Unterschriften. Fahrerinnen und Fahrer der Leipziger Verkehrsbetriebe, rund 100 Arbeitnehmer/-innen der Deutschen Rentenversicherung, der Stadtreinigung und der Sozial- und Erziehungsdienste: Alle drücken mit der Petition die Unzufriedenheit über die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst aus. Die Übergabe erfolgte am Mittwoch, dem 1. Februar, am Nachmittag vor dem Neuen Rathaus in Leipzig.

Die bei ver.di organisierten Mitarbeiter/-innen fordern 10,5 % mehr Geld für alle, mindestens 500 Euro. Außerdem 200 € mehr für Auszubildende, Studierende und Praktikant/-innen sowie eine unbefristete Übernahme von Auszubildenden und zwölf Monate Laufzeit.

Fahrer/-innen in Leipzig schlechter bezahlt

Bei der Übergabe pflichtete Oberbürgermeister Burkhard Jung den Protestierenden bei: „Die Forderungen kann ich sehr gut verstehen. Weil ich sehr wohl weiß, dass insbesondere in Leipzig unsere Fahrerinnen und Fahrer schlechter bezahlt sind als anderswo. Das ist mir sehr wohl bewusst.“

Ein Eingeständnis, das in seiner Klarheit überrascht. Im Anschluss machte der Oberbürgermeister jedoch klar, dass er als Arbeitgeber auch einen Haushalt zu verantworten hat. „Ich hoffe sehr, dass es zu vernünftigen und anständigen Lösungen kommt und dass die Tarifkommission, eingedenk der Belastung Energie, Inflation, Gesamtsituation des öffentlichen Dienstes, auch zu Lösungen kommt, die getragen werden können. Denn ich glaube, wir können auch nicht riskieren, dass wir handlungsunfähig werden in unserem Haushalt der kommunalen Ebene. So viel Ehrlichkeit gehört auch dazu.“

Ohne Investitionen in das Personal keine Verkehrswende

Auch die Leipziger Initiative „Wir fahren zusammen“ unterstützte die Übergabe. „Die Kolleg/-innen schuften in schlecht bezahlten Jobs mit einer krassen Belastung im Schichtsystem. Der Krankenstand ist hoch, viele Kolleg/-innen gehen in den nächsten Jahren in Rente und es gibt wenige, die den Job machen wollen zu diesen Bedingungen“, heißt es seitens der Umwelt-Initiative.

Man unterstütze die Kolleg/-innen auch, weil man wisse, dass es auf diesem Weg keine Verkehrswende geben kann: „Uns ist klar, nur mit Investitionen in das Personal kann es eine Verkehrswende geben. Faeser, Wissing, und die Stadt Leipzig sind alle in der Pflicht, in die Zukunft zu investieren. “

Verwirrung um Streik: Fahrtenausfälle waren nie geplant

Zuvor hatte es einige Verwirrung um den LVB-Streik gegeben. Eine uneindeutige Pressemitteilung der Geschäftsführung sorgte für Bedenken, ob alle 1310 Unterschreibenden am heutigen Mittwoch die Arbeit niederlegen würden. „Damit trägt die Geschäftsleitung der LVB völlig unnötig erhebliche Unruhe in die Stadtgesellschaft und die Belegschaft“, so Paul Schmidt, ver.di-Landesfachbereichsleiter für den Verkehr.

Ein flächendeckender Streik war jedoch nie geplant, hieß es in der folgenden ver.di-Erklärung weiter. Es könne höchstens vereinzelt zu Ausfällen im ÖPNV kommen. Schmidt erläutert: „Solche Einzelausfälle wären dann wohl eher im hohen Krankenstand und den zahlreichen unbesetzten Stellen begründet.“ Zum jetzigen Zeitpunkt wolle man noch nicht auf eine Eskalation setzen und den Verkehr in Leipzig lahmlegen.

Das könnte sich jedoch bald ändern, klingt es aus Schmidts Worten heraus: „Wir gehen gegenüber der Geschäftsleitung sehr transparent und verantwortungsvoll mit unseren gewerkschaftlichen Aktivitäten um. Wenn dies nun aber genutzt wird, um gezielt für Verunsicherung zu sorgen, müssen wir unsere Informationspolitik für die Zukunft überdenken.“

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