In Leipzigs politischen Gefilden wird ja gern mit Mutmaßungen gearbeitet, wenn es um die Umsetzung der 2018 beschlossenen Mobilitätsstrategie geht. Da werden verwandtschaftliche Verbandelungen orakelt, Verbindungen zu geheimnisvollen Mobilitätsvereinen. Und vor allem eine ideologische Verschwörung gegen die armen Autofahrer suggeriert. Obwohl die wenigen Projekte, die Leipzig bislang zur Verkehrsberuhigung umgesetzt hat, sämtlich internationale Vorbilder haben.

Darauf geht auch eine jetzt vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) in Berlin veröffentlichte Studie ein. Sie hat nicht die Leipziger Projekte zur Verkehrsberuhigung untersucht, sondern die teils schon deutlich länger praktizierten wie die Superblocks in Barcelona, Mini-Hollande in London oder die temporäre Verkehrsberuhigung in der Berliner Friedrichstraße, die vom neuen Senat wieder aufgehoben wurde. Obwohl sie genau wie all die anderen Verkehrsberuhigungsprojekte ein Bündel positiver Effekte zeitigte. Denn Verkehr ist eben nicht so eindimensional, wie es sich aus der Kraftfahrerperspektive darstellt.

Es gibt die Menschen, die dann trotzdem versuchen, mit ihrem Auto überall hinzukommen. Es gibt aber auch die, die durch eine verkehrsberuhigte Straße animiert werden, auf leisere und umweltfreundliche Verkehrsarten umzusteigen, auf überflüssige Fahrten (und ein Großteil der Pkw-Fahrten sind nun einmal überflüssig) zu verzichten oder gar völlig neue Wege ausprobieren, um ihren Alltag zu managen.

In einer Passage der Studie heißt es dazu z. B.: „Der Effekt erklärt sich durch ein verändertes Verkehrsverhalten: Je attraktiver Fuß- und Radwege sind, desto häufiger nutzen Menschen sie. Ursächlich für den Effekt sind neben einer veränderten Verkehrsmittelwahl aber sicherlich auch noch weitere Anpassungsstrategien: Es werden andere Ziele gewählt, weniger wichtige Fahrten unterlassen oder andere Routen befahren.

Und obgleich die Messungen durchaus Verlagerungseffekte in angrenzende Straßen zeigen, so sind diese meist moderat und der befürchtete Verkehrskollaps bleibt in fast allen Fällen aus (Aichinger & Markus, 2022).“

Das heißt: Die ganzen dramatischen Bilder von sich in „ruhigere Seitenstraßen“ verlegender Verkehrsmengen treffen einfach nicht ein.

Anpassungsverhalten bei Einrichtung einer verkehrsberuhigten Zone. Grafik: Difu
Das Anpassungsverhalten bei Einrichtung einer verkehrsberuhigten Zone. Grafik: Difu

Die Difu-Analyse diverser Studien aus dem In- und Ausland entkräftet also ziemlich eindeutig die These des nur verlagerten Verkehrskollapses. Im Gegenteil, Verkehrsberuhigung führt sogar zu Entlastungseffekten im Straßenverkehr.

Entlastung statt Kollaps

Das Ergebnis lautet eigentlich: Aktuell umgesetzte Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sind sehr erfolgreich, aber heftig umstritten. Oft wird argumentiert, dass der Verkehr durch die Maßnahmen nicht abnimmt, sondern das benachbarte Straßennetz nur zusätzlich belastet. Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) hat daher empirisch belegte Befunde aus zahlreichen nationalen und internationalen Projekten ausgewertet und seine Analyse nun als Difu Policy Paper „Verkehrsberuhigung: Entlastung statt Kollaps“ veröffentlicht.

„Die Difu-Analyse zeigt, dass die durch Verkehrsberuhigung befürchteten Auswirkungen in der Regel nicht eintreten“, kann Projektleiterin Uta Bauer vom Deutschen Institut für Urbanistik feststellen. Die Analysen sind im Rahmen des von der Europäischen Union und dem Bundesforschungsministerium geförderten Forschungsprojekts „TuneOurBlock“ entstanden.

In der Gesamtschau der untersuchten Studien zeigte sich, dass vielmehr das Gegenteil der befürchteten Auswirkungen auftritt: Wer Straßen für den Pkw-Verkehr (aus)baut, erntet Verkehr, wer Straßen in verkehrsberuhigte Zonen umbaut, erntet Lebensqualität und zugleich Mobilität. Fast alle Erhebungen bestätigen das Phänomen der „traffic evaporation“, für das es bisher im Deutschen keinen treffenden Fachbegriff gibt. Es besagt, dass das Verkehrsaufkommen nicht wie Flüssigkeit eins zu eins an anderer Stelle abfließt, sondern sich insgesamt – im Anschluss an die Intervention und Straßenumgestaltung – verringert.

Die Größenordnung der Verringerung liegt in den analysierten Verkehrsberuhigungsprojekten in der Fläche zwischen 15 und 28 Prozent, bei Innenstädten zwischen 25 und 69 Prozent und im Umfeld einzelner umgestalteter Straßen zwischen 4 und 52 Prozent. Die Zahlen variieren je nach Projekt und Bezugsrahmen.
Und obgleich die Messungen durchaus Verlagerungseffekte in angrenzende Straßen zeigen, so sind diese meist moderat, der befürchtete Verkehrskollaps bleibt fast immer aus, stellt das Difu fest.

Dies liege daran, dass nachweisbar mehr zu Fuß gegangen oder Fahrrad gefahren wird. Sind weniger Autos unterwegs, so wird der verbleibende Verkehr flüssiger und führt damit zu einem Gewinn für alle Verkehrsträger.

„Die Untersuchung zeigt, dass Maßnahmen, die den Autoverkehr in den Kommunen zähmen, im erwünschtem Sinne wirken: mehr Lebensqualität und zugleich Mobilität. Daher gilt es, diese Ergebnisse auch in Kommunalpolitik und -verwaltung stärker zu berücksichtigen. Insbesondere in der Modellierung von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sollten die beschriebenen Effekte berücksichtigt werden“, sagt Difu-Wissenschaftlerin Uta Bauer.

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Es gibt 63 Kommentare

Ja, lieber User “Christian”, die sog. Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sind für alle gültig, sie betreffen aber nicht alle, und treffen schon gar nicht alle.

Die Vorstellung vom Leidensdruck bleibt mir ein ewiges Rätsel. Sie wurde erst nach 1989 von Zugereisten hergebracht. Sie besagt, daß es nur hinreichend unerträglich werden muß, bis agiert wird. Derlei ist mir fremd und wird mir fremd bleiben.

Gegen Radwege ist nichts einzuwenden, sie sind kein Übel, nicht mal ein kleines. Sie werden aber mit grotesken Vokabeln wie Flächengerechtigkeit und Phrasen wie Rückeroberung des öffentlichen Raumen garniert, bisweilen auch sinnlos umverlegt, um es den Autos nebst Fahrerinnen und Fahrern zu zeigen. Stichwort Leidensdruck. Letzeren assoziiere ich eher mit der Herstellung von Trauerkarten und Kranzschleifen.

Eine Gesellschaft insgesamt bewegen zu wollen, eben mit Sperr- und Halteverbotsschildern unter Einbeziehung des Ordnungsamts, dazu mit Erlösungsphantasien, ich sage nur “Superblocks”, als Pull-Komponente, ist schlicht nicht verheißungsvoll, im Gegenteil. Mathias Wöbking hat übrigens heute in der LVZ einen lesenswerten Kommentar (nebst Bericht) verfertigt, der sich um die Hildegardstraße dreht: https://www.lvz.de/lokales/leipzig/leipziger-superblock-in-der-diskussion-jetzt-ist-die-stadt-gefragt-DKKPFZLLHNH7HOGZLW2BJHWUWQ.html

> Teuer am ÖPNV sind aber in erster Linie die Personalkosten.
> Eine Kapazitätserweiterung über eine Taktreduzierung ist daher immer entsprechend teuer.
> Deshalb tun sich die LVB damit auch so schwer.

Das verstehe ich unter https://l-iz.de/?p=547962 aber anders: “Insgesamt gaben die LVB im vergangenen Jahr 245 Millionen Euro aus. […] Für Personalkosten wandten die LVB übrigens 48 Millionen Euro auf.” – Obwohl hier nicht unterschieden wird in Wasserkopf, Fahrdienst und Wartungspersonal, lässt sich dort lesen: Die Ausgaben für das Personal entsprechen gerade einmal einem Fünftel der gesamten Ausgaben.
Und weiter: “Tatsächlich aber sank die Zahl der Mitarbeiter/-innen im Fahrdienst von 361 auf 330.” – Um den Takt zu verbessern, benötigten die LVB mehr Personal, das sie gar nicht haben.

Um noch einmal auf das eigentliche Thema dieses Artikels zurückzukommen: Kann denn nun jemand vom Mitmachforum in der Hildegardstraße berichten?

Zum Thema “Entlastung” möchte ich noch anmerken, dass es darauf ankommt, wie diese gemessen wird. Wie entlastet sind denn die Menschen, die andere Wege/Ziele/Verkehrsmittel wählen (müssen)? Diese haben natürlich ganz andere Interessen als die unmittelbaren Anwohner – was sich auch gerade wieder in https://l-iz.de/?p=552760 sehr gut beobachten lässt. So vielseitig und umfangreich wie die Beteiligten an dem Projekt ist auch deren Interessenslage.

@Christian
> “Richtig – auch der ÖPNV müsste gestärkt werden. Alle Gleise um 20cm zu verbreitern ist bei weitem aufwendiger und teurer, als ein paar Bahnen mehr fahren zu lassen.”
Da irren Sie sich! Die Verbreiterung des Gleismittenabstandes erfolgt ja immer eingebettet in Baumaßnahmen, die sowieso stattfinden müssen/stattgefunden hätten. Das Aufschieben vieler dieser Baumaßnahmen führt natürlich nun zu den entsprechenden Verzögerungen. Teuer am ÖPNV sind aber in erster Linie die Personalkosten. Denn auch die Fahrer und Fahrerinnen wollen und sollen ordentlich bezahlt werden. Und das Servicepersonal, welches die mehr Bahnen auch entsprechend warten und reparieren muss. Eine Kapazitätserweiterung über eine Taktreduzierung ist daher immer entsprechend teuer. Deshalb tun sich die LVB damit auch so schwer. Vielleicht wird es mit autonomen Fahrzeugen etwas kostengünstiger…

Das Thema der “Schwachen und Gebrechlichen” ist aber keines der Verkehrspolitik.
Das sind die ureigensten Auswüchse des Gesellschaftssystems, ebenfalls Jahrzehntelang so geduldet und adaptiert. Die “Starken” hatten schon immer ihre Garage oder ihren Stellplatz.
Dass Regularien alle treffen (müssen), ist nun mal so.

Ihre Argumentation zum langsamen Ändern kann ich teilweise nachvollziehen. Ja, das jetzige System hat sich über Jahrzehnte so etabliert, leider eben auch nachteilig entwickelt.

Was macht man aber nun, wenn aktuelle (schon länger bekannt) Erkenntnisse einem LANGSAMEN Lenkvorgang entgegenstehen?
Wenn Sie mit dem PKW auf ein Hindernis zufahren, lenken sie ja auch schnell, damit es nicht zum Gau kommt.

Das Schwierige scheint zu sein, dass viele die Probleme noch nicht so sehen (wollen), der Leidensdruck (würde der Verkehrspsychologe sagen) ist noch nicht so, dass die Dringlichkeit von allen erkannt und in Handeln umgemünzt wird.
In der Gesellschaft verankerte Unternehmen werden bis zum Schluss produzieren und Gewinne versuchen einzufahren, Menschen kaufen sich so lange es geht ‘klimaschädliche’ Apparaturen oder fliegen, so lange es geht, möglichst weit in den Urlaub.

Sind da mehr Radwege nicht das kleinste Übel?
Wie bewegt man einen Großteil der Gesellschaft so, wie man es – angesichts der mittlerweile auffälligen und eindeutigen Klimasituation – tun müsste?

Richtig – auch der ÖPNV müsste gestärkt werden. Alle Gleise um 20cm zu verbreitern ist bei weitem aufwendiger und teurer, als ein paar Bahnen mehr fahren zu lassen.

Danke, lieber User “Christian”, für Ihre nüchternen Überlegungen. Ich habe das auch beobachtet, daß es nicht unbeträchtlich viele gewerbliche Fahrzeuge sind, die am Straßenrand stehen. Das sind halt die Arbeitsmittel von etlichen Anwohnern, denen ein Lastenrad zu verwenden so nicht offensteht.

Mein Vater, Jg. 1921 und seit 1982 unter der Erde, war sich in den Siebzigern sicher, daß ich das Ende des Autos erleben würde. 1970 hatte er gebraucht einen Trabant 500, Bj. 1959, erworben und bis 1980 gefahren, vornehmlich, um die Strecke von 80km bis zu seiner Arbeit auf dem Dorf, wo er wochentags wirkte, von Leipzig aus zurückzulegen, also kein tägliches, sondern wöchentliches Pendeln. Vorher machte er das mit einem Motorrad RT 125, was ihm als Lungenkranken besonders winters zu schaffen machte. Nun könnte man fragen, wieso er sich keine Arbeit in Leipzig suchte? Nun, das hatte im engeren Sinne familiäre Gründe. Und so ist das überall: die Gesellschaft hat sich an die Motorfahrzeuge adaptiert, und zwar über Jahrzehnte, und das weltumspannend. Dem wurde auch nachgeholfen, denn etwa Werbung wirkt.

Und nun soll dieser adaptierte Zustand schnellstens und mit den Mitteln der Ordnungspolitik und systematischer verkehrlicher Restriktionen aufgehoben und in eine Gegenentwicklung umgekehrt werden? Das wird nicht klappen, auch wenn man es sich aus noch so guten Gründen wünschen mag.

Ich weiß keinen anderen Weg als den, langsame Änderungen zu begünstigen und die Zeit abzuwarten. Den sog. ruhenden Verkehr besonders zu inkriminieren, ist verlockend, aber falsch. Die Karren sind da, eine Verbringung außerhalb des hiesigen Gesichtsfeldes reicht nicht, weder als Fahrzeuge, die woanders rumkurven, noch ist leichtfertiges Futter für die Schrottpresse eine ressourcenschonende Idee. Daß, wie Andreas Dunte letzthin in der LVZ beschrieb, BMW (hier in Leipzig) einen elektrifizierten “Mini” nun wie selbstverständlich physisch markant vergrößert, ist allerdings nicht gottgegeben: dagegen wären zulassungsrechtliche Auflagen wünschenswert.

Warum ich die Restriktionen gegen den sog. ruhenden Verkehr als elitär ansehe? Die etwa, die sich die Häuser in den Villenvierteln Leipzigs leisten können, werden immer auch den großzügigsten Platz für ihren Monsterwagen finden. Die, deren lange gehegter Kleinwagen etwa in der Einsteinstraße leider nur mit einer Seite auf dem Trottoir abstellbar ist, und denen Selbstsucht und Ignoranz gegenüber Schwachen und Gebrechlichen vorgeworfen wird, sollen mürbe gemacht werden, obschon sie sich durchweg moderat verhalten. Das ist ungerecht und falsch.

Genau, wie es falsch ist, Straßenbahnen zu verbreitern, anstatt mehr in Betrieb zu setzen und die Takte markant zu verkürzen.

Hallo Urs,
da Sie so vehement die Statistik ansprachen:
Die Anzahl der in Leipzig gemeldeten Autos ist mit Stand der letzten amtlichen Statistik erneut gestiegen!
(https://www.leipzig.de/news/news/zahl-der-in-leipzig-zugelassenen-privaten-autos-erstmals-ruecklaeufig)
Sie verweisen nur auf die “neu zugelassenen privaten PKW”; diese sind gefallen. Korrekt.
Aber auf Leipzigs Straßen fahren und parken sowohl PKW, Krafträder und gewerbliche Fahrzeuge. Sowie Fahrzeuge mit ortsfremden Kennzeichen.

In den letzten Jahren habe ich im Übrigen im ruhenden Verkehr eine Zunahme der gewerblichen Fahrzeuge beobachtet, sehr oft stehen Lieferwagen und Transporter mitten im Wohngebiet und erfreuen die parkplatzsuchenden Bewohner oder blockieren durch ihre Überbreite Rettungswege.

Wenn Sie von Transition sprechen: wie lange möchten Sie denn warten und Geduld aufbringen? Noch einmal 50 Jahre?
Wäre nicht ein sukzessives Agieren seitens der Behörde eine Möglichkeit, die Bürger an notwendige Schritte zu gewöhnen?
Woher soll der Verkehrsraum für alternative zukunftsfähige Verkehrsmittel kommen?
Oder stören Sie sich nur an Begrifflichkeiten?

Über unmögliche und fragliche Zustände an manchen Stellen im Straßennetz muss sicherlich nicht gestritten werden. Ich denke auch, dass wir “freigelenkten” Verkehrsraum nicht prioritär mit Freisitzen belegen sollten.

“Übertreibungen sind ein stilistisches Mittel”, gab mir mein Deutschlehrer vor Jahrzehnten auf den Lebensweg. Mit “Freikehren” meine ich, lieber User “Kaisen”, nichts Zulassungszahlen-bezogenes, sondern die unübersehbaren Verunmöglichungen, ein Kfz, und sei es ein Taxi oder ein Lieferwagen, mit einem Rest von Würde abzustellen. Wieso ist der Cottaweg nun praktisch immer mit einem vollständigen Halteverbot versehen? Was ist mit der Riesaer Straße (ich kurvte da heute selbst rum), mit der Erich-Zeigner-Allee, mit der Karl-Heine-Straße? It’s nothing but pressure! Und es ist ganz überflüssiger Druck: die Zahlen zugelassener Autos stagnieren, an den Meßstellen gehen die Zahlen zurück. Jetzt käme es auf Geduld an, lieber User “Kaisen”, aber nein, gerade jetzt sieht eine seltsame Melange aus Presse und Akademie und politischen Playern ihre Zeit gekommen, auf den ruhenden Verkehr zu zeigen: Ähksbähks, böse. steht nur rum. Tja, eine Transition braucht Zeit. Wieso macht man nicht einfach Schrägsperren auf Kreuzungen, und unterläßt die Ausweisung als Spielstraßen? Aber das liegt im Konzept, der Begriff “Superblocks” ist genau dafür erfunden, um irrezuleiten: nein, es geht nicht primär um die Durchgangsverkehrssenkung, das ist der Ablenkungsaspekt, es geht um Halteverbote via Spielstraße. Insoweit ist “Superblocks” als Begriff wohlweislich manipulativ.

Übrigens: Die, die was von “Rückeroberung des öffentlichen Raumes” äußern, wollen sich überwiegend selbst einen Verdienstorden anheften, noch während sie mit allerlei Taktiken vorrücken. Die sind die eigentlichen Polemiker!

Die Karl-Heine-Straße, um das noch zu bringen, ist deswegen ein besonders trauriges Beispiel, weil dort die bei der letzten Generalrenovierung gestellte Weiche, nämlich die Fahrbahn auf Plagwitzer Seite um ca. 2,5m zu verschmälern, nun völlig verpufft: zugunsten von, ich übertreibe wenig, Partypeople-ähnlichen Zeitgenossinnen und -genossen, die sich auf keiner Außengastronomie, die sich auf einem Leipziger Fußweg materialisiert, mehr ausbreiten können, als hier. Das hat die Karl-Heine-Straße, die ich seit mehr als 50 Jahren gut kenne, nicht verdient. Gab es eigentlich bis zur Streichung des Hochbordradweges dort tatsächlich Vorfälle, also Unfälle? Oder ging es eher um Bagatellen? Wie ist es eigentlich im Vergleich auf der Prager Straße?

Anstelle sich am Anliegen Verkehrswende zu berauschen, wollen wir lieber alle nüchtern bleiben. Das bedeutet auch, nicht auf alles reinzufallen, an das jemand das Etikett “Wissenschaft” gepappt hat. Ich wiederhole mich: Wenn jemand in einem DFG-Projekt einen Satz schreibt wie “Das Ziel des Forschungsprojekts besteht in der Entwicklung von theoretisch-konzeptionellen Ansätzen zur wissenschaftlichen Begründung wirkungsvoller Push- und Pull-Strategien.” muß man Fersengeld geben. Denn Wissenschaft entwickelt nichts, schon gar keine Konzepte zur Begründung von irgendwas. Wissenschaft will verstehen. Und Statistik, das ist mir sehr wichtig, lebt von Hypothesen. Und ohne die ist Statistik hohl und leer. Es reicht nicht, Prozentzahlen anzugucken. Man man braucht Hypothesen, und dann kann man es mit einem Test versuchen, sofern man weitere Kriterien abgeklopft hat. Und dann kann man immer noch viel falsch machen im Einsatz der statistischen Methoden. Daß Restriktionen auf Fahrstraßen sich im Verkehr auswirken, ist banal (wie auch, daß die Treibstoffpreise sich ebenso im Verkehr auswirken). Aber daß damit ein neuer Beweis gefunden worden wäre, daß Straßen Autos anziehen, ist einfach logisch falsch. Aber das hat der Autor vielleicht inzwischen selbst verstanden.

Hallo Kaisen,
“Wenn es eine urbane Mobilitätsform gibt, die “elitär” genannt werden kann, dann ist es der motorisierte Individualverkehr.”
Der Begriff “Elite”, der eine ganz kleine Auswahl aus einer ganz wesentlich größeren Gesamtmenge als Aussagenkern hat, passt nicht zu den üblichen Kampfbegriffen zum motorisierten Individualverkehr, die eher auf die sehr große, viel zu große Menge abzielen.
Dass der ÖPNV gestärkt gehört ist absolut richtig, denn nicht Jeder kann oder möchte sich als Selbstfahrer fortbewegen, und dass im Nahbereich (ein großer Diskussionspunkt) das Fahrrad sehr große Vorteile hat, steht ebenfalls fest. Genau aus diesem Grund sind ja die meisten Verkehrsteilnehmer über eine Woche, oder einen Monat gesehen, Nutzer unterschiedlicher Verkehrsarten. Den Begriff “elitär” finde ich da schwerlich einer bestimmten Verkehrsart zuzuordnen, und so hat “Urs” den Begriff ja auch nicht verwendet.

Hallo Rudi,
ok, wenn Gendersternchen vor Glaubwürdigkeit gehen, kann man manche Appelle vielleicht wirklich lassen. Völlig unlogisch, warum man manche Menschen (“Lieferant*innen) gern hervorheben, andere aber wider besseren Wissens und wider der allgemeinen Gepflogenheiten mit Ignoranz gern vor den Kopf stoßen möchte.

> Es lohnt sich nicht mit dir zu diskutieren, daher lässt er es.
Weder das Eine, noch das Andere stimmt. Insofern sehe ich Ihren “wesentlichen Kern” überhaupt nicht.
Weder lässt er es mit mir zu diskutieren, denn entgegen aller Kraftmeierei und selbstaufbauender Ankündigungen (“ICH handele jetzt! “ICH hab es nämlich in der Hand und bewege was!”) schreibt er immer und immer wieder, wenn er den Bedarf sieht. Noch sieht er ein Defizit des “sich-lohnens”, denn sonst würde er nur anderen Leuten schreiben. Ganz offensichtlich lohnt es sich für ihn und es gibt ein Bedürfnis danach, insofern haben Sie seinen “wesentlichen Kern” meiner Meinung nach eher konstruiert.

Wo wir in der Diskussion her kamen: So genannte verkehrsberuhigende Maßnahmen können nicht nur Push-Faktoren sein, sie sind es sehr wahrscheinlich auch. Dann kam das Beispiel Karl-Heine-Straße und darauf folgte, mal wieder, die erbitterte Diskussion darüber, was so die Beweggründe für genau diese Realisierung der Radwege waren. Wir können auch Waldstraße sagen, und sicher gibts noch andere Straßen in Leipzig, dann fällt allerdings noch das Alibi der Gastro auf dem Gehweg größtenteils weg. Und ich vermute mal, auch ein weiterer Teil der Unfälle an Querungen.

Ich sehe doch Ihren Punkt, Rudi. Sie kennen und zitieren die Studien. Wissenschaft weiß ganz oft, was EIGENTLICH besser sei für die Menschheit, ein System, einen Fluß, die Schule,… und ich hatte dem auch nicht widersprochen.
Aber der Gedanke, dass Wissenschaft die letzte Instanz, quasi die einzige Dominante für politische Entscheidungen sein soll, ist lediglich EINE Strömung. Und meine persönliche Meinung ist genau das nicht. Ich habe fast das Gefühl, viel mehr steckt hinter dem Streit hier gar nicht.
Allen ein schönes Wochenende!

@Sebastian
Dein Namensvetter hat in seinen Kommentaren einen wesentlichen Kern: Es lohnt sich nicht mit dir zu diskutieren, daher lässt er es.
Und er hat in gewisser Weise damit recht. Wir haben jetzt schon wieder so eine Art Metadiskussion. Um den eigentlichen Beitrag geht es schon lange nicht mehr. Worum es hier jetzt noch geht, kann man gar nicht so einfach beantworten.

@Urs Ihre sehr subjektive Sicht der Dinge in allen Ehren, die sei Ihnen vergönnt. Aber ich kann Ihre polemisierenden, von sehr einseitigen Pauschalisierungen, von unbewiesenen Unterstellungen und Verdrehungen durchsetzten Beiträge, die mit der städtischen Realität wenig gemein haben, wirklich nicht mehr Ernst nehmen. Genau das, was sie hier den vermeintlichen Akteueren (den “Enthusiasten”) der “anderen Seite” vorwerfen, stellen Sie selbst in jedem Ihrer Beiträge nur zu gern selbst zur Schau. Ein “Freikehren von Autos von der Allmende” findet so nicht statt. Dagegen sprechen allein schon die alljährlich veröffentlichten Zulassungszahlen.

Wenn es eine urbane Mobilitätsform gibt, die “elitär” genannt werden kann, dann ist es der motorisierte Individualverkehr. Jede Untersuchung zu Autobesitz und Nutzungsverhalten stellt eindeutig fest, dass diese mit der Höhe des Einkommens korrelieren. Sozial schwächere Gruppen können sich Besitz und Unterhalt eines Autos gar nicht leisten. Noch dazu sind ganze Bevölkerungsgruppen, z.B. Kinder und Jugendliche, von dessen selbstbestimmter Nutzung ausgeschlossen. Exakt diese Bevölkerungsgruppen sind auf einen gut ausgebauten ÖPNV und sichere Rad- und Fußinfrastruktur angewiesen. Sich hier immer wieder im Namen der vermeintlich “kleinen Leute” hinzustellen und den Ausbau des Umweltverbundes als elitäres, ideologisches Zwangs-Projekt zu diffamieren, grenzt schon an schwere Bösartigkeit.

Wie genau ist denn die sehr einseitige Verkehrspolitik, die über Jahrzehnte die Nutzung des MIV mit all seinen gesamtgesellschaftlichen Folgekosten bevorzugt hat, dann aus Ihrer Sicht zu nennen? Eine völlig natürliche Entwicklung, frei von “verbiesterten Zwängeleien”, “Heilsbringerei” oder harten bzw. weichen “Pull/Push”-Faktoren? Machen Sie sich mal ehrlich und versetzen Sie sich nicht nur in die für ihre Argumentation gerade genehmen Menschen hinein.

Das, was Sie hier von anderen fordern, stünde Ihnen auch mal gut zu Gesicht: etwas Selbstreflexion.

Hallo radograph,
> “Im Übrigen heißt “wenn ich extrem auf Nummer sicher gehen möchte, bremse ich an jeder Querstraße herunter”, sicheren Radverkehr durch die Infrastruktur langsam, mühsam und damit unattraktiv zu machen.”
Erstens habe ich ja von einem Extrem gesprochen, von einem individuellen Wunsch. Man muss dort nicht so fahren wie beschrieben, denn auf dem Rad sitze ich höher als die meisten Autos hoch sind und überblicke, wenn ich denn hinschaue, die Situation an jeder Querung. Mit eigenem Verhalten mache ich keine Infrastruktur schlecht, sondern kann mich mehr oder weniger gefährlich voran bewegen, so wie ich es für mich entscheide. Und genau dieses subjektive Sicherheitsgefühl, einfach seine Ruhe und Abstand zu haben, dürfte zum Beispiel so einige Mütter antreiben “oben”, und nicht “unten” zu fahren.
Auffällig, wie dieses Sicherheitsgefühl an dieser Stelle hier egalisiert und sogar mit Absperrungen weggewischt wird, aber bei Frauenparkplätzen oder im Feldzug gegen Unterführungen und U-Bahn – Lösungen sehr gern verwendet wird um bestimmte technische Umsetzungen zu rechtfertigen.

Hallo Rudi,
Ich verstehe nicht, dass jemand, dem die Sichtbarkeit der Geschlechter und damit auch die Befindlichkeiten mancher Leute im geschriebenen Text so wichtig sind wie Ihnen, dass er per Sonderzeichen gendert, der also achtsam sein möchte und besonders nett, dass der sich in seinem Frust aber auf das (strafrechtlich relevante) Niveau vom Vetter hinab lässt, um auszuteilen. Dass sein Text, der vom kranken Hirn und weiteren direkten Beleidigungen handelt, hier nach Tagen immer noch steht, spricht für sich selbst. Finden Sie ihn von mir aus gut, teilen Sie dann auch die faschistoide Geisteshaltung, dass nur die eigene Sache und Meinung zählt, denn das andere ist ja krank und muss weg… ist Ihre Sache. Ich hab Sie so nicht kennen gelernt und denke, dass Ihr Kommentar ein Ausrutscher während massivem Kopfschüttelns war. Aber eine andere Meinung auszuhalten ist einfach nur Grundlage, nicht Königsdisziplin. Ich hab nichts zu entscheiden oder groß zu sagen, ich hab einfach nur ne andere Meinung. Wahnsinn, das das so viel auslöst.

Pronomen und Geschlechter sind für Sie also wichtig… dass ich Ihnen ein geschätztes Dutzend mal gesagt habe, dass wir per Sie sind, so wie das hier und anderswo auch üblich ist, spielt dagegen seltsamerweise keine Rolle.

Diese Unfälle passieren aus Unachtsamkeit. Man muss nicht, aber man kann bremsen und sich umschauen. Wenn ich das nicht tue, gehe ich dann möglicherweise in eine Statistik ein, stimmt.
Die Barrieren auf der Riesaer hatte ich schon weiter unten erwähnt und finde sie lächerlich bis bevormundend. Die Leute müssen, wie gesagt, offenbar in Ihrer Welt gezwungen werden, damit die Richtlinie auch Recht bekommt. Aktuell können Sie anhand der regen Nutzung des unbrauchbaren, dysfunktionalen, gefährlichen und unpraktischen Hochbordradweges der Karl Heine Straße sehen, was davon gehalten wird. Denn offenbar hat niemand eine Ahnung. Dass die jetzige Lösung auch Nachteile hat, scheint eine der unerträglichen Dinge zu sein, die man besser nicht laut in den Zeitgeist spricht. Das ist NICHT gut.

@urs
Suche doch mal bitte das Gespräch mit Siegfried Brockmann von Gesamtverband der Unfallversicherer. Er betreibt seit 3 Jahrzehnten Verkehrsunfallforschung. Frage ihn mal, ob das nun eine Maßnahme zur Gängelung des Kfz-Verkehrs war/ist oder ob es sich objektiv um die Verbesserung der Verkehrssicherheit handeln könnte.
https://www.udv.de/udv/presse/82282/ansprechpersonen

@sebastian
Was soll man dazu sagen. Du hast keine Ahnung, du bist nicht Willens dich mit Wissenschaft und Statistik zu befassen, aber du weißt ganz sicher, dass es anders ist.
So weit, so schlecht. Die Realität sieht nun mal anders aus.
Nicht grundlos hat man bspw. in der Riesaer Straße den Hochbordradweg sogar mit Baken gesichert, sodass der Radverkehr tatsächlich auf dem Radfahrstreifen fährt und nicht weiterhin auf dem Hochbordradweg.
Alle Unfallschwerpunkte mit Radverkehr hast du in Leipzig dort, wo es Hochbordradwege gibt. Das ist auch nicht neu, sondern seit über 25 Jahren so.
Die Angst von hinten überfahren zu werden, ist völlig irrational. Unfälle auf der Strecke hast du fast nur Alleinunfälle und die besonders oft auf Hochbordradwegen, weil Hochbordradwege nun mal neben dem schlechten Zustand für alles genutzt werden, Berg und Tal bieten und Ein-/Ausfahrten. Über 80% der Unfälle passieren an den Knoten. Das ist nicht nur in Leipzig so. Ja, man kann die gut 50 Jahre Verkehrsunfallforschung mit etwas Bauchgefühl einfach wegwischen, aber hilfreich in der Diskussion ist das nicht.
Deinen Namensvetter kann ich immer mehr verstehen.

“Falsches Mitleid” mit Lieferanten, lieber User “Rudi”, was für ein Mißverständnis, was für eine abgehobene Sicht! Und was für eine Rabulistik um des Freikehrens von Autos von der Allmende willen. Aber letzteres ist keine Tugend an sich. Das ist verbiesterte Zwängelei, die sich den falschen Anschein von Heilsbringerei anheftet, bei gleichzeitiger Einnahme der Pose der seit Menschengedenken Unterdrückten. “Fußgehende”, “Laufende”, “Radfahrende”, “Trottinettierende”, alle unter dem Joch des MIV. Was für ein unwahrhaftiges Narrativ.

Damit Sie mich richtig verstehen: an solch einer Kette von unwahrhaftigen Argumenten, die zur Außerbetriebnahme der Hochbordradwege auf der Karl-Heine-Straße geführt haben, erkennt man eine Kampagne. An Begriffen wie “Sichtbeziehungen” ebenso. Was glauben Sie, wie viel besser die Sichtbeziehungen dort waren, als noch keine Platanenreihen dort standen! Wie schön aber, daß man die hingesetzt hat.

Repressionsdruck, den Robert Dobschütz letzten November hier in diesem Medium verlangt hat https://www.l-iz.de/politik/leipzig/2022/11/falschparken-in-leipzig-petition-fordert-buergermeister-rosenthals-ruecktritt-489203 wirkt bestens, das ist die Meinung auch des o.g. Autors, das ist Ihre Meinung. Aber diese Meinung ist falsch. Denn sie ist nicht nur oberflächlich, sondern elitär, kommt aber im Mantel der Egalität daher.

Ich kann mich in Lieferanten reinversetzen. Ich habe mit Fahrern, auch Taxifahrern, gesprochen. Ich weiß, daß die Möbelfahrer von Höffner und Porta keinerlei Fahrzeit bezahlt bekommen und wirklich um ihre Flensburgpunkte bangen. Und nun kommen Sie und wünschen sich Lastenräder, etwa für Paketdienste. Denn dem Guten wird durch Restriktionen Bahn gebrochen. Superidee.

Dabei käme es darauf an, sich in andere reinzuversetzen, mit denen man sich die Großstadt Leipzig zu teilen gedenkt.

Sebastian, sie treten hier in die Falle der Verallgemeinerung individueller subjektiver Sicherheit. Im real gefahrenen Verkehr, mit nicht immer vorbildlich aufmerksamen, vorausschauend und risikovermeidend fahrenden KFZ- und Radfahrenden ist die Zahl von Unfällen mit Personenschaden im Längsverkehr – da, wo der Hochbordradweg Trennung bietet – um ein vielfaches kleiner als die der der Unfälle an Kreuzungen, Abzweigen und Einfahrten. Aufgrund der Vorteile von Radfahrstreifen an diesen Unfallschwerpunkten bieten sie deshalb quer über das Verhalten aller Verkehrsteilnehmer gegenüber den real gebauten Radwegen einen sehr deutlichen Sicherheitsvorteil – auch für zu Fuß gehende.

Die größte Gruppe der verhältnismäßig seltenen Unfälle im Längsverkehr in der Stadt sind übrigens Türunfälle an mit parkenden PKWs, was in den aktualisierten Regelwerken durch die neue Regelbreite für Sicherheitstrennsteifen von 75cm anstelle mindestens 50cm Berücksichtigung findet.

Man kann natürlich bessere Radwege bauen oder die inzwischen favorisierte Zwischenform geschützter Radfahrstreifen, die sich übrigens immernoch nicht in den eingeführten Regelwerken finden. Bis sie jedoch ein durchgehendes Netz bilden, soweit sie städtebaulich und mit Erhalt des Baumbestandes überhaupt umsetzbar sind, kann man nur pragmatisch mit den vorhandenen Ressourcen machbare Verbesserungen angehen. Im Übrigen heißt “wenn ich extrem auf Nummer sicher gehen möchte, bremse ich an jeder Querstraße herunter”, sicheren Radverkehr durch die Infrastruktur langsam, mühsam und damit unattraktiv zu machen.

> Defacto haben die Hochbordradwege die Verkehrssicherheit für Radfahrende aber verringert […]
Ich habe in den 90ern, vor der Umbaumaßnahme, noch nicht in Leipzig gewohnt. Aber diese Hochbord-Radwege waren im Vergleich zu keinen Radwegen eines sehr wahrscheinlich nicht: eine Verschlechterung der Sicherheit.
Auf dem Hochbord fahrend habe ich es in der Hand, ob ich überfahren werde oder nicht: notfalls, wenn ich extrem auf Nummer sicher gehen möchte, bremse ich an jeder Querstraße herunter und schaue nach links und rechts, bevor ich quere. Und auf dem eigentlichen Hochbord abseits der Querstraßen KANN mir als Radler gar nichts schlimmes passieren. Anders als dort, wo es als so viel sicherer hingestellt wird: demzwanghaften Fahren direkt bei den gefährlicheren Verkehrsteilnehmern.
Und genau da hinkt ein bisschen der Vergleich: natürlich tun Radler alles mögliche Unsinnige, aber es ist nun mal Individualverkehr. Jeder hat die Chance unvernünftig oder konzentriert zu fahren. Zwischen hohen parkenden Autos auf die Straße, rechts am blinkenden LKW vorbei, über rote Ampeln drüber (eine weitere Interpretation des Begriffes “Leichtigkeit des fließenden Verkehrs”), oder was ich gestern sah: wider besseren Wissens an einer Kreuzung auf ein blinkendes, bereits abbiegendes Auto drauffahren. Durch meine Position an der Kreuzung (Karl-Heine-Straße unten an der Kanalbrücke, vom Bachviertel aus kommend) konnte ich ganz gut sehen, dass der Radfahrer die Situation völlig erfasst hatte, aber es war kein Stück von ausweichen, bremsen oder wenigstens aufhören zu treten zu erkennen. Wenige Hand breit vor dem Rad kam das Auto per Notbremsung zum Stehen, der Radler fuhr grinsend (!) weiter. Und bei so viel Unvernunft hilft keine ERA. Der Fehler lag ganz klar beim Autofahrer, aber Mitdenken ist niemandem verboten.

@Sebastian
Da der Radverkehrsbeauftragte der Stadt Leipzig die ERA miterarbeitet, wird sie normalerweise in Leipzig auch angewandt.
Das “Leider” ist durchaus zutreffend. Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen objektiver Sicherheit und subjektivem Sicherheitsgefühl. Objektiv ist es eine ganz schlechte Idee hinter parkenden Fahrzeugen und Bäumen mit dem Rad zu fahren. Subjektiv werden das einige Radfahrende gut finden. Das Drama ist, dass je sicherer man sich fühlt, desto weniger aufmerksam ist man. In der Konsequenz kommt es dann auch zu mehr (und schwereren Unfällen.
“hätte man nie bauen dürfen” bezieht sich auf den Hauptaspekt heutiger Radinfrastruktur: Sie soll die Sicherheit für Radfahrende erhöhen. Defacto haben die Hochbordradwege die Verkehrssicherheit für Radfahrende aber verringert – und das hätte man auch bereits vor dem Umbau Ende der 1990er wissen können, wenn man sich mit der Verkehrsunfallforschung befasst hätte.

@urs
Plötzlich kommt wieder dieses falsche Mitleid mit den Lieferant*innen auf. Man könnte doch das Parken im öffentlichen Raum generell so einschränken, dass es zwischen 7 und 20Uhr nur noch für den Lieferverkehr erlaubt wäre. Dann hätte der Lieferverkehr jederzeit ausreichend Platz regelkonform zu parken. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass sich bei Umsetzung dieses Vorschlags das Mitleid mit den Lieferant*innen ganz plötzlich sehr in Grenzen hält, insbesondere, wenn man dann nicht mehr selbst (kostenlos) im öffentlichen Raum parken darf. Zum Glück stellen die Lieferdienste nach und nach auf Zustellung per Rad um – mit etwas Glück auch irgendwann das Steuersparmodell von Dr. Oetker (Flaschenpost).

Ich plauderte heute mit einem nichtgastronomischen Gewerbetreibenden meines Vertrauens, der auf der Karl-Heine-Straße sozusagen alteingesessen ist. D.h. ich kam zunächst an der “König-Albert-Brücke” langgeradelt, da sah ich einen einzelnen Herrn mit der Jackenaufschrift “Ordnungsamt” und sah kurz darauf einen auf der Plagwitzer Seite dicht an der Hauswand parkierten ekligbraunen Lieferwagen von UPS, und ich nehme mal an, daß der einzelne Herr den UPS-Wagen quasi in flagranti sanktioniert hat. Von meinem Spezi, bei dem ich dann Halt machte, erfuhr ich den Tarif: 35EUR für Gehwegparken, und die Lieferfirmen übernähmen die Kosten klaglos. Wenn hingegen ein Lieferwagen wagen würde, auf dem Radweg zu halten oder gar zu parkieren, würden ein Flensburgpunkt und eine erheblich höhere Ordnungsstrafgebühr fällig. Da die Punkte den Fahrern gutgeschrieben werden, fahren alle aus Furcht vor Verlust der Fleppen aufs Trottoir, denn noch sind wir nicht soweit, daß die Zustellung von Krimskrams ohne anzuhalten erfunden ist. Da die Lieferwagen eher Schwergewichte sind, also mehr als 3000kg scheinen realistisch, ruiniert man so jedenfalls das Trottoir, zeigte mir mein Spezi. Aber es ist ein schöner Ablaßhandel in Gang gesetzt, finde ich, finden vermutlich alle, nicht nur auf der Karl-Heine-Straße, auch überall dort, wo die schönen Radschutzstreifen aufgebracht wurden, so daß nicht mal mehr ein Taxi halten darf. Aber wer braucht schon ein Taxi, es gibt ja das Internet.

@TLpz:
Ich weis nicht woher Sie Ihre Weisheit (5 Autos und 2 Fahrräder) beziehen, ich bewege mich fast jeden Samstag da lang und ja die Fahrräder sind in der Überzahl. Überwiegend auf dem Fußweg, notfalls auch zu zweit auf einen Fahrrad.

@fra
Wen man Samstag 6:00 Uhr die Karl-Heine-Straße entlang läuft, wird das Verhältnis Autos zu Fahrräder vermutlich so gewesen sein: 5 Autos und 2 Fahrräder. Ihre Aussage “Fast gar kein Autoverkehr und alle Fahrräder auf dem Bürgersteig.” ist daher weder empirisch, noch lässt sie Rückschlüsse auf ALLE Fahrradfahrer zu. Zu urteilen, ‘das eine Diskussion darüber eh keinen interessiert’ ist daher, mit Verlaub, polemischer Schwachsinn. Schließlich verzichtet die StVO auch weiterhin nicht auf Tempo 50 als innerörtliche Höchstgeschwindigkeit, obwohl es ein paar Autofahrer gibt, die dies geflissentlich ignorieren. Und eine Anzeige der Richtungsänderung wird ebenfalls weiterhin gefordert, obwohl manche Autofahrer nicht wissen, dass ihr Auto einen Blinker besitzt.

Hallo Rudi,
“Dinge ändern sich” hab ich jetzt schon ein paar Mal gelesen. Das scheint mir ebenso wie “Ist eben so” ein “Argument” zu sein, worüber sich schwerlich austauschen lässt.

Ich kannte den Begriff noch nicht und habe “ERA95” mal bei Wikipedia nachgeschlagen. Neben dem Schlagwort “Stand der Technik” stand da auch, dass nicht alle Bundesländer diesen “Empfehlungen für Radanlagen” beigetreten sind, und in manchen Ländern schlicht die Fördermöglichkeit davon abhängt, ob Anlagen nach diesen Empfehlungen gebaut wurden oder nicht.
Neben dem Satz “ein anerkanntes fachliches Regelwerk, das bei der Entscheidungsfindung […] ergänzend heranzuziehen ist” steht da noch ” Leider entspricht der Stand der Technik häufig nicht dem Sicherheitsempfinden der Radfahrer, siehe Abschnitt Kritik.”.
Für eine Enzyklopädie fand ich das “Leider” erstaunlich, allerdings gibt dieser Satz exakt das wieder, worüber wir hier reden: Hier wissen einige Leute viel besser, was gut für die Radler ist, als die Radler selber. Und die anderen Sätze entschärfen Ihr “Das hätte nie gebaut werden dürfen” doch recht deutlich in seiner Dramatik. Selbstverständlich haben Kommunen eine gewisse Planungsfreiheit. Und die ERA95 keinen Strafrechtscharakter.

Ansonsten mal ein Blick in die andere Richtung: Aus Sicht der Enthusiasten wird erwartet, dass die StVO so geändert wird, dass die Leichtigkeit des (Auto-)Verkehrs weniger Priorität bekommt, dass die (kommunalen) Tempolimits und ihre Festlegung von Bundesseite her geändert werden, und noch einige Dinge mehr. Das zeigt doch eigentlich ganz deutlich, dass jede Verwaltungsvorschrift von der jeweiligen Lobby kritisiert werden kann. Mit dem gleichen Enthusiasmus (macht die Gesetze so, dass sie uns gefallen!) könnte man doch mal an die andere Seite gehen und schauen, wie wir nach der Wahl wieder mehr Bordsteinparken erlauben können, oder? Dinge ändern sich eben die ganze Zeit.

Bin am Samstag früh (6:00) mal die Karl-Heine-Straße vom Plagwitzer Bahnhof in die Stadt gelaufen.
Fast gar kein Autoverkehr und alle Fahrräder auf dem Bürgersteig. Die Diskussion wo die Fahrräder besser aufgehoben sind ist also unnötig, das es wahrscheinlich keinen interessiert.

@urs
Die StVO hat 2 Grundprinzipien und sind so auch von den Straßenverkehrsbehörden der Republik umzusetzen: “Sicherheit vor Leichtigkeit des Verkehrs” und “fließender vor ruhendem Verkehr”. Fließender Verkehr ist alles, was sich bewegt.
Wenn das Ordnungsamt das eingeschränkte Halteverbot kontrolliert und durchgesetzt hätte, hätte auch niemand über den jetzt markierten Radfahrstreifen diskutiert. Leider ist das Leipziger Ordnungsamt aber weder Willens noch in der Lage die Straßenverkehrsordnung durchzusetzen.
Ansonsten: Dinge ändern sich. Bereits vor 25 Jahren hätte man übrigens besser den Radfahrstreifen markiert, statt einen Hochbordradweg gebaut. Dazu hätte man die ERA95 allerdings auch kennen und anwenden müssen. Der Hochbord in der hier errichteten Art und Weise war 1995 schon überholt und hätte nie gebaut werden dürfen.

Ich würde durchaus auch gern mal mit Ihnen selbst in Sichtbeziehung treten, lieber User “Rudi”, zudem in Hörbeziehung. Am besten auf der Karl-Heine-Straße. Dann könnten wir uns gemeinsam klarmachen, daß diese Straße im fraglichen Abschnitt vor 20, 25 Jahren nicht nur mit den inzwischen außer Betrieb genommenen Radwegen versehen wurde und eine umfassen Baumbepflanzung erfolgte, sondern daß auf der Plagwitzer Seite ca. zweieinhalb Meter Fahrbahn weggenommen und einer Mischung aus Trottoir und Parkbuchten zugeschlagen wurde. In dem Zuge wurden die Gleise weiter hin zur Lindenauer Seite neuverlegt. Vorher parkten die Autos weithin auf dem Trottoir, wobei gerade in den Neunzigern im fraglichen Bereich quasi allumfassende Zeichen des völligen Niedergangs auch dazu führten, daß da kaum noch was los war. Dann, nach Straßenrenovierung standen die Autos in den Buchten (und wegen mir auch im eingeschränkten Halteverbot).

Was man nun vor einiger Zeit gemacht hat, und übrigens von mir bekannten Ordnungsamtspatroullienmitarbeitern, die genau dort agieren, beklagt wird, paßt nicht zur nun nicht ohne weiteres rückgängig zu machenden Verbreiterung des Trottoirs auf der Plagwitzer Seite aus Zeiten der Generalrenovierung, die nun auch schon Jahrzehnte zurückliegt. Denn nun hat man eine unnötig verschmälerte Fahrbahn. Darüber wird aber kaum ein Wort verloren. Stattdessen wabert als _das_ Superkriterium die – zum Teil entgrenzte – Außengastronomie herum. Die an manchen Stellen nun nicht nur zwei Tischreihen, sondern drei aufstellt. Und den Radweg aus Zeiten der letzten Generalüberholung inzwischen überdeckt. Wozu? Wieso kann man nicht eine Außengastronomie in Maßen halten? Denn das Argument, der Radweg sei so nicht mehr zeitgemäß, ist dünn. Es ist nur nicht dünn am Lindenfels, da habe ich mich von Anfang an gewundert, wie man sich das eigentlich gedacht hatte da mit Treppe, Fuß- und Radweg. Aber zum Beispiel an den Einmündungen. Nichts hätte gegen eine rote Markierung des Weges auch auf den Fahrbahnen, etwa an der Walter-Heinze-Straße gesprochen. Wegen mir hätte man auch neu einen Schlenker vor an den Fahrbahnrand erstellen können. So hat man aber – und zwar nur, um den sog. Parkdruck zu erhöhen – die bestehende Radwegtrasse gern aufgegeben. Und die Schlackesteine, die man bei der Fahrbahnverschmälerung an die Einmündungen hingelegt hat, sind nun, das hat anscheinend niemand ausprobiert, eine böse Falle für Nutzer des jetzigen Radwegs: man will zum Beispiel in die Walter-Heinze-Straße einbiegen, und kommt im dümmsten Moment von griffigem auf rutschigen Boden.

Daß man, wenn man Autos wegkehren will (und sich Null Gedanken macht, was dann daraus wird), wozu es eine Melange aus unbändigem Vorsatz, pfiffigen Erzählungen und nervenstarker Sturheit gehört, nun nicht müde wird darzustellen, daß alles im Lack ist, wundert nicht. Zudem gibt es ja eine Art rabulistisches Szenarium: weist man auf die, sagen wir, lückenhafte Aufrichtigkeit der Sache mit den “Freisitzen” hin, kommt ganz bestimmt die Fußverkehrsstrategie, das Klima, die Verkehrswende, die Nachhältigkeit in allen denkbaren Facetten, die Verkehrssicherheit als solche. Was nicht kommt sind Würde und Herz. Sondern viel Push und Pull. Und so wird es weitergehen, machen wir uns nichts vor. Und der Wissenschaft, das war ja der Ausgangspunkt hier, wird man ganz bestimmt schon soufflieren, welche “theoretisch-konzeptionelle Ansätze zur wissenschaftlichen Begründung” für alle weiteren Inkriminierungen etwa des sog. ruhenden Verkehrs zu liefern sind. Denn ohne “wissenschaftliche Begründung” (was für eine unverschämte Phrase!) will man nicht auskommen, obwohl es sich eigentlich “nur” um ein politisches Thema handelt.

@Sebastian
Es geht um den Abschnitt Felsenkeller – König-Albert-Brücke.
Jedes ein- oder ausparkende Fahrzeug ist ein potentieller Problemfall für die Straßenbahn. In der Jahnallee war das einer der Hauptunfallursachen, bis man dort das Parken verboten hat.
In der Karl-Heine-Straße führte das zum Glück nur immer mal zu Einschränkungen im Verkehrsfluss.
Die Verbesserung für den Kfz-Verkehr besteht auch im Verkehrsfluss. Ein- und Ausparken behindert nun mal und dann hast du obendrein noch schlechtere Sichtbeziehungen. Das ist insbesondere in einer Straße mit regem Querungsverkehr ein Problem – jedenfalls für diejenigen, die nicht einfach nur durchheizen, sondern aufmerksam fahren und sich von plötzlich auf die Straße tretenden Menschen erschrecken lassen.
Man kann jetzt übrigens auch Rettungsfahrzeugen ausweichen, in dem man auf den Radfahrstreifen fährt. Das ging vorher wegen der vielen Falschparker nicht.

@Sebastian
Dann ganz klar auf dem offiziell ausgewiesenen Radweg. Hätte da auch kein Problem etwas zu sagen. Radfahrer, die sich nicht an die Regeln halten, sind mir ein Graus. Autofahrer natürlich auch.

Hallo TLpz,
> Wie alt wäre denn das Kind in Ihrem Beispiel?
In diesen Kinderanhängern (das meinte ich mit “Gespann”) fährt eigentlich alles an Kindern mit, bis Grundschulalter, inklusive Spielzeug und manchmal noch Hund. Alternativ auch im Lastenrad vorn die gleichaltrige Freundin… alles schon gesehen.

> “Platz war sicher auf dem Gehweg, aber MIV-verkehrstechnisch ist das ein plötzlich auftauchender Radweg aus dem Nichts. Zumal keine Sicht darauf.”
Man hätte den Radweg, wenn man ihn auf dem Fußweg hätte belassen wollen, zumindest an den Straßenkreuzungen zur Straße hin verschwenken müssen. Dies wäre jedoch mit Bautätigkeit, auf der Karl- Heine-Str. höchstwahrscheinlich mit dem Fällen von Bäumen und ziemlich sicher ebenfalls mit dem Wegfall von Parkplätzen einhergehen müssen.

@Sebastian
> “Aber appellieren Sie doch vielleicht das nächste Mal an ein Mutti-Kind-Gespann, wenn Sie mal eins unerlaubterweise auf dem alten Radweg fahrend sehen.”
Wie alt wäre denn das Kind in Ihrem Beispiel?

Hallo Sebastian,

in angesprochener Situation bin ich allerdings auch der Meinung, das solche auf Fußwege verlegte Radwege nicht das Non-Plus-Ultra sind (vor allem außerhalb des Sichtbereichs); eine eindeutige Verortung auf die eigentlichen Verkehrsflächen halte ich da für zielführender und konsequenter.

Das sieht man nicht nur in der Karl-Heine-Straße. Mir geht es auch auf Radwegen so, die auf Fußwegen hinter Haltestellenhäuschen o.ä. verlegt wurden. Scheinbar ist die Sicherheit größer, aber die Kollisionsgefahr mit Fußläufern ist erheblich größer. Auch wird man dadurch an eben diesen Stellen oder an einer Straßeneinmündung wesentlich weniger als Radfüßler wahrgenommen bzw. beachtet, muss oft bis zum Stand abbremsen, um sicher weiterfahren zu können.
Platz war sicher auf dem Gehweg, aber MIV-verkehrstechnisch ist das ein plötzlich auftauchender Radweg aus dem Nichts. Zumal keine Sicht darauf.

ÖPNV und MIV mussten sich bisher auch beachten auf einer Verkehrsfläche.
Was spricht dagegen, dass man das jetzt auch tut, mit Radfüßlern sogar auf einer eigenen Spur?

Die Argumentation zur Allgemeinnutzung auf Gehwegen finde ich dagegen plausibel.
Hier wird öffentlicher Platz vorrangig an wenige vergeben, die daraus sogar einen fiskalischen Nutzen ziehen.

Hallo Rudi,
welchen konkreten Abschnitt der Karl-Heine-Straße meinen Sie, der so beschildert gewesen wäre?
Warum wurde Ihrer Meinung nach für den ÖPNV (vermutlich die Straßenbahn) die Situation durch die neue Radweglösung besser?
Und konkret warum für die Autos?

Dass die Freisitze eines der prominentesten Argumente für die Maßnahme waren, weiß ich noch gut. Es gab auch das Argument, dass diese ja schließlich “niemanden stören” würden, und dass diese ja für alle Leute nutzbar wären, im Gegensatz zum enormen Flächenverbrauch der “privaten” PKWs.
Davon abgesehen, dass es genau so kein “Grundrecht” auf Parken, wie auf das beliebige Erweitern der Laden-Pachtfläche gibt, kenne ich zwei Leute, die dort wohnen, und denen es oft zu laut ist. Würden Sie deren Empfindungen auch einfach als “Jammern über Veränderungen” abtun? Würden Sie Freisitze, die ich nur gegen die Zahlung von über 4 € für einen Kaffee, 7 € für ein Eis oder 12-16 € für eine Mahlzeit in Anspruch nehmen darf, auch als “allgemein nutzbar” für Jedermann definieren? Einen Parkplatz kann Jeder nutzen, auch ein Carsharing-Teilnehmer. Über einen Gehweg kann Jeder laufen. Freisitze sind das Gegenteil von “Allgemeinnutzung”.

Und zuletzt noch der Radverkehr. Sie sagen, für den sei es auch besser geworden durch die Maßnahme. Was ich verstehe: Es latschen nun keine Fußgänger mehr über den Radweg. Und man muss nun nicht mehr an den Nebenstraßen aufpassen, ob da ein Autofahrer beim Abbiegen nicht aufpasst.
Aber erstens kann man die Ausweisung von Freisitzen als Hauptgrund für das Herumlaufen der Fußgänger durchaus kritisch sehen (auch die schleichende Aufwertung des Viertels ist etwas, was nicht jeder Mieter und Mietinteressent toll findet), zweitens stehe ich nun durchaus auch mal an einer roten Ampel, was ich vorher nicht musste, und drittens leidet das subjektive Sicherheitsgefühl dadurch, dass ich nun direkt neben den Autos (links fahrend, rechts parkend mit Türöffnungspotential) und der Straßenbahn fahren muss.

Ich soll das “Jammern” einstellen und dies und jenes “zur Kenntnis” nehmen. Natürlich muss man sich irgendwann mit Sachen auch abfinden, die einem nicht gefallen. Aber appellieren Sie doch vielleicht das nächste Mal an ein Mutti-Kind-Gespann, wenn Sie mal eins unerlaubterweise auf dem alten Radweg fahrend sehen. Sagen Sie der Frau doch, sie möge bitte einfach die Veränderungen akzeptieren, die Richtlinie/Studie sich anlesen, die viel besser weiß als sie, was “sicher” ist und was gefährlich, und vor allem soll sie mit ihrem Gespann mal die Leute auf den Freisitzen in Ruhe ihren Latte schlürfen lassen. Weil Lebensgefühl, das geht uns schließlich alle an, da muss auch sie sich mal beugen. Ich finde, auf dieses konkrete Beispiel bezogen wirkt es besonders seltsam, was diese Appelle so aussenden.

@Sebastian
In der Karl-Heine-Straße war im entsprechenden Abschnitt ein “eingeschränktes Halteverbot” beschildert. Dass entgegen dieser Regelung geparkt wurde, führte übrigens auch zur Lösung “Radfahrstreifen”, denn durch die vielen Falschparker waren die Sichtbeziehungen nicht gegeben. Ein weiterer Grund für den Radfahrstreifen bestand darin, dass der Gehweg auf voller Breite für Freisitze genutzt wird. Hierdurch ist der Fußverkehr auf dem Radweg gelaufen, was immer wieder zu Konflikten führte. Alles in allem ist die Situation nun für den Fuß- und Radverkehr, für den ÖPNV und auch für den Kfz-Verkehr deutlich besser. Das kann man doch so auch mal zur Kenntnis nehmen, statt über die Veränderungen zu jammern.

Ach Kollege Sebastian, Du gern lesen und schreiben wie es dir beliebt (Fehler im Original). Nenne auch alles bei dem Namen, der dir als erstes einfällt. Aber mach es vielleicht eine Ecke ruhiger – aktuell besudelst du dich nur selber, anstatt andere Leute zu beeindrucken. Wir wollen einfach nur in Frieden leben und debattieren, und Deine kleinen Wutanfälle sind nicht wirklich wichtiger als das. Und am Ende hast du schon ein halbes Dutzend mal angekündigt, all das nicht mehr zu lesen…

Der hier verfasste und von uns gelöschte Kommentar enthielt Beleidigungen, wie sie auf der L-IZ.de keinen Platz haben. Die Moderation

Auch wenn der Namensvetter wieder versucht, mit Häme und Spott zu schimpfen ( und zu jammern): Es ist immer wieder schön, Dinge beim Namen zu nennen.
Insofern, mögen sich die Autofetischisten bitte trollen, ich lesen den Dreck nicht mehr, doch die Sache wird weiterhin beim Namen genannt.
Weiterhin wünsche ich den Subjekten viel “Freude” in ihrer Hetz- und Jammerblase. Sachliche Diskurse sind vom ersten Wort an eh nicht möglich. ^^

Da augenscheinlich Bedarf besteht, all diese Themen anzusprechen, bin ich nun umso vorfreudiger, bald die Erkenntnisse aus dem städtisch organisierten Mitmachforum von Redaktion und Kommentatoren lesen zu dürfen: https://l-iz.de/?p=550372 (“Superblocks werden Thema: Stadt lädt ein zum Mitmachforum in der Hildegardstraße”)

Hetzbärchen, Auswürfe, Würstchen, Geschwurbel… selten findet man so viel Konstruktives zum Thema in einem Kommentar, wie hier beim harten, dauergetriggerten Vetter. 🙂
Man weiß gar nicht, wo man anfangen könnte, so dicht mit Argumenten ist der allein auf Herabwürdigung gedachte Beitrag. Interessant, dass man sich im Laufe der Debatte mit sowas inzwischen völlig üblicherweise auseinandersetzen muss. Aber wie es schon andere Leute gesagt haben: In der Sache wird dadurch das Gegenteil erreicht. Erstens gewöhnt man sich an die Beschimpfungen und stumpft ab, offenbar selbst die Redaktion, und zweitens tut es dem Ruf der Sache nichts Gutes. Aber was gehts mich an, womit “ihr” euch sezessiert und ins Abseits bringt…

Vermeintlich zu lange Texte von “Urs”, oder vermeintliche “Polemik” von mir (was genau soll denn eigentlich polemisch gewesen sein?) lenkt doch nicht vom Kern ab: Dass im zeitgeistigen Umgestalten des öffentlichen Raumes, sei er im Einzelfall auch noch so sinnvoll, eine ätzende, übertriebene und seeligkeitversprechende Argumentation verwendet wird, um die eigenen Ziele mit der (manchmal moralischen) Brechstange durchzubringen.
Der OBM sieht eine “Autobahn direkt vor dem Hauptbahnhof”, der Ökolöwe spricht vom “Autobahndrehkreuz mitten in der Stadt”, und meint damit die Leutzscher Brücken kurz vor draußen-West. Bei Staus wird kinetisch völlig zurecht von “Blechlawinen” gesprochen, die Bedarfsampel wird zur Opfer-bringenden “Bettelampel”. Mit nicht immer logischen, sondern ideologiegetriebenen Ideen werden Radwege auf Fahrbahnen, und damit Autofahrspuren auf Straßenbahnschienen gebracht, und später festgestellt, dass ja nun im Stressfall (Abreise nach Konzert oder Spiel in der Arena) die Bahn nicht mehr durch käme. Huch! Ist vielleicht DAS der Grund, dass andere Städte so nicht den öffentlichen Raum gestalten? Wird ein einspuriger Innenstadtring denn bei Demos oder Bauarbeiten auch so aufnahmefähig für den Umleitungsverkehr sein wie bisher? Nein? Na Mensch.

Es ist richtig, wenn all das auch mal angesprochen wird. Genau wie Kritik über Untergangszenarien der Gegenseite völlig verständlich ist, und Begriffe wie “Klimaterroristen”, “Wohlstandsverwahrloste” und ähnliches aus meiner Sicht völlig zu Recht angeprangert werden.

Wem der letzte “Beitrag” vom Hetzbärchen zu lang ist, hier ein Fazit:
– “Mimimi, ich möchte nicht – zurecht – als ‘Autofanatiker’ bezeichnet werden”,
– trotz der eigenen Konditionierung und Autogehirnwäsche projiziert er die eigene Gewaschenheit hart auf Menschen, die sich für den überfälligen Ausgleich einsetzen und
– unter dem Deckmantel der “Aufklärung” streut er auch nur wieder seine altbackenen rechtsregressiven Verschwörungs- und Kampfmythen, nur diesmal halten sich – Überraschung – doch einmal die “bösen” Radfahrenden nicht an Regeln.

Immer noch so durchschaubar, immer noch nicht lesenswert, diese realitätsfernen autofetischistischen Auswürfe.
BILD und LVZ lechzen weiterhin nach seinen Ausgüssen, und eventuell die des FRA-Würstchens und des Namensvetters, sonst ist das Geschwurbel weiterhin nur peinlich…

Ich habe ein paar Tage überlegt, wie es kommen kann, daß meine Kritik am im obigen Text geäußerten Beifall hinsichtlich der vermeintlich wissenschaftlichen Belege des Nutzens straßenverkehrlicher Restriktionen als Auto-Enthusiasmus oder gar Autofanatismus mißgedeutet wird (wobei ich Fanatismus rundweg ablehne, aber das nur nebenbei)? Weil ich die überall mitschwingenden Erlösungsphantasien ablehne? Weil ich es als viel zu billig ansehe, wie sich ein markanter Sektor der Stadtgesellschaft aufschwingt, einen Distinktionsgewinn einzustreichen, der leider nicht redlich ist? Daß mit aufgebauschter Sprache eine weithin überzeichnete Zustandsbeschreibung breitgetreten wird? Weil ich wenigstens ab und zu einen Blick in die Rollenverteilung, die sich längst orchestriert, erhasche? Selbstverständlich sind – mir und vielen anderen – ebenso etliche andere Verflechtungen, sagen wir, Herrenknecht und DBAG (S21), ein beträchtliches gesellschaftliches Problem. Und nun will man mit eigenen Verflechtungen das Gute zum Sieg führen und etwa mit “Push & Pull” bis 2035 (wie der aufgeplusterte Kai Gondlach neulich in die LVZ posaunte) Autos als solche aus der Großstadt Leipzig kehren?

Wenn ich “Pull & Push – Gut & Böse: Zur Wirkung und Wahrnehmung verkehrspolitischer und -planerischer Maßnahmen zwischen Freiheit und Zwang” https://www.tu.berlin/ivp/forschung/projekte/pull-push lese, wird mir ganz schwindlig, denn das Geschreibsel strotzt nur vor Manipulationsbegeisterung: “Das Ziel des Forschungsprojekts besteht in der Entwicklung von theoretisch-konzeptionellen Ansätzen zur wissenschaftlichen Begründung wirkungsvoller Push- und Pull-Strategien. Auch werden auf dieser Grundlage Planungsempfehlungen und konkrete Handlungsansätze für einen nachhaltigen Verkehr in Deutschland formuliert.” Fällt das keinem auf: “theoretisch-konzeptionelle Ansätze zur wissenschaftlichen Begründung” ist eine Phrase direkt aus der Gehirnwaschmaschine. Leuten, die hierbei mitmischen, muß ein aufgeklärter Kopf der Rücken kehren!

Und wer Spielstraßen inkl. Kreuzungssperrung sich nur mittels Eititei-Begriffen wie “Superblocks” unter die Leute zu bringen getraut, agiert auf seine Art subversiv. Wer auf dem bisherigen Radweg der Karl-Heine-Straße rumtrampelt, dieser würde nicht den Richtlinien moderner Radverkehrsanlagen entsprechen, bauscht auf (nur am Lindenfels war es etwas knapp). Wer von Flanieren schwadroniert, Sequenzen wie “Kinder, Alte, Schwache” draufhat, macht nicht zuletzt PR für das Gute, und kaum mehr. Wer Begriffe wie “Schanigärten”, “Barcelona”, “Mobilitätsstrategie”, “Fußverkehrsstrategie”, “Kraftfahrerperspektive”, “Parklets” und “Autolobby” usf. schön permutieren kann, und nicht zuletzt “Flächengerechtigkeit” einzusetzen weiß, garniert etwa mit “einfordern”, was hat der oder die wirklich von einer Großstadt wie Leipzig verstanden?

Wer sich auf Schusters Rappen oder per Veloziped durch Leipzig begibt, möge die Augen offenhalten: für die bestehenden guten Fortbewegungsmöglichkeiten, für die bestehenden Gefahren. Aber nicht verkniffen schauen, wie man noch dem letzten Kleinwagen den Stehplatz auf der Allmend abspenstig machen kann und das als köstliche niedrighängende Frucht mißzuverstehen. Oder Sticker ans Velo pappen mit “Ein Auto weniger” und dann die Anton-Bruckner-Allee, zugegeben einstmals ein Teil einer Auto- und Motorradrennstrecke, heute zur Radrennstrecke zu machen, mit dem Rad über Zebrastreifen zu fahren und insistieren, daß Autos und Töffs anhalten mögen, denn die sind ja die Bösen. Neenee, so würde und wird das nichts mit Distinktionsgewinn außerhalb einer Blase.

Ich bin Zeit meines Lebens Radfahrer, nur am Anfang, das ist viele Jahrzehnte her, hakelte es mal, ich kam mit meinem Zwanziger-Kinderfahrrad auf der Küchenholzallee ins Torkeln und fuhr einer rüstigen Omma, ca. Jg. 1890, ohne Not von hinten zwischen die Gnebberzchen, worauf die Omma schreiend stürzte und mich und meine Mutter, die auch geradelt kam, unflätig beschimpfte. Man soll jedenfalls nicht so tun, als hätte man heute auf dem Velo oder per pedes nur die Arschkarte. Und bräuchte Pushs und Pulls. Die kommen aus der Gehirnwäscherei, und wer braucht die schon?

Die etwas unwahrscheinliche Annahme zugrunde gelegt, dass sich bei der nächsten Wahl die Mehrheiten im Leipziger Stadtrat ändern: würden Sie das dann ebenfalls zur Kenntnis nehmen, und Ihre Meinung hier im Medium ab diesem Zeitpunkt weniger vehement, seltener oder anders äußern? Eher nicht, oder?
Natürlich nehme ich gewisse Dinge “zur Kenntnis”, aber man muss auch nicht so tun als ob das Jeder gut findet, was so in der Stadt passiert. Es gibt gute Argumente gegen das sture Verlegen der Radwege von überbreiten Gehwegen mit genügend Platz hin zu den Straßen, die dann schlechter nutzbar sind. Die Frage war, ob solche verlegten Radwege ein push-Faktor gegen den motorisierten Straßenverkehr sind, also eine Maßnahme gegen LKW und PKW. Und das sind sie natürlich auch, neben anderen Gründen. So zum Beispiel die Kostenersparnis des Aufbringens von Radweg – Markierungsfarbe gegenüber dem grundhaften Ausbau von separaten Rad- und Gehwegen.

> “[…] also nicht “lediglich […] ein beliebiger subjektiver Standpunkt eines bestimmten politischen Lagers”, sondern ganz klar Mehrheitsposition”
Da sehe ich nun gar keinen Widerspruch. Sondern die Bestätigung meiner ursprünglichen Aussage. Wenn auch die aktuelle politische Mehrheit für dies und jenes einsetzt, dann handelt es sich doch um die Position eines politischen Lagers. Der Gesamtheit der Leute, die alle dies und jenes wollen. Gegenüber anderen Leuten, die andere Anträge und Fragen im Stadtrat stellen.
… Und das so eine starke Verbundenheit zwischen Verwaltung und dem Willen des Stadtrates bestehen würde, wird zumindest in diesem Medium häufig anklagend bezweifelt. Die Kommentarspalte schlägt meist in die gleiche Kerbe. Ich hab das Gefühl, das ist alles ein zumindest halbchaotischer und aushandelbarer Prozess…

Was Ihre Nachfrage zu meinem Kommentarverhalten in der LVZ angeht: hab grad keine Lust auf Stöckchen 😉

“> Interessenverbände gibt es selbstverständlich auf allen Ebenen […]
Dann wäre es um so begrüßenswerter, wenn das beidseitig und umfassend erwähnt würde. Gern wird aber, nicht nur in diesem Medium, der tiefe Blick in die “Fossillobby” gerichtet.”

Treten Sie so beherzt auch in den Kommentarspalten, sagen wir mal der LVZ, für diese Ausgewogenheit ein? Wenn ja, dann herzlichen Dank für Ihr Engagement!

@Sebastian Nehmen Sie (und einige andere hier) doch bitte zur Kenntnis, dass es, zumindest hier in Leipzig, eine seit Jahren stabile politische Mehrheit gibt, die hinter den demokratisch legitimierten Entscheidungen in der städtischen Verkehrspolitik steht. Und diese hat eine nachhaltige Mobilitätsstrategie und eine Stärkung des Umweltverbundes zum Ziel. Die Erkenntnis “sich etwas nicht mehr leisten können” ist also nicht “lediglich ein Resultat von Kampagnen und ein beliebiger subjektiver Standpunkt eines bestimmten politischen Lagers”, sondern ganz klar Mehrheitsposition. Und Sie ist darüber hinaus durch reichlich Fakten aus der Forschung (siehe Link) belegbar. Auch, wenn Ihnen das persönlich nicht zu gefallen scheint.

Ach ja, eins noch:
> Interessenverbände gibt es selbstverständlich auf allen Ebenen […]
Dann wäre es um so begrüßenswerter, wenn das beidseitig und umfassend erwähnt würde. Gern wird aber, nicht nur in diesem Medium, der tiefe Blick in die “Fossillobby” gerichtet.

Hallo Kaisen,
es ist eine erfolgreiche Strategie, aus den unangenehmen Dingen des Lebens etwas positives zu nehmen und auf diese Weise nicht im Verdruss zu enden. Insofern kann ich Ihr Amusement absolut begrüßen.
Festhalten möchte ich dennoch, dass “sich etwas nicht mehr leisten können” lediglich ein Resultat von Kampagnen und ein beliebiger subjektiver Standpunkt eines bestimmten politischen Lagers ist, und keinesfalls etwas handfestes, unumstößliches, wie der kleine private Haushalt einer einzelnen Person. Diese weiß im Optimalfall sehr genau, was sie sich leisten kann, während man als Gesellschaft immer diskutiert, was man sich leisten MÖCHTE.

Hallo TLpz,
Es wird genauso nicht richtiger, sich “tausendmal” auf irgendwelchen Richtlinien auszuruhen. Wenn ich sehe, dass gar nicht mal so wenige Leute den alten Radweg dort an der Karl – Heine-Straße weiterhin nutzen, wenn ich die enormen Bemühungen sehe, die mit Abschrankungen alter Radwege die Benutzung verhindern sollen, und zwar mit solchen Anlagen inklusive Beschilderung an jeder einzelnen Kreuzung (gesehen im Bereich Riesaer Straße), dann steht für mich fest: Ihr könnt euch die Richtlinien argumentativ sonst wohin stecken. Entschuldigung, die Wortwahl ist hart, aber es regt mich auch auf.
Die Leute wollen offensichtlich etwas anderes als der engagierte Verkehrsplaner sich ausdenkt.
Sie wollen nicht direkt neben dem Straßenverkehr fahren, deswegen muss man sie offensichtlich mit gesonderten Absperrungen dazu zwingen. So sieht Jeder Regeln ein. Auch vermeintliche “Opfer” außerhalb der Sichtbarkeit (stimmt übrigens nicht, wenn er sich beim Abbiegen richtig verhält) des Autofahrers nicht, die ich der Unterstellung nach ignorieren würde, die aber komischerweise das gleiche Nutzungsverhalten haben wie ich. Sie finden es also komischerweise auch angenehmer, nicht auf der Straße zu fahren.

Es ist und bleibt änderbare Politik und Zeitgeist, nichts weiter.

@Sebastian
> “Altes Beispiel Karl-Heine-Straße ab Felsenkeller: Da konnte man vorher jahrelang schon recht flüssig und sicher Rad fahren – es war 2012-2016 mein täglicher Arbeitsweg.”
Auch wenn Sie es tausendmal wiederholen und meinetwegen selbst nur positive Erfahrungen gemacht haben, wird diese Aussage nicht richtiger. Der alte Radweg auf der K.- Heine- Straße entsprach eben nicht mehr den Richtlinien, die an moderne Radverkehrsanlagen gestellt werden. Insbesondere im Kreuzungsbereich verlief dieser Radweg außerhalb des Sichtbereichs der KfZ, was insbesondere bei Abbiegevorgängen gefährlich werden kann. Es gibt eben neben den erfahrenen Erwachsenen Radfahrern auch noch andere Bevölkerungsgruppen, die mit beachtet werden müssen. Das Sie sehr gern nur aus der Ich- Perspektive betrachten, ist hinlänglich bekannt…

@Sebastian Ich finde es immer wieder amüsant, wie hier aus Autofahrerperspektive polemisiert, statt faktenbasiert argumentiert wird. Da ist immer wieder die Rede von “wegnehmen”, “verbrämen”, “ideologisch motiviert” oder gar “Hass”. Dabei folgt die Entwicklung, leider um Jahre oder gar Jahrzehnte verzögert, nur folgerichtig dem seit Jahren steigenden Bedarf an adäquater und sicherer Infrastruktur der Stadtgesellschaft. Und wenn man sich die bisherige Aufteilung der Verkehrsflächen im Verhältnis zur Verkehrsleistung ansieht, kann von “wegnehmen” eigentlich gar keine Rede sein.

Und es hat auch nichts mit moralischen Kategorien wie “gut” und böse” zu tun. Es wird einfach nur immer deutlicher, dass wir uns einen allgegenwärtig dominanten MIV, nicht nur aus Gründen der Effizienz und Nachhaltigkeit, sondern auch aus sozialen und gesellschaftspolitischen Gründen, nicht mehr leisten können.

Hier zum Thema eine Untersuchung der TU Berlin am Beispiel Berlin-Mitte: https://www.static.tu.berlin/fileadmin/www/10002265/Discussion_Paper/DP21_Drews_Flaechengerechtigkeit.pdf

@Gerd Stefan Es ist weder überraschend, noch verwerflich, dass es Institutionen gibt, die an der Entwicklung und Verbreitung alternativer Verkehrskonzepte arbeiten. Interessenverbände gibt es selbstverständlich auf allen Ebenen und pro Automobil auch mit deutlich mehr direktem politischem Einfluss, als die von Ihnen genannten Organisationen. Da fallen mir sofort der VDA oder der ADAC ein. Oder der FGSV e.V., der weder demokratisch legitimiert, noch mit paritätischen Strukturen besetzt, die Organisation des gesamten deutsche Straßen- und Verkehrswesens mitbestimmt. Aber selbstverständlich sind deren Verflechtungen und Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger bei den Automobil-Enthusiasten hier überhaupt kein Problem. 😉

Hallo radograph,
> Gute Radwege sind keinesfalls Schikanen für den Autoverkehr sondern genau das, was gefordert wird
An sich sind Radwege natürlich kein Push-Faktor gegen Autos. So wie – an sich – der Straßenbahnverkehr kein Push-Faktor ist. Aber es gibt genügend Beispiele in der Leipziger Verkehrswelt, wo der Radweg so gebaut wird, dass Autos behindert oder auf irgendeine Weise “verbrämt” werden, ohne das es abseits der politischen Meinung so sein müsste.
Altes Beispiel Karl-Heine-Straße ab Felsenkeller: Da konnte man vorher jahrelang schon recht flüssig und sicher Rad fahren – es war 2012-2016 mein täglicher Arbeitsweg. Die Verlagerung des Weges auf die Straße war definitiv kein Pull-Faktor für den Radverkehr, denn nun steht man gegebenenfalls an einer roten Ampel. Und es ging ja, wie gesagt, vorher schon. Umgesetzt ist dagegen der Push-Faktor gegen Autos: Weniger Parkplätze vor Ort, weniger Platz im Verkehrsraum und man kommt nicht mehr an der Strapazenbahn vorbei, wenn sie denn gerade dort lang rumpelt. Dass die Gastro mit ihrem Mobiliar außerhalb des gepachteten Ladens im öffentlichen Raum auch noch als Vehikel für die Argumentation helfen muss, das der Radweganteil von der Bürgersteigfläche weg muss, damit “Jeder” (bei den Preisen eher zweifelhaft) im Freisitz sitzen kann…geschenkt.

> …gemeint in der Studie ist aber die Verlagerung…
Der kritisierte Satz stand im Artikel, und nicht in der Studie. Ich verstehe sie als persönliche Ansicht des Autors.

Und wenn man dann schlauer ist zum Schluss noch “Deutsches Institut für Urbanistik” und “Mercator”

Ach noch was zum tiefer Schmöckern: “Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change” und “Mercator Group”

Die Verflechtungen staatlicher und halbstaatlicher Institutionen mit politischen Meinungsbildnerinnen kann man sehr anschaulich im Netz recherchieren, wenn man das Thema E-Klima, Ad-Hoc Arbeitsgruppe und Agora Strategy Group, Agora Verkehrswende und Agora Energiewende aufruft. Agora finanziert sowohl die Umwelthilfe, die Unkosten der Klimakleblinge (Gerichtskosten, pauschale Anstellungsverträge) als auch mittlerweile Fachberater in der Verkehrsplanung. Viel Spaß beim Schmöckern… Ach Graichen hatte ich noch vergessen

Sebastian, das Aufzeigen von Verflechtungen wäre hilfreich, wenn es denn in irgendeiner Weise faktenbasiert wäre. Das vor ca. 50 Jahren vom Deutschen Städtetag und (West-)Berlin gegründete Difu, welches die gesamte Breite kommunaler Aufgaben als Forschungsinstitut mit Beratungs- und Weiterbildungsleistungen bearbeitet, mit dem aus den Fahrradentscheiden hervorgegangenen Verein, der fast ausschließlich Kampagnen mit dem Ziel Verringerung der KFZ-Dominanz im städtischen öffentlichen Raum organisiert, praktisch gleichzusetzen entbehrt jeder Grundlage. Es braucht wahrlich keine persönliche Beziehung um über den Presseverteiler des “größten Stadtforschungsinstituts im deutschsprachigen Raum” (Difu) auf kommunalpolitisch relevante Publikationen aufmerksam zu werden. Dies als Aufhänger zur Diskreditierung des “Policiy Papers” als Meinungsmache von Aktivistengruppen, die mit fragwürdigen Methoden agieren würden, abzutun, ist ein Versuch polemisch zu polarisieren. Die persönlich angreifende Bemerkung zum Verein Superblocks Leipzig verdeutlicht, dass es Urs nicht um die inhaltliche Auseinandersetzung geht: Der Verkehrsversuch in der Hildegardstraße taucht in der Studie schon deshalb nicht auf, weil er im Bearbeitungszeitraum gar nicht existierte und erst recht kein Vorher-Nachher-Vergleich vorliegen kann.

Inhaltlich teile ich die Kritik an der unpassenden Bemerkung zum “Großteil der Fahrten mit dem Pkw” im Artikel im Zusammenhang mit dem Verzicht auf Fahrten – auch eine mit dem Fahrrad oder ÖPNV anstelle des KFZ unternommene Fahrt bliebe eine Fahrt, gemeint in der Studie ist aber die Verlagerung auf den Fußverkehr (zu einem Angebot in der Nähe) oder das gänzliche Entfallen des Weges.

Dass die Zuverlässigkeit der Eisenbahn(en) dringend verbessert werden muss steht außer Frage, für die innerstädtischen Wege (88% der Wege der Leipziger, SrV 2018) spielen jedoch die LVB eine weit wichtigere Rolle, die zwar mit gegenüber dem Nahverkehrsplan ausgedünnten Angebot aber dafür sehr zuverlässig fährt. Gute Radwege sind keinesfalls Schikanen für den Autoverkehr sondern genau das, was gefordert wird: Ein Mobilitätsangebot als Alternative zum KFZ, viel mehr Pull- als Pushfaktor. Immerhin sind für 30% der derzeitigen KFZ-Nutzer Verbesserungen im Radverkehr Voraussetzung für den Verzicht auf den eigenen PKW (Kommunale Bürgerumfrage 2019) und damit nach der Verbesserung des ÖPNV, die mit sehr langem Planungsvorlauf und vergleichsweise hohen Kosten verbunden ist, der zweitwichtigste Faktor. Ein Warten auf eine magische Verbesserung bei der Eisenbahn wäre eine sehr schlechte Ausrede dafür, in der Stadt untätig zu bleiben.

Interessant, dass wir jetzt tatsächlich auf der moralischen Ebene der “Sünde” angekommen sind. So falsch scheint Urs nicht zu liegen mit seiner Darstellung der Lage…
Ist schon ganz gut, wenn jemand mal offen darstellt, wie die Zusammenhänge der Institutionen / Organisationen so sind. Bei anderen Themen wird das hier in der L-IZ von den Redakteuren selbst bis ins Detail gemacht, nun macht sich eben ein Kommentator die Arbeit. Danke dafür!

Ansonsten lese ich hier bisher nichts, was meinen ersten Kommentar unten aufhebt, oder die Beschreibung von “Fra” bezüglich der Bahn-Ausfälle. “Ihr sollt trotzdem verzichten, auch wenn unsere Alternativen (Rad, Fuß) eigentlich gar Keine sind” ist das offenkundige Credo.
Noch eine persönliche, einfach nur der Erheiterung dienende und in der Sache wahrscheinlich für die Enthusiasten völlig themenferne Anekdote: Ein Arbeitskollege aus Grünau mag Züge. Er könnte zwar auch mit der Straßenbahn in die Stadt, aber wenn das wirklich mal nötig ist, bevorzugt er die schnelle S-Bahn. Seit Jahren belächelt der die Taktung der S1 und freute sich, als diese verdichtet wurde. Aktuell nimmt er dennoch das Auto in die Stadt, einfach weil viel ausfällt und die Einzelfahrt-Kosten für ihn und seine Frau über denen des Autos liegen.
Ähnliches von der Kollegin aus Bad Lausick, die seit dem 49-Euro-Ticket nicht mehr mit dem Auto rein kommt, das aber bald wieder tun wird: Zu viele Ausfälle, keine verlässliche Verbindung.

Für die meisten Leute bleibt es dabei: Bevor “ihr” 3 Meter breite Radwege, Superblocks und andere Schikanen als Push-Faktoren für die verhasste “Autofahrer-Fraktion” anlegt, arbeitet doch bitte an den Alternativen zum Auto. Und wenn nicht vorher, dann doch zumindest begleitend zu diesen tollen Ideen!

@Urs
> “Heute kam ich am Palmengartenwehr entlang. Ich sah ein dickes E-Auto der Landestalsperrenverwaltung genau auf der Wiese geparkt, wo sonst die Verkehrswende-Leute mit Schnappatmung stehen und das Ordnungsamt die dicksten Bußgeldbescheide verhängt. Es kann also keine ganz so große Übertretung der RB-Supporter sein, wenn sie ihre Karren ebenfalls dorthin stellen.”
Also wenn es ein (Firmen-) Wagen von Verkehrswende Leipzig gewesen wäre könnte ich Ihren Vergleich ja verstehen. Aber wenn ein Mitarbeiter der Landestalsperrenverwaltung an der Stelle auf der Wiese parkt, ist dies genauso wenig gut/besser/richtig. Letztendlich beweisen Sie mit Ihrer persönliche Anekdote nur, dass es gewissen Autofahrern egal ist, wo sie ihre Kiste abstellen. Egal ob dies nun RB- Supporter, Mitarbeiter der Landestalsperrenverwaltung oder andere sind. Da haben Sie sich mit Ihrem Autofanatismus ein klassisches Eigentor geschossen…

Vielen Dank für den interessanten Artikel!

Das den einschlägigen Auto-Enthusiasten und Parksünden-Verstehern hier in den Kommentaren mit wissenschaftlichen Studien und Empirie nicht beizukommen ist, war ja nur zu erwartbar. Da werden wieder absatzfüllende Verschwörungstheorien bemüht und persönliche Anekdötchen zum Besten gegeben, die allerdings wie immer nicht das geringste an der Aussagekraft des Artikelinhaltes ändern. Ist das zwanghafte Lavieren unter wirklich jedem Artikel, in dem die allgegenwärtige Dominanz des Automobils in Frage gestellt und eine Lanze für alternative Mobilitätsformen und andere Möglichkeiten des urbanen Zusammenlebens gebrochen wird, schon pathologisch? Was ist den Ihr Trauma? Ist die Angst vor Veränderung so groß? Möchten Sie vielleicht auch mal in den Arm genommen werden?

Lieber Autor, Sie wollen sich mit den Guten gemein machen. Das gibt mir immer wieder zu denken. Diesmal greifen Sie dazu nach einem Strategiepaper https://doi.org/10.34744/difu-policy-papers-2023-2 einer gemeinnützigen GmbH im Einflußbereicht des Dt. Städtetages, die als Urbanistikinstitut (Difu) Einfluß auf Kommunalpolitik als solche ausüben will und dafür Geld beschafft.

Mit Geld der EU und des BMBF ausgestattet erlaubt sich das Difu, seine eigenen Thesen zu belegen und macht sich dafür gemein mit “Changing Cities e.V.”, einem Verein, der nach eigener Aussage “die bunte und laute Bewegung für lebenswerte Städte, die für alle gleichermaßen offen, sicher und gesund sind” ist. “Changing Cities” kennt man in Leipzig in Form der Gruppierung “Verkehrswende Leipzig”, die jeden letzten Freitag im Monat in Form eines “Critical Mass” bezeichneten Velo-Corsos eine eigene Form der übermäßigen Straßenbenutzung gefunden hat und etwa Kreisverkehre in einer Art Endlosschleife im Pulk okkupiert, wie ich es vor Wochen mit eigenen Augen bestaunen durfte. “Verkehrswende Leipzig” lebt in der Vorstellung, mit Ordnungspolitik lebenswerte Städte generieren zu können. Daher gehört es zum Selbstverständnis der Gruppe, eine allerausführlichste Handreichung für die Anzeige von Verkehrsverstößen im sog. ruhenden Verkehr zu publizieren, in Sonderheit auch bei “abstrakter Gefährdung”.

Wahrscheinlich, lieber Autor, kennen Sie die Leute von Changing Cities gut, da Verkehrswende Leipzig und LZ Medien ihren Sitz im “Haus der Demokratie” haben. Da ist der Weg des o.g. Strategiepapiers in Ihre Redaktion kurz. Und das Papier hat es bei Ihnen auch leicht: Ihnen fällt nicht auf, daß es nicht logisch ist, was die Difu-Leute machen: den Erfolg von Restriktionen bejubeln, und das als Bestätigung für die alte These zu sehen, daß Straßen Autoverkehre anziehen. Letzteres war aber gar nicht das jeweilige Experiment in diversen vorwiegend westeuropäischen Städten. Sondern umgekehrt. Daß Restriktionen wirken – wenigstens scheinbar – ist banal, das weiß man seit Menschengedenken. Da gibt es auch nichts zu jubeln. Da möchte man die Jubler in den Arm nehmen und fragen “Was ist dein Trauma?” Weswegen soll es gut sein, die Nachbarn mit fahrbaren Bäumen (die alle irgendwie mondsüchtig aussehen) oder sog. Parklets zu schikanieren? Und dabei was von Flanieren zu erzählen, oder von toller Nachbarschaft, Rückeroberung öffentlichen Raumes und dergleichen mehr?

Ich habe am Wochenende einmal zusammengezählt, ich betreue für meine Familie genau ein Dutzend Fahrräder, drei davon habe ich gerade wieder flottgemacht. Es ist superlangweilig für mich, Litaneien wie vom Difu zu lesen und referiert zu bekommen. Es ist aber sehr einfach, sich die schönste Gratismoral mit dem Verkehrswendethema zuzulegen, das macht das Difu, das macht die L-IZ, das macht der Herr OBM, das machen echt viele. So leicht soll man es Mitmenschen aber nicht machen, sich stracks zu den Guten zu schlagen. Denn Auto ist ein schweres Thema. Das sollte es auch für Ariane Jedlitschka geblieben sein, deren “Verein ‘Superblocks Leipzig'” leider von der Difu im o.g. Papier keine Würdigung erhielt.

Heute kam ich am Palmengartenwehr entlang. Ich sah ein dickes E-Auto der Landestalsperrenverwaltung genau auf der Wiese geparkt, wo sonst die Verkehrswende-Leute mit Schnappatmung stehen und das Ordnungsamt die dicksten Bußgeldbescheide verhängt. Es kann also keine ganz so große Übertretung der RB-Supporter sein, wenn sie ihre Karren ebenfalls dorthin stellen.

Eigentlich wollte ich den fachlichen Inhalt des Artikels beleuchten aber…
Früher war ja wenigstens noch der Artikel einigermaßen getrennt vom Kommentar. Der Kommentar fand sich als Pseudonym darunter. Heute dominiert eben der Haltungsjournalismus.

Da stellt man sich den Auto in seinem Loft in der Innenstadt vor, der sich überlegt, dass alle SEINE etwaigen Fahrten mit dem Auto sinnlos wären, da er überall auch so hinkommt, Haltestelle und Hauptbahnhof sind nicht weit entfernt.
Also muss es ja für alle anderen auch so sein, oder!?

Warum müssen solche interessanten Artikel immer mit Schmähungen einher gehen?
Das Verkehr nicht eindimensional ist, ist keine neue Erkenntnis und das man mit Push-Effekten Autofahrer dazu bringt notfalls ihre Mobilität einzuschränken ist auch bekannt. Interessant ist dabei das die untersuchten Projekte bedeutend besseren ÖPNV hat, sagt auch einiges. Das in Leipzig die Pull-Effekte gerne vergessen werden ist auch bekannt. Ein bezeichnender Umstand zeigte sich in der letzten Zeit. Die aus dem Süden kommenden Amazon-Mitarbeiter (Deutschlandticket als Jobticket) fuhren mit dem PKW nach Markkleeberg und dann mit der S4 weiter nach Heiterblick. In letzter Zeit fuhr diese aber nicht und mit dem Schienenersatzverkehr ist der Schichtbeginn nicht zu schaffen. Ab 2026 fährt die S4 überhaupt nicht mehr von Markkleeberg, da fährt alles vom Süden nach Halle, hurra. Also eine S-Bahn früher (+x-Minuten) um dann die S4 in MDR zu bekommen, oder gleich ganz mit dem Auto wieder zur Arbeit.

> ein Großteil der Pkw-Fahrten sind nun einmal überflüssig
Mit diesem Sendungs- und Deutungsbewusstsein ausgerüstet, fielen mir aber noch ganz paar andere Dinge in so ziemlich jeder Gesellschaft ein, die überflüssig sind.
Oder ist hier tatsächlich jener “Bodensatz” an Fahrtanlässen gemeint, die sich unter dem Begriff “Ortskontrollfahrt” subsumieren lassen? Das wiederum ist sicher nicht der “Großteil” der Fahrten in einer Stadt. Mal wieder seltsames, eindimensionales Einordnen / Framing hier im Artikel.

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