Leipzig ist laut. Dazu tragen auch die Straßenbahnen bei, die durch die Stadt donnern, rumpeln und quietschen. Auch wenn die Hauptlärmquelle nach wie vor der Kfz-Verkehr ist. Aber gerade wer in der Nähe von Hauptstraßen wohnt, bekommt auch den Lärm der Straßenbahnen mit. Erst recht im Sommer, wenn man sowieso schon alle Fenster aufreißt, weil die Hitze brütet. Da lag es eigentlich nahe, einmal eine Petition zu schreiben, die die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) dazu auffordert, endlich etwas für leisere Straßenbahnen zu tun.
Genau das tat Felicitas Möde, die ihrer Frustration über den Straßenbahnlärm mit kräftigen Pinselstrichen Ausdruck verlieh: „Müssen Straßenbahnen wirklich wie ein Donnergrollen durch unsere Stadt fahren? In vielen Stadtteilen Leipzigs – ob in Sellerhausen, Reudnitz, Plagwitz oder Lindenau – hören Anwohnende mehrmals pro Stunde das Kreischen in den Kurven, das Rumpeln über Weichen und das Vibrieren der Wände, wenn eine Bahn vorbeirauscht. Besonders nachts raubt das den Schlaf und die Nerven. Manche Straßenbahnen hört man kommen, bevor man sie sieht – und noch lange, nachdem sie schon vorbei sind.
Lärm macht krank. Das ist wissenschaftlich belegt. Er fördert Schlafstörungen, Bluthochdruck, Konzentrationsprobleme und seelische Erschöpfung. Besonders Kinder, Ältere und sensible Personen leiden unter dauerhaftem Verkehrslärm.“
Andere Städte, so betont sie in ihrer Petition, würden ja zeigen, dass es auch anders geht.
„In Zürich fahren Bahnen nahezu geräuschlos über modernisierte Gleise. In Freiburg oder Wien werden geräuschdämpfende Fahrwerke und Schmieranlagen eingesetzt. In Kopenhagen ersetzt nachts ein stiller Busverkehr die lauten Schienenfahrzeuge.“
Und so machte sie gleich ein paar Vorschläge, was da in Leipzig getan werden könnte:
1. Tempolimits für Straßenbahnen in reinen Wohngebieten und während der Nachtstunden
2. Schienenschleifen, Schmieranlagen und bessere Wartung, insbesondere in Kurven und an Weichen
3. Anschaffung moderner, geräuscharmer Straßenbahnfahrzeuge
4. Ersatz von nächtlichen Straßenbahnen durch leisere Busverbindungen, wenn technisch möglich
5. Einrichtung einer Beschwerdeplattform für Straßenbahnlärm, mit öffentlicher Rückmeldung und Umsetzungsbericht
„Wir Leipziger*innen stehen zum öffentlichen Nahverkehr – aber nicht auf Kosten unserer Gesundheit“, betont die im Juni eingereichte Petition. „Leise Mobilität ist machbar und längst überfällig.“
Straßenbahnlärm ist Teil des Lärmaktionsplans
Am 29. Oktober dürfte die Petition im Stadtrat zum Aufruf kommen. Aber das Amt für Umweltschutz erklärte in seiner Stellungnahme schon sehr ausführlich, dass die LVB daran arbeiten würden, die Lärmbelastung durch die Straßenbahnen zu mindern. Durch Kauf neuer Straßenbahnen, durch Schienenschleifen, Schmieranlagen und bessere Wartung.
Außerdem sei die Belastung der Leipziger durch Straßenbahnlärm sogar zurückgegangen in den vergangenen Jahren: „Die Lärmbelastung durch den Straßenbahnverkehr wird von der Stadt Leipzig regelmäßig alle 5 Jahre durch die gesetzlich vorgeschriebene Lärmkartierung erfasst. Die Ergebnisse der Lärmkartierung, zuletzt 2022 durchgeführt, können auf der Webseite der Stadt Leipzig in einer eigens dafür erarbeiteten Anwendung eingesehen werden.
Leider sind die Ergebnisse der Lärmkartierung 2022 aufgrund geänderter Berechnungsvorschriften seitens des Gesetzgebers nicht mit den vorangegangenen Lärmkarten vergleichbar. Eine zusätzliche Berechnung nach der alten Methodik hat aber gezeigt, dass die Betroffenenzahlen sowohl ganztags (> 65 dB/A) als auch nachts (> 55 dB(A)) im Vergleich zu 2017 erheblich abgenommen haben. Dennoch sind weitere Maßnahmen zum Schutz vor Straßenbahnverkehrslärm erforderlich, welche u. a. auch Gegenstand der im Juni 2025 in der Ratsversammlung beschlossenen 3. Fortschreibung des Lärmaktionsplans sind.“
Zwei Punkte aus der Petition sah das Amt für Umweltschutz für überhaupt nicht umsetzbar an – ein Tempolimit für Straßenbahnen und den Ersatz der Straßenbahnen in den Nachtzeiten durch Busse. Einen solchen Buspark haben die LVB gar nicht, um die Menge der Fahrgäste zu übernehmen, die – auch in den Abendstunden – mit der Straßenbahn unterwegs sind.
Das Anliegen der Petition sei ja schon Verwaltungshandeln. Und der Petitionsausschuss des Stadtrates folgt dem auch.
Was den Kummer jener Leipzigerinnen und Leipziger natürlich nicht mindert, die in der Nähe der Hauptstraßen wohnen und vom Lärm tatsächlich betroffen sind. Leisere Straßenbahnen wären da wirklich ein Traum.
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Es gibt 5 Kommentare
Leipzig hat zur Abwechslung gegen den Straßenbahnlärm den Fluglärm gesetzt. Auch viel Lärm um Nichts ist regelmäßig zu vernehmen. Not the sound of silence.
Vielleicht schickt man mal jemand mit entsprechender Fachkompetenz nach Erfurt. Dort gibt es so leise Bimmeln, das ist richtig wohltuend im Vergleich zu unseren.
Und ja, ich mag die Bimmel und nutze sie auch gern.
Hallo Morrigan,
Da bin ich ganz bei Ihnen! Lärm sollte reduziert werden, erst mal egal was ihn erzeugt. Bei mir hat die Formulierung “Verkehr beruhigen” inzwischen einen unschönen Beigeschmack, das kann man nämlich sehr unterschiedlich auslegen, aber ich glaube grundsätzlich sind wir vielleicht gar nicht weit voneinander entfernt. Ich denke auch, dass geringe finanzielle Mittel bei den LVB eine große Rolle bei der jetzigen technischen Misere spielten, aber es sind auch oft komische Sonderwege, die in Leipzig gegangen werden und nie eine Korrektur finden. Und wenn man weiß, wie leise das gleiche Rad-Schiene-System woanders laufen kann, finde ich es als Bahninteressierter schon bitter, wenn sich über Jahrzehnte nichts ändert. Gestern Nacht habe ich in der Goethestraße eine Art funkensprühenden Multicar beim Schienenschleifen gesehen. Man kann immerhin nicht behaupten, es werde gar nichts getan… Ich freue mich jedenfalls über die Petition. Sie ist absolut in meinem Sinne.
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Und was den Rest angeht, vonwegen Rechts und so: wer auf diese Kategorien beim Thema Verkehr eingehen muss, weiß sich einfach nicht anders zu helfen. Da sind Fakten, die Sie ganz zu Recht in Anführungszeichen stellen, manchmal leider weniger wichtig als der Versuch nach Verständigung oder zumindest dem Austausch. Ich finde es schön, dass es unter neuem Nicknamen vielleicht einen positiven Neuanfang in dieser Richtung geben kann.
In der Tat, die Bimmel ist an einigen Stellen wirklich sehr laut und auch störend. Manchmal, wenn der Wind gut steht, dann höre ich am Bayrischen Bahnhof schon das Quietschen der Linie 9 in der Kurve vorm Neuen Rathaus! Oder in der Arthur-Hoffman-Straße die Tatras und Leoliner an der HTWK.
Und ja, so langsam sollte wirklich mehr dagegen getan werden. Ich bin mir schon bewusst, dass die Finanzmittel vorne bis hinten nicht reichen, also wo anfangen? Busse sind da keine Lösung, weil zu personal-, wartungs- und kostenintensiv. Für eine große Stadt wie Leipzig ist die Straßenbahn schon die G.O.A.T., da bin ich bekennender Bimmel-Fan, gerade in der Fläche, mit entflochtenen Fahrbahnen und im Bezug auf die Zugangsmöglichkeiten bzw. Barrierearmut.
Mit ordentlicher Schleif- und Schmiertechnik ist schon viel erreicht, doch die sich häufenden Verschleiß- und Langsamfahrstellen kommen auch nicht von ungefähr. Es wurde einfach am System selbst zu viel gespart. Das rächt sich jetzt, und die überfälligen Gleisertüchtigungen diesen Jahres sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein, auch wenn ich abschnittweise Verbesserungen erhoffe.
Einziger Vorteil ist, dass der Lärm “nach Plan” kommt und geht, man kann sich also darauf einstellen. Das ist beim Autoverkehr nicht möglich, der ist fast durchgängig ein störendes Hintergrundrauschen, und eben im Größenordnungen schlimmer. Da wurde einfach zu zuvorkommend investiert und dabei die Folgekosten ignoriert, auch beim Chaos an den Kreuzungen und Knotenpunkten in der Stadt.
Also wieso nicht beides angehen, wenn denn hoffentlich endlich die Mittel aus dem Investitionspaket 2026 bereitstehen? Die Umbaumaßnahme in der KarLi kann hier als Vorbild dienen.
Was halten Sie davon, Sebastian? Vielleicht doch besser ein Miteinander, nur eben mit Priorisierung auf die Beruhigung des Gesamtverkehrs, so als Gesamtkomplexumbau?
Ganz ehrlich, ich kann bei Ihnen da kein “rechtsradikal” erkennen, es sei denn, dass da bei den “Fakten” eventuell was von Ihnen unterschlagen wurde. Aber ich spekuliere da nicht gern. 🙂
Morrigan
“Leipzig soll nicht dröhnen – Leipzig soll atmen.”
Aber doch nicht durch die Ohren, oder wie war es in der Petition gemeint?
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Wer die Aussagen der Fachverantwortlichen aus dem Qualitätsartikel ohne kritische Nachfragen der LVZ lesen möchte (leider Paywall):
https://www.lvz.de/lokales/leipzig/darum-sind-trams-in-leipzig-so-laut-besonders-in-kurven-3YT3TIJCKNET7DWF7ZFM2B6PFM.html
Die Kommentare zum passenden Instagram-Post der LVZ sprechen übrigens auch Bände.
Kurz: Die können nichts weiter ändern. Es ist Wetter, die Straßen sind eng und laut, Kurven und so. In Zürich, Stuttgart oder Dresden haben sie diese Probleme natürlich nicht. Aber draußen am Bismarckturm wird modern geschmiert!
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Danke für den Artikel hier. An anderer Stelle wurde schon von rechtsradikal geredet, wenn man nur auf diesen Fakt hinwies. Warum ein Busverkehr in der Nacht nicht gehen soll, hab ich allerdings nicht verstanden. Es gab und gibt doch den Nightliner.