Jahrelang wurde gekämpft, besetzt, geräumt. Aber inzwischen darf aus dem sogenannten Gleisdreieck in Connewitz etwas werden. Ein von der Bahn nicht mehr gebrauchtes Eckchen mit alten Werkstätten bekommt eine neue Zukunft. Und dazu will die Stadt jetzt einen Bebauungsplan aufstellen. Immerhin geht es um zehn Hektar und ein gutes Stück Kultur.

„Anlass für die Aufstellung dieses Bebauungsplanes ist die Verlagerung von zwei kulturellen Einrichtungen aus Gebieten, die der Sicherung von großen innerstädtischen Flächenentwicklungen dienen. Der TV Club und der Club Distillery sind bis 08/2021 aus den Gebieten Eutritzscher Freiladebahnhof und Bayerischer Bahnhof zu verlagern“, schreibt das Dezernat Stadtentwicklung und Bau in der Vorlage, die am 11.11. im Stadtrat beschlossen werden soll.

„Die Projektentwickler haben den Betreibern der Clubs eine Fläche zwischen den Gleisen nördlich der Arno-Nitzsche-Straße angeboten, auf der sich das leerstehende bahnbedingte Umspannwerk befindet. Für die Prüfung und Entwicklung dieser Fläche wurde eine Stiftung gegründet. Die Stiftung konnte zwischenzeitlich das Flurstück 532/22 (Gemarkung Connewitz) erwerben. Die konkrete Entwicklung dieses Flurstücks wird über einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan geregelt.“

Da lohnen sich selbst Besetzungen (damals noch unter dem Motto „Black Triangle“), wie man sieht – zumindest dann, wenn sie die Eigentümer dazu bringen, die Forderungen nicht einfach abzubügeln, sondern die Chancen darin erkennen. Und wie in diesem Fall auch zwei Einrichtungen zu helfen, die durch die Entwicklungen an ihrem bisherigen Standort heimatlos zu werden drohen.

Die Flächen innerhalb des Gleisdreiecks/Arno-Nitzsche-Straße in Marienbrunn sollen künftig anhand eines Bebauungsplanes entwickelt werden. Damit kann einer kulturellen Einrichtung die Umnutzung der etwa zehn Hektar großen, nördlichen Flächen im Bereich des ehemaligen Umspannwerks ermöglicht werden. Dies hat die Stadtspitze jetzt auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg auf den Weg gebracht. Der Stadtrat entscheidet abschließend über den Aufstellungsbeschluss.

Das Gelände in der Vorlage der Stadt. Grafik: Stadt Leipzig
Das Gelände in der Vorlage der Stadt. Grafik: Stadt Leipzig

Hintergrund des Bauleitverfahrens ist die Verlagerung zweier Clubs aus dem Gebiet des Eutritzscher Freiladebahnhofs beziehungsweise vom Areal Bayerischer Bahnhof. Ziel ist es, etablierte und über die Stadtgrenzen bekannte Kulturangebote wie die Distillery und den TV-Club zu erhalten. Für die Entwicklung der Fläche des Gebiets im Gleisdreieck wurde eine Stiftung gegründet, die inzwischen das denkmalgeschützte, leerstehende Umspannwerk erwerben konnte.

Aber mit den im Gebiet vorhandenen Anrainern zeichnen sich natürlich auch Konflikte ab, beispielsweise um Lärmimmissionen. Das Nebeneinander der Interessengruppen soll ermöglicht und bauplanungsrechtlich gesichert werden. So soll der Bebauungsplan nun unter anderem festlegen, welche Gebäude und Flächen wie genutzt und bebaut werden können und wie das Gebiet künftig erschlossen wird. Auch die Sicherung der Kleingärten und Immissionsbelange werden hier festgelegt.

Im Verfahren sollen Lösungen für diese Konflikte gefunden werden. Und natürlich liegt das Gelände quasi gleich gegenüber der künftigen neuen Stadtwerkezentrale, nur getrennt durch die S-Bahn-Strecke. Deswegen müssen auch diese Wegebeziehungen mitgedacht und mitgeplant werden – auch damit man auf umweltfreundliche Weise zum künftigen kulturellen Dreieck kommt.

„Für den Westteil des Plangebietes wird die multifunktionale Vernetzung zwischen Bayerischer Bahnhof und Auwald thematisiert, als Grün- und Freiraumverbindung wie auch als Radverkehrs-, Bewegungs- und Aktivachse“, heißt es in der Vorlage. Eine Brückenverbindung zur Aktivachse ist also angeraten. Die Leipziger Club- und Kulturstiftung schlägt sogar schon vor, die geplante neue S-Bahn-Haltestelle nicht Marienbrunn zu nennen, sondern Gleisdreick.

Grüne beantragen Unterstützung für Entwicklung des Gleisdreiecks: Hier kann ein neuer Ort für Musik und Kreativität im Leipziger Süden entstehen

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