Wegen andauernder Bedrohungen durch anwesende Rechtsradikale wurde am Sonntag der CSD in Taucha abgebrochen. Die Kleinstadt nahe Leipzig hat seit Jahren ein wachsendes Problem mit Neonazis. Außerdem: Youtuber Rezo setzt die „Zerstörung der CDU“ fort und afghanischen Ortskräften soll der Verbleib in ihrem Land mit einer Prämie versüßt werden. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, 21./22. August 2021, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Dass es in Taucha ein Problem mit Neonazis gibt, ist schon seit einiger Zeit bekannt. Unter anderem die Initiative „Solidarische Alternativen für Taucha“ berichtet immer wieder darüber.

Heute, am 22. August 2021, erreichte die Bedrohungslage einen weiteren Höhepunkt, denn der von der Linksjugend organisierte CSD musste abgebrochen werden.

Grund dafür waren laut Linksjugend „aggressive Faschos“, die sich permanent in der Nähe des CSD aufgehalten hätten. Dessen Teilnehmer/-innen sei es deshalb nicht mehr möglich gewesen, sich sicher im Stadtgebiet zu bewegen. Am Ende musste die Polizei die Teilnehmenden mit einem Großaufgebot zum Bahnhof begleiten.

Taucha benötigt offenbar Hilfe aus Leipzig

Einen organisierten Angriff von rechten Hooligans, wie man es beispielsweise aus Polen kennt, hat es zwar nicht gegeben, eine Zäsur dürfte dieser Zwischenfall dennoch darstellen.

Auch für Antifaschist/-innen in Leipzig sollte sich die Frage stellen, ob Taucha deutlich stärker in den Fokus der eigenen Aktivitäten rücken müsste, nachdem man in der eigenen Stadt von klassischen Nazidemos seit einigen Jahren weitgehend verschont bleibt.Störungsfrei gingen stattdessen mehrere Demonstrationen am Samstag über die Bühne. Zunächst forderten etwa 250 Antikapitalist/-innen im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages einen Systemwechsel und Enteignungen.

Anschließend zogen etwa 40 Personen unter dem Motto „Schweigen ist kein Frieden – gegen türkische Angriffe und für ein autonomes Shengal“ von der Eisenbahnstraße aus in die Innenstadt.

Abseits vom Demogeschehen blieb die Nachrichtenlage in Leipzig am Wochenende überwiegend ruhig, wobei es zumindest einen gravierenden Vorfall gab: Wie die Polizei heute mitteilte, kam es am späten Samstagabend am Hauptbahnhof zu einer „Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen“.

Ein Mensch wurde dabei so schwer verletzt, dass er später im Krankenhaus verstarb. Zu den Hintergründen ist laut Polizei noch nichts bekannt.

Apropos bekannt: Durch eine kleine Demo am gestrigen Samstag, 21. August 2021 ist nun auch bekannt, wie es zumindest optisch vor Ort sichtbar mit der vor einem Jahr besetzten Ludwigstraße 71 im Leipziger Osten weiterging. Um es kurz zu machen: alles beim Alten bei dem Haus in einer Parallelstraße zur Eisenbahnstraße: die Fenster sind teils geöffnet, um das leerstehende Haus während des weiteren Verfalls zu belüften und die Eingänge sind zugemauert.

Bei der Besetzung vor einem Jahr hatten junge Menschen ein Nutzungskonzept für die Immobilie vorgelegt, der Eigentümer gab via BILD zu, dass er das Geld zur Sanierung nicht besitzt. Nach einer Räumung durch die Polizei, bei welcher niemand angetroffen wurde, kam es zu einer Demonstration mit einem anschließenden Barrikadenbau.

Den Jahrestag der Ereignisse, welche anschließend in Demos und weiteren Gewalttaten in Connewitz gipfelten, begingen etwa 20 Menschen friedlich vor dem Haus bei Getränken und Gesprächen auf der Straße.

Union und SPD gleichauf

Überregional sorgte heute unter anderem Youtuber Rezo für Aufsehen, indem er seine vor zwei Jahren begonnene „Zerstörung der CDU“ fortsetzte. Anlass dafür ist natürlich die bevorstehende Bundestagswahl. In Teil 1 geht es um Inkompetenzen der letzten Jahre im Amt, die er maßgeblich bei der CDU/CSU findet.

In den Umfragen liegt die Union teilweise nur noch bei 22 Prozent – gleichauf mit der SPD. Allzu viel Hilfe von außen scheint man bei der Zerstörung also gar nicht zu brauchen.

Auch Afghanistan beschäftigt weiter auf die eine oder andere Weise. Während man in vielen Staaten mit der Frage ringt, wie man bestimmte Personengruppe evakuieren kann, scheint die Frage, wie man verhindern kann, dass viele Menschen aus Afghanistan hierzulande oder in anderen Ländern Asyl beantragen, für manche mindestens genauso wichtig.

Besonders pervers ist ein „Angebot“ der sogenannten Entwicklungshilfeagentur GIZ, die Ortskräften, die freiwillig in Afghanistan auf den Tod warten wollen, ein Jahresgehalt im Voraus zahlen möchte.

Die Linksfraktion im sächsischen Landtag hat unterdessen einen Antrag vorgelegt, der darauf abzielt, möglichst viele Menschen möglichst schnell zu evakuieren.

Fluglärm, Bahnstreik und Regenfälle

Worüber die LZ heute berichtet hat: über die Fluglärminitiative Eilenburg/Nordsachsen, die nach dem öffentlichen Interesse für den geplanten Flughafenausbau fragt, und über Investitionen in ein Wasserstoff-Pilotprojekt.

Was heute außerdem wichtig war: Die Gewerkschaft GDL lehnte ein Angebot der Deutschen Bahn ab, weshalb es ab 2 Uhr zu Streiks im Personenverkehr kommen wird, Sachsen möchte ein Kompetenzzentrum für Ökolandbau aufbauen und in Leipzig und anderen Gegenden des Freistaates soll es in der Nacht und am Montag zu starken Regenfällen kommen.

Was morgen passieren wird: Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ ruft erneut zum Protest gegen die ultrarechte „Bürgerbewegung Leipzig 2021“ auf. Neben zwei angekündigten Sitzversammlungen auf dem Innenstadtring soll es ab 19 Uhr direkt auf dem Richard-Wagner-Platz eine Kundgebung unter dem Motto „Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland“ geben.

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