Am 13. September wäre sie 200 Jahre alt geworden. Und sie ist da: Kaum ein Jubilar wurde in Leipzig in letzter Zeit so gefeiert wie die begabte Pianistin und Komponistin Clara Schumann. Und auch zur Buchmesse ist die Begabte präsent: Anlässlich des 200. Geburtstages von Clara Schumann veröffentlichen der Musikverlag Edition Peters, das Schumann-Haus Leipzig und die digitale Musikplattform Tido Music das „Clara Schumann Jubiläums-Liederalbum“.

Die Printausgabe sowie die erweiterte digitale Ausgabe mit 14 ausgewählten Liedern Clara Schumanns wurden im Rahmen des Festjahres CLARA19 in einem Konzert am 16. März vorgestellt.

Zur Leipziger Buchmesse wird das Album am 22. März 2019, 19:30 Uhr, in der Grieg-Begegnungsstätte präsentiert.

Clara Schumann (1819-1896) war ohne Zweifel eine der wichtigsten Pianistinnen und Komponistinnen des 19. Jahrhunderts. Ihre Karriere als virtuose Pianistin umfasste 61 Jahre, in denen sie sowohl Innovationen bezüglich des Klavierrepertoires als auch der Vortragsart einführte. Weniger gut bekannt ist ihre Karriere als Komponistin, wobei sie zahlreiche herausragende Werke verfasste, sowohl für Klavier als auch Lieder, die denen ihrer männlichen Zeitgenossen mindestens gleichwertig sind. Ihre Liebe für das Komponieren beschreibt sie: „Es geht doch nichts über das Selbstproduzieren, und wäre es nur, daß man es täte um diese Stunde des Selbstvergessens, wo man nur noch in Tönen atmet.“

Die 14 Lieder des „Jubiläums-Liederalbums“ wurden sorgfältig aus dem Repertoire ausgewählt, das in den frühen Jahren ihrer Ehe mit Robert Schumann und damit während ihrer Zeit im Schumann-Haus Leipzig (1840-44) entstand. Die Lieder reflektieren einen Reichtum an musikalischer Inspiration sowie die geistige Verbundenheit des Paares. Robert Schumann, der seine Frau fortlaufend zum Komponieren ermutigte, schrieb über ihr gemeinsames Projekt Liebesfrühling, Op. 12: „… Die Nachwelt soll uns ganz wie ein Herz und eine Seele betrachten und nicht erfahren, was von Dir, was von mir ist.“

Als Ergänzung der Druckausgabe wird das „Jubiläums-Liederalbum“ auch auf der digitalen Musikplattform Tido Music verfügbar sein. Nutzer haben die Möglichkeit über die Tido Music iPad-App oder den Webbrowser auf die Lieder in hoher und mittlerer Stimmlage zuzugreifen. Die Noten sind mit professionellen Klavierbegleitungen synchronisiert, sodass Sänger jederzeit die Möglichkeit haben, mit der Begleitung zu üben. Innovative Tools zur Veränderung der Tonhöhe und des Tempos ermöglichen die Anpassung der Klavierbegleitung an die persönlichen Übungsbedürfnisse sowie an jeden Stimmumfang.

Gregor Nowak, Direktor des Schumann-Hauses Leipzig, fasst die Bedeutung dieses richtungsweisenden Veröffentlichungsprojektes folgendermaßen zusammen: „Nach ihrem Tod 1896 gerieten Clara Schumanns Werke zunehmend in Vergessenheit. Heute rücken ihre Werke wieder zunehmend ins Bewusstsein – völlig zu Recht, denn gerade am Beispiel ihrer Lieder wird deutlich, welch musikalische Tiefe in ihren Kompositionen steckt.“

Linda Hawken, Managing Director von Peters Europe, sagte: „Erstaunlicherweise ist es das erste Mal, dass Edition Peters, Heimat aller bedeutenden Liederausgaben des 19. Jahrhunderts, Lieder von Clara Schumann veröffentlicht; ein großes Versehen, das wir nun, im Jubiläumsjahr Clara Schumanns, beheben dürfen. Nach der Rückkehr der deutschen Niederlassung der Edition Peters zu seiner historischen Heimat in Leipzig im Jahr 2014, freuen wir uns über die Zusammenarbeit mit dem Schumann-Haus Leipzig, unserem engen Nachbarn.“

Das Jubiläums-Liederalbum.

Kathryn Knight, CEO von Tido Music, fügt hinzu: „Wir sind hocherfreut, dass wir eine digitale und interaktive Dimension zu diesem historischen Projekt mit der Edition Peters und dem Schumann-Haus Leipzig hinzufügen dürfen. Durch die Kraft der Tido Music Technologie, haben Abonnenten die Möglichkeit Clara Schumanns Lieder auf neuen, revolutionären Wegen zu erfahren und zu erlernen. Die Zugänglichkeit und globale Reichweite von Tido Music tragen dazu bei, dass Clara Schumanns Musik die Anerkennung erhält, die sie verdient.“

Neu aufgelegt: Claras Blumentagebuch

Und auch bei Breitkopf & Härtel, dem Leipziger Musikverlag, der in diesem Jahr sogar seinen 300. Geburtstag feiert, gibt es ein Geschenk zu Claras Geburtstag: Clara Schumanns Blumentagebuch in einer Neuauflage.

Clara Schumanns Erinnerungen, erzählt durch gepresste Blüten, aufbewahrt in einem für uns heute kostbaren Büchlein, erscheinen zur Leipziger Buchmesse 2019 anlässlich des 200. Geburtstages der Künstlerin. Der älteste Musikverlag der Welt, Breitkopf & Härtel, verknüpft die Neuauflage des Berliner Blumentagebuchs mit dem eigenen Festjahr und blickt 2019 auf eine beeindruckende 300-jährige Geschichte.

Die Blumen als liebevoller Gruß lassen weit mehr über das seelische Innenleben der Clara Schumann erahnen, als es Worte ausdrücken können. Biografische Notizen, Kommentare, Briefzitate sowie Konzerterwähnungen mit entsprechendem Repertoire liefern den inhaltlichen Kontext. Ergänzt werden die insgesamt 27 Einzel- und Doppelblätter, in denen die Pflanzen eingesteckt sind, mit botanischen Erläuterungen. Diese lassen ein vielgestalterisches Bild der Flora im 19. Jahrhundert entstehen und geben zugleich Rückschlüsse hinsichtlich Ort und Zeit.

Das Berliner Blumentagebuch der Clara Schumann. Cover: Breitkopf & Härtel
Das Berliner Blumentagebuch der Clara Schumann. Cover: Breitkopf & Härtel

Thomas Frenzel (Breitkopf & Härtel) und Gregor Nowak (Schumann-Haus Leipzig, Künstlerischer Leiter des Festjahres CLARA19) stellen Clara Schumanns Berliner Blumentagebuch auf der Leipziger Buchmesse am Samstag, 23. März, 10:30 Uhr im Musikcafé (Halle 4) vor.

Einen Tag später, am 24. März, 15 Uhr, im Musikcafé berichten Verlagsleiter Nick Pfefferkorn und Thomas Frenzel über „300 Jahre First in Music“.

Das Berliner Blumentagebuch wurde von Clara Schumann im Alter von fast 40 Jahren angelegt. Es ist das letzte von insgesamt drei dieser floralen ErinnerungsbĂĽchlein. Das erste fĂĽhrte sie 1854 fĂĽr ihren von Krankheit gezeichneten Ehemann Robert, um ihn an ihrem Leben und ihren GefĂĽhlen teilhaben zu lassen. Ist das zweite Johannes Brahms gewidmet, spiegelt das nun neu aufgelegte Berliner Blumentagebuch die Zeit zwischen 1857 und 1859.

Festgehalten sind hier anfänglich Erinnerungen, die von Roberts Tod überschattet wurden und durch Johannes Brahms zugleich wehmütig-glücklich erscheinen. Anhand von Blumensträußchen, einzelnen Blüten und Blättern, ergänzt mit kurzen Kommentaren von Renate Hofmann, erhält der Leser einen privaten Einblick in das ereignisreiche Leben der Pianistin. Die gepressten Pflanzen erzählen von der unbeschwerten Sommerzeit zusammen mit Brahms und den Kindern, führen an die Gräber von Robert Schumann und Ludwig van Beethoven und berichten von großen Konzerttourneen u. a. in die Schweiz und nach England.

Im Reisegepäck hatte sie vorrangig Kompositionen von Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, Frédéric Chopin und Ludwig van Beethoven. Im Blumentagebuch lässt sich auch die Veränderung der Beziehung zu Johannes Brahms erkennen, dessen Distanzierung Clara schwer getroffen haben muss. Ursprünglich liebevolle Eintragungen wurden von ihr gestrichen oder überschrieben.

Blumen spielten im 19. Jahrhundert eine besondere Rolle. Sie wurden zu Kränzen geflochten, zierten Frisuren und Kleider, übermittelten geheime Botschaften und gehörten zum geselligen Alltagsleben. Öffentliche Kunstgärten, Parks und Treibhäuser luden zum Lustwandeln ein. Mit dem Tagebuch unternimmt der Leser einen Streifzug durch die europäische Botanik der Zeit. Im Tagebuch zu sehen sind u. a. Klatsch-Mohn, Veilchen, Jasmin, Rose, Garten-Strohblume sowie Farne und Moose. Zu entdecken gibt es auch Raritäten wie das Großblütige Mädchenauge, die Korallenraute und der Deutsche Enzian, der auf Roberts Grab blühte. Die botanischen Erläuterungen stammen von Harry Schmidt.

Zum Hause Breitkopf & Härtel pflegte Clara Schumann Zeit ihres Lebens engen Kontakt. Der Großteil ihrer Werke befindet sich im Verlagsprogramm (u. a. sämtliche Lieder, das Klavierkonzert op. 7) sowie die von ihr herausgegebenen Klavierwerke ihres Mannes Robert.

Im Jubiläumsjahr „300 Jahre Breitkopf & Härtel“, welches unter dem Motto „First in Music“ steht, erschien kürzlich der erste Band der neuen Ausgabe sämtlicher Symphonien von Gustav Mahler. Außerdem wurde die Reihe „Breitkopf Originals“ begonnen, die Kostbarkeiten des Verlagsprogramms, vorrangig im Bereich Kammermusik, in hochwertigen und originalgetreuen Reprintausgaben zugängig macht.

Zahlreiche Pionierleistungen zeichnen eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte des heute ältesten Musikverlages der Welt, der 1719 in Leipzig gegründet wurde. Im 19. Jahrhundert befanden sich Druckerei, Notenstecherei, Binderei und Verlag in einer Hand – damit sucht Breitkopf & Härtel seinesgleichen. Der Buchdruck-Maschinensaal mit etwa 1.880 Quadratmeter Fläche galt zur damaligen Zeit als einer der größten weltweit. Zu den Schätzen der europäischen Kulturgeschichte zählen u. a. die Veröffentlichung Goethes erster Gedichte in der Vertonung von Bernhard Theodor Breitkopf (1770), Schemellis Musicalisches Gesang-Buch (1736) oder die erste wissenschaftliche Gesamtausgabe der Werke von Johann Sebastian Bach. Die Verleger gestalteten die Entwicklung der Musikstadt Leipzig entscheidend mit, waren u. a. Mitglied der Direktion des Gewandhauses, Mitbegründer der Bach-Gesellschaft zu Leipzig und bildeten ein Zentrum des musikalischen Lebens in der sächsischen Messestadt.

Der Verlag prägte vorrangig den Kanon der Wiener Klassik durch die Gesamtausgaben von Haydn, Mozart und Beethoven. Weitere Gesamtausgaben von Felix Mendelssohn Bartholdy (1997), Jean Sibelius (1998), Hanns Eisler (2002) sowie die wissenschaftliche Neukonzeption der Ausgabe „Richard Wagner: Sämtliche Briefe“ (1999) zählen zu den Herzstücken des Verlages.

Die Ausstellung zur musikalischen Liaison: Breitkopf & Härtel und Clara Schumann

Mit der Ausstellung „Eine musikalische Liaison. Breitkopf & Härtel und Clara Schumann“ verbindet das Museum für Druckkunst im Festjahr für Clara Schumann Musikgeschichte mit Leipziger Industriekultur. Die Ausstellung wurde am 3. März eröffnet und ist bis zum 23. Juni zu sehen.

Als Clara Schumann am 13. September 1819 geboren wurde, war der Musikverlag Breitkopf & Härtel bereits ein etabliertes und erfolgreiches Unternehmen. Zunächst als Druckerei am 27. Januar 1719 in Leipzig gegründet, setzte Breitkopf & Härtel von Anfang an auf mehrere Geschäftsfelder. So war er von Anbeginn ein klassischer Verlag für wissenschaftliche Literatur und betrieb eine breit aufgestellte Druckerei samt Schriftgießerei, auf denen der Unternehmenserfolg maßgeblich gründete.

International bekannt wurde Breitkopf & Härtel durch seine verlegerische Zusammenarbeit mit fast allen renommierten Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts. Daher ist es kein Zufall, dass sich darunter auch Clara Schumann befand. Als eine der herausragenden Musikerinnen des 19. Jahrhunderts war sie nicht nur als Klaviervirtuosin und Komponistin bekannt, sondern kümmerte sich auch wesentlich um das Publizieren ihrer Werke und der ihres Mannes Robert Schumann. Eine enge Zusammenarbeit mit Breitkopf & Härtel war das Resultat, das durch die Herausgabe ihrer Werke bis heute andauert.

Die Ausstellung im Museum für Druckkunst wirft mit zum Teil noch nie gezeigten Exponaten einen Blick zurück in ein wichtiges Kapitel der Buch- und Musikstadt Leipzig und zeigt am Beispiel von Clara Schumann und Breitkopf & Härtel, wie nachhaltig das Musikverlagswesen in Leipzig bis heute wirkt. Die thematische Verknüpfung von Industriekultur und Musik verbindet zwei historisch relevante Aspekte Leipziger und sächsischer Geschichte.

Normale Öffnungszeiten im Museum für Druckkunst: Mo-Fr 10-17 Uhr, So 11-17 Uhr. Zur Leipziger Buchmesse hat das Museum für Druckkunst (Nonnenstraße 38) zusätzlich geöffnet am Samstag, 23. März, 11-17 Uhr.

Leipzigs ältester Verlag Breitkopf & Härtel feiert 300 Jahre im Zeichen der Musik

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