Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die meisten haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Doch die Zukunft vieler Kirchen ist bedroht: Dutzende von ihnen haben ihre Funktion verloren, einige sind bereits spurlos aus dem Ortsbild verschwunden. Zeit zur Erinnerung an verschwundene Kirchen auch außerhalb von Mitteldeutschland – und was mit ihnen unwiderruflich verloren gegangen ist.

Die Dreifaltigkeitskirche war eine evangelische Kirche in der Friedrichstadt, heute Teil der Friedrichstadt in Berlin-Mitte. Die Kirche stand auf der Dreiecksfläche zwischen Mauer- und Kanonierstraße (seit 1951: Glinkastraße) auf der südlichen Seite der Mohrenstraße – in direkter Nachbarschaft von Zietenplatz und dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hotel Kaiserhof.

Aufgrund der von König Friedrich Wilhelm I. veranlassten Stadterweiterung – daher auch der Name Friedrichstadt – wurden auch neue Kirchenbauten notwendig. Im August 1737 war die Grundsteinlegung für die von Oberlandbaumeister Titus de Favre geplante Dreifaltigkeitskirche.

Der unter Beteiligung des Hofmaurermeisters Christian August Naumann errichtete Bau wurde am 30. August 1739 geweiht. Die Taufkapelle sowie eine Vorhalle mit Sakristei-Anbau entstanden 1885 bis 1886 nach Plänen der Architekten Carl Vohl und Friedrich Schulze.

Die Dreifaltigkeitskirche war ein Rundbau mit vier kurzen Vorsprüngen, mit denen die Kreuzform angedeutet wurde. Der barocke Sakralbau hatte ein Kuppeldach über einem Zentralbau von 22 Metern Durchmesser. Die mit Ziegeln gedeckte Holzkuppel war mit einer achteckigen Laterne versehen, die als Glockenturm diente.

Kanzelaltar. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-R93465, CC-BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5368755
Kanzelaltar. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-R93465, CC-BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5368755

Der Kirchensaal war von drei Emporen umgeben. An der Ostseite befanden sich übereinander angeordnet Altar, Kanzel und Orgel. Die hölzerne Kuppel zeigte als Bildschmuck Darstellungen der vier Evangelisten. Die oberste Empore wurde beim Umbau von Baumeister Adolf Lohse 1864 entfernt.

Erster Pfarrer der Dreifaltigkeitskirche wurde auf Anordnung von König Friedrich Wilhelm I. der Pädagoge und Theologe Julius Hecker. Das Kirchengebäude wurde 1806 während der Besetzung Berlins von Napoleon zeitweise als Kaserne genutzt. Die Dreifaltigkeitskirche war für etwa einhundert Jahre der letzte protestantische Kirchenbau in Berlin.

Das Gotteshaus ist mit manchen bis heute bekannten Namen verbunden: In der Dreifaltigkeitskirche predigte der Theologe Friedrich Schleiermacher von 1809 bis 1834, Mitbegründer der Universität Berlin und deren erster theologischer Dekan. Er konfirmierte dort zu Ostern 1831 den späteren Reichskanzler Otto von Bismarck. Dietrich Bonhoeffer predigte in seiner Zeit als Privatdozent und Studentenseelsorger an der Technischen Hochschule Berlin 1932–1933 in den akademischen Gottesdiensten der Dreifaltigkeitskirche.

Bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg im November 1943 brannte das Innere der Dreifaltigkeitskirche aus. Danach wurde sie für die NSDAP-Gauleitung zum Luftschutzbunker ausgebaut. Kurz vor Kriegsende wurde sie bei Straßenkämpfen bis auf die Umfassungsmauern zerstört.

Die Kirchengemeinde hatte nach dem Krieg die Idee, das Gotteshaus als Katakombenkirche zu gestalten. Es gab auch den Wunsch nach einem Neubau.

Beides blieb ein frommer Wunsch: In der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone wurde die Dreifaltigkeitskirche im Jahr 1947 (laut anderer Quelle: Anfang 1948) gesprengt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden bis Ende der 1970er Jahre Gottesdienste im Gemeindehaus in der Wilhelmstraße 115 statt. Ein Teil des Grundstücks der zerstörten Dreifaltigkeitskirche gehört heute zum Gelände der nordkoreanischen Botschaft.

Die Dreifaltigkeitskirche als Pflastermarkierung vor Nordkoreas Botschaft in Berlin. Foto: Joehawkins, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58931540
Die Dreifaltigkeitskirche als Pflastermarkierung vor Nordkoreas Botschaft in Berlin. Foto: Joehawkins, CC BY-SA 4.0

Ein ähnlicher Kirchenbau, die 1737 geweihte Böhmische Bethlehems-Kirche, stand in direkter Nähe am heutigen Bethlehemkirchplatz. Wie dort 1999 geschehen, wurde 2008 auch bei den Umbauarbeiten von Mauer- und Glinkastraße der Standort und ein Teil des Grundrisses der Dreifaltigkeitskirche wieder sichtbar: als Pflastermarkierung vor der Botschaft von Nordkorea.

Koordinaten: 52° 30′ 42,8″ N, 13° 23′ 10,9″ O

Quellen und Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dreifaltigkeitskirche_(Berlin)
https://kkbs.de/blog/24940

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar