Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Doch ihre Zukunft ist bedroht: Dutzende von ihnen haben ihre Funktion verloren, einige sind bereits spurlos aus dem Ortsbild verschwunden.

Zeit zur Erinnerung an verschwundene Kirchen auch über Mitteldeutschland hinaus – und was mit ihnen unwiderruflich verloren gegangen ist.

Die Garnisonkirche in Berlin war die evangelische Kirche für die Soldaten der Garnison in Berlin-Mitte. Die Garnisonkirchgemeinde war 1655 gegründet worden.

Erstes Kirchengebäude 1701 bis 1720

Von 1701 bis 1703 wurde die Garnisonkirche in Brandenburg unter König Friedrich I. von Baumeister Martin Grünberg gebaut. Sie stand nur kurze Zeit – ihr Ende kam mit der Explosion des nahen Pulverturms am 12. August 1720.

Zweites Kirchengebäude 1720 bis 1962

Den zweiten Kirchenbau zwischen 1720 und 1722 errichtete Baumeister Johann Philipp Gerlach. Die Maße des rechteckigen Sakralbaus betrugen 58 Meter mal 31,4 Meter. Damals gab es weder Kirchturm noch Dachreiter. Grund für die gewollt schlichte Erscheinung war das calvinistische Selbstverständnis des Königs Friedrich Wilhelms I.

Der Kirchenraum hatte eine Apsis mit hohen Bildfenstern, einen Hochaltar, eine Kanzel sowie eine monumentale Säulenreihe, die das Kreuzrippengewölbe des Hauptschiffes trug. In den Seitenschiffen befanden sich Logen mit Galerien darüber.

Die Kirche wurde in der Folgezeit mehrfach umgebaut und an die Bedürfnisse der jeweiligen Zeit angepasst, so 1863 von August Stüler. 1873 bettete man 555 Särge aus den Grabgewölben der Kirche um. Die Bergung und Öffnung der Särge hielt Adolph Menzel in einer Serie von Bleistiftzeichnungen fest.

Querschnitt nach dem Umbau 1863. Abb.: „Berlin und seine Bauten“, Berlin 1896, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1369575
Der Querschnitt nach dem Umbau 1863. Abb.: „Berlin und seine Bauten“, Berlin 1896, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1369575

Nach der Neugestaltung des Inneren in den Jahren 1899–1900 brannte die Kirche am 13. April 1908 komplett aus. Ursache für die Brandkatastrophe war der überhitzte Motor der Orgel. Die Wiederherstellung der 2.700 Menschen fassenden Kirche erfolgte bis August 1909, dabei erhielt sie auch einen Dachreiter.

Zweiter Weltkrieg und DDR-Zeit

Im Zweiten Weltkrieg brannte das Gotteshaus beim alliierten Luftangriff vom 23. November 1943 nach einem Bombentreffer aus.

Nach dem Krieg wurden die unzerstörten Grüfte mehrfach geplündert. Die Überreste der dort beigesetzten etwa 200 Personen wurden 1949 in 47 Särgen zusammengefasst und in ein Gemeinschaftsgrab auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf im Block Epiphanien, Feld 1a umgebettet.

Rechts die Kirche um 1910. Foto: Königlich Preußische Messbildanstalt, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14631403
Rechts die Kirche um 1910. Foto: Königlich Preußische Messbildanstalt, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14631403

Die Kirchenruine, von der die Außenmauern bis zur Traufhöhe stehengeblieben waren, wurde 1962 gesprengt. Zur DDR-Zeit befand sich auf der abgeräumten Fläche hinter dem damaligen S-Bahnhof Marx-Engels-Platz (seit 1992: Bahnhof Hackescher Markt) ein Sportplatz.

Alter Garnisonfriedhof

Erhalten geblieben sind das Predigerhaus („Frommel-Haus“) in der Anna-Louisa-Karsch-Straße (damals: Neue Friedrichstraße) und der Alte Garnisonfriedhof. Er zählt zu Berlins ältesten erhaltenen Begräbnisstätten und wurde um 1706 gegründet.

Nach Ende seiner Nutzung in der DDR-Zeit verwahrloste der Friedhof. Aufgrund der zahlreichen historisch wertvollen Grabbauwerke, für die sich das Institut für Denkmalpflege und der Kulturbund der DDR engagierten, wurde er zum öffentlichen Park. Seine Umgestaltung ließ nur 180 von einst 489 Grabmälern bestehen, auch Gräber mehrerer bekannter Personen wurden eingeebnet.

Das ursprüngliche Wegenetz wurde komplett aufgelöst und die meisten Grabfelder von Rasenflächen ersetzt. Die Anlage steht seit ihrer Umgestaltung unter Denkmalschutz.

Jüngere Vergangenheit

Der nordwestlich anschließende Garnisonkirchplatz entstand im August 1999. Der zuvor namenlose Platz zwischen dem S-Bahnhof Hackescher Markt und der Anna-Louisa-Karsch-Straße erinnert an die frühere Garnisonkirche, Namensverleihung war am 7. April 2000.

Die Fundamente der Garnisonkirche liegen unter der Fahrbahn der Straße „An der Spandauer Brücke“ und der 1998 angelegten Straßenbahntrasse. Bei Tiefbauarbeiten im Juni/Juli 1998 wurden die Nordost-Ecke der Umfassungsmauer und stehende Wände der Gruftanlage lokalisiert. Aus dem Bauschutt konnte die Altarplatte der Kirche geborgen werden.

Koordinaten: 52° 31′ 5,3″ N, 13° 23′ 6″ O
Quellen und Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Garnisonkirche_(Berlin)
https://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Garnisonfriedhof

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