Das eisige Schneetreiben hielt am heutigen Montag die Stadt in Atem. Wer konnte, sattelte endgültig auf Homeoffice um und wer schon unterwegs war, musste mitunter umkehren, als Busse und Straßenbahnen den Betrieb einstellten. Das hielt rund 20 Teilnehmer/-innen einer Demo auf dem Kleinen Willy-Brandt-Platz nicht davon ab, gegen eine geplante Abschiebung zu protestieren. Außerdem: Mit einer Petition fordern Schüler/-innen der Karl-Heine-Berufsschule das Durchschnittsabitur für Sachsens Abschlussklassen. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 8. Februar 2021, in Leipzig und Sachsen wichtig war.

Schneechaos sorgt für Stillstand bei der LVB

Fuhren die Busse und Bahnen der Leipziger Verkehrsbetriebe in den letzten Wochen und Monaten ohnehin coronabedingt nach Ferienfahrplan, zwang die aktuelle Wetterlage den öffentlichen Nahverkehr in Leipzig und Umgebung komplett in die Knie.In den frühen Morgenstunden mussten die LVB den Verkehr einstellen. „Weichen vereisen, Schienenrillen sind mit gefrorenem Schnee verstopft. Dadurch kam es auch zu Entgleisungen, zum Glück ohne Fahrgäste, erklärte das Unternehmen.

Mitarbeiter/-innen der Stadtreinigung helfen seitdem dabei mit, die Gleise wieder freizulegen. Etliche Straßenbahnen waren am Morgen liegengeblieben und kamen nur schrittweise voran.

Ende im Schnee - der ÖPNV ist heutein Leipzig vollständig zum Erliegen gekommen. Foto: Martin Schöler
Ende im Schnee – der ÖPNV ist heute in Leipzig vollständig zum Erliegen gekommen. Foto: Martin Schöler

Wann der Betrieb wieder vollständig aufgenommen werden kann, ist auch in den Abendstunden noch unklar. Am Abend fuhr die Linie 15 wieder – wenn auch zunächst nur im Notbetrieb zwischen Angerbrücke, Straßenbahnhof und Miltitz. Der gesamte Nachtbusverkehr kann in der Nacht zu Dienstag jedoch nicht laufen.

Für den Dienstag sollte man wohl auch keine Wunder erwarten – über Nacht wird es in die Morgenstunden hinein laut Deutschem Wetterdienst bis zu – 15 Grad Celsius kalt. Bestes Wetter für festgefrorenen und weiteren Schnee und Vereisungen auf den Straßen.

Wie die Stadtverwaltung mitteilte, werden aufgrund des Schneetreibens auch die Wochenmärkte am Dienstag und Mittwoch abgesagt. Dies betrifft die Standorte Innenstadt, Grünau WK IV und Gohlis-Park sowie Grünau WKVII, Bayrischer Platz, Gohlis-Arkaden und Lindenauer Markt.

Auch die Mülltonnen blieben am heutigen Montag, wo sie waren. Die Entsorgung verschiebt sich um einen Tag, wie die Stadtreinigung erklärte. Die Abholung des Biomülls entfalle in dieser Woche hingegen ganz. Wertstoffhöfe hatten ebenso geschlossen.

Mahnwache gegen geplante Abschiebung nach Afghanistan

Das Wetter konnte etwa 20 Personen nicht davon abhalten, sich auf dem Kleinen Willy-Brandt-Platz zu einer Mahnwache zu versammeln. Thema war eine für Dienstag, den 9. Februar, geplante Abschiebung von München nach Kabul.

„Eine äußert ironische Tatsache, da momentan alle deutschen Behörden geschlossen sind und durch die Ausländerbehörde keine Aufenthaltspapiere ausgestellt werden. Außerdem haben, so der Sächsische Flüchtlingsrat, ‚während in vielen Teilen Deutschlands ein Bewegungsradius von 15 km erlaubt ist, […] Bundesländer und Regierung keine Scham, Abschiebungen in das Krisenland fortzuführen“, hieß es von den Veranstalter/-innen.

Mehrere Verkehrsunfälle durch Schneefall

Die Polizeidirektion berichtete am Nachmittag von rund 50 Verkehrsunfällen. Zum größten Teil kamen die darin verwickelten Personen mit dem Schrecken und einem Blechschaden davon. Zwei Personen wurden leicht verletzt.

So kam es auf der Lützner Straße am Morgen zu einem Unfall, bei dem ein Autofahrer von der Straße abkam und gegen eine Schutzplanke krachte.

Ebenso gab die Polizei heute bekannt, dass in der vergangenen Woche insgesamt 378 Verstöße gegen die Corona-Schutzmaßnahmen festgestellt wurden. Am häufigsten kamen dabei der Verstoß gegen die nächtliche Ausgangssperre vor sowie unerlaubte Zusammenkünfte mehrerer Personen.

Insgesamt elfmal rückte die Polizei aus, um sogenannte „Corona-Partys“ aufzulösen.

Sachsens Abschluss-Schüler/-innen fordern Durchschnittsabitur

Für die Schüler/-innen von Leipzigs Abschlussklassen startete nach einwöchigen Winterferien am heutigen Montag der Präsenzunterricht erneut. Das aktuelle Schneechaos sorgte allerdings in vielen ohnehin unterbesetzten Klassenzimmern für leere Sitzplätze.

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern setzt der Freistaat Sachsen auf die Öffnung der Ober- bis Berufsfachschulen für die Abschlussjahrgänge. Über 50.000 Schüler/-innen sollen so bestmöglich auf die anstehenden Abschlussprüfungen vorbereitet werden. Schon am 18. Januar hatten Sachsens Schulen ihre Pforten für die Abschlussklassen geöffnet.

Wie der MDR berichtete, starteten Schüler/-innen der Karl-Heine-Berufsschule in Leipzig eine Petition, die ein Umdenken im Umgang mit den Abschlussprüfungen fordert. Mit der Unterschriftenaktion „Durchschnittsabitur in Sachsen möglich machen!“ soll erreicht werden, dass die Abschlussnote aus dem Durchschnitt der bisher erbrachten Leistungen der letzten zwei Schuljahre errechnet wird. Wer wolle, könne die Abschlussprüfungen freiwillig ablegen.

„[D]as Lernziel [kann] unmöglich in der noch verbleibenden Zeit erreicht werden, wenn die Abschlussprüfungen wie geplant stattfinden sollen. Auch die Prüfungszeit zu verlängern und den Präsenzunterricht auf die Prüfungsfächer zu konzentrieren, halten wir insbesondere aufgrund der weiter angespannten Pandemielage ebenfalls für nicht hilfreich – wie auch das angedachte Nachholen von Leistungserbringungen im Hochsommer nach den Prüfungen. Präsenzunterricht für 51.000 Schüler in der aktuellen Situation wird zu keiner Entspannung der Gesamtsituation führen.“

Mit diesen Worten richten sich die Petitionssteller/-innen an Sachsens Kultusminister Christian Piwarz.

Worüber die L-IZ heute berichtet hat: Wie man trotz Corona in Bewegung bleibt. Beim 14. Leipziger Brückenlauf lief alles ein wenig anders. Außerdem hat die LZ den neuen Polizeipräsidenten René Demmler zum Gespräch getroffen. Und die sächsische AfD-Fraktion zieht mit radikalen Kandidat/-innen in die Bundestagswahl.

Was heute außerdem wichtig war: Schon fast eine Wohltat, wenn die aktuellen Corona-Fallzahlen aufgrund der Wetterlage mal für einen Moment in den Hintergrund geraten. Dennoch stieg die Zahl der Neuinfektionen in der Messestadt in den letzten drei Tagen weiter an. Seit dem 5. Februar steckten sich 114 weitere Menschen mit dem Virus an (Stand 8 Uhr). Insgesamt kletterte die Zahl damit auf 14.415.

Erfreulich ist aber, dass sowohl die Anzahl der zu behandelnden Patienten in den Leipziger Krankenhäusern (210) als auch die Anzahl der aktiven Fälle (925) sanken. Die Sieben-Tage-Inzidenz ging ebenfalls zurück und liegt nun bei 66,8.

Was morgen passieren wird: Am morgigen Dienstag wird viele Leipziger/-innen wohl zunächst einmal interessieren, wie sie zur Arbeit kommen. Bis zum Redaktionsschluss stand nicht fest, ob die Leipziger Verkehrsbetriebe den Betrieb von Bussen und Straßenbahnen wieder aufnehmen können.

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