Sachsen will ab kommender Woche weitere Personengruppen zum Impfen zulassen, beispielsweise Menschen mit Autoimmunkrankheiten, Adipositas und Herzinsuffizienz, außerdem Supermarktpersonal und Angestellte in der „Kritischen Infrastruktur“. Nach dem gestern verhängten EU-Lieferstopp des Impfstoffes von Johnson & Johnson reagieren die Länder unterschiedlich. Außerdem sucht das LKA Zeug/-innen nach einem Brand in Lindenau, mit dessen Ermittlung die Soko LinX beauftragt wurde. Die LZ fasst zusammen, was am Mittwoch, dem 14. April 2021, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Sachsen will nächste Woche Impfungen der Prioritätengruppe 3 starten

Obwohl die Nachricht eher beiläufig in einem Online-Live-Gespräch von Landesregierung und Interessenvertreter/-innen verkündet wurde, ist sie wohl die wichtigste für Leipzig und Sachsen am heutigen Tag: Kommende Woche will der Freistaat die Corona-Impfung für Menschen der sogenannten Prioritätengruppe 3 starten. Laut Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) fiel diese Entscheidung in Absprache mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).In der sächsischen Coronavirus-Impfverordnung wird die Prioritätengruppe 3 als Gruppe mit „erhöhter Priorität“ bezeichnet. Dazu gehören neben Personen ab 60 Jahren – die sich unabhängig von den Prioritätengruppen aufgrund eines Beschlusses der Gesundheitsministerkonferenz seit dem 8. April bereits mit AstraZeneca impfen lassen können – solche, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren oder tödlichen Covid-19-Verlauf haben.

Darunter fallen zum Beispiel Menschen mit HIV-Infektion, Autoimmunerkrankungen, Herzinsuffizienz, Asthma, Adipositas oder Diabetes mellitus. Außerdem haben bestimmte Personen, die in der „Kritischen Infrastruktur“ arbeiten (beispielsweise in Apotheken, bei der Feuerwehr und in der Wasser- und Energieversorgung) ab nächste Woche die Impf-Option. Auch Personen, die im Lebensmitteleinzelhandel und in der Kinder- und Jugendhilfe tätig sind, gehören zu dieser Impfgruppe.

Eine vollständige Nennung der Personen, die aufgrund „erhöhter Priorität“ bald eine Schutzimpfung in Sachsen bekommen können, findet sich in der Priorisierungsliste des Sozialministeriums. Eine schriftliche Meldung des Sozialministeriums lag heute Stand 20 Uhr noch nicht vor. Ab welchem Tag genau die Prioritätengruppe 3 Zugang zu Impfungen bekommen wird, ist noch unbekannt.

Infektionszahlen steigen stetig, Leipzig bleibt Region in Sachsen mit niedrigster Inzidenz

Ansonsten gibt es bezüglich Corona weniger erfreuliche Meldungen. Die Infektionszahlen in Sachsen steigen weiter. Für die Stadt Leipzig gab das Robert-Koch-Institut (RKI) für heute eine Sieben-Tages-Inzidenz von 143,6 an (zum Vergleich: gestern waren es 131 und am Montag 125,9). Auch der sachsenweite Inzidenzwert steigt stetig an. Laut RKI betrug er heute 227,8 (zum Vergleich: gestern waren es 212,1 und am Montag 203,6).

Reaktionen auf Johnson & Johnson-Lieferstopp

Nachdem das US-amerikanische Pharmaunternehmen Johnson & Johnson gestern angekündigt hatte, Lieferungen seines Impfstoffes nach Europa und den Marktstart desselbigen vorerst zu stoppen, äußerten sich heute erste Verantwortliche und Expert/-innen zum Thema. Ein Sprecher der französischen Regierung bekräftigte, dass Frankreich an dem Impfstoff festhalten und wie geplant für Menschen über 55 einsetzen will.

Italien kündigte dagegen an, die bereits gelieferten Johnson & Johnson-Dosen einlagern zu wollen, bis die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Ergebnisse ihrer Prüfung der Thrombose-Berichte im Zusammenhang mit dem bereits am 11. März in der EU zugelassenen Impfstoff veröffentlicht habe.

Der Mediziner und Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach (SPD) sagte heute, er gehe davon aus, dass die EMA Johnson & Johnson weiterhin empfehlen wird. Laut Lauterbach kann es allerdings passieren, dass vor allem alte Menschen mit Johnson & Johnson geimpft werden – wie auch bei AstraZeneca. „Klar ist: Wenn Johnson & Johnson nur an über 60-Jährige verimpft wird, haben wir bei den unter 60-Jährigen ein Mengenproblem. Das wird unsere Impfkampagne deutlich verzögern.“

Aufgrund vereinzelter Fälle von Sinusvenenthrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung hatten US-amerikanische Gesundheitsbehörden gestern empfohlen, Impfungen in den USA als vorübergehende Vorsichtsmaßnahme auszusetzen. Der Pharmakonzern reagierte mit dem EU-Lieferstopp. Johnson & Johnson gilt als ein bedeutsamer Baustein der deutschen Impfstrategie.

Erst am Montag hatte Johnson & Johnson begonnen, Dosen seines Impfstoffes in EU-Mitgliedsstaaten zu liefern. In Frankreich und Italien beispielsweise sind bereits je rund 200.000 Impfdosen angekommen, in Deutschland etwa 230.000. Bis Ende Juni sollen laut EU-Kommission zehn von insgesamt 55 Millionen Dosen in Deutschland ankommen. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, ist aufgrund des Lieferstopps nun fraglich.

Die Soko LinX ermittelt

Das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen startete heute einen Zeug/-innenaufruf bezüglich einer Sachbeschädigung an einer Bahnanlage in Leipzig-Lindenau, bei der gestern mehrere Kabel an einer technischen Anlage der S-Bahn-Haltestelle mit einem unbekannten Brandbeschleuniger angezündet wurden. Das Kuriose an diesem Satz: Der Straftatbestand der Sachbeschädigung wird in der Regel von örtlichen Polizeibehörden bearbeitet.

Laut sächsischem Polizeigesetz ermittelt das Landeskriminalamt nur in Fällen mit besonderer Tragweite, beispielsweise, wenn der Verdacht des Hochverrats, der Bildung terroristischer Vereinigungen oder der Gefährdung des demokratischen Rechtsstaates beziehungsweise der Allgemeinheit vorliegt.

Letzteren Verdacht hat das LKA bei dem Vorfall wohl, denn es gab heute bekannt, dass bei dem gestrigen Brand an der Bahnanlage „eine politische Motivation nicht ausgeschlossen werden kann“. Deshalb habe „die Soko LinX des Landeskriminalamtes Sachsen die weitere Bearbeitung des Falles übernommen“. Die Sonderkommission Linksextremismus Leipzig (Soko LinX) nahm im Dezember 2019 ihre Arbeit auf.

Softwareentwickler spendet Rekordsumme an Grüne und Berliner Verfassungsschutz beobachtet Teil der Querdenken-Bewegung

Worüber die LZ heute berichtet hat: Nach dreiwöchiger Pause wurde der Auwald-Prozess am Landgericht Leipzig heute fortgesetzt – von einer Deeskalation zwischen dem Vorsitzenden Richter und der Verteidigung des Angeklagten kann weiterhin keine Rede sein. Außerdem will Leipzigs Stadtreinigung die ersten Unterflurbehälter am Bayerischen Bahnhof testen.

Michael Freitag kommentierte heute die Strategie und die von ihm analysierten Auswirkungen der Berichterstattung der „lokalen Autofahrerzeitung“.

Was heute sonst noch wichtig war: Die Grünen haben die größte Einzelspende ihrer Parteigeschichte erhalten. Ein Softwareentwickler aus Greifswald lässt der Partei für den Bundestagswahlkampf eine Million Euro zukommen, die er mit Bitcoin-Spekulationen gewonnen hat.

Der deutsche Verband der Zoologischen Gärten, dessen Präsident der Leipziger Zoodirektor Jörg Junhold ist, hat sich in einem Offenen Brief mit dem Titel „Der Löwe geht nicht ins Homeoffice“ an die Bundes- und Landesregierungen gewandt. Darin erklärt Junhold, dass die Zoos an ihrer finanziellen Belastungsgrenze angekommen seien. Der Verband fordert ein finanzielles Hilfsprogramm zur Abfederung der Einnahmeausfälle.

Nachdem Teile der Querdenken-Bewegung bereits von den Verfassungsschutzbehörden in Bayern und Baden-Württemberg als Verdachtsfälle eingestuft wurden, ging heute auch der Berliner Verfassungsschutz diesen Weg. Somit ist die Behörde befugt, Teile der Bewegung mit nachrichtendienstlichen Mitteln zu beobachten.

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