Die steigenden Zahlen lassen es nicht anders zu: Das Tagesgeschehen ist von Corona beherrscht. In Sachsens Krankenhäusern wurde erstmals der Schwellenwert von 1.300 Corona-Patienten/-innen auf der Normalstation überschritten. Der Impfgipfel um Gesundheitsministerin Petra Köpping beschloss heute erhöhte Kapazitäten der Impfungen. Sie sprach sich außerdem gegen eine 1G-Regelung aus. Außerdem: Der Montag in Leipzig wäre inzwischen traurigerweise kaum noch denkbar ohne „Bürgerbewegung Leipzig“-Demo und entsprechenden Gegenprotest. So auch heute in der Leipziger Innenstadt. Die Leipziger Polizei beschäftigt sich derweil mit „fleischlichen Gelüsten“ und die Grünen wollen Boris Palmer aus der Partei ausschließen. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 15. November 2021, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Schwellenwert der Überlastungsstufe in Sachsen erstmals überschritten

Mit den steigenden Zahlen der gemeldeten Corona-Fälle im Freistaat steigt auch die Anzahl der behandelten Patient/-innen in den Krankenhäusern. Am heutigen Montag wurde erstmal der Schwellenwert von 1.300 Patient/-innen auf Normalstationen, die wegen COVID-19 behandelt werden, überschritten. Hält dieser Wert in den kommenden zwei Tagen an, gelten in Sachsen ab Freitag strengere Maßnahmen.

Diese sehen beispielsweise strengere Kontaktbeschränkungen für ungeimpfte Personen vor. Es gilt: Ein Hausstand darf sich nur noch mit einer weiteren Person treffen. Außerdem gilt dann ebenfalls 2G beim Friseur sowie beim Sport im Innenbereich. Versammlungen dürfen dann nur noch mit zehn „ortsfesten“ Personen stattfinden, dabei zählen auch geimpfte und genesene Personen mit.Alle Maßnahmen, welche ab Freitag dieser Woche gelten könnten, sind in der aktuellen Sächsischen Corona-Schutzverordnung nachzulesen. Zumindest ist das Preisschild (15 Euro) an der Teststraße auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz wieder verschwunden. Der Coronatest ist dort wieder kostenfrei.

Die kostenfreien Coronatests sind zurück. Foto: LZ

Impfgipfel in Sachsen

Bei den Besprechungen zur künftigen Impfstrategie hieß es vor allem: Tempo! Ab Dezember soll die Kapazität massiv gesteigert werden. So sollen dann täglich 9.000 bis 10.000 Impfungen möglich sein, aktuell sind es rund 3.000, die real verabreicht werden. Dafür bräuchte es etwa 1.000 weitere Mitarbeiter/-innen in festen Impfstationen und mobilen Teams.

Sachsen bildet bereits seit einiger Zeit das Schlusslicht in Sachen Impfung. Im Freistaat sind mit Stand heute 57,5 Prozent der Bevölkerung, das entspricht 2.331.000 Menschen, vollständig geimpft. Bundesweit liegt der Anteil bei 67,5 Prozent. Oftmals wird damit im Zusammenhang die Schließung der Impfzentren im Land kritisiert.

Köpping verteidigt Schließung der Impfzentren und lehnt 1G ab

Im Gespräch mit dem MDR Sachsen verteidigte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) die Entscheidung, die Impfzentren zu schließen. Dies war im September geschehen, danach wurden Impfungen weiterhin durch Hausärzt/-innen sowie durch mobile Teams vergeben. Das Ministerium habe den Beschluss des Bundes umgesetzt, so Köpping. Außerdem spielten auch die laufenden Kosten eine Rolle bei lediglich 15 bis 20 Prozent Auslastung der Zentren im Juli.

Wirbt auch mit der eigenen Impfung: Ministerin Köpping mit Prof. Schücking (links) und Prof. Dräger nach der Impfung. Foto: SMS
Wirbt auch mit der eigenen Impfung: Ministerin Köpping mit Prof. Schücking (links) und Prof. Dräger nach der Impfung. Foto: SMS

Weiterhin finanziert habe der Freistaat allerdings 30 mobile Impfteams, die inzwischen bis zu 4.000 Impfungen am Tag verabreichen. Man wolle weiterhin nachsteuern. Zusätzliche Impfdosen seien bereits in Sachsen vorhanden.

Abgesehen vom Impfen sprach Köpping auch über die Möglichkeit einer 1G-Regelung, also das verpflichtende regelmäßige Testen für alle. Forderungen danach erteilte sie einen Dämpfer. Die Anwendung von Schnelltests sei für die Umsetzung einer solchen Strategie nicht zuverlässig genug. Oftmals würden PCR-Nachtests ein anderes Ergebnis anzeigen.

Außerdem befürchtet die Gesundheitsministerin, dass die Bürger/-innen so ihre Impfbereitschaft verlieren könnten. Seit der Einführung der 2G-Regelung in Sachsen am vergangenen Montag hatten die Impfstationen und Arztpraxen regen Zulauf erhalten. An vielen Orten warteten Menschen mehrere Stunden auf die Impfung.

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt mit Stand von heute Morgen bei 458,6. Damit stieg die Zahl im Vergleich zum Vortag um 43,7. Die Anzahl der Neuinfektionen insgesamt beträgt 31.071. Der Freistaat Sachsen liegt derzeit bei einer Inzidenz von 754,3.

Absagen, Absagen, Absagen

In Leipzig zieht man durch. Der Aufbau des Weihnachtsmarktes 2021. Foto: LZ
In Leipzig zieht man durch. Der Aufbau des Weihnachtsmarktes 2021. Foto: LZ

Eine eventuelle Absage des Leipziger Weihnachtsmarktes war in den letzten Wochen immer wieder im Gespräch bzw. zumindest Anlass für Spekulation gewesen. Während die Verwaltung hier allerdings noch immer festhält am weihnachtlichen Spektakel in Leipzig, machte die Stadt Markkleeberg heute Nägel mit Köpfen: Wie die Verwaltung mitteilte, wird es auch in diesem Jahr in der Kreisstadt keinen Weihnachtsmarkt geben.

Veranstalter Mario Braun bedauert: „Für die Einhaltung der Abstandsregeln ist die Veranstaltungsfläche zu klein und bei der aktuellen Entwicklung des Infektionsgeschehens ist eine sichere Veranstaltung einfach nicht planbar.“

Das dürfte auch den Druck auf den Leipziger Markt weiter erhöhen.

Ebenso eine Veranstaltungsabsage kam heute von der Dresdener Semperoper. Die für den 21. November angesetzte Verleihung des „Phoenix-Preisträger-Award des Gründers und Stifters der Stiftung Semperoper, Senator h. c. Rudi Häussler“ wird aufgrund der aktuellen Coronalage nicht stattfinden, teilte das Haus mit. „Die Preisübergabe an den diesjährigen Preisträger, Bühnen- und Kostümbildner Johannes Leiacker, ist zu einem späteren Zeitpunkt geplant.“

Das Leipziger Diakonissenkrankenhaus verhängte währenddessen heute einen Besucher/-innenstop.

Demo-Geschehen in der Innenstadt

Auch am heutigen Montag rief die selbsternannte „Bürgerbewegung Leipzig 2021“ zum Protest auf dem Richard-Wagner-Platz in der Leipziger Innenstadt auf. Das Thema ist nicht neu: Wieder einmal soll gegen die geltenden Corona-Maßnahmen – für Bürgerbewegte hier „die Corona-Dikatatur“ – protestiert werden.

Seit Monaten veranstalten die Mitglieder der Bewegung, darunter auch bekannte Personen aus der rechten Szene, Kundgebungen und mitunter Aufmärsche im Leipziger Zentrum.

Redenbeiträge und Gegenprotest am 15.11.2021 auf dem Wagnerplatz. Video: LZ

Regelmäßig bildet sich parallel zu den Veranstaltungen massiver Gegenprotest. Auch heute wurde zunächst zur Fahrraddemo mobilisiert, die um 18 Uhr im Rabet im Leipziger Osten startete. Mit dem Korso ging es ebenfalls zum Richard-Wagner-Platz, um direkt vor Ort gegen die Kundgebung der „Bewegung“ zu protestieren.

„Die Wissenschaft ernst nehmen! Verschwörungstheorien und Rechtsradikalen entgegentreten!“, so das Motto der Gegenveranstaltung, zu der unter anderem die Ortsgruppe von Fridays for Future und das Aktionsbündnis „Leipzig nimmt Platz“ aufgerufen hatten.

Die wenigen wichtigen Momente des Abends, darunter die Redebeiträge zu Beginn und die teils humoristischen Einlagen des Gegenprotestes hat die LZ im Video festgehalten.

Kies in Rückmarsdorf, Die Grünen wollen Boris Palmer nicht mehr und die Leipziger Polizei sucht Fleisch-Diebe

Worüber die LZ heute berichtet hat: Über den Abbau von Kies in Rückmarsdorf und wie die Initiative „Mit uns ist kein Kies zu machen“ nun gegen die Entscheidung der Landesdirektion klagen will.

Außerdem gibt es wieder mal Ärger in puncto Schkeuditzer Flughafen und den Lärm, der von den Fliegern ausgeht und die DAK stellte die Frage, ob sich die Sorge um Corona verringert oder schlichtweg normalisiert hat.

Was heute außerdem wichtig war: Der Landesvorstand von Bündnis 90 / Die Grünen in Baden-Württemberg hat den Ausschluss von Boris Palmer aus der Partei beantragt. Aufgrund verschiedener Aussagen war der Tübinger Oberbürgermeister in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik geraten.

„Die Liste an Entgleisungen in den vergangenen Jahren ist lang: Sie umfasst beispielsweise die Forderungen nach Abschiebung von Flüchtlingen in Kriegsgebiete wie Afghanistan und Syrien während der Flüchtlingskrise 2015, die Forderung nach der notfalls bewaffneten Schließung von EU-Grenzen 2015 und die Befeuerung von Ressentiments gegenüber Flüchtlingen und Asylbewerber/-innen, etwa als er behauptete, man dürfe von Asylbewerber/-innen ein gesetzestreueres Verhalten erwarten als von Deutschen“, so der Landesvorstand in einer offiziellen Mitteilung.

Und zum Schluss noch etwas, das man wohl nicht ohne Ironie betrachten kann: Wie die Leipziger Polizei heute bekannt gab, hebelten unbekannte Täter/-innen in Grimma am Sonntag einen frei zugänglichen Wurstautomaten auf. Sie entwendeten Fleisch und Wurst, nicht aber Bargeld. Der Stehlschaden liegt im niedrigen dreistelligen Bereich, er beläuft sich auf etwa 500 Euro.

Was morgen passieren wird: Am morgigen Dienstag rufen Beschäftigte des Universitätsklinikums (UKL) von 6 bis 22 Uhr zum Warnstreik auf. Um 10 Uhr morgens wird es eine Kundgebung vor dem Haupteingang des Klinikgebäudes geben. Die Forderung des Personals sind 300 Euro mehr Gehalt monatlich; laut Veranstaltungsaufruf ist vonseiten der Arbeitgeber bereits klar, dass dem nicht stattgegeben werden soll.

Die Begründung ist die nur temporäre Mehrbelastung durch die Pandemie. „Das stimmt einfach nicht, die Beschäftigten kommen fast jeden Tag an ihre Leistungsgrenze, was die Versorgung der Patient/-innen angeht (nicht erst seit Corona)“, wird in dem Aufruf zum Streik entgegengehalten.

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