Eher schwach frequentiert war das „Frühlingsfest“ der AfD in Grimma am Samstag – obgleich die Partei unter anderem mit dem Besuch ihres Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke auf dem Marktplatz zu punkten versuchte. Doch kam es zu pressefeindlichen Aktionen der Versammlungsteilnehmer, die auch die LZ zu spüren bekam – trotz anwesender Polizei. In Deutschland sorgen mehrere Fälle einer Affenpocken-Infektion für Verunsicherung und die Ukraine hat das Kriegsrecht um 90 Tage verlängert – eine Entspannung der Lage scheint nicht in Sicht. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, den 21./22. Mai, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Band-Auftritt kurzerhand untersagt

Eine Hüpfburg und „Bratwurst von regionalen Erzeugern“ – die AfD hatte sich bemüht, möglichst viele Menschen zum „Großen Frühlings- und Familienfest“ am Samstag in Grimma anzulocken. Doch blieb der Erfolg überschaubar, geschätzt maximal 100 Personen fanden sich nachmittags auf dem Marktplatz der Kleinstadt ein.

Wirklich gute Stimmung wollte aber auch unter dem Gegenprotest der Aktivistinnen und Aktivisten von „Leipzig nimmt Platz“, „Grimma zeigt Kante“ sowie dem Sozialarbeiter und Grimmaer OB-Kandidaten Tobias Burdukat nicht aufkommen. Das lag nicht zuletzt an den Ordnungsbehörden, die den eigentlich genehmigten Auftritt einer Band bei der Gegenkundgebung kurzerhand untersagten.

Pressefeindliche Attacken – Polizei reagiert nur zögerlich

Ein halbwegs störungsfreier Bericht von vor Ort, der in der Vergangenheit zumindest möglich war, scheiterte diesmal an aggressiven Versammlungsteilnehmern, die unsere filmende Reporterin während der Rede des Thüringer AfD-Rechtsaußen Björn Höcke heftig bedrängten. Auch der AfDler Michael Krause sowie Versammlungsleiter Jörg Dornau stiegen auf die pressefeindlichen Aktionen mit ein, letzterer verlangte die Herausgabe des Presseausweises, obwohl dazu nur die Polizei befugt ist.

Die reagierte nur zögerlich, erst nach heftigem Drängen der Kollegin wurden schließlich drei Strafanzeigen gefertigt. Einen einordnenden Bericht inklusive Video, der den Vorgang und das Versammlungsgeschehen dokumentiert, gibt es hier zu lesen und zu sehen.

Unserem Eindruck nach bestätigt sich am Samstag: Die Zahl der mobilisierten Höcke-Anhänger schrumpft, doch diejenigen, die bleiben, offenbaren deutlich mehr Aggressionspotenzial.

Häufung von Affenpocken: WHO appelliert zum Handeln

In Deutschland sind erste Infektionen mit dem Affenpocken-Virus gemeldet worden, einer in München und zwei in Berlin. Zuvor hatte es in der zweiten Maiwoche schon sechs Fälle im Vereinigten Königreich gegeben, auch aus Spanien, Portugal, Italien und Frankreich wurden Ansteckungen bekannt. Das Robert-Koch-Institut hat eine erste Einschätzung zur Lage veröffentlicht, ebenso die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Affenpocken werden durch ein relativ großes Virus ausgelöst, das mit dem Variola-Virus verwandt ist – jenem Erreger der „klassischen“ Pocken, die seit 1980 als ausgerottet gelten. In West- und Zentralafrika ist das Virus endemisch, tritt also regelmäßig und wiederkehrend auf.

Zwar gab es darüber hinaus auch immer wieder einzelne Infektionsfälle, die bisher jedoch mit einer Afrikareise oder dem Kontakt zu von dort importierten Tieren in Verbindung gebracht werden konnten. Nach den jetzigen Übertragungswegen wird derzeit noch gefahndet.

Gefahr einer Epidemie oder Pandemie gilt als gering

Der Zustand der aktuell betroffenen Patienten in Deutschland ist offenbar stabil. Eine Erkrankung heilt in der Regel ohne bleibende Schäden aus, doch kann auch ein schwerer oder tödlicher Verlauf nie ganz ausgeschlossen werden. Zu den Symptomen zählen neben Fieber, Lymphknotenschwellungen sowie Kopf-, Rücken- und Muskelschmerz auch allgemeine Abgeschlagenheit und ein blasenartiger Ausschlag.

Trotz erhöhter Wachsamkeit verweisen Expertinnen und Experten auf den guten Schutz auch durch eine „gewöhnliche“ Pockenimpfung sowie Medikamente. Die Gefahr einer Epidemie oder gar Pandemie bestehe derzeit nicht. Allerdings verzeichnet Großbritannien derzeit immer mehr Fälle ohne erkennbare Verbindung zu Afrika.

Kiew verlängert Kriegsrecht – Rede des polnischen Präsidenten

Das seit dem russischen Angriff Ende Februar geltende Kriegsrecht in der Ukraine wurde um 90 Tage verlängert. Das Parlament in Kiew stimmte zu, die Generalmobilmachung bis 23. August 2022 auszudehnen. Durch das Kriegsrecht werden andere Grundrechte eingeschränkt und dem Militär mehr Befugnisse eingeräumt. Beobachtern gilt es als Indikator, wie lange die ukrainische Führung selbst noch mit einem andauernden Krieg rechnet.

Im Kiewer Parlament hielt Polens Staatspräsident Andrzej Duda (50) zudem eine Rede – als erster ausländischer Staatschef seit Beginn des Angriffskriegs. Hier betonte er die polnisch-unkrainische Einheit und kündigte ein Freundschaftsabkommen beider Länder an.

Schwere Gefechte in der Ostukraine

Unterdessen kommen aus dem Gebiet von Luhansk (Ostukraine) weiter Meldungen über schwere Gefechte. Seit Tagen versucht die russische Armee demnach, die ukrainische Streitmacht rund um die Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk vom Nachschub abzuschneiden. Auch an anderen Orten in der Ostukraine gehen die Kämpfe weiter.

Nach der für Russland erfolgreichen Einnahme der Hafenstadt Mariupol wird mit einem weiteren Vorrücken der Truppen in den Donbass gerechnet. Nach Verlautbarung der Ukraine geht es Moskau um die Schaffung eines kontrollierten Landkorridors von der Grenzregion bis zur 2014 annektierten Halbinsel Krim.

Ein Ende des Krieges scheint aktuell in weiter Ferne – und die Befürchtung steht, dass Russlands Langzeit-Präsident Wladimir Putin (69) durch die Behinderung von Getreide-Exporten aus der Ukraine auf das zynische Kalkül setzt, durch Hunger eine neue Massenmigration zu provozieren, die Europa unter Druck setzen sollen.

Höcke in Grimma, Umweltfragen, rassistisches Spracherbe und viel mehr

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: Themen waren der Baumschutz auf Privatgrundstücken, die Sensibilisierung von Kindern für ihr körperliches Selbstbestimmungsrecht, grünen Wasserstoff aus dem Heitkraftwerk Süd in Leipzig und eine verlorene Kirche in Magdeburg. Außerdem geht Susan Arndt in einem neuen Buch dem rassistischen Erbe im Sprachgebrauch auf den Grund – Ralf Julke rezensiert für uns das Werk.

Außerdem: Der besagte Bericht vom Höcke-Auftritt am Samstag in Grimma, Ärger in der Stadtbibliothek, Reaktionen auf das Verbot exotisierender Kultur-Veranstaltungen im Zoo und eine illegale Heckenrodung am Scheibenholz. Auch mit Umwelt zu tun hat der Bericht über das Pilotprojekt für eine müllfreie Stadt und die Familien(un)freundlichkeit der Tätigkeit im Stadtrat.

RB holt DFB-Pokal, Ansturm auf 9-Euro-Tickets in Leipzig und Polizeieinsatz in Itzehoe

Was sonst noch wichtig war: RB Leipzig ist zum ersten Mal DFB-Pokalsieger und holt damit nach 13 Jahren einen Titel. Nach einem Elfmeterschießen besiegte das Team den SC Freiburg am Samstagabend in Berlin 4:2. Die Partie wurde von einem medizinischen Notfall überschattet.

Am heutigen Sonntag fand dann die Pokalsiegerfeier in Leipzig statt. Ab etwa 15:10 Uhr zeigten sich die Spieler und Trainer in Gruppen nacheinander auf dem Balkon des Alten Rathaus am Markt. zuvor hatten sie sich ins goldene Buch der Stadt Leipzig eingetragen.

Anschließend ging es über den Dittrichring und Jahnallee gemeinsam mit rund 10.000 Fans zum Stadion.

In Leipzig lief bereits am Samstag der Verkauf des 9-Euro-Tickets für Juni an – die Nachfrage war groß. Ob es wohl nun noch zu viel mehr Ansturm und Gedrängel in den Bussen und Bahnen kommt als ohnehin schon?

In Itzehoe soll ein Soldat der Bundeswehr Waffen und Sprengfallen gehortet haben.

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