In Leipzig startete heute das Modellprojekt Lastenrad. In den kommenden Monaten wird in der Stadt ein Mietsystem für Lastenräder ausprobiert. Außerdem: In dem ehemaligen KZ-Außenlager in der Kamenzer Straße in Leipzig-Schönefeld wurde heute eine Gedenkstele zur Erinnerung an die Menschen, die hier in den Jahren 1944 und ’45 unmenschliches Leid erlebten. Und die Sächsische Landesregierung hat einen Plan für den kommenden Corona-Herbst. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, dem 12. Juli 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Modellprojekt Lastenrad in Leipzig

Wer heute am Neuen Rathaus vorbeikam, konnte eine ganze „Flotte“ von Lastenrädern bestaunen, fein säuberlich aufgestellt auf dem Vorplatz des ehrwürdigen Gebäudes. Und nicht nur dort: Hintergrund der Aktion war die Vorstellung des Modellprojekts, in dessen Verlauf in den nächsten fünf Monaten die Vermietung von Lastenrädern getestet wird. Leipzigs Baubürgermeister Dienberg (Bündnis 90/Die Grünen) lud dazu am Nachmittag vor die „Mobilitätsstation 7“, den Bayerischen Bahnhof, ein.

Künftig sollen Nutzer/-innen die Räder, die an insgesamt 11 Mobilitätsstationen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten in der ganzen Stadt verteilt sind (hier eine Übersicht der Standorte), per App anmieten können. Insgesamt 30 Lastenräder sind verfügbar, davon auch einige mit Elektromotor sowie ein Inklusionstransportrad. Letzteres kann im LVB Service-Center in der Markgrafenstraße 2 ausgeliehen werden.

Vier Euro kostet die Stunde bzw. 4,60 Euro für ein Rad mit elektronischer Unterstützung. Der maximale Tagessatz beträgt 18 Euro. „Mit der Mobilitätsstrategie 2030 haben wir uns das Ziel gesetzt, den Stadtverkehr nachhaltiger und klimaneutraler zu gestalten. Transporträder sind hierfür ein wichtiger Baustein“, so Dienberg.

„Heute machen wir den ersten Schritt, allen Leipzigerinnen und Leipzigern den unkomplizierten und kostengünstigen Zugang zu Transporträdern zu ermöglichen.“

Clemens Schülke, Leiter des Wirtschaftsdezernats, ergänzt: „Wir wollten bewusst auch der Wirtschaft ein Angebot machen, daher haben wir das Bundesprojekt mit kommunalen Mitteln erweitert und zusätzliche Stationen an vier Gewerbehöfen und im Allee-Center Grünau im Stadtgebiet verteilt.“

Eine umfassendere Vorstellung des Modellprojekts gibt es hier von unserem Redakteur Ralf Julke.

Einweihung Gedenkstele in der Kamenzer Straße

Am ehemaligen KZ-Außenlager „HASAG Leipzig“ in der Kamenzer Straße 10–12 wurde heute Nachmittag die Gedenkstele eingeweiht, die künftig vor Ort an die Menschen erinnert, die hier unmenschliches Leid erfuhren.

Mit Texten, Fotografien und einem Gedicht einer Überlebenden wird die Geschichte des Ortes und seiner Opfer für die Öffentlichkeit dargestellt. Das Gebäude ist das einzige heute noch erhaltene bauliche Relikt eines KZ-Außenlagers im Stadtraum Leipzig.

Zwischen Juni 1944 und April 1945 befand sich das KZ-Außenlager „HASAG Leipzig“ in der Kamenzer Straße. Es war mit mehr als 5.000 weiblichen KZ-Gefangenen das größte Frauenaußenlager des KZ Buchenwald. Ab Herbst 1944 wurde außerdem ein Lager für 700 männliche KZ-Häftlinge eingerichtet.

Die Häftlinge wurden gezwungen, für den größten sächsischen Rüstungskonzern HASAG (Hugo Schneider AG) Waffen und Munition herzustellen. 

Vor Ort hielten Anja Kruse von der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, Oberbürgermeister Burkhard Jung und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Redebeiträge.

Unsere Redakteur/-innen Antonia Weber und Ralf Julke beschäftigen sich seit längerer Zeit mit der Geschichte des Ortes und der aktuellen Nutzung der Gebäude (nachzulesen unter anderem hier und hier). Antonia war außerdem vor Ort zur Einweihung der Gedenkstele, ein ausführlicher Bericht folgt.

Ein Plan für den Corona-Herbst

Die Sächsische Landesregierung hat heute den Herbstplan für das weitere Corona-Geschehen beschlossen. Derzeit steigen die Fallzahlen wieder an und momentan, auch in Hinblick auf die vergangenen zwei Jahre, ist wohl nicht davon auszugehen, dass die Anzahl der Neuinfektionen bis zum Herbst zurückgehen werden.

„Es könnte erneut zu einer angespannten Situation in der Gesundheitsversorgung sowie hohen Personalausfällen wegen Erkrankung oder häuslichen Betreuung der Kinder kommen. Je leichter die Infektionen mit SARS-CoV-2 verlaufen, desto weniger Schutzmaßnahmen werden erforderlich sein“, hieß es dazu von der Landesregierung.

Umso wichtiger, schon jetzt zu wissen, wo die Reise hingehen wird: Wie die Landesregierung mitteilte, einigte man sich auf die Orientierung an drei möglichen Szenarien.

Eins, zwo, drei

Bei der Einstufung orientiert man sich im Freistaat an drei möglichen Szenarien des Expert/-innenrates der Bundesregierung. Diese sehen zum ersten die „Variante Light“ mit milden Krankheitsverläufen, in welcher Schutzmaßnahmen (Kontaktreduzierung, Masken, Abstand in Innenräumen) nur für Risikogruppen notwendig wären. Für alle Menschen werden die Maßnahmen wieder notwendig, sollte sich das „Basisszenario“ einstellen.

Das bedeute eine unveränderte Krankheitsbelastung sowie die „moderate“ Belastung der Krankenhäuser. Sollten diese jedoch wieder an die kritische Versorgungsgrenze (schwerer Krankheitsverlauf, hohe Ausbreitungsrate) geraten, wären strenge Schutzmaßnahmen und Kontaktbeschränkungen notwendig. Die Regelungen würden (vorerst) bis ins Frühjahr 2023 gelten.

„Zentral ist die kontinuierliche Beobachtung des Pandemiegeschehens in drei Dimensionen: Infektionsdynamik, Gefährdungspotenzial und Leistungsfähigkeit der Versorgungseinrichtungen. Damit können schnell besorgniserregende Entwicklungen erkannt werden, um davon ausgehend Schutzmaßnahmen abhängig vom eintretenden Szenario rechtzeitig zu ergreifen“, so die Regierung. 

Dazu zählten auch die flächendeckende, schnelle Durchführung weiterer empfohlener Auffrischungsimpfungen. Die Hauptverantwortung dafür liegt bei der niedergelassenen Ärzteschaft, Betriebsärzten und Krankenhäusern, unterstützt von den Apotheken, Zahn- und Tierärzten. Zudem gibt es weiterhin als Ergänzung 13 staatliche Impfstellen, die im Herbst personell aufgestockt werden können.

Sozialministerin Petra Köpping (SPD) blickt mit Zuversicht in den Herbst: „Wir sind sehr gut auf steigende Fallzahlen vorbereitet. Wir orientieren uns an den drei möglichen Szenarien des ExpertInnenrates der Bundesregierung. In jedem Szenario setzen wir uns folgende Ziele: Verhinderung der Überlastung des Gesundheitssystems und der kritischen Infrastruktur, Schutz vulnerabler Gruppen und Vermeidung gesundheitlicher Spätfolgen, insbesondere Post-/Long-COVID.“

Kitas und Schulen bleiben im Regelbetrieb

Währenddessen verkündete Sachsens Bildungsminister Christian Piwarz (CDU), dass der Schulbetrieb im kommenden Schuljahr 2022/23 sowie der Betrieb der Kindertagesstätten ohne Einschränkungen stattfinden wird.

„Natürlich müssen wir das Infektionsgeschehen an Schulen und Kindertageseinrichtungen sorgsam verfolgen. Sollte sich das Pandemiegeschehen im Herbst erneut verstärken, wird mit Augenmaß und nach Abwägung aller zu berücksichtigenden pädagogischen und infektiologischen Gesichtspunkten über die mögliche Wiedereinführung von Schutzmaßnahmen entschieden“, so Piwarz.

Test- und Maskenpflicht kämen demnach nur dann zum Einsatz, wenn auch der Rest der Gesellschaft dazu verpflichtet wäre (siehe Szenarien weiter oben).

Falls eine Maskenpflicht gesetzlich möglich gemacht werde, sollen Grund- und Förderschulen davon ausgenommen werden. Aus pädagogischen Gründen und angesichts der mittlerweile gefestigten medizinischen Einschätzung zu seltenen Corona-Erkrankungen bei Kindern sei laut Ministerium eine Maskenpflicht für Grundschüler im Herbstplan nicht vorgesehen.

Verkorkste Bildung, Solidarität der UKL-Beschäftigten und Mahnwache für Stadtnatur

Worüber die LZ heute berichtet hat: Auf der LZ ging es heute um Sachsens verkorkstes Bildungssystem, um die Abwägung zwischen Auto-Stellplätzen und gut ausgebauten Fußwegen in der Gutshofstraße und um die von den Grünen geforderten Nachbesserungen im Leipziger Energie- und Klimaschutzprogramm

Was heute außerdem wichtig war: Die Beschäftigten des Leipziger Universitätsklinikums zeigten sich heute solidarisch mit ihren Kolleg/-innen an den Unikliniken in Nordrhein-Westfalen. Dort kämpfen Klinikmitarbeiter/-innen seit Wochen für bessere Arbeitsbedingungen. 

„[D]ie Klinikleitung ist nicht bereit, den Forderungen nachzugeben und die Pflegebedingungen für Beschäftigte und Patient:innen zu verbessern, stattdessen klagen die Arbeitgeber gegen den Streik und versuchen das Streikrecht einzuschränken.
Deshalb rufen wir alle dazu auf, euch mit den Streikenden zu solidarisieren und am Dienstag zusammen mit uns am Uniklinikum eure Solidarität zum Ausdruck zu bringen“, hieß es in dem Aufruf zur heutigen „Leipziger Aktion“.

Die Beschäftigten des UKL solidarisieren sich mit ihren streikenden Kolleg/-innen in NRW. Foto: Tobias Möritz

Was morgen passieren wird: Für den morgigen Mittwoch hat der NABU Leipzig von 17 bis 18 Uhr eine „Mahnwache für die Stadtnatur“ an der Brachfläche in der Bremer Straße angemeldet. „Wir protestieren gegen die unzeitgemäße Betonpolitik der Stadtverwaltung, gegen die unzähligen unaufhörlichen Abholzungen“, heißt es im Aufruf zur Veranstaltung.

Der Verband möchte damit auf den fortschreitenden Verlust der Biodiversität aufmerksam zu machen. „Noch gibt es in der Stadt Orte der Biologischen Vielfalt, doch einer nach dem anderen ist von rücksichtsloser Bebauung bedroht.“

Außerdem findet am morgigen Mittwoch sowie am Donnerstag die letzte Ratsversammlung vor der Sommerpause statt. Die Tagesordnung gibt es hier.

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