Die Großdemonstration nahe Lützerath und die Zusammenstöße von Polizei und Demonstrierenden bestimmten an diesem Wochenende klar die Schlagzeilen. Auch in Leipzig gingen mehrere Tausend Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit den Klimaaktivisten zu zeigen. In Chemnitz wurde mit einer Fake-Flyeraktion gegen eine Asylunterkunft Stimmung gemacht. Und fünf Leipziger Handballer sind bei der Weltmeisterschaft im Einsatz. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende des 14./15. Januar 2023 in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Solidaritäts-Demonstration für Lützerath in Leipzig

Wie sehr das Thema Klimaschutz und Lützerath auch die Menschen in Leipzig beschäftigt, zeigte eine Solidaritäts-Demo am Samstag. Angemeldet waren 400 Teilnehmende, doch am Ende kamen weit über 2.000 Menschen in die Stadt. Das Leipziger Bündnis „Lützerath lebt!“, welches die Veranstaltung organisierte, spricht in seiner Pressemitteilung sogar von 3.000 Demonstrierenden.

„Wir gehen heute auf die Straße, um unsere Solidarität mit den Menschen auszudrücken, die in Lützerath gerade in diesem Augenblick gegen die Überschreitung der 1,5 Grad-Grenze kämpfen“, hieß es zur Eröffnungskundgebung am Willy-Brandt-Platz. Dort folgten knapp eine Stunde lang weitere Redebeiträge – vom Kinderarzt bis zur Offenen Anarchistischen Vernetzung war alles dabei, inklusive eines Beitrages, der direkt aus Lützerath geschickt worden war.

Angeführt vom Frontbanner mit der Aufschrift „Lützerath schützen. Kohleausstieg 2030. Alle Dörfer bleiben.“, setzte sich der Zug dann durch die Innenstadt in Bewegung. Über den Roßplatz führte der Weg zum Wilhelm-Leuschner-Platz, wo schließlich die Abschlusskundgebung mit Musik und weiteren Redebeiträgen stattfand.

Solidaritäts-Demonstration für Lützerath in Leipzig, 14. Januar 2023. Foto: Birthe Kleemann
„Lützi lebt“ – Leipzig zeigt Solidarität mit Lützerath. Foto: Birthe Kleemann

In einem Poetry Slam wurde dabei in Worte gefasst, was wohl die meisten der Teilnehmenden als Fragen in sich tragen: „Ich verstehe nicht, wieso wir die Energiewende nicht endlich umsetzen und stattdessen weiterhin unseren Planeten ausbeuten. Ich verstehe nicht, wie wir Menschen unser eigenes Grab schaufeln und beim Schaufeln auch noch selbst hineinfallen. Und dieses Grab, das wir schaufeln, wird immer größer, wie dieses hässliche große Loch bei Lützerath uns zeigt.“

Gewalt überschattet Großdemonstration nahe Lützerath

Darüber, wie viele Klimaaktivisten am Samstag in Keyenberg, dem Nachbarort von Lützerath, demonstrierten, gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Während die Polizei die Zahl von etwa 15.000 angab, sprach „Fridays for Future“ von über 35.000 Menschen vor Ort.

Begleitet wurde die Großdemonstration auch von hässlichen Gewaltszenen, die zahlreiche, teils schwere Verletzungen zur Folge hatten. Die Polizei vermeldet über 70 Verletzte in den eigenen Reihen. Auf Seiten der Demonstrierenden soll es sich um eine „hohe zweistellige bis dreistellige Zahl“ handeln, wie eine Sprecherin des Sanitäterdienstes auf tagesschau.de zitiert wird. Durch Schläge und Pfefferspray-Einsatz habe es besonders viele Kopfverletzungen gegeben.

Die Lage sei eskaliert, als zahlreiche Teilnehmende versucht hatten, die Polizeiketten zu durchbrechen, um nach Lützerath und der Abbruchkante des Tagebaus zu gelangen. Wer Polizeiketten durchbreche und den Aufforderungen nicht Folge leiste, dem müsse man zunächst unterstellen, ganz bewusst und vorsätzlich die Auseinandersetzungen mit der Polizei gesucht zu haben, so Polizeisprecher Andreas Müller gegenüber dem WDR.

Dass Lützerath weit über die Grenzen Deutschlands hinaus wahrgenommen wird, zeigt unter anderem diese Solidaritätsbekundung aus Uganda:

Erneut Hetze gegen geplante Asylunterkunft in Chemnitz

Ab nächster Woche sollen um die 300 Menschen die Asylunterkunft in Chemnitz-Einsiedel beziehen. Wie die Landesdirektion mitteilt, handelt es sich dabei um afghanische Ortskräfte. Im Vorfeld sind nun in der Stadt Flyer aufgetaucht, welche die Stimmung gegen diese Menschen aufheizen sollen.

Wie der MDR berichtete, handelt es sich um Faltblätter, die den Anschein erwecken, als seien sie eine offizielle Publikation der Stadtverwaltung Chemnitz. Zitaten wie „Ziel dieser Initiative ist es, die überalternde Bevölkerung europäischer Nationen sukzessive durch Migrant*innen zu ersetzen“, zeigen jedoch den wahren Geist hinter dieser Aktion.

Die Stadt Chemnitz distanziert sich ausdrücklich von diesen Inhalten und prüft nun rechtliche Schritte. Schon als im Oktober die Landesdirektion ihre Pläne bekannt gegeben hatte, in dem ehemaligen Pionierlager Einsiedel wieder Asylsuchende unterbringen zu wollen, hatte es einen Protestzug von rund 120 Menschen gegeben. Ausgangspunkt war ein Infostand der vom Verfassungsschutz beobachteten rechtsextremistischen Partei „Freie Sachsen“.

Daumendrücken für Leipziger WM-Handballer

Die deutsche Nationalmannschaft hat vor wenigen Minuten im polnischen Katowice auch ihr zweites Vorrundenspiel der Handball-Weltmeisterschaft gewonnen. In einer spannenden und bis zum Ende knappen Partie besiegte das DHB-Team die Mannschaft aus Serbien mit 34:33. Bereits zur Halbzeit stand eine enge 19:17-Führung zu Buche.

Ihr Auftaktspiel hatten die Deutschen am Freitag gegen Katar bereits mit 31:27 gewonnen. Einen Treffer steuerte auch Luca Witzke bei. Der Rückraumspieler ist neben Simon Ernst einer von zwei Akteuren des SC DHfK Leipzig, die von Bundestrainer Alfred Gislason in den WM-Kader berufen wurden. Mit Maciej Gebala (Polen), Kristian Saeveras (Norwegen) und Viggó Kristjansson (Island) stehen drei weitere Leipziger bei der Weltmeisterschaft auf der Platte.

Die Auftritte der Lokalmatadoren werden entsprechend auch in Leipzig mit großem Interesse verfolgt. Der SC DHfK lädt die Handballfans jeweils zum Public Viewing in die Sportsbar der Arena Leipzig, der Heimspielstätte der Grün-Weißen. Gemeinsames Handballschauen, bei dem auch Spieler des SC DHfK persönlich anwesend sind, wird es dort auch am Dienstag (17. Januar) geben, wenn die DHB-Sieben im letzten Vorrundenspiel auf Algerien trifft. Anwurf ist 18 Uhr.

Luca Witzke (SC DHfK) am Ball. Foto: Jan Kaefer (Archiv)
Luca Witzke (SC DHfK) am Ball. Foto: Jan Kaefer (Archiv)

Worüber die LZ am Wochenende außerdem berichtet hat:

über noch immer zu hohe Hürden für Bürgerbegehren und Bürgerentscheide

über die Bilanz des Ordnungsamtes zur auslaufenden Maskenpflicht in Bus und Bahn

über eine Studie darüber, warum es konstruktiven Journalismus braucht

über die Forderung der Grünen, Silvesterfeuerwerk stärker zu reglementieren

über eine Karte, die zeigt, wie Deutschland der Nachwuchs ausgeht

über einen Grünen-Antrag zur Nutzung der Klimamillion für Leipzig

über eine Solidaritätsveranstaltung für Julian Assange

Was am Wochenende noch wichtig war: Bei einem Flugzeugabsturz in Nepal sind viele Menschen ums Leben gekommen. An Bord der zweimotorigen Maschine waren laut Passagierliste 72 Personen. Noch ist unklar, ob es Überlebende gibt. Wegen einer steilen Schlucht gestaltet sich die Suche sehr schwierig.

US-Präsident Joe Biden hat für Kalifornien den Notstand ausgerufen. Der Bundesstaat war in den letzten Wochen wiederholt von Starkregen, Schnee und Stürmen heimgesucht worden. Heftige Regenfälle haben am Samstag für Überschwemmungen gesorgt, von denen etwa 26 Menschen betroffen sind.

Für Aufregung sorgte ein Aufruf eines Stromnetzbetreibers, der die Menschen in Baden-Württemberg anhält, an diesem Sonntagabend ihren Stromverbrauch zu reduzieren. Damit soll ein Engpass vermieden werden.

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