Am Samstagnachmittag fanden in Leipzig mehrere Demos statt, unter anderem ein Aufzug zum „Tag der politischen Gefangenen“, der abends im Süden unterwegs war. Hier kam es laut Polizei zu Vermummungen und dem Abbrennen von Pyrotechnik. In der Leipziger Villa beging die Ahmadyyia Muslim Jamaat ihren Empfang zum 100. Jubiläum in Deutschland. Und: Sachsens Wirtschaftsminister Dulig fordert einen Studentenrabatt beim 49-Euro-Ticket. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 18./19. März 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Kleine Gruppe marschiert nach Connewitz

Der Samstag wurde in Leipzig ab dem Nachmittag wieder mal durch diverse Demonstrationen bestimmt. Zunächst hatte die Initiative „Wir sind alle LinX!“ ab 14 Uhr dazu aufgerufen, auf den Wilhelm-Leuschner-Platz zu kommen, um dort unter anderem „solidarische Grüße in die Knäste“ zu schicken, wie es vorab auf Twitter hieß – eine Anspielung auf den „Tag der politischen Gefangenen.“

Eine kleine, überwiegend dem „Frauenkollektiv“ (FKO) bzw. der „Internationalen Jugend“ zugerechnete Gruppe von 29 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bewegte sich zudem von der City über die Karl-Liebknecht-Straße in Richtung Connewitz, unter anderem mit einem Transparent „Freiheit für alle sozialen und politischen Gefangenen! Kriminell ist das System!“ Einige Intifada-Rufe stießen dabei in Connewitz auf klar vernehmbaren Widerspruch. Die Teilnahme von Personen dieses Spektrums war in sozialen Medien schon vorab ein umstrittenes Thema.

Demos und kleinere Zwischenfälle im Süden

Kurz nach offiziellem Ende dieser Demo wiederum gab es eine weitere Versammlung der „Aktion Antifa Leipzig“, die vorab für 18 Uhr in der Connewitzer Herderstraße angezeigt war . Unter dem Slogan „Antifa in die Offensive“ setzte sich gegen 18:15 Uhr ein Aufzug auf der Wolfgang-Heinze-Straße Richtung Johannes-R.-Becher-Straße in Bewegung, hier nahmen nach Angaben der Polizei etwa 250 Personen teil.

Gegen 20:10 Uhr war die Versammlung beendet, wobei die Polizei sie zwischendurch gestoppt hatte – laut ihrer Aussage hatten sich Teilnehmer vermummt, außerdem sei Pyrotechnik abgebrannt und ein Gegenstand in Richtung der Polizeibeamten geworden worden. Verletzt wurde niemand.

Eine Spontanversammlung unter dem Motto „Gegen Einschränkung der Versammlungsfreiheit“ endete dann 20:35 nach nur wenigen Minuten. Im Nachgang kam es in Connewitz wegen des Vorwurfs der Vermummung zu Maßnahmen der Polizei und zu Identitätsfeststellungen, aus denen die letzten Betroffenen gegen 21:40 Uhr entlassen waren. Die Polizei spricht trotz mehrerer eingeleiteter Ermittlungsverfahren von einem „weitestgehend“ friedlichen Verlauf.

In der City marschierten zudem am Samstagnachmittag etwa 30 dem Spektrum der montäglichen Demos zugeordnete Personen unter dem Motto „Frieden, Freiheit, Souveränität!“

Ahmadyyia laden zum Jubiläumsempfang

In Berlin wurde 1923 erstmals der Grundstein für eine Ahmadyyia-Moschee gelegt. 100 Jahre später ist die kleine, islamische Religionsgemeinschaft längst Teil des spirituellen Lebens in Deutschland, sie besitzt bundesweit rund 50.000 Mitglieder (Leipzig und Umland: etwa 100) und hat sowohl in Hessen als auch Hamburg den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie gilt als konservativ-liberal in ihrer Ausrichtung.

Einer breiteren, lokalen Öffentlichkeit wurde die Gemeinschaft spätestens Ende 2013 bekannt, als die Ahmadyyia Muslim Jamaat ihre Pläne zum Bau einer kleinen Moschee in Gohlis bekanntgab – was damals ebenso zu viel Zuspruch wie auch übler Anfeindung von rechts führte. Realisiert sind die Pläne für das Gotteshaus an der Georg-Schumann-Straße bis heute nicht, doch liegt seit Oktober 2021 eine Baugenehmigung vor. Zuletzt kam nach Baumfällarbeiten auf dem Grundstück wieder Bewegung in die Sache.

Umer Rashid Malik und Holger Mann.
Umer Malik (l.), Imam und Theologe, und Holger Mann (MdB) beim Empfang am Samstag. Foto: Lucas Böhme

Zum Jubiläumsempfang in der Leipziger Villa wurden am Samstagnachmittag mehrere Grußworte verlesen, als Gast hielt der Leipziger Bundestagsabgeordnete Holger Mann (44, SPD) eine Ansprache. Auch wurde ein Video zur Geschichte der Ahmadyyia in Deutschland präsentiert.

Der Moscheebau in Gohlis indes werde weiter verfolgt, ein Termin für den Baubeginn stehe aber noch nicht fest, hieß es auf der Veranstaltung. Die LZ recherchiert derzeit und hat die Thematik im Blick.

Deutschlandticket: Dulig will Studentenrabatt

Ab Mai gilt offiziell das 49-Euro-Ticket für ganz Deutschland, dessen Vorverkauf startet bereits in Kürze, zum 3. April. So weit, so gut – doch was ist eigentlich mit den Studierenden Sachsens?

Denn laut Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (49) besäßen etwa 90 Prozent von ihnen ein ÖPNV-Abo, das aber in der Regel auf Sachsen bzw. einen Verkehrsverbund begrenzt ist. Als sinnvoll erachtet der 49-jährige Minister daher eine Verbilligung des Deutschlandtickets für Studentinnen und Studenten. Dieses solle parallel zum bestehenden Semesterticket gültig sein, zehn Prozent weniger kosten und als sogenanntes „großes Semesterticket“ angeboten werden.

Der Effekt: Mit dem Preisnachlass könnten viele Abonnenten auch an Hochschulstandorten ohne angebotenes Semesterticket dazugewonnen werden. Ohne Vergünstigung könnten dagegen viele Studenten ihr Abo kündigen, so die Befürchtung.

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:

Regionalliga: Niederlage gegen Energie Cottbus wirft 1. FC Lok Leipzig aus Aufstiegsrennen

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Was sonst noch wichtig war:

Die innerparteilich und allgemein umstrittene Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht (53) denkt offenbar über die Gründung einer neuen Partei nach.

Kalenderblatt:

Heute vor 20 Jahren begannen die USA ihren Angriff auf den Irak und das damalige Regime des später hingerichteten Diktators Saddam Hussein. Der völkerrechtswidrige Angriff der USA unter Präsident George W. Bush zeitigte damals schreckliche Folgen, die zum Teil bis heute nachwirken.

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