Am Samstagnachmittag fanden in Leipzig mehrere Demos statt, unter anderem ein Aufzug zum โTag der politischen Gefangenenโ, der abends im Sรผden unterwegs war. Hier kam es laut Polizei zu Vermummungen und dem Abbrennen von Pyrotechnik. In der Leipziger Villa beging die Ahmadyyia Muslim Jamaat ihren Empfang zum 100. Jubilรคum in Deutschland. Und: Sachsens Wirtschaftsminister Dulig [โฆ]
Schon zu Beginn der Corona-Pandemie im Mรคrz 2020 stand eine Frage warnend am Horizont: Kรถnnen der Rechtsnationalismus im Gewand der AfD, der โReichsbรผrgerโ und anderer rechtsextremistischer Gruppierungen wie der โDritte Wegโ von der Corona-Krise und den absehbaren Einschrรคnkungen des รถffentlichen Lebens profitieren? Schon bei den ersten Protesten gegen Corona-Schutzmaรnahmen von Gruppen wie โWiderstand 2020โ und โQuerdenkenโ im Frรผhsommer 2020 wurde deutlich: Die Grenzen zwischen denen, die mit den Maรnahmen der Bundes- und Landesregierungen nicht einverstanden waren, und dem organisierten Rechtsextremismus sind flieรend.
So richtig einordnen mag und kann das abschlieรend noch niemand, doch erste Vermutungen geistern herum. Am Abend des heutigen 16. Dezember 2021 zirka 22 Uhr gab es Bรถllerwรผrfe, zwei Schafskรถpfe und einen Zettel vor dem LinXXnet, dem Landtags-Abgeordnetenbรผro Juliane Nagel (Die Linke) in der Brandstraรe. Anschlieรend knallte es noch vor dem wenige Meter weiter stadtauswรคrts liegenden โConne Islandโ. Die Polizei ist zur Stunde noch vor Ort und untersucht die Spuren.
Weihnachten rรผckt nรคher โ und die COVID-19-Pandemie macht keine Pause. Sachsens Ministerprรคsident Michael Kretschmer sieht zumindest einen vorsichtigen Grund fรผr โLicht am Ende des Tunnelsโ, doch bei der kรผnftigen Pandemie-Entwicklung ist es etwas ganz anderes, was Fachleuten Sorgen bereitet. Wรคhrenddessen ist in Leipzigs linker Szene eine Diskussion aufgekommen, nachdem bei dem gestrigen Aufzug im Leipziger Osten auf der Hermann-Liebmann-Straรe unter anderem eine Moschee attackiert worden war. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, dem 14. Dezember 2021, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.
Wenn sich die ersten Informationen des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) bestรคtigen, ist wohl festzuhalten: Aus Worten werden nun mal Taten. Seit heute ist zumindest klar: bei der Suche nach dem oder den Tรคtern des Angriffs vom Montag, 26. September 2016, kurz vor bzw. kurz nach 22 Uhr auf eine Dresdner Moschee in der Hรผhndorfer Straรe, sind die Ermittler nun laut einem mittlerweile bestรคtigten Bericht der BILD-Zeitung auf Nino K. gekommen. Er steht im Verdacht, mittels einer Spreng- oder Brandvorrichtungen zwei Anschlรคge gegen die Moschee und das Kongresszentrum am Ostra-Ufer verรผbt zu haben. Am 13. Juli 2015 hielt Nino K. noch eine flammende Rede bei Pegida, beklatscht von Bachmann fรผr den Frieden und gegen den Islam, die โfaulen Afrikanerโ und Angela Merkel.
Mehr als zwei Jahre nach einem islamfeindlichen Vorfall auf dem Gelรคnde der geplanten Moschee in Gohlis mit aufgespieรten Schweinekรถpfen kam es nun erneut zu einem รคhnlichen Akt. Damit zeigt sich wieder einmal, dass auch im vermeintlich weltoffenen Leipzig Rassismus weiterhin ein groรes Problem darstellt.
Am Dienstagabend diskutierten geladene Gรคste und 50 Interessierte รผber den geplanten Moscheebau in Gohlis. Nach den Rรผckschlรคgen und rassistischen Protesten der vergangenen beiden Jahre geht das Projekt nun in die entscheidende Phase.
Wird sie groร, wird sie eher klein? Werden die Minarette die Dรคcher รผberragen? Wird es laut an der Georg-Schumann-Straรe, wenn die Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde zum Gottesdienst kommen? Wo stellen sie ihre Autos ab? - Fragen รผber Fragen beschรคftigten die Leipziger รffentlichkeit seit Bekanntwerden der Bauplรคne fรผr die Moschee in Gohlis. Jetzt ist der Architektenwettbewerb entschieden.
Geschichte wiederholt sich nicht. Aber sie wird in neuen Tonarten angestimmt. In Berlin Pankow-Heinersdorf wurde 2006 รผber den Bau einer Moschee der Ahmadiyya-Gemeinschaft heftig diskutiert. Die Texte von Berlin werden in eine verwandte Situation in Leipzig gesprochen. Es geht um die szenische Aufarbeitung des Moscheebaus, der nun in neuer Tonart in Gohlis spielt und in der Gohliser Friedenskirche aufgefรผhrt wird. Die ganze Kirche wird zur Bรผhne, auch die Kanzel und der Altar sind einbezogen. Letzte Auffรผhrung ist am 5. Juni. Im Anschluss gibt es ein moderiertes Gesprรคch zum Stรผck.
Geschichte wiederholt sich nicht. Aber sie wird in neuen Tonarten angestimmt. In Berlin Pankow-Heinersdorf wurde 2006 รผber den Bau einer Moschee der Ahmadiyya-Gemeinschaft heftig diskutiert. Kolja Mensing und Robert Thalheim hatten damals Interviews mit den streitenden Gruppen gefรผhrt. Daraus ist ein Theaterstรผck entstanden. "Moschee DE" wurde 2010 in Hannover uraufgefรผhrt. Nun wird es in Gohlis aufgefรผhrt. Auch hier wird gerade eine Moschee geplant.
Gut Ding will Weile haben - auch eine Moschee in Gohlis. Eigentlich kein groรes Projekt. Es soll ja eher eine kleine Moschee werden, die die Ahmadiyya Gemeinde an der Georg-Schumann-Straรe bauen will. Doch eine - sagen wir mal - eigentรผmliche Bรผrgerintitiative "Gohlis sagt Nein" machte 2014 gegen die Moschee mobil und sammelte besonders im rechtsextremen Milieu Unterschriften dagegen. Leipzigs CDU tat sich schwer mit dem Projekt. Jetzt bekam sie mal wieder Antworten.
Ein Hausbesuch bei der muslimischen Gemeinschaft Ahmadiyya. Gegrรผndet von einem Mann, der im 19. Jahrhundert den Anspruch vertrat, der verheiรene Messias zu sein. Das trennt Ahmadiyya von anderen Muslims, die in Mohammed den letzten Propheten sehen. Eine in Pakistan verfolgte Gruppe. Die Wohnung ist zu klein fรผr die 60 Mitglieder. Deshalb wollen sie in Gohlis bauen. Noch gibt es Streit mit dem Nachbarn. Doch gibt es wirklich Grund zur Sorge?
Katrin Viola Hartung ist zurรผck. Die CDU-Kommunalpolitikerin meldete sich nach mehrmonatiger Abstinenz Ende Januar in der WDR-Talkshow "Domian" wieder zu ihrem Leib- und Magenthema zu Wort: Dem Bau der geplanten Ahmadiyya-Mosche in Leipzig-Gohlis. Nun allerdings nur mรผhsam anonym als "Maja" zum Thema "Tabus brechen". Politisch natรผrlich, nicht sexuell, wie sie zu Beginn betont.
Die Tat war widerlich: In der Nacht zum 15. November 2013 spieรten Islam-Hasser am Standort der geplanten Ahmadiyya-Moschee Schweinskรถpfe auf Holzpfรคhle. Die Unbekannten zรผndeten eine Mรผlltonne an und verkippten Schweineblut. Der mediale Aufschrei war riesig, die meisten Leipziger empรถrt. Die Staatsanwaltschaft hat die Tรคter noch immer nicht ermittelt.
Die Facebookseite "Gohlis sagt Nein!" gehรถrt offensichtlich zur Strategie, welche Teile des NPD-Nachwuchses seit nun รผber einem Jahr im Netz vor allem aus Wahlkampfgrรผnden verfolgten. Und sie ist die grรถรte ihrer Art. Eine anonym gefรผhrte Facebookseite, welche eine "Bรผrgerinitiative" reprรคsentieren soll und lรคngst durch Neonazis dominiert ist. รber die Seite selbst wurde schon mehrfach unter Anderem im Zusammenhang mit dem "Schweinekopfanschlag" auf das Baugelรคnde der zukรผnftigen Ahmadiyya-Moschee in Gohlis berichtet. Nun haben sich mutige Gohliser ein Herz gefasst. Und eine Strafanzeige gegen die Betreiber der Seite gestellt. Warum die Leipziger Polizei nicht schon lรคngst ermittelte, bleibt hingegen eine offene Frage.
Manchmal fragt man sich ehrlich, ob ein Thema noch ein Thema ist. Mit dem weit vor einem etwaigen Baubeginn im Jahre 2015 liegenden Bekanntwerden der Plรคne der Ahmadiyya-Gemeinde, eine Moschee in der Georg-Schumann Straรe zu errichten, wurden alle Fragen dieses Vorhabens debattiert. Seit Oktober 2013 wurde so in Leipzig รผber bundesdeutsches und sรคchsisches Baurecht, die Ahmadiyya-Gemeinde selbst, Volksentscheidmรถglichkeiten und natรผrlich den Untergang des Abendlandes diskutiert. Die "besorgten Bรผrger", welche sich deutschlandweit auf Facebook zusammenrotteten und gegen "den Islam" hetzten, laufen seither unter Fรผhrung der NPD. Das mรถchte die AfD offensichtlich รคndern und vergiftet nun selbst die Atmosphรคre in Leipzig.
Fรผr gewรถhnlich, so betonte Baubรผrgermeisterin Dorothee Dubrau, gehe man mit einem Bauvorbescheid nicht an die Presse. Aber in Sachen der von der Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde geplanten Moschee am Standort Georg-Schumann-Straรe 27 hat sie am Donnerstag, 4. September, mal eine Ausnahme gemacht. Das Thema bewegt die Leipziger seit 2013. Und wird es wohl auch ein Weilchen tun. Mindestens, bis diese kleine Moschee in Gohlis steht.
Seit dem 3. Mai ist die Diskussion rings um den Moscheebau in Gohlis wieder aufgeflammt. Weniger, weil die Ahmadiyya-Gemeinde selbst Anlass dazu gegeben hรคtte, eher durch eine Wortmeldung von Solveig Prass und der CDU via "Bild". Es wรผrden schwere Probleme anstehen, orakelt in ihrer heutigen Ausgabe auch die LVZ, der Verfassungsschutz meldet unterdessen problematische Aussagen seitens einer salafistischen Gemeinde um den Imam Hassan Dabbagh. Gefragt hat die L-IZ am 3. Mai 2014 alle Beteiligten in schriftlicher Form. Said Ahmed Arif, Imam der Ahmadiyya Muslim Gemeinden, Berlin/Leipzig hat geantwortet, wรคhrend sich Hassan Dabbagh und Solveig Prass seither in Schweigen hรผllen.
Es ist Wahlkampf. Fรผr Frรผhaufsteher Landtagswahlkampf, fรผr Last-Minute-Punkter parallel Leipziger Kommunalwahldebatte. Bei Abgeordneten mit geringer Themenbreite eine Zeit, in der man dennoch irgendwie auffallen muss. Dachte sich wohl auch Landtagsabgeordneter und Stadtrat Wolf-Dietrich Rost von der nรถrdlichen CDU Leipzig. Pรผnktlich zur Stadtratssitzung verlangt er in einer Anfrage Auskunft zur "erwarteten bodenrechtlichen Spannungen" (vulgo Unruhe) rings um den geplanten Bau der Ahmadiyya-Moschee in Gohlis. Nehmen ihn Bauordnungsamt und die Ahmadiyya-Gemeinde ernst, kรถnnte die Moschee grรถรer als bislang geplant gebaut werden.
Alexander Kurth (NPD) stรผrmt gegen 14 Uhr in den Ratssaal, versucht die Unterstรผtzerunterschriften gegen den Moscheebau an den Mann zu bringen. Der Mann heiรt Burkhard Jung und war durch eine Nebentรผr in den Ratssaal gekommen. Drauรen vor der Tรผr Rufe der Gegendemonstranten, Feuerwehrleute irgendwie zwischen den Fronten und ein groรes Wahlbanner der NPD. Die "Bรผrgerinitiative" mit Parteienwerbung im Rathaus.
Nachdem das NPD-nahe Bรผndnis "Leipzig steht auf" aus Moscheebau- und Asylbewerbergegnern fรผr den Montag, den 3. Februar eine Kundgebung in Sichtweite der Notunterkunft Schรถnefeld angemeldet hat, รผberschlagen sich bereits in dieser Woche die Ereignisse. Wรคhrend die Schรถnefelder Kirchgemeinde zu einem gemeinsamen Friedensgebet aufruft, lassen die Gegendemonstranten nunmehr prรผfen, ob die beantragten Fackeln des Bรผndnisses zulรคssig sind. Unterdessen schreibt das Stadtmagazin Kreuzer in einem Bericht den Klarnamen des Seitenbetreibers von "Leipzig steht auf" offen ins Netz. Und verstรคrkt so nochmals die Beziehungsdarstellung zwischen der vorgeblichen Elterninitiative und NPD.
Die angebliche Elterninitiative "Leipzig steht auf" steht offensichtlich programmatisch der Neonazi-Szene nahe. Derzeit mobilisiert sie im Internet fรผr den 3. Februar zu einer Kundgebung "gegen Minderheiten-Politik im Rathaus". Unter einem demokratischen Scheinanstrich richtet sich die Veranstaltung inhaltlich sowohl gegen eine Einrichtung des offenen Strafvollzugs in Reudnitz, die Flรผchtlingsnotunterkunft in Schรถnefeld und die geplante Moschee in Gohlis. Seit 2013 die Lieblingsthemen Leipziger Neonazis, die die Initiative durch bewusste รberhรถhungen zu den drรคngenden Fragen unserer Zeit stilisiert.
Zwischen dem ersten Teil des viel debattierten L-IZ-Stadtgesprรคches zum Thema "Religionen" und Teil 2 ist etwas Zeit vergangen. Mit den Weihnachtsfeiertagen und dem Anbruch des neuen Jahres vielleicht sogar wertvolle Zeit der Besinnung. Anlass des Gesprรคches war unter Anderem der geplante Moscheeneubau der Ahmadiyya-Gemeinde in Gohlis, aber auch die generelle Frage, wie weltoffen und aufgeklรคrt die Leipziger Bรผrger mit den Themen Religionen in der Messestadt umgehen.
Mitte Oktober begann es im Netz zu brummen. Widerstand regte sich gegen den Moscheebau der Ahmadiyya-Gemeinde in Leipzig-Gohlis. Anfang November dann schaute noch flott die NPD vorbei und die Stimmung wurde noch etwas gereizter. Wรคhrend sich bis heute auf der Facebookseite der angeblichen Bรผrgerinitiative "Gohlis sagt Nein" - zum Moscheebau, dem Islam und zu allen, die Themen gern differenzierter angehen - sich mehr oder minder nur gegenseitig in ihren Vorurteilen bestรคtigen, haben Mogul TV und die L-IZ zu einem Gesprรคch รผber Religion, die Ahmadiyya-Gemeinde und das ganze Drumherum ins Leipziger Hotel 3 Linden eingeladen.
Dr. Roman Gรถtze (38) ist Fachanwalt fรผr Verwaltungsrecht, welcher bereits buddhistische Tempelbauten betreute und die Sachlage rings um die Moschee aus juristischer Sicht beschreiben kann. Denn der Gohliser befasst sich tรคglich mit baurechtlichen Fragestellungen, ist Fachautor und Lehrbeauftragter an der Universitรคt Leipzig und von Leipzig aus bundesweit tรคtig. Seit รผber 12 Jahren lebt er selbst in dem Stadtteil, in welchem die Ahmadiyya-Gemeinde ihre Moschee errichten mรถchte. L-IZ sprach mit ihm รผber das Moscheeprojekt und bat um eine fachliche Stellungnahme zu den immer wiederkehrenden (bau-)rechtlichen Einwรคnden.
Ein wenig hat sich zumindest offiziell die Leipziger FDP bislang schon beim geplanten Moscheebau in Leipzig-Gohlis zurรผckgehalten. Wรคhrend Vertreter der Fraktion im Leipziger Stadtrat an der einen oder anderen Stelle im Netz lรคngst fleiรig und im Sinne liberaler Haltungen diskutierten, rauschte der offene Brief der Fraktionen der SPD, Linken und Grรผnen und letztlich der Jungen Union an ihnen ein wenig vorรผber. Umso deutlicher das Statement vom 17. November 2013.
Sie haben gehetzt und aufgerufen, Schweinekรถpfe auf dem Gelรคnde zu platzieren, wo die Ahmadiyya-Gemeinde eine Moschee errichten mรถchte. Sie - das sind Netzuser, welche sich auf der Facebookseite der "Bรผrgerinitiative Gohlis sagt Nein" herumtreiben. Nun ist passiert, wozu sie zumindest verbal so bereit waren, dass sie es offen angesprochen, diskutiert und scheinbar im Scherz geplant haben. In der Nacht haben vermutlich Moscheebaugegner auf dem Gohliser Grundstรผck Bleichertstraรe, Ecke Georg-Schumann-Straรe fรผnf Schweinekรถpfe auf Pfรคhle gespieรt und offenbar auf diese Weise versucht, das Gelรคnde fรผr die Muslime zu entweihen.
Das Projekt โLZ TVโ (LZ Television) der LZ Medien GmbH wird gefรถrdert durch die Sรคchsische Landesanstalt fรผr privaten Rundfunk und neue Medien. Diese Maรnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sรคchsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
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