Neben der „Aktionswoche“ der Bäuerinnen und Bauern will kommende Woche auch die Lokführergewerkschaft wieder streiken, wogegen die Deutsche Bahn rechtliche Schritte angekündigt hat. Außerdem wurde ein Mann bei einem Messerangriff in Bischofswerda getötet und in Schkeuditz wurde eine Joggerin durch einen Schuss aus einem Jagdgewehr verletzt. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende des 6./7. Januars 2024 in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Drei Monate nach Hamas-Angriff auf Israel: Pro-Palästina-Demo in Leipzig

Drei Monate nach dem Hamas-Angriff auf Israel sind am Wochenende erneut rund 400 Menschen der pro-palästinensischen Szene durch die Leipziger Innenstadt gezogen. Aufgerufen zu der Demonstration am Samstag unter dem Motto „Stoppt den Genozid! Freiheit für Palästina“ hatte die Gruppe Handala, die für ihre imperialistische Deutung des Israel/Palästina-Konflikts bekannt ist. Angemeldet war die Demoroute vom Willy-Brandt-Platz durch die Innenstadt bis zum US-Konsulat.

Die Demonstrierenden kritisierten die humanitäre Katastrophe in Gaza und sprachen von einem „Genozid“. Dieser sei keineswegs eine politische Bezeichnung, sondern an objektiven Kriterien abzulesen. Aus dem Demonstrationszug heraus riefen die Teilnehmer*innen Passant*innen dazu auf, sich über die Lage in Palästina zu informieren. Darüber hinaus forderten die Demonstrierenden, dass Deutschland seine Waffenlieferungen an Israel stoppe.

Kundgebung in Gedenken an Oury Jalloh in Dessau

Auch in Dessau (Sachsen-Anhalt) wurde am Wochenende demonstriert. Mehrere hundert Menschen kamen am Sonntag bei Minusgraden in Dessau zusammen, um an Oury Jalloh zu erinnern und gegen Polizeigewalt zu demonstrieren. Der aus Sierra Leone stammende Mann war am 7. Januar 2005 in einer Gewahrsamszelle der Dessauer Polizei im Alter von 36 Jahren verbrannt. Er war an Händen und Füßen gefesselt.

Die Umstände seines Todes wurden trotz eines Prozessmarathons nie vollends aufgeklärt und gelten bis heute als umstritten.

Gegen 18 Uhr endete die Demonstration in Dessau mit einer Abschlusskundgebung vor dem Polizeirevier Dessau, wo Oury Jalloh starb. Auf Plakaten war unter anderem die Forderung zu lesen, die Polizei abzuschaffen. Wie bereits mehrmals auf vergangenen Gedenkkundgebungen trat der linke Musiker und Aktivist Mal Élevé am Sonntag im Rahmen der Demo auf.

LokfĂĽhrergewerkschaft ruft von Mittwoch bis Freitag zum Bahnstreik auf: Deutsche Bahn will gegen Streik klagen

Am letzten Tag des sogenannten Weihnachtsfriedens zwischen der LokfĂĽhrergewerkschaft GDL und den Bahnunternehmen hat die GDL am heutigen Sonntag im laufenden Tarifkonflikt erneut zum Warnstreik aufgerufen. Diesmal sollen die ZĂĽge drei Tage lang stillstehen: In der Nacht zum Mittwoch soll der Ausstand beginnen, bis Freitagabend soll er andauern.

In einer ersten Reaktion hat die Hauptakteurin auf Arbeitgeberseite, die Deutsche Bahn (DB), angekündigt, rechtlich gegen den angekündigten Warnstreik vorgehen zu wollen. Der Streik habe weder Legitimation noch Grund, erklärte Martin Seiler, Personalvorstand der DB.

Die DB hatte noch am Freitag erklärt, der GDL ein Angebot vorgelegt zu haben, um die bereits Ende 2023 angekündigten längeren Streiks für Anfang Januar abwenden zu können. Dieses Angebot reichte der GDL offenbar nicht aus, sodass bereits ab Dienstagabend (9. Januar) erneut bundesweit mit massiven Einschränkungen im Zugverkehr zu rechnen ist.

Mann bei Messerangriff in Bischofswerda getötet

Im ostsächsischen Bischofswerda ist in der Nacht zum Sonntag ein 50-jähriger Mann aus Kasachstan tödlich verletzt worden. Nach Angaben der Polizei soll es ich bei dem Tatverdächtigen um einen ebenfalls aus Kasachstan stammenden 44-Jährigen handeln, der vorläufig festgenommen wurde.

Gegen 2:30 Uhr soll der Tatverdächtige den 50-Jährigen aus Kasachstan und einen 18-jährigen Mann aus der Ukraine mit einem Messer auf dem Altmarkt in Bischofswerda (Westrand der Oberlausitz) angegriffen haben. Der 18-Jährige überlebte schwer verletzt. Zu den Hintergründen der Tat hat die Polizei bisher keine Informationen geteilt.

Joggerin durch Schuss bei Treibjagd nahe Schkeuditz verletzt

Und in Schkeuditz bei Leipzig, genauer gesagt im Ortsteil Hayna, wurde eine Joggerin am Samstag von Schüssen aus einer Bockflinte getroffen und verletzt. Die 48-Jährige musste nach Angaben der Polizei ambulant in einem Krankenhaus behandelt werden. Die Schüsse stammten laut Polizei aus dem Gewehr eines 54-jährigen Jägers, der an einer Treibjagd teilnahm.

Der Jäger gab an, dass seine Flinte zu Boden gefallen sei und daraufhin unbeabsichtigt zwei Schüsse gelöst wurden, von denen mindestens einer die joggende Frau traf. Sie befand sich zu diesem Zeitpunkt auf einem Weg, dessen Betreten während der Jagd durch einen Verantwortlichen gestattet war. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung.

GroĂźbrand in Naunhof

Im früheren Produktionsgebäudes des VEB Sachsenpelz – Naunhof ist in der Nacht zu Sonntag ein Brand ausgebrochen. Nach Angaben der Feuerwehr stand der Dachstuhl in Flammen. Die Kräfte der Feuerwehren Naunhof, Ammelshain, Brandis, Klinga, Großpösna, Pomßen und Beucha brauchten am Sonntag mehrere Stunden, um den Brand zu löschen.

Der entstandene Sachschaden und die Brandursache sind nach Angaben der Feuerwehr zum jetzigen Zeitpunkt unbekannt.

WorĂĽber die LZ am Wochenende berichtet hat:

BĂĽrgerumfrage 2022: BedĂĽrftige wollen oft keinen WBS, Reiche schon

Geplanter Flughafenausbau: Marco Böhme hat da noch ein paar Fragen an die Staatsregierung

Klimaerwärmung: „Warming-Stripes-Tram“ geht am Mittwoch in Leipzig auf die Strecke

Letzter Finanzbericht 2023: Rutscht Leipzig jetzt in die Schulden?

Disput in der Leipziger Linkspartei

Was am Wochenende noch wichtig war: Die Leipziger Linkspartei hat am Wochenende ihre Direktkandidat*innen für die Landtagswahlen in Sachsen im September aufgestellt. Überraschenderweise hat der Stadtverband eine erneute Kandidatur des Leipziger Landtagsabgeordneten Marco Böhme diesmal nicht empfohlen, wie die LVZ berichtet.

Die stimmberechtigten Parteimitglieder stimmten dennoch für die Kandidatur des 34-Jährigen. Hintergrund der Nicht-Empfehlung sei ein noch nicht aufgearbeiteter, mutmaßlicher Vorfall sexueller Gewalt, in den Böhme allerdings nicht verwickelt sei, betonte der Stadtverband der Linkspartei.

Jörg Kachelmann spendet über 1.000 Euro an Leipziger „Omas gegen Rechts“

Und der Journalist und Moderator Jörg Kachelmann hat der Leipziger Gruppe „Omas gegen Rechts“ offenbar ein zwar verspätetes, aber fettes Weihnachtsgeschenk gemacht: Die aktivistische Gruppe, die regelmäßig an linken Demos in Leipzig teilnimmt beziehungsweise diese organisiert, bedankte sich in den sozialen Medien am Wochenende für eine Spende in Höhe von über 1.000 Euro von einem „Jörg Kachelmann“, beigefügt war ein Screenshot einer Überweisung via Paypal.

Kachelmann bestätigte die Spende mit einem Tweet. „Froh, dass es die Omas gegen Rechts Leipzig gibt“, schrieb der bekannte Moderator. Man müsse den öffentlichen Raum gegen Nazis verteidigen.

Bundesweite Bauernproteste starten

Was morgen wichtig wird: Am Montag, dem 8. Januar 2024, startet die sogenannte „Aktionswoche“, im Rahmen derer die Bäuerinnen und Bauern bundesweit unter anderem gegen ein Ende der staatlichen Dieselsubvention demonstrieren wollen. Geplant sind Blockaden von Autobahnauffahrten, auch in Leipzig. Am Montagmorgen soll es in Leipzig außerdem einen Traktor-Korso auf dem Innenstadtring geben.

Für Mittwoch hat der Sächsische Bauernverband eine Versammlung auf dem Dresdner Theaterplatz angekündigt, die bis auf eine Rede von CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer „unpolitisch“ bleiben soll.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Luise Mosig über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar