Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte am Vormittag die Jüdische Religionsgemeinde Leipzig zu einer Besichtigung und einem nicht-öffentlichen Gespräch. Anlass war der zweite Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel, in dessen Zeichen der heutige Tag auch sonst stand. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, dem 7. Oktober 2025, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Steinmeier in Leipzig: Bundespräsident will Jüdinnen und Juden den Rücken stärken

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69, SPD) hat am Dienstagvormittag die Jüdische Religionsgemeinde Leipzig besucht, dort angesichts des Laubhüttenfestes zur Erinnerung an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten zunächst eine Laubhütte im Innenhof besichtigt. Anschließend traf sich das deutsche Staatsoberhaupt in der nahen Synagoge Keilstraße mit Gemeindemitgliedern.

Gedenken an den 7. Oktober 2023 in der Brodyer Synagoge Leipzig. Foto: Lucas Böhme
Gedenken an den 7. Oktober 2023 in der Brodyer Synagoge Leipzig: Der Überfall der Hamas und seine Folgen haben sich tief in das kollektive Gedächtnis Israels und darüber hinaus gegraben. Foto: Lucas Böhme

Begleitet wurde Steinmeier durch seine Ehefrau Elke Büdenbender (63), anwesend beim Termin waren auch Leipzigs OBM Burkhard Jung (67, SPD) sowie Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (67, SPD). Die Visite Steinmeiers gilt als wichtiges Zeichen am zweiten Jahrestag des Überfalls der islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023.

Bei dem Terrorakt wurden etwa 1.200 Menschen brutal massakriert und 250 nach Gaza verschleppt. Von aktuell rund 50 Entführungsopfern in den Händen der Hamas sollen etwa 20 heute noch am Leben sein.

Der Terrorangriff löste den Gaza-Krieg der israelischen Regierung aus, der seinerseits zu zehntausenden Todesopfern unter Palästinensern führte und trotz zuletzt intensivierter Friedensbemühungen noch nicht beendet ist. Zunehmender Antisemitismus und Vorwürfe gegen Israels Führung haben das Klima seitdem auch in Deutschland aufgeheizt. Im Gespräch mit Steinmeier, das allerdings nicht öffentlich war, dürfte dies thematisiert worden sein – mehr dazu erzählte Gemeindemitglied Eta Zachäus hier.

Mahnwache und angekündigte Handala-Demo

Im Hinblick auf Steinmeiers Besuch und die Brisanz des heutigen Datums hat sich auch die Polizei auf einen größeren Einsatz vorbereitet. Am Abend fand eine Mahnwache in der Gottschedstraße zur Erinnerung an die Opfer des 7. Oktober 2023 statt.

Nach vorläufiger Schätzung versammelten sich hier 200 Menschen. Vor Ort wurde ein Schabbat-Tisch aufgestellt, fünf wegplatzierte Stühle sollen symbolisch an die Menschen erinnern, die nicht mehr dabei sein können. Auf ihnen sind Erinnerungen an das Massaker zu lesen und Namen von Opfern. Dazu wurde gebetet.

An besagtem Ort in der Gottschedstraße war im September 1855 eine Synagoge eingeweiht worden. 1938 fiel sie bei der „Reichspogromnacht“ der Zerstörung durch das NS-Regime anheim.

Für Dienstagabend ist zudem eine Demonstration der Gruppierung Handala vom Rabet Richtung Innenstadt angekündigt. Handala wird von Kritikern Antisemitismus, eine Verharmlosung von Terrorismus und eine Nähe zur Hamas vorgeworfen.

Handala-Demo am Abend des 7. Oktober 2025 in Leipzig. Foto: Jan Kaefer
Handala-Demo am Abend des 7. Oktober 2025 in Leipzig. Foto: Jan Kaefer

Sachsens Landesamt für Verfassungsschutz stuft die Gruppe als extremistisch ein. Ein Kollege ist vor Ort, wir werden dazu nachberichten.

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Was sonst noch wichtig war:

Auf dem Leipziger Nikolaikirchhof wurde am Vormittag bei Bauarbeiten ein verdächtiger Gegenstand entdeckt und das Areal teils abgesperrt: Inzwischen ist klar, dass es sich um eine unscharfe Stabbrandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg handelte. Laut Polizei transportierten Spezialkräfte das Objekt zur fachgerechten Entsorgung ab, eine Evakuierung des Umfelds war nicht nötig.

Zudem teilt die Polizei mit, dass seit dem frühen Morgen drei Schwerlasttransporter, die ein Windrad transportieren, kurz vor Groitzsch feststecken. Eine teilweise Straßensperrung soll noch bis in die Nacht andauern.

Auch über Leipzig hinaus wurde heute an die Opfer des Terrors vom 7. Oktober 2023 erinnert.

Ein früherer NPD-Funktionär wurde in Görlitz verurteilt, da er seine Stieftöchter vergewaltigt und sie zudem anderen Männern „angeboten“ haben soll.

Nach seiner Visite in Leipzig war Bundespräsident Steinmeier am Nachmittag wieder in Berlin, wo er eine neue Richterin sowie zwei neue Richter für das Bundesverfassungsgericht ernannte.

In Herdecke (NRW) wurde die designierte Bürgermeisterin Iris Stalzer (57, SPD) mit lebensbedrohlichen Stichverletzungen aufgefunden. Ermittler gehen aktuell von keinem politischen Hintergrund aus.

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