Mit der Sächsischen Corona-Notfall-Verordnung vom 19. November mussten die Leipziger Kulturhäuser ihre Veranstaltungen bis mindestens 9. Januar absagen. Mit einer Weiterführung des Normalbetriebs im neuen Jahr rechnen die wenigsten. Deshalb stellen nun einige Betriebe, unter anderem das Theater der Jungen Welt (TDJW) und das Schauspiel Leipzig auf Online-Angebote um. Und machen gleichzeitig auf die prekäre Situation der Kulturbranche und der Künstler/-innen aufmerksam.

Schauspiel Leipzig

Das Schauspiel Leipzig bietet verschiedene Produktionen täglich rund um die Uhr auf der Streamingplattform dringeblieben.de an. Darunter das von Regisseur Philipp Preuss entwickelte vierteilige Internet-Projekt „k.“ nach Texten von Franz Kafka. Darunter der Roman „Das Schloss“. Jede Vorstellung von „k.“ entstand live, aus dem Zusammenspiel der Schauspieler/-innen, zu Hause vor ihren Computern und verbunden nur durch das Netz. K.s Irrlauf durch die Welt des Schlosses wird darin zu einer surrealen Parabel auf die neu entstandene hermetische Welt der Isolation. Der Theaterfilm „Widerstand“ unter Regisseur Enrico Lübbe feierte schon im Frühjahr 2021 Premiere und ist zugleich die Uraufführung des ersten Theatertextes von Lukas Rietzschel, der mit dem Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ 2018 ein viel beachtetes Debüt vorlegte. „Widerstand“ entwirft anhand einer Familiengeschichte das Bild einer Gesellschaft und die Atmosphäre einer Gegenwart, deren Substanz erhebliche Risse aufweist.

Das szenische Projekt „Die Leiden des jungen Azzlack“, angelehnt an Goethes „Die Leiden des jungen Werther“, erzählt die Geschichte des jungen A., der hierzulande mit verschiedenen Kulturen und Sprachen aufgewachsen und vertraut ist. In seinem Solo erzählt A. mit Humor, Sarkasmus und auch mit Wut über sein Leben und verhandelt die nicht einfach zu beantwortenden Fragen nach Sprache und Identität.

Die Tickets kosten zwischen 5 und 20 Euro. Weitere, teils kostenlose Angebote gibt es auf der Website des Schauspiels Leipzig.

Theater der Jungen Welt

Die Junge Wildnis des TDJW verlagert die Spielclubs und das partizipative Projekt „Zwischen Räubern und Regeln“ vorerst in den digitalen Raum. Das zweite derzeit laufende partizipative Projekt „Jung & Wyld“ wird ebenfalls komplett kontaktlos stattfinden und auch eine digitale Präsentation erarbeiten.

Der digitale Spielplan des TDJW, der bereits seit Beginn der Spielzeit besteht, wird mit weiteren kontaktlosen Vorstellungsangeboten ausgebaut – mit Digitalklassikern als auch neuen Inszenierungen, die diese Spielzeit Premiere feierten.

Der Sonnenstrahlen sammelnde „Frederick“ (3 plus) wird die Zoom-Konferenzen wieder zum Leben erwecken und hat nun Verstärkung mit der kleinen Sekunde im Familienstück „Alt mal kurz!“ (4 plus). Dort erkundet sie seit September, was es mit der Zeit und dem Älterwerden auf sich hat. Auch das Streamangebot auf dringeblieben.de wird erweitert: „Das Neinhorn“ (6 plus) galoppiert durch den Stream und das Flockengestöber in „Schule des Wetters: Schnee“ (6 plus) tanzt digital.

„Das TDJW leistet damit seinen Beitrag, um der kritischen Corona-Lage in Leipzig und Sachsen zu begegnen und die zu schützen, die es (momentan noch) nicht können“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Als Kinder- und Jugendtheater wollen wir an dieser Stelle mit Nachdruck auf die Situation junger Menschen hinweisen. Nach der Belastung des Homeschoolings und der Zunahme psychischer sowie physischer Probleme durch soziale Distanzierung sitzen Schüler/-innen bei Höchstinzidenzen zwar im Präsenzunterricht, doch Kultur- und Freizeitangebote sind eingeschränkt oder untersagt.“

Kulturelle Teilhabe werde erschwert; Entwicklungsmöglichkeiten junger Menschen behindert. Dass auch die Theatervermittlung in der Jungen Wildnis für Kinder und Jugendliche unter 16 nicht im Theaterhaus fortgeführt werden könne, sei „bitter und nicht nachvollziehbar“. „Dass diese Angebote in den nächsten Verordnungen genauso behandelt werden sollten wie die von Sportvereinen sowie Tanz-, Musik- und Kunstschulen, ist dringend erforderlich“, heißt es seitens des TDJW.

„Alles wieder auf null: Die Kulturhäuser stellen ihre Angebote auf digital um“ erschien erstmals am 17. Dezember 2021 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 97 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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