Der Fund sorgte für Schlagzeilen. Das Interesse am Prozessauftakt hielt sich in Grenzen. Der Rechtsextremist Uwe N. muss sich seit Freitag vor dem Landgericht wegen Drogengeschäften verantworten. Aufmerksame Beamte hatten den polizeibekannten Colditzer am 26. September 2014 auf frischer Tat mit rund 1,8 Kilo Crystal und 350 Gramm Marihuana im Gepäck erwischt.

Uwe N. ist im Muldental kein Unbekannter. Die Familie des 26-Jährigen gilt in der lokalen Naziszene als einflussreich. Mit seinen Kameraden soll der Angeklagte seit Jahren die Kleinstadt Colditz tyrannisieren. Das ist bis auf Weiteres Geschichte.

Die Verfahrensbeteiligten verständigten sich auf einen Deal. Bei einem Geständnis winken dem Drogendealer unter Einbeziehung einer anderweitigen Verurteilung knapp fünf Jahre Haft. Die Vorwürfe sind schwer: Seit Mai 2013 soll N. mit illegalen Betäubungsmitteln gehandelt haben, um seine eigene Crystal-Sucht zu finanzieren. Zuletzt rauchte der erwerbslose Facharbeiter täglich zwei bis vier Gramm der gefährlichen Modedroge.

Verteidiger Stephan Bonell räumte die Straftaten für seinen Mandanten vollumfänglich ein. Dieser habe zum damaligen Zeitpunkt “massiv unter dem Einfluss von Drogen” gestanden. Am 5. Juni 2013 suchten Polizisten gegen 0:30 Uhr Uwe N. daheim auf. Dessen Pkw war unmittelbar zuvor in einen Wildunfall verwickelt gewesen. Der Fahrer beging Fahrerflucht.

Ob Uwe N. am Steuer gesessen hatte, ist ungeklärt. Tatsache ist, dass die Beamten auf dem Rückweg von dessen Wohnsitz in der Ortschaft Möseln einen Rucksack auffanden, den sie ihm zuordnen konnten. Darin entdeckten die Ordnungshüter rund 40 Gramm Crystal.

Am 26. September 2014 fiel Polizeioberkommissar Martin V. während einer Streifenfahrt auf, dass sich Uwe N. mit einem weiteren polizeibekannten Drogenkonsumenten traf. “Wir hatten den Verdacht, dass dort Straftaten begonnen worden sein könnten.”

Als die Männer den Polizisten bemerkten, verhielten sich die beiden merkwürdig. Beide waren augenscheinlich auf Drogen. Uwe N. warf vor lauter Aufregung seinen Autoschlüssel auf des Nachbars Grundstück. In seinen Taschen fanden die Beamten ein Feuerzeug sowie 595 Euro in Bar. Uwe N. erzählte den Ordnungshütern, er habe das Geld in der Spielothek gewonnen. Dies konnten die erstaunten Beamten nicht so ganz glauben. Ein Schnelltest schlug bei dem Feuerzeug stark auf Amphetamin-Anhaftungen an.

Noch war sich der Verdächtige siegesgewiss. “Er war sich absolut sicher: Ihr könnt uns gar nichts”, beschrieb Martin V. das euphorische Verhalten des Crystal-Konsumenten. Nachdem ein Staatsanwalt die Durchsuchung von N’.s Auto angeordnet hatte, tickte dieser aus. Er versuchte zu fliehen, rannte in das Haus seines mutmaßlichen “Geschäftspartners”, schlug dabei Martin V. die Nase blutig. Als ihn die Polizisten zu Boden rangen, schrie er: “Der Stoff ist im Auto.” Tatsächlich befanden sich die Drogen aber im Hausflur in einem Rucksack, den Uwe N. zuvor bei sich geführt hatte.

Der Drogenfund löste vergangenen Herbst ein größeres Medieninteresse aus. Uwe N. galt bis dato als ein Kopf der Colditzer Naziszene. Hinweise, dass der Neonazi mit den Erlösen aus den Drogengeschäften politische Strukturen unterstützt haben könnte, förderte der Prozess bislang allerdings nicht zu Tage. “Er hat mit dem Weiterverkauf seine eigene Drogensucht finanziert”, erklärte Bonell.

In der Tat wirkte der Angeklagte bei Prozessauftakt körperlich angeschlagen. “Ich hatte kein Zeitgefühl”, nuschelte der Colditzer, als er dem Gericht seine Suchterfahrungen schilderte. Neben den Drogendeals habe er über keine größere Einnahmequelle verfügt. “Meine Mutter hat mir mal zwanzig, dreißig Euro zugesteckt.”

Der Prozess wird fortgesetzt.

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