In der Nacht zum heutigen Dienstag rief die Gewerkschaft ver.di zum Warnstreik der Beschäftigten der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB), deren Tochternehmen LeoBus sowie der Leipziger Stadtverkehrsbetriebe (LSVB) auf. Seit 3.00 Uhr morgens, zu Beginn der Frühschicht, versammelten sich zahlreiche Mitarbeiter*innen an den Betriebsbahnhöfen. Bis 12 Uhr kommt es im Linienbetrieb zu Änderungen und Ausfällen. Auch die Aktivist*innen der Leipziger Ortsgruppen von Fridays For Future sowie Students For Future und Mitglieder von DIE LINKE beteiligten sich an den Streiks.

Am vergangenen Freitag, den 25. September, hatte die Gewerkschaft die bundesweit geplanten Aktionen angekündigt. Man wolle damit den „Druck auf die Arbeitgeber […] erhöhen, da sich die Arbeitgeber gegen die Aufnahme von Tarifverhandlungen ausgesprochen haben“, hieß es in der offiziellen Mitteilung. Ver.di fordert bundesweit einheitliche Regelungen für die Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr in Fragen der Nachwuchsförderung, Entlastung sowie dem Ausgleich von Überstunden und Zulagen für Schichtdienste.

Angesichts des Fachkräftemangels und nicht ausreichend nachrückendem Nachwuchs steht für die Gewerkschaft die notwendige Verkehrswende auf dem Spiel. Im Kampf gegen den Klimawandel spielt der öffentliche Nahverkehr eine zentrale Rolle. Um Anreize zu schaffen – wen vom Auto und hin zu Bussen und Bahnen – bedarf es einer Umstrukturierung des ÖPNV. Diese allerdings ist ohne ausreichend Personal nur schwer möglich.

Um Nachwuchs anzuwerben und zu halten, fordert ver.di die Verhandlung eines bundesweiten Rahmentarifvertrags. Diese lehnten die Arbeitgeberverbände ab. In Sachsen wolle man außerdem für eine Reduzierung der Arbeitszeit auf 38 Stunden, höhere Gehälter sowie Sonderzahlungen für langjährige Beschäftigte kämpfen.

„Seit März kennen die Arbeitgeber unsere Forderungen, seit Juli warten wir auf eine Antwort. Nun teilen Sie mit, dass sie die Chance, bundesweit für Entlastung zu sorgen, nicht ergreifen“, so der Gewerkschafts-Landesbezirk Nordsachsen. „Der Warnstreik ist ein entschlossener Weckruf an die Arbeitgeber, an den Verhandlungstisch zu kommen. Nicht nur die Beschäftigten auch die Fahrgäste profitieren von ausgeruhten und gesunden Fahrerinnen und Fahrern. Die Arbeitgeber haben mit ihrer Verweigerungshaltung den Streik provoziert. Wir hoffen, dass sie das Signal verstehen und baldmöglichst in Verhandlungen eintreten werden.“

Zu den Forderungen der Beschäftigten bekennt sich auch Fridays For Future. Denn auch die Klimabewegung setzt sich ein für die Neuorientierung des öffentlichen Nahverkehrs als umweltfreundlicher Alternative zum Privatauto. Bereits seit gut einem Jahr arbeite man bundesweit zusammen, erklärt Katharina von der Leipziger Ortsgruppe gegenüber L-IZ. „Wir kämpfen für Verkehrskonzepte, in denen nicht an erster Stelle das Auto steht. Um das zu erreichen, muss der ÖPNV attraktiver gestaltet werden: höhere Taktung, mehr Haltepunkte und mehr Platz, auch für Fahrräder. Dafür bedarf es mehr Personal, das unter fairen Bedingungen arbeitet.“

Bereits am 18. September organisierten Fridays For Future Leipzig und Students For Future Leipzig gemeinsam mit ver.di eine Veranstaltung zur geforderten Verkehrswende auf dem Augustusplatz. Mitglieder der Ortsgruppen sowie von DIE LINKE waren auch heute Morgen vor Ort, um den Beschäftigten des ÖPNV solidarisch den Rücken zu stärken.

Marc Backhaus, Sprecher der Leipziger Verkehrsbetriebe, sieht die Schwierigkeiten der örtlichen Streiks vor allem darin, Akzeptanz und Verständnis der Bürger*innen zu gewinnen. In Zeiten von Corona herrsche in den Leipziger Bussen und Bahnen noch immer gemäßigter Betrieb. Für die Nutzer*innen des ÖPNV seien die Streiks schwer nachvollziehbar.

Die LVB hatte von den Aktionen ebenso am 25. September erfahren. Über die konkreten Auswirkungen auf den Linienbetrieb konnten im Vorfeld keine Angaben gemacht werden. “Verhandlungen über Tarifverträge werden von den Arbeitsgeberverbänden gesteuert, wir haben demnach keinen Einfluss auf die Streiksituation.” Die Verkehrsbetriebe hatten ihre Kund*innen darum gebeten, Alternativen zu nutzen.

Auch im öffentlichen Dienst (TVÖD) wird gestreikt. Nachdem die zweite Runde der seit Monaten geführten Tarifverhandlungen am 22. September ergebnislos blieb, kündigten die Gewerkschaften bundesweite Streikaktionen an. Am 22. Oktober startet die dritte Verhandlungsrunde.

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